Real:
Bremerhaven - Helgoland vom 29.08.1999 bis zum 31.08.1999
Heligonisch:
in Jolsee / Seefahrt vom 29. Tag im 3. Heliosmond, 27 n.A.III bis zum 31. Tag im 3. Heliosmond, 27 n.A.III

Eigentlich waren alle ein wenig misstrauisch; damals, als Jens-Hendrik Nilsson „der Rote“ den Thronsaal des Barons der Niederlormark, Friedrich von Ilmenau betrat. Doch was er zu berichten wußte, ließ sein etwas abgenutzt wirkendes Äußeres in den Hintergrund treten. Nachdem er, vom Baron wegen seiner ehrfurchtgebietenden Schädelspalterfahne etwas auf Distanz gehalten, in seinen Erzählungen etwas abschweifte kam er schließlich zur Sache und erzählte von einer offensichtlich überaus mißglückten Schiffsreise, die ihn allerdings in einer wahren Odyssee auf ein entferntes Inselarchipel geführt hatte, das zu entdecken er nun wiederum das Glück hatte.
Er war vor Jahresfrist mit der Holk „Stolz von Wiesloch“ am Oberlauf des Jolborn aufgebrochen, um eine Ladung Brennholz flußabwärts nach Darian zu bringen. Sehr zu seinem Unglück verlor er allerdings bald die Orientierung, nahm versehentlich Kurs auf die hohe See, um dort jedoch in einen Sturm zu geraten und sein Schiff in der allgemeinen Verwirrung schließlich auf ein Korallenriff zu setzen. Der Holk war leckgeschlagen und sank auf der Stelle, die Männer konnten sich mit knapper Not ans Ufer retten.
Dort angekommen, stellten sie fest, dass sie vom Regen in die Traufe gekommen waren: Die Insel war von schrecklichen Menschenfressern bewohnt, deren Haut vermutlich durch eine geheimnisvolle Feuerzeremonie wie verbrannt und daher gänzlich schwarz ist. Diese Menschen haben – so der ehemalige Kapitän – lange, scharfe Zähne und stechende Augen. Sie sind wild und tragen absonderliche Kleidung.
Aber das wunderlichste an der Insel sind ihre Pflanzen und Tiere. Es gibt dort hohe Bäume mit Blättern, die groß und lang sind. Auf ihnen wachsen seltsame Knollen, die harte, braune Kerne haben. Man kann, so Nilsson, diese Kerne aufschlagen. Darin findet sich Schnee, der jedoch nicht kalt ist sondern süß. Außerdem sind sie mit einem besonderen Saft gefüllt, der so köstlich ist wie es nicht einmal echt Jolberger Schädelspalter zu sein vermag (bei diesem Satz nimmt er einen tiefen Schluck aus einer Flasche an seinem Gürtel). Aber das allerbesonderste seien diese Körner (nun holt er ein kleines, durchsichtiges Fläschchen, bis an den Rand gefüllt mit Hasenkötteln hervor. Nachdem das schallende Gelächter des Barons verklungen ist, öffnet er es und reicht ihm einige Körner). Sie hätten einen unnachahmlich scharfen Geschmack und auf den Pfefferinseln (das habe er mit eigenen Augen gesehen) benutzen es die Inselbewohner für Heilungszwecke und um ihre Speisen zu würzen. Angeblich hilft es gegen Zahnschmerzen, Erkältungen im Hals, Vergiftungen und sei sogar gut für die Manneskraft und vieles mehr. Es verbreite im Körper ein Feuer, das sicher auch für Soldaten von Nutzen sein könnte, wenn sie im Winterlager unter großer Kälte zu leiden hätten: Sie bräuchten einfach nur einige Körner zu essen, um sich wieder aufgewärmt zu fühlen. Anfangs wollte Friedrich von Ilmenau dem wunderlichen Kauz sein Seemannsgarn zwar nicht abnehmen, jedoch sein Vorkoster bekommt allerdings nach dem Genuss einer einzigen Handvoll der seltsamen Körner Schweißausbrüche und scheint tatsächlich auch ein kurioses Feuer im Hals zu verspüren, das er kurzerhand mit dem Wasser aus einem nahe stehenden Blumentopf zu löschen versucht.
Das noch allerbesonderste sei jedoch, dass auf jenen Inseln ein ungeheurer Reichtum auf den Entdecker warte: In den Tempeln und Palästen der Insulaner fänden sich zuhauf Gegenstände, die nicht nur oberflächlich mit Aurazith verziert sind, sondern gar gänzlich aus dem edlen Metall gemacht sind!
Er, so führte der Ostarier mit mittlerweile glühenden Augen weiter aus, sei der einzige, der dazu in der Lage ist, jenen zauberischen Ort ein weiteres Mal aufzufinden, da alle Mitglieder seiner Mannschaft von den grausamen Inselbewohnern ermordet und hernach verspeist wurden. Er selbst sei ohnehin nur aufgrund eines glücklichen Zufalls auf einem selbst gezimmerten Floß entkommen.
Mit traurigem Blick führt Nilsson weiter aus, dass er zwar dieses Wissen habe, ihm aber die Mittel fehlten, ein weiteres Mal mit einer ordentlichen Expedition jenen sagenhaften Ort aufzusuchen.
Bis zum heutigen Tage weiß keiner, ob Jens-Hendrik Nilsson dem Baron der Niederlormark nur einen riesigen Bären aufgebunden hatte, oder ob ein Körnchen Wahrheit in seiner Geschichte steckte. Der Baron jedoch schien so beeindruckt von den Erzählungen über diese sagenhafte Insel in der Jolsee, dass er kurzerhand ein Schiff ausrüstete, um im 3. Helios-Mond des Jahres 27 n.A.III in Marola auszulaufen.
Bei strahlenden Sonnenschein setzte die Mannschaft der „Irmgard-von-Ilmenau“ die Segel, während der Kapitän stolz am Bug stand. Doch schon bald stellte sich heraus, dass die Mannschaft, die er in allen möglichen zwielichtigen Spelunken angeheuert hatte, nicht ganz die Seemannserfahrung hatte, die sie bei ihrer Einstellung angegeben hatte. Der erste Offizier Sempelquast entpuppte sich als Landratte und verbrachte den größten Teil der Reise unter Deck, weil ihm übel war. Einige Mitglieder der Besatzung verfolgten ihre eigenen Ziele und dachten gar nicht daran fremde Inseln zu erforschen. Vielmehr sollte das Reiseziel nach ihren Vorstellungen verändert werden, was dazu führte, dass die Schiffskarten immer wieder ausgetauscht wurden. Da Jens-Hendrik Nilsson nicht immer ganz klaren Geistes war und es auch mit seinen Kenntnissen bei der Navigation nicht weit her war, bemerkte er die Veränderungen zuerst gar nicht. Später dann vertuschte er seine Orientierungslosigkeit vor seinem Geldgeber. Der Baron, sowie seine Schwester und sein Herold hatten zum Glück überhaupt keine Ahnung von der Seefahrt und merkten nicht, dass der Kurs beinahe stündlich geändert wurde.
Doch zu guter Letzt erreichte man eine Insel und ging dort an Land. Doch hier fand der Kapitän weder den erhofften Reichtum, noch die schrecklichen Bewohner. Gegen Letzteres hatte er jedoch eine schnelle List zur Hand. Ein paar Leute der Besatzung bemalten sich die Gesichter mit Teer, kleideten sich mit Lumpen und Blättern und sprachen zu den „Eroberern“ mit wilden Gebärden in einem unverständlichen Kauderwelsch.
Die Situation war also gerettet! Die Mannschaft sammelte verschiedene der exotischen Pflanzen und Tiere. Der Schriftgelehrte Cyriacus Indelfuss machte noch ein paar Aufzeichnungen, wobei auch er seine eigenen Interessen verfolgte. Er wollte eigentlich die Insel Yagibur erreichen, doch auch diese Insel barg für ihn interessante Entdeckungen, die er für sich behielt.
Der Baron ließ die Flagge der Niederlormark auf dem Atoll hießen und ging zufrieden über den Ausgang der Expedition wieder an Bord. Er wähnte sich als Herrscher einer Insel, die sagenhaften Reichtum barg.
Wie aus dem Friedrich-von-Ilmenau-Atoll das Herzog-Uriel-II-Atoll wurde, das ist eine andere Geschichte…..

Was in jener Nacht geschah, als der Baron, sein Herold und seine Schwestern in ihre Kajüten zum Schlafen gelegt wurden, soll nun erzählt werden.
Um den Betrug mit den „Eingeborenen“ zu vertuschen, wurde den hohen Herrschaften im Wein ein Schlaftrunk verabreicht. Mit vereinten Kräften schaffte die Mannschaft den Baron unter Deck und vertuschte ihre Machenschaften, um sich dann ordentlich zu betrinken. Keiner bemerkte in dieser feucht-fröhlichen Nacht, wie sich ein Wesen an Bord schlich, das seit vielen Jahren auf eine solche Gelegenheit gewartet hatte. Vorbei an den betrunkenen Seeleuten, fand es seinen Weg in die Kabine des Barons. Nur kurz erhellten die Sterne das Gesicht dieser Kreatur, das fahle Licht spiegelte sich in den riesigen Augen wider, die kalt und berechnend die Umgebung erkundeten. Als sie vor der Koje des Barons stand, wusste sie, dass sie am Ziel ihrer Wünsche angelangt war: ein Schiff, das sie von der Insel brachte und einen männlichen Humanoiden, der ihre Eier befruchten kann. Also legte sie sich zu ihm.

Friedrich von Ilmenau wird von den Ereignissen jener Nacht kaum eine Erinnerung haben, einen seltsamen Traum von einer schönen, exotischen Frau vielleicht, aber ansonsten macht ihm nur seine Seekrankheit zu schaffen.
Sorgsam versteckt die Kreatur die befruchteten Eier im Gepäck des Barons und verbirgt sich selbst unter seiner Koje. Niemand hegt auch nur irgendeinen Verdacht, denn die Mannschaft ist viel zu sehr mit ihren eigenen Dingen beschäftigt. Der treue Herold sorgt sich zwar um die Gesundheit seines Herrn, jedoch hat auch er zunehmend mit der Übelkeit zu kämpfen. Auch in den darauf folgenden Nächten liegt sie bei ihm, doch er kann sich nicht wehren, denn ihr Duft macht ihn wehrlos.
In die Niederlormark zurückgekehrt, ist die Reise und die Entdeckung des Atolls das Gesprächsthema im ganzen Königreich. Irgendwann kehrt der Alltag wieder ein und alles geht wieder seinen gewohnten Gang…. vorerst jedenfalls.