Im 1. Saarka, 27 n.A.III
Ausgabe 7

Meine Erlebnisse auf dem Gelehrtenconvent zu Escandra

Nach einer langen, aber ereignislosen Reise traf ich in Escandra ein, um an dem dort abgehaltenen Convent der heligonischen Magier und Gelehrten teilzunehmen.

Es hatten sich dort viele Gelehrte versammelt, die von dem Prior Magnus des Nexus Corene begrüßt wurden. Bei dieser Begrüßung wurde auch das bevorstehende Programm vorgestellt, welches zum einen aus einer Vortragsreihe verschiedener Gelehrten über die unterschiedlichsten Themati bestand, zum anderen in der Durchführung eines großen Experiments.

Dieses bestand darin, daß versucht werden sollte, mehr über das Unsichtbare herauszufinden, da es sich in letzter Zeit immer häufiger gezeigt hatte und auch immer häufiger in das Leben in Heligonia eingegriffen hatte – zuletzt ziemlich deutlich in Sarniant auf dem dortigen Markttage.

Da das Unsichtbare dort Interesse an verschiedenen Steinplatten gezeigt hatte, die zusammengesetzt einen Plan ergeben sollten, der „die zerbrochene Stadt“ darstellte (eine große Stadt, die der Legende nach von den Göttern dafür bestraft wurde, daß sie sich in ihrem Glanze zu sehr diesen genähert haben sollte, unter anderem durch ein großes Bauwerk, von dessen Spitze aus man ganz Heligonia überblicken konnte), sollte nun versucht werden, durch ein Portal, welches die verschiedenen Sphären verband, in diese Stadt zu gelangen und dort Untersuchungen über sie anzustellen.

Auch sollte versucht werden, dort noch die Gefährtin eines Heliosgardisten zu finden, der am Rande des Parimawaldes gefunden wurde und der behauptete, in dieser Stadt gewesen zu sein. Er sei mit der ersten Expedition, die den Parimawald erkunden sollte, dorthin gelangt und habe in der Stadt seine Gefährten verloren. Er selber habe es irgendwie geschafft, die Stadt zu verlassen und habe ich dann wieder im Parimawald befunden.

So wurde nun beschlossen, einerseits die Gefährtin in der Stadt zu suchen, andererseits dort mehr über die Stadt selbst und damit dann auch über das Unsichtbare herauszufinden.

Bei dem ersten Gang in die Stadt fanden wir dort viele zerstörte Gebäude vor, in denen sich zwei Menschen versteckten, die wohl in der Stadt zu leben schienen. Sie wurden wohl verfolgt von einem Wesen, welches sie „den Jäger“ nannten. Tatsächlich konnten wir mehrere solche Wesen beobachten – sie waren grauslich anzusehen, mit langen Klauen an den Händen und bleichen Gesichtern. Es war uns gesagt worden, daß wir für die Bewohner der Stadt nicht zu erkennen wären, wenn wir es nicht wollten. So war es auch, wir wurden nicht bemerkt, bis plötzlich eine Stimme „Hierher“ rief, so daß nun „der Jäger“ auf aus aufmerksam wurde und sich uns zuwandte, ja uns sogar angriff.
Der Zauber wurde daraufhin sofort unterbrochen, und wir fanden uns wieder in dem Labor in Esacandra, von wo aus wir aufgebrochen waren. Es war uns leider nicht möglich, herauszufinden, wer aus unserer Gruppe die Abschirmung durchbrochen hatte, so daß beschlossen wurde, die nächsten Versuche durchzuführen, während der Prior Magnus den Zauber überwachte. So würde eine Sabotage zwar nicht unmöglich werden, doch könnte man sie immerhin rechtzeitig entdecken, womit uns die Möglichkeit gegeben war, den Schuldigen immerhin stellen zu können.
Während der Prior den Zauber neu fokussierte, nutzte ich die Zeit, einen der Vorträge zu besuchen, die angeboten wurden.

Ich entschied mich für einen Vortrag über das Ameryll, in dem das Wissen, welches wir über dieses „Metall“ haben, kurz zusammengefaßt wurde und auch auf die Gefahren eingegangen wurde, die sich bei der Beschäftigung mit diesem ergeben – eine Krankheit, die sich darin äußert, indem sich auf der Haut des Betroffenen rote Flecken zeigen, die sich schnell ausbreiten, aufbrechen und unweigerlich zum Tode führen. Es gab zwar einige Befallene, die auf wunderliche Weise geheilt wurden, doch ist bis zum heutigen Tage noch kein Heilmittel dagegen bekannt.

Anschließend besuchte ich noch einen Vortrag über die Phiare, in dem auf den deutlichen Zusammenhang dieser Wesen mit dem Ameryll hingewiesen wurde. Doch ist über diese Wesen bis auf Vermutungen nicht viel bekannt, außer der Tatsache, daß sie wohl alles wie ein Spiel sehen, welches zu ihrer Unterhaltung dient.

Der zweite Vortrag wurde kurz gestört, als uns mitgeteilt wurde, daß in der Universität wohl eine Phiare gesehen wurde. Nach diesen Vorträgen wurde beschlossen, einen weiteren Versuch zu wagen, in die Sphäre der Stadt zu gelangen.

Als wir dieses mal in der Stadt ankamen sahen wir die beiden Menschen schlafend auf dem Boden liegen. Wir näherten uns ihnen und entdeckten, daß sie merkwürdige Runen auf Stirn, Gesicht und Handrücken trugen. Auf ihrem Gewand befanden auch Ornamente, Runen und Schriftzeichen. Wir kopierten diese, um später genauere Untersuchungen darüber anzustellen. Wir wagten es schließlich auch, die beiden zu wecken und anzusprechen.

Sie reagierten äußerst schreckhaft auf uns und stellten und Fragen, die bekanntermaßen dazu geeignet sind, herauszufinden, ob man es mit natürlichen Wesen oder mit Manifestationen zu tun hat. Als wir schließlich zu dem entscheidenden Punkt der Unterhaltung kamen, wurde der Zauber unterbrochen, so daß wir uns wieder in der Universität wiederfanden. Dort erwarteten uns zwei Phiare, die uns einerseits verboten, wieder in ihre Domäne einzudringen und uns andererseits fragten, was wir dort zu suchen hätten. Als wir dies ihnen erklärten, sagten sie uns wiederum zu, die Stadt zu betreten, wenn wir das Spiel gewinnen würden, welches sie für uns initiieren würden. Was für ein Spiel, dies sagten sie uns nicht. Da es jedoch unsere einzige Chance war, gingen wir darauf ein.

Zu unserem Entsetzen zeigte sich bei einigen Teilnehmern der Expedition – darunter auch bei mir – die sogenannten ialdischen Flecken, einer Krankheit, die eigentlich nur nach einer längeren Beschäftigung mit Ameryll auftritt, und die meistens tödlich verläuft. So war zu unseren Aufgaben noch die dazu gekommen, ein Heilmittel gegen diese Krankheit zu finden.

Am nächsten Morgen starteten wir die nächste Expedition in die Stadt, völlig ungewiß darüber, ob uns die Phiare dies überhaupt gestatten würden.

Zwei von uns betraten die Stadt, um herauszufinden, ob dies gefahrlos möglich wäre. Nach längerer Zeit kam dann der Prior heraus und wies uns an, im Hofe nachzusehen, vor dort würde das Ritual gestört. Dort fanden wir seinen Gehilfen, der gerade dabei war, ein Pergament voll von Runen zu lesen, während er auf dieses Linien zeichnete. Nach einem strengen Verhör gestand er schließlich, für die Störung verantwortlich zu sein. Nachdem diese Quelle entfernt worden war, wurde beschlossen, den Versuch fortzusetzen.

Wir kamen in der Stadt an, wurden aber von den Phiare am weitergehen gehindert. Sie fragten uns, welches Spiel zu spielen wir uns denn nun entschlossen hätten. Nach mehreren Vorschlägen, die sie allesamt ablehnten, versuchte eine Bardin es schließlich damit, daß sie ihnen ein Liedchen vorspielte, was den Phiare dann schließlich auch zu genügen schien – man sieht, daß sich diese Wesen wohl nur an ihrer eigenen Freude orientieren.

Wir fanden dann wiederum die beiden Menschen, die uns auch bemerkten. Wir berichteten von unserem Ansinnen und fragten sie, ob sie uns helfen könnten. Sie bejahten dies, teilten uns aber mit, dazu müßten sie in ihr Versteck gelangen, welches sie aber nur erreichen könnten, wenn sie von Erinnerungen umgeben seien, die sie von dem Jäger abschirmen würden. Diese Erinnerungen waren Wesen, die in der Stadt umherstreiften und nur ihrem Meister, dem Herr der Erinnerungen verpflichtet waren. Wir wiederum baten sie, uns zum Herrn der Erinnerungen zu führen, so daß wir diesen um seine Hilfe bitten könnten. Da wir uns räumlich nur sehr begrenzt bewegen konnten, sollte sie voraus gehen, wir würden dann den Zauber auf sie erneut fokussieren und zu ihr kommen.

Als wir dann schließlich beim Herr der Erinnerungen ankamen und unsere Bitten äußerten, versprach dieser, uns zu helfen, wenn wir zuvor seinen Sohn finden und zu ihm zurückbringen würden. Er beschrieb uns seinen Sohn und nannte uns auch einen Weg, wie wir uns ihm gegenüber als Gesandte des Vaters zu erkennen geben konnten. Dazu brauchten wir sein Tagebuch. Dieses wiederum fanden wir in den Händen der Phiare, die sich bereit erklärten, es uns als Austausch gegen einen Schädel aus Ameryll zu geben, oder zumindest gegen ein Stück davon.
Nach langem Suchen fanden wir schließlich einen solchen Schädel in dem Badehaus der Universität.

Nachdem wir diesen den Phiare übergeben hatten, gaben uns diese eine Seite aus dem Tagebuch. Darin fanden wir die Information, wo sich Sören (so hieß er) am liebsten aufgehalten hatte – am Platz der Spiegel. Wir suchten diesen Platz auf und fanden dort zwei Erinnerungen, auf welche die Beschreibung zu passen schien. Nachdem wir die beiden mit den Dingen, die wir über Sören wußten konfrontiert hatten, reagierte langsam aber sicher eine davon. Nach langem weiteren Zureden fand er schließlich einen Teil seiner Erinnerung wieder, er wurde zu einer Halberinnerung. Diese schickten wir mit der Zauberin, als die sich die Hilfesuchende inzwischen herausgestellt hatten zu dem Herrn der Erinnerungen zurück.

Dort angekommen, trafen wir Vater und Sohn vereint und voller Freude wieder. Der Herr der Erinnerungen löste sein Versprechen ein und beauftragte fünf Erinnerungen, die Zauberin zu begleiten. Nachdem der Herr der Erinnerungen auch noch dem Gardisten erlaubt hatte, seine Wünsche zu äußern, erfuhren wir auch noch den Platz, an dem er seine Gefährtin zuletzt gesehen hatte. Wie baten die Zauberin, uns dort zu erwarten, damit wir uns anhand ihrer Ausstrahlung unseren Zauber dorthin fokussieren konnten.

Dort angekommen erwartete uns eine böse Überraschung. Wir fanden zwar nicht die Gefährtin, aber es befanden sich dort einige tote Ödländer, von denen einer das magische Artefakt trug, welches auf Burg Fheyn verloren ging. Es war jedoch unvollständig. Den Gardisten schien dies jedoch nicht zu kümmern, so daß uns der Verdacht kam, daß wir betrogen worden waren. Wir schlugen ihn nieder, um ihn dann später in unserer Sphäre zu verhören. Das Artefakt wiederum beanspruchte die Magierin für sich, es würde ihrem Orden gehören. Sie teilte uns auch mit, daß sie den Erinnerungen nicht trauen würde und daß es, da ihr Gefährte spurlos verschwunden war nur noch eine Möglichkeit gebe, mit der sie sicher in das Versteck ihres Ordens gelangen könnte. Sie würde ein Ritual vorbereiten, in dem einer der unsrigen dann einen mächtigen Dämonen beschwören würde, auf den sich dann der Jäger, eine Manifestation des Unsichtbaren, stürzen würde. Dies würde ihr die Gelegenheit geben, sicher in ihr Versteck zu gelangen, wo sie uns dann erwarten würde, um uns den Heiltrank gegen die Krankheit auszuhändigen. Wir willigten ein und verließen die Stadt, um nach einer Stunde zu ihr zurückzukehren. In der Zwischenzeit wollten wir denjenigen erwählen, der den Dämon rufen sollte.

Zurück in Escandra brach sofort ein großer Streit aus, da keiner von uns es gestatten wollte, einen solch mächtigen Dämon zu rufen, da dabei die Gefahr bestand, daß das Unsichtbare auf den Convent aufmerksam werden würde und dann gegen diesen vorgehen würde. Wir versammelten uns und beratschlagten, was man als Alternative versuchen könnte, um das Unsichtbare abzulenken. Mit einigen Ideen machten wir uns dann zurück auf den Weg in die Stadt.

Dort erwartete uns die Magierin schon, das Ritual war schon begonnen und vorbereitet, zu Ende geführt zu werden. Wir äußerten unsere Bedenken und breiteten ihr unsere Vorschläge aus, die sie jedoch alle als undurchführbar ablehnte. Sie würde den Dämon auf jeden Fall beschwören, nur um zu verhindern, daß er das Versteck ihres Ordens finden könne. Nachdem ich ein Gespräch mit den ebenfalls anwesenden Phiare geführt hatte, schien sich jedoch anzudeuten, daß uns keine andere Möglichkeit blieb, als dieses hohe Risiko einzugehen. So willigten wir ein und ich meldete mich freiwillig, um den Dämonen zu rufen, da ich, sollte das Ritual fehlschlagen aufgrund der Krankheit nichts mehr zu verlieren hatte. Es erklärten sich dann noch Tanarian und ein Krieger bereit, mich zu begleiten und auf mich zu achten, so daß mir nichts geschehen konnte, soweit man dies bei einem solchen Vorhaben behaupten kann.

Ich vollendete also das Ritual indem ich den Dämonen bei seinem Namen rief, worauf er dann auch erschien. Doch sah ich mich außerstande, den Ort zu verlassen, so daß der Dämon mich bemerkte und anfing, zu mir zu sprechen. Er fragte mich nach meinem Namen, den ich ihm auch gab, so sehr war ich von ihm eingenommen. Auf die Frage, woher ich denn käme, konnte ich jedoch die Kraft aufbringen, nicht zu antworten. Als er weiter zu mir sprach, fühlte ich jedoch einen Zwang zu reden, so daß ich ihm auf seine weiteren Fragen Antwort gab. So erfuhr er von mir, daß er hier getötet werden sollte, daß es „mir“ nur um sein Leben ging. Es gelang dem Krieger schließlich mich ein wenig zurückzudrängen, so daß ich aus seinem Einflußbereich entweichen konnte. Dann bemerkte der Dämon, wohin er gerufen worden war, doch da hatte sich dann doch auch schon das Unsichtbare auf ihn gestürzt und ihn vernichtet. Dann wurde der Zauber unterbrochen. Völlig entkräftet und bar jeder Nerven fand ich mich in Escandra wieder, wo ich erfuhr, daß sich der Zauber, nachdem er von uns unterbrochen worden war, wieder von alleine aufgebaut hatte. Wir traten also noch einmal durch das Portal, worauf wir uns an dem Ort des Ordens befanden, wo uns die Zauberin schon erwartete. Sie dankte uns und gab jedem, der erkrankt war, das Heilmittel. Mir jedoch händigte sie einen Vorrat davon aus, den ich hinterher der Prinzessin Syria Jaldis übergab, so daß sie – da sie sich von uns allen am längsten mit der Krankheit befaßt hatte – ihn analysieren konnte und so vielleicht die Rezeptur erkunden konnte. Nachdem sie uns noch bat, ihr alle Teile der Karte der zerbrochenen Stadt auszuhändigen, damit das Unsichtbare sie nicht erkunden konnte, verließen wir sie und kehrten nach Escandra zurück.


Neue wissenschaftliche Veröffentlichungen

Der Vorsteher der Bibliothek zu Escandra, Rolvanus Esgadran, läßt verlauten, daß anläßlich des Gelehrtenkonvents neue umfassende Werke herausgebracht wurden. Es handelt sich hierbei unter anderem um interessante Erkenntnisse auf dem Gebiet der Beschwörungen und der Resonanzen. Dies stellt eine interessante Bereicherung der bisher veröffentlichten Traktate dar.

Geneigte Leser mögen sich an die königliche Schhreibstube wenden, wo sämtliche, der Öffentlichkeit zugängliche Werke zu erhalten sind.

Ausgabe 7 des Helios-Boten im Dezember 1999
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