Hiermit sei es kundgetan, dass es unserem Herrn und König, Helos Aximistilius III. gefällt, nach 12 Jahren einen neuen Census im Reiche Heligonia durchführen zu lassen. Auf dass er weiß, wer in seinem Land lebt und so die Steuern schätzen lassen kann. Ein jeder, der von Stand ist und über Untertanen herrscht, hat aus diesem Grunde Steuerlisten zu erstellen.
Auf jenen seien alle Städte, Ortschaften und Weiler zu verzeichnen, alle Plätze die rechtschaffene Leute ihr Heim nennen. Und sind Zelte und Karavanen die Heimat, so ist auch das festzuhalten. Des Weiteren ist die Zahl der Bewohner, sowie deren Berufe und Einkünfte festzuhalten. Auf das alle Bewohner bekannt werden, die da sind im Land und die Gewerbe treiben.
Zu guter Letzt ist zu vermerken, welche Art, Güte und Menge von Waren in jedem Teil des Landes hergestellt wird und welche Gewinne damit gemacht werden. Zwei Abschriften der Listen sind zu erstellen, wovon die erste an den eigenen Lehensherren, die zweite an meiner selbst oder einen meiner Stellvertreter zu übergeben ist. So ist dem unmittelbaren Herren und auch dem König bekannt, wer sein Untertan ist. Es ist die Pflicht aller, die Listen zu erstellen haben, diese bis zum letzten Tag des 2. Saakra im Jahre
38 n.A. III fertig zu stellen und einzureichen. Respekt und Ehre sei allen, die da rechtschaffen ihre Pflicht tun, denn sie sind gute Untertanen und der König blickt wohlwollend auf sie. Schimpf und Schande aber jenen, die da versuchen ihren Herren und König zu übervorteilen.
Gegeben zu Escandra am 29. Tag des 3 Helios im Jahre 38 n.A. III
Wieland Feinkorn Reichskämmerer
Hiermit sei es kundgetan, dass es unserem Herrn und König, Helos Aximistilius III. gefällt, nach 12 Jahren einen neuen Census im Reiche Heligonia durchführen zu lassen. Auf dass er weiß, wer in seinem Land lebt und so die Steuern schätzen lassen kann. Ein jeder, der von Stand ist und über Untertanen herrscht, hat aus diesem Grunde Steuerlisten zu erstellen.
Auf jenen seien alle Städte, Ortschaften und Weiler zu verzeichnen, alle Plätze die rechtschaffene Leute ihr Heim nennen. Und sind Zelte und Karavanen die Heimat, so ist auch das festzuhalten. Des Weiteren ist die Zahl der Bewohner, sowie deren Berufe und Einkünfte festzuhalten. Auf das alle Bewohner bekannt werden, die da sind im Land und die Gewerbe treiben.
Zu guter Letzt ist zu vermerken, welche Art, Güte und Menge von Waren in jedem Teil des Landes hergestellt wird und welche Gewinne damit gemacht werden. Zwei Abschriften der Listen sind zu erstellen, wovon die erste an den eigenen Lehensherren, die zweite an meiner selbst oder einen meiner Stellvertreter zu übergeben ist. So ist dem unmittelbaren Herren und auch dem König bekannt, wer sein Untertan ist. Es ist die Pflicht aller, die Listen zu erstellen haben, diese bis zum letzten Tag des 2. Saakra im Jahre
38 n.A. III fertig zu stellen und einzureichen. Respekt und Ehre sei allen, die da rechtschaffen ihre Pflicht tun, denn sie sind gute Untertanen und der König blickt wohlwollend auf sie. Schimpf und Schande aber jenen, die da versuchen ihren Herren und König zu übervorteilen.
Gegeben zu Escandra am 29. Tag des 3 Helios im Jahre 38 n.A. III
Wieland Feinkorn Reichskämmerer
Am 28. Tag des 1.Helios im Jahre 38 n.A.III erfüllte in aller Frühe das poenagesegnete Schreien eines neugeborenen Kindes die Mauern des altehrwürdigen Mirainer Schlosses. Eilends wurde der junge Prinz Halmar Arwel und Prinzessin Alessia Velana geweckt, damit sie ihr kleines Schwesterlein Lenia Orwyn Sarava begrüßen und zärtlich in ihre Mitte nehmen mögen. Fünf weitere Tage sollte es dauern, da stieß der überglückliche Vater, Fürst Leomar von Drachenhain, zu seiner Familie und ließ, wie unsere rasch genesene Landesmutter Baronin Leabell, alle Staatsgeschäfte ob der Feierlichkeit für einige Tage ruhen.
Auch in den Straßen der Städte sowie in den Häusern des tlamanischen Landvolkes freuten die Menschen sich landauf, landab und priesen die große Gunst der Götter.
Heron Krummbrecht
Am 28. Tag des 1.Helios im Jahre 38 n.A.III erfüllte in aller Frühe das poenagesegnete Schreien eines neugeborenen Kindes die Mauern des altehrwürdigen Mirainer Schlosses. Eilends wurde der junge Prinz Halmar Arwel und Prinzessin Alessia Velana geweckt, damit sie ihr kleines Schwesterlein Lenia Orwyn Sarava begrüßen und zärtlich in ihre Mitte nehmen mögen. Fünf weitere Tage sollte es dauern, da stieß der überglückliche Vater, Fürst Leomar von Drachenhain, zu seiner Familie und ließ, wie unsere rasch genesene Landesmutter Baronin Leabell, alle Staatsgeschäfte ob der Feierlichkeit für einige Tage ruhen.
Auch in den Straßen der Städte sowie in den Häusern des tlamanischen Landvolkes freuten die Menschen sich landauf, landab und priesen die große Gunst der Götter.
Heron Krummbrecht
Tageskurse
Aurazith 1 heligonische Unze 1 Dukaten und 8 Groschen
Ein Bündel Rosshaar 5 Kreuzer
Söldnerlohn 1 Tag 6 Groschen und 1 Kreuzer
Langschwert 28 Dukaten
Schweinedarm 1 Kreuzer
Der Aurazithpreis steigt noch immer leicht. Der Preis von Söldnerlöhnen und Waffen verteuert sich ebenfalls weiterhin, Grund dafür ist der anhaltende Konflikt mit Stueren.
Tageskurse
Aurazith 1 heligonische Unze 1 Dukaten und 8 Groschen
Ein Bündel Rosshaar 5 Kreuzer
Söldnerlohn 1 Tag 6 Groschen und 1 Kreuzer
Langschwert 28 Dukaten
Schweinedarm 1 Kreuzer
Der Aurazithpreis steigt noch immer leicht. Der Preis von Söldnerlöhnen und Waffen verteuert sich ebenfalls weiterhin, Grund dafür ist der anhaltende Konflikt mit Stueren.
Tageskurse
Aurazith 1 heligonische Unze 1 Dukaten und 8 Groschen
Ein Bündel Rosshaar 5 Kreuzer
Söldnerlohn 1 Tag 6 Groschen und 1 Kreuzer
Langschwert 28 Dukaten
Schweinedarm 1 Kreuzer
Der Aurazithpreis steigt noch immer leicht. Der Preis von Söldnerlöhnen und Waffen verteuert sich ebenfalls weiterhin, Grund dafür ist der anhaltende Konflikt mit Stueren.
Was sich schickt:
- ehrliche Übereinkünfte
- Kindergeburten
- die geplante Volkszählung
- Musik und Tanz
- ordentliche Flottenmanöver
Und was nicht:
- falsche Versprechungen
- Kindesentführungen
- geplante Auswanderung
- Nächtliche Belästigung
Was sich schickt:
- ehrliche Übereinkünfte
- Kindergeburten
- die geplante Volkszählung
- Musik und Tanz
- ordentliche Flottenmanöver
Und was nicht:
- falsche Versprechungen
- Kindesentführungen
- geplante Auswanderung
- Nächtliche Belästigung
Was sich schickt:
- ehrliche Übereinkünfte
- Kindergeburten
- die geplante Volkszählung
- Musik und Tanz
- ordentliche Flottenmanöver
Und was nicht:
- falsche Versprechungen
- Kindesentführungen
- geplante Auswanderung
- Nächtliche Belästigung
Zum Bürger des Monats wurde von der Jury dieses Mal ausnahmsweise keine Einzelperson, sondern ein ganzer Berufsstand ernannt: die Künstler der Stadt Betis und des Königreichs Heligonia! Diesen sei zu verdanken, welch frohes, ausgefülltes und inspiriertes Leben man in der freien Reichsstadt zu führen in der Lage sein, so die Jury in ihrer Begründung. Deshalb sei es nur Recht, allen Künstler, ob sie Schauspieler, Maler, Musiker oder Schriftsteller seien, für ihre Kunst zu danken und damit der Hoffnung Ausdruck zu verleihen, noch lange in den Genuss ihrer Darbietungen zu kommen.
Zum Bürger des Monats wurde von der Jury dieses Mal ausnahmsweise keine Einzelperson, sondern ein ganzer Berufsstand ernannt: die Künstler der Stadt Betis und des Königreichs Heligonia! Diesen sei zu verdanken, welch frohes, ausgefülltes und inspiriertes Leben man in der freien Reichsstadt zu führen in der Lage sein, so die Jury in ihrer Begründung. Deshalb sei es nur Recht, allen Künstler, ob sie Schauspieler, Maler, Musiker oder Schriftsteller seien, für ihre Kunst zu danken und damit der Hoffnung Ausdruck zu verleihen, noch lange in den Genuss ihrer Darbietungen zu kommen.
Zum Bürger des Monats wurde von der Jury dieses Mal ausnahmsweise keine Einzelperson, sondern ein ganzer Berufsstand ernannt: die Künstler der Stadt Betis und des Königreichs Heligonia! Diesen sei zu verdanken, welch frohes, ausgefülltes und inspiriertes Leben man in der freien Reichsstadt zu führen in der Lage sein, so die Jury in ihrer Begründung. Deshalb sei es nur Recht, allen Künstler, ob sie Schauspieler, Maler, Musiker oder Schriftsteller seien, für ihre Kunst zu danken und damit der Hoffnung Ausdruck zu verleihen, noch lange in den Genuss ihrer Darbietungen zu kommen.
Was die Heligonier am liebsten hören
1 (3) Findabair – „Eine Insel mit zwei Bergen“
2 (2) Ostarische Utzgan-Nationalmannschaft mit H. Schönefonte – „Sempre Utzgan“
3 (-) Die Wüstenlärchen – „Sedomeesische Tänze“
4 (5) Hariolf und Engolf – „Die Herbstblume“
5 (1) Raimondo Altongo – „Oh la la, Bella!“
6 (-) Stachel – „Ödlinge“
7 (-) Rodebar – „Ebendrum will ich nicht kämpfen“
8 (4) W.A. Mordshart – „Wein‘ nicht um mich Emarania!“
9 (-) Stachel – „Mond über Schustergass'“
10 (-) Kinderchor des Atzelsteiner Waisenhauses – „Der Bischof kommt, der Bischof kommt!“
Was die Heligonier am liebsten hören
1 (3) Findabair – „Eine Insel mit zwei Bergen“
2 (2) Ostarische Utzgan-Nationalmannschaft mit H. Schönefonte – „Sempre Utzgan“
3 (-) Die Wüstenlärchen – „Sedomeesische Tänze“
4 (5) Hariolf und Engolf – „Die Herbstblume“
5 (1) Raimondo Altongo – „Oh la la, Bella!“
6 (-) Stachel – „Ödlinge“
7 (-) Rodebar – „Ebendrum will ich nicht kämpfen“
8 (4) W.A. Mordshart – „Wein‘ nicht um mich Emarania!“
9 (-) Stachel – „Mond über Schustergass'“
10 (-) Kinderchor des Atzelsteiner Waisenhauses – „Der Bischof kommt, der Bischof kommt!“
Was die Heligonier am liebsten hören
1 (3) Findabair – „Eine Insel mit zwei Bergen“
2 (2) Ostarische Utzgan-Nationalmannschaft mit H. Schönefonte – „Sempre Utzgan“
3 (-) Die Wüstenlärchen – „Sedomeesische Tänze“
4 (5) Hariolf und Engolf – „Die Herbstblume“
5 (1) Raimondo Altongo – „Oh la la, Bella!“
6 (-) Stachel – „Ödlinge“
7 (-) Rodebar – „Ebendrum will ich nicht kämpfen“
8 (4) W.A. Mordshart – „Wein‘ nicht um mich Emarania!“
9 (-) Stachel – „Mond über Schustergass'“
10 (-) Kinderchor des Atzelsteiner Waisenhauses – „Der Bischof kommt, der Bischof kommt!“
Eine erstaunliche Anzahl von fünf Neueinstiegen gibt es in diesen Tagen in der „Gunst und Kunst“-Liste. „Das,“ so der zuständige Redakteur der Betiser Tribüne, „zeigt, wie vielfältig die heligonische Kultur in den vergangenen Jahren geworden ist. Wahrlich, der heligonischen Liedkunst stehen güldene Zeiten bevor!“
Im Stadtteil „Alte Stadt“ wurde von sedomeesischen Ogedinnen ein Gebäude erworben, welches zukünftig als kulturelles Zentrum für den urogedischen Glauben dienen soll. Aus dem Großen Rat der freien Reichsstadt verlautete, man freue sich sehr über diese Bereicherung der Kultur der Stadt.
Eine erstaunliche Anzahl von fünf Neueinstiegen gibt es in diesen Tagen in der „Gunst und Kunst“-Liste. „Das,“ so der zuständige Redakteur der Betiser Tribüne, „zeigt, wie vielfältig die heligonische Kultur in den vergangenen Jahren geworden ist. Wahrlich, der heligonischen Liedkunst stehen güldene Zeiten bevor!“
Im Stadtteil „Alte Stadt“ wurde von sedomeesischen Ogedinnen ein Gebäude erworben, welches zukünftig als kulturelles Zentrum für den urogedischen Glauben dienen soll. Aus dem Großen Rat der freien Reichsstadt verlautete, man freue sich sehr über diese Bereicherung der Kultur der Stadt.
Eine erstaunliche Anzahl von fünf Neueinstiegen gibt es in diesen Tagen in der „Gunst und Kunst“-Liste. „Das,“ so der zuständige Redakteur der Betiser Tribüne, „zeigt, wie vielfältig die heligonische Kultur in den vergangenen Jahren geworden ist. Wahrlich, der heligonischen Liedkunst stehen güldene Zeiten bevor!“
Im Stadtteil „Alte Stadt“ wurde von sedomeesischen Ogedinnen ein Gebäude erworben, welches zukünftig als kulturelles Zentrum für den urogedischen Glauben dienen soll. Aus dem Großen Rat der freien Reichsstadt verlautete, man freue sich sehr über diese Bereicherung der Kultur der Stadt.
Gleich einem gleißenden Heliosstrahl erhellt seit dem 28. Tag des 1.Helios im Jahre 38 n.A.III ein freundliches Kinderantlitz die Welt und schenkt den Menschen zu Zeiten dräuenden Kriegssturms Mut und Zuversicht.
Denn an jenem Tage fand zu Mirain:
Prinzessin Lenia Orwyn Sarava von Drachenhain – Tlamana
den Weg in unsere Mitte, auf Poenas Leib.
Ihre Hochwohlgeboren Prinzessin Lenia ist nunmehr das dritte Kind des Fürsten Leomar und seiner Gemahlin Baronin Leabell von Tlamana.
Das Haus Drachenhain-Tlamana, es lebe hoch, hoch, hoch!
Drachenhainer Hofberichterstatter, Ruland vom Kerbelgehr
Gleich einem gleißenden Heliosstrahl erhellt seit dem 28. Tag des 1.Helios im Jahre 38 n.A.III ein freundliches Kinderantlitz die Welt und schenkt den Menschen zu Zeiten dräuenden Kriegssturms Mut und Zuversicht.
Denn an jenem Tage fand zu Mirain:
Prinzessin Lenia Orwyn Sarava von Drachenhain – Tlamana
den Weg in unsere Mitte, auf Poenas Leib.
Ihre Hochwohlgeboren Prinzessin Lenia ist nunmehr das dritte Kind des Fürsten Leomar und seiner Gemahlin Baronin Leabell von Tlamana.
Das Haus Drachenhain-Tlamana, es lebe hoch, hoch, hoch!
Drachenhainer Hofberichterstatter, Ruland vom Kerbelgehr
Im vergangenen Jahr wurde eifrig, aber eher im Stillen am neuen Lehen in Luchnar gearbeitet. Mittlerweile ist klar, dass es drei Siedlungen geben soll: Eine nahe Esclarmond, eine an der Q1 dicht der Grenze zu Flaitney und eine dazwischen. Die vorläufigen Namen lauten Neu-Esclarwehr, Heidehöhen und Moorwald. Die Ortschaften sollen durch den Ausbau eines bisher wenig begangenen Weges zwischen Esclarmond und der Grenze zu Flaitney miteinander verbunden werden.
Insbesondere an diesem Grenzort wird bereits intensiv gebaut, da die Q1 die Logistik wesentlich erleichtert. In Neu-Esclarwehr stehen zumindest Schuppen, die bis zum Wintereinbruch mit Baumaterial gefüllt werden sollen, um im nächsten Frühjahr rasch mit dem Bau von Häusern zu beginnen. Der dritte Ort wurde bisher nur von der Lage her festgelegt.
Ein Termin für die offizielle Gründung des Lehens steht immer noch nicht fest, ebenso wenig der Titel des Lehensnehmers. Bei letzterem wird es sich vermutlich um Eylwine von Esclarmond handeln.
Im vergangenen Jahr wurde eifrig, aber eher im Stillen am neuen Lehen in Luchnar gearbeitet. Mittlerweile ist klar, dass es drei Siedlungen geben soll: Eine nahe Esclarmond, eine an der Q1 dicht der Grenze zu Flaitney und eine dazwischen. Die vorläufigen Namen lauten Neu-Esclarwehr, Heidehöhen und Moorwald. Die Ortschaften sollen durch den Ausbau eines bisher wenig begangenen Weges zwischen Esclarmond und der Grenze zu Flaitney miteinander verbunden werden.
Insbesondere an diesem Grenzort wird bereits intensiv gebaut, da die Q1 die Logistik wesentlich erleichtert. In Neu-Esclarwehr stehen zumindest Schuppen, die bis zum Wintereinbruch mit Baumaterial gefüllt werden sollen, um im nächsten Frühjahr rasch mit dem Bau von Häusern zu beginnen. Der dritte Ort wurde bisher nur von der Lage her festgelegt.
Ein Termin für die offizielle Gründung des Lehens steht immer noch nicht fest, ebenso wenig der Titel des Lehensnehmers. Bei letzterem wird es sich vermutlich um Eylwine von Esclarmond handeln.
Nachdem sich die Streitigkeiten innerhalb Gaeltachts durch die Verbindung zwischen Seamus McGrath und der Schwester der Baronin Caillean McGodfrey Eilaine beigelegt werden konnten – der Bote berichtete – gibt es nun wieder Erfreuliches zu berichten. Am fünften Tag des zweiten Helios 38 n.A.III kam im Hause McGrath eine Tochter zur Welt. Sie trägt den Namen Kendra Flòraidh McGrath und wird im Alter von 3 Monden dem Volk bei einem großen Fest vorgestellt werden.
Nachdem sich die Streitigkeiten innerhalb Gaeltachts durch die Verbindung zwischen Seamus McGrath und der Schwester der Baronin Caillean McGodfrey Eilaine beigelegt werden konnten – der Bote berichtete – gibt es nun wieder Erfreuliches zu berichten. Am fünften Tag des zweiten Helios 38 n.A.III kam im Hause McGrath eine Tochter zur Welt. Sie trägt den Namen Kendra Flòraidh McGrath und wird im Alter von 3 Monden dem Volk bei einem großen Fest vorgestellt werden.
Martin Dorn wurde vom hohen Zirkel des Ordens zum Frater Primus des Ordens ernannt.
Nach dem Tod Theofried Barens kamen nach angemessener Zeit die Frater und die Scientii des Ordens zusammen um darüber zu beraten, wer fortan, besonders in Zeiten, in denen die Zukunft alles andere als friedlich aussieht, den Orden führen soll.
Lange wurde beraten. Einige der besonders kampferprobten Frater sprachen sich dafür aus, dass es ein besonders starker und kriegserfahrener Frater sein müsse, der der neue Primus sein sollte.
Die geschultesten der Scientii setzten sich dafür ein, dass es ein Frater sein solle, der besonders viel Besonnenheit mitbringe.
In beiden Gruppen waren diejenigen zu finden, die ein reines Herz für das wichtigste hielten, was ein Frater haben müsse.
So wurden viele Vorschläge gemacht und immer wieder wurde Martin Dorn als der passende Mann angeführt, um den Orden zu führen.
Herr Dorn, der selbst dem hohen Zirkel, dem höchsten Ordensgremium, angehört, hielt sich in dieser Debatte weise zurück, wissend, welche große Aufgabe es sei, den Orden zu führen. Und selbst als alle sich geeinigt hatten, bat er um eine Nacht, um zu den Vieren zu beten und Saarka ein Opfer zu bringen, um seine Entscheidung zu überdenken.
Alle Männer und Frauen des hohen Zirkels gestanden ihm dies zu und verbrachten selbst die Nacht damit, die Viere darum zu bitten, dass sie das Ordensgeschehen recht leiten mögen.
Am Morgen trat ein Rüstbursche zu Scientius Ralf, einem der hohen gelehrten des Ordens, und berichtete ihm, dass ihm in dieser Nacht Saarka im Traum erschienen sei. In diesem Traum führte sie ihn durch die Vierenburg und führte zu der Kammer, in der Herr Dorn schlief. Als er die Kammer öffnete, war darin nur heller Schein und dann erwachte er. Scientius Ralf hielt dies fürderst für den Versuch des Rüstburschen, Einfluss auf den hohen Zirkel zu nehmen. Doch als er im hohen Zirkel darüber berichtete, wurde von anderen Scientii und Frater berichtet, dass auch andere Rüstburschen, Knappen, Novizen und Adepten denselben Traum gehabt hätten.
Als Herr Dorn dies hörte, verstand er das Zeichen und nahm das Amt des Frater Primus des Ritterordens des Lichts zur Sichelmark an. Weise sei sein Geist, schnell sein Arm und stark sei sein Herz.
Ordenschronist Heinrich
Martin Dorn wurde vom hohen Zirkel des Ordens zum Frater Primus des Ordens ernannt.
Nach dem Tod Theofried Barens kamen nach angemessener Zeit die Frater und die Scientii des Ordens zusammen um darüber zu beraten, wer fortan, besonders in Zeiten, in denen die Zukunft alles andere als friedlich aussieht, den Orden führen soll.
Lange wurde beraten. Einige der besonders kampferprobten Frater sprachen sich dafür aus, dass es ein besonders starker und kriegserfahrener Frater sein müsse, der der neue Primus sein sollte.
Die geschultesten der Scientii setzten sich dafür ein, dass es ein Frater sein solle, der besonders viel Besonnenheit mitbringe.
In beiden Gruppen waren diejenigen zu finden, die ein reines Herz für das wichtigste hielten, was ein Frater haben müsse.
So wurden viele Vorschläge gemacht und immer wieder wurde Martin Dorn als der passende Mann angeführt, um den Orden zu führen.
Herr Dorn, der selbst dem hohen Zirkel, dem höchsten Ordensgremium, angehört, hielt sich in dieser Debatte weise zurück, wissend, welche große Aufgabe es sei, den Orden zu führen. Und selbst als alle sich geeinigt hatten, bat er um eine Nacht, um zu den Vieren zu beten und Saarka ein Opfer zu bringen, um seine Entscheidung zu überdenken.
Alle Männer und Frauen des hohen Zirkels gestanden ihm dies zu und verbrachten selbst die Nacht damit, die Viere darum zu bitten, dass sie das Ordensgeschehen recht leiten mögen.
Am Morgen trat ein Rüstbursche zu Scientius Ralf, einem der hohen gelehrten des Ordens, und berichtete ihm, dass ihm in dieser Nacht Saarka im Traum erschienen sei. In diesem Traum führte sie ihn durch die Vierenburg und führte zu der Kammer, in der Herr Dorn schlief. Als er die Kammer öffnete, war darin nur heller Schein und dann erwachte er. Scientius Ralf hielt dies fürderst für den Versuch des Rüstburschen, Einfluss auf den hohen Zirkel zu nehmen. Doch als er im hohen Zirkel darüber berichtete, wurde von anderen Scientii und Frater berichtet, dass auch andere Rüstburschen, Knappen, Novizen und Adepten denselben Traum gehabt hätten.
Als Herr Dorn dies hörte, verstand er das Zeichen und nahm das Amt des Frater Primus des Ritterordens des Lichts zur Sichelmark an. Weise sei sein Geist, schnell sein Arm und stark sei sein Herz.
Ordenschronist Heinrich
Unter den MadRuadh mehren sich Stimmen, die den Bau eines Niochs an der Grenze zu Flaitney durch die tieflandstämmigen Hochländer ablehnen. „Dies war unser Gebiet und jetzt gräbt man uns dort das Wasser ab – alle Händler auf der Q1 werden dort Rast machen!“ hört man an den Feuern. Die Rechtslage ist allerdings eindeutig, wie Heliosgeweihte sowohl aus Luchnar als auch aus den anderen Hochlandbaronien bestätigen. Das Gebiet wurde abgetreten, also kann den Bewohnern nicht verboten werden, dort Häuser zu bauen, wenn von Seiten der Druidh nichts dagegen spricht.
Unter den MadRuadh mehren sich Stimmen, die den Bau eines Niochs an der Grenze zu Flaitney durch die tieflandstämmigen Hochländer ablehnen. „Dies war unser Gebiet und jetzt gräbt man uns dort das Wasser ab – alle Händler auf der Q1 werden dort Rast machen!“ hört man an den Feuern. Die Rechtslage ist allerdings eindeutig, wie Heliosgeweihte sowohl aus Luchnar als auch aus den anderen Hochlandbaronien bestätigen. Das Gebiet wurde abgetreten, also kann den Bewohnern nicht verboten werden, dort Häuser zu bauen, wenn von Seiten der Druidh nichts dagegen spricht.
Wer hätte das gedacht – kaum ein Dutzend Wochen bin ich in den Diensten meines Herrn von Turlach, schon steht eine Expedition von hoher Bedeutung und großer Gefahr an. Nach Norden soll es gehen, ins Umland von Kratorpolis auf die Grenzburg Hadriansblick, die auf der anderen Seite des Flusses, also nicht mehr in Heligonia selbst, liegt! Bereits vor einiger Zeit wurde eine erste Truppe unter Ritter Hadrian von Sarras dorthin geschickt, der die bis dahin als Ruine dastehenden Gemäuer als Lager für Drachenhain aufzubauen begann. Der Fürst schickt nun diese Expedition aus, um die Grenzburg weiter aufzubauen, das Land zu sichern und schließlich mit den Bilchländern zu verhandeln. Diese Bilchländer, ich weiß nicht, was ich von ihnen halten soll: es sind Fremde und sie sollen in dieser Gegend leben – ich hoffe sie meinen es besser mit uns als die Stuerener, diese feigen Feinde des Fürstentums.
1. Tag des 2.Xurl im Jahre 36 n.A.III
Der Fürst persönlich hat uns, die Expedition „Bilchland“ auf der Drachentrutz verabschiedet. Nun geht es also los, es wird eine weite Reise sein.
13. Tag des 3.Xurl im Jahre 36 n.A.III
Von Störenweiler ging es tagelang auf einem Lastkahn flussaufwärts bis nach Kratorpolis. Von dort geht es nun weiter zu Fuß durch sumpfiges Gelände. Einen Tagesmarsch, so heißt es, haben wir noch vor uns. Die Stimmung ist gespannt, schließlich betreten wir fremde Gefilde, aber gut – endlich ist die Untätigkeit vorbei!
14. Tag des 3. Xurl im Jahre 36 n.A.III
Wir haben Hadriansblick erreicht! Doch nicht ohne Zwischenfall: In der Nacht waren wir unterwegs, hatten schon Lichter der Burg gesehen, da trafen wir auf dem Wege zwei bewaffnete Männer, in blauen Waffenröcken gekleidet und schwer gerüstet. Sie wollten uns die Passage verwehren, sagten, ihr Herr – der blaue Wächter – erlaube dies nicht. Es kam zu einer kurzen Diskussion und dann, ohne Vorwarnung, zum Kampf: ein Hinterhalt! Aus den Büschen kamen noch weitere von ihnen hervorgeprescht und griffen uns an. Doch der Trupp verteidigte sich tapfer und schlug den Feind in die Flucht. Sie schienen gewusst zu haben, wann wir kommen und wer wir sind, hörte ich doch den Ruf „Da sind sie, auf die Ritter zuerst!“. Ohne zu verweilen haben wir schnell die letzten Meter hinter uns gebracht und die schützende Burg erreicht. Doch es war nur ein kurzes Gefühl der Erleichterung – kaum trat ich durch das Tor lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Ich weiß nicht was es ist, aber irgendetwas stimmt hier nicht.
Die Besatzung der Burg sagt, die ganze Feste stünde unter dauernder Beobachtung der Bilchländer. Vielleicht ist es das, was mich so irritiert? Stuerener hat die Burgbesatzung aber noch keine gesehen, dass kann uns nur Recht sein. Doch wer waren dann die Männer, die uns angriffen?
Am Abend näherte sich ein primitives Weib – offenbar eine Bilchländerin – der Burg, mit Fellen bekleidet und mit Tierknochen geschmückt. Sie lud uns – in unserer Sprache, wenn auch gebrochen – zur Unterredung mit ihresgleichen in den Wald, den auf die Burg zu kommen lehnen die Bilchländer ab. Als sie anwesende Kinder der Handwerker sah sprach sie mit diesen und deren Mütter und gab ihnen einen Fruchtstein mit den Worten, dass dies ein Geschenk sei, welches über den Winter getrocknet und im Frühjahr ins Essen gerieben die Kinder zu starken Frauen und Männern machen werde. Ein gut gemeintes Geschenk, doch ob man diesem Weib vertrauen kann?
Wir machten uns, von der Frau geführt, nach kurzer Vorbereitung zum Treffen mit den Bilchländern auf, schließlich ist das der Zweck unserer Anwesenheit. Dabei kamen wir an einem schrecklichen Ort vorbei den sie einen „Warnplatz“ nennen: ein Platz, an dem sie die Überreste der von ihnen besiegten Feinde als Warnung belassen. Wir sollen also mit Menschen verhandeln, die Leichen zur Abschreckung auf Pfähle stecken? Ich will es nicht glauben …
Die Unterredung mit den Bilchländern war verwirrend. Sie sprechen unsere Sprache nur schlecht und verwenden Redewendungen, die wir nicht kennen. Sie zeigten sich nur bedingt interessiert an weiteren Verhandlungen, waren sehr zurückhaltend. Man werde einen Boten schicken, wenn man an weiteren Verhandlungen interessiert sei, so ihre lakonisches Versprechen. Ich weiß nicht, ob dies nun ein Erfolg war – immerhin haben wir sie getroffen. Aber wie es weitergehen soll bleibt unbestimmt.
Doch anderes berichteten sie uns, was mir im Moment mehr Sorge macht als die Verhandlungen. Dass die Burg ein verfluchter Ort sei, berichteten sie, und dass ein Reinigungsritual nach den Maßgaben ihrer Schamanin – das Weib das uns in der Burg kontaktierte – nötig sei um zu überleben, auch wenn dieses Ritual nur für kurze Zeit helfen würde. Und als wäre dies nicht genug: noch vor Mitternacht solle dieses Ritual vollbracht sein. Ich frage mich erneut: kann man diesen Bilchländern trauen? Oder wollen sie uns in eine blutige Fallen locken mit ihrer Zauberei?
Als wir gingen fiel mir auf, dass einzelne der Bilchländer immer wieder auf das Schwert meines Herren – das Drachenhainer Schwert, die Insignie des Schwertführers – deuteten und darüber tuschelten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihnen die Bedeutung der Insignie bekannt ist, doch scheinen auch sie die Erhabenheit Drachenhains zu spüren.
Zurück auf der Burg unterhielten sich die Herren, Ritter wie Gelehrte und Geweihte über die Angelegenheit des Fluches. Die Geweihten der Götter versicherten, dass dieser Fluch tatsächlich bestehe und kein Hirngespinst der Bilchländer sei. Aber ob das Reinigungsritual helfen würde oder die Sache noch schlimmer machen könnte? Es war keine einfache Entscheidung und schließlich blieb es jedem selbst überlassen, ob er das Ritual durchführen wollte oder nicht.
Mein Herr nahm an dem Ritual teil, und so taten es auch ich und viele andere. Zu einem fremden Gott – Andruch – sollten wir sprechen, uns reinigen und diesem Gott versichern, den Hass in uns zu besiegen und „dieser“ Schlacht fernzubleiben.
In den frühen Morgenstunde des 15. Tags des 3. Xurl im Jahre 36 n.A.III
Wir waren gerade in der Stube des Ritters Hadrian zusammengesessen als es geschah. Die Götter mögen uns gnädig sein!
Es muss zur Mitternachtsstunde gewesen sein, da machten sich die Bewohner der Burg, die schon vor uns da waren, und wie sich herausstellte all diejenigen, die sich nicht dem Ritual unterzogen hatten wie benebelt auf den Weg in den Hof. Sie unterbrachen plötzlich die Gespräche und Tätigkeiten, reagierten auf keine Ansprache. Auf dem Hof angelangt legten sie sich auf den Boden und waren da wie eingeschlafen. Doch dann bewegten sie sich wieder, vollführten Bewegungen, als ob sie etwas vom Boden aufschlürfen würden. Sie bewegten sich immer schneller und wilder und stießen dabei kehlige Rufe aus. Plötzlich hielten sie ein und erst dann schienen sie sich gegenseitig wahrzunehmen. Sie begrüßten sich, umarmten sich und versicherten sich immer wieder und immer lauter gegenseitig: „Ja, ich spüre es!“ Da rief einer von ihnen aus „Es sind neue Freunde eingetroffen!“ Sie stellten sich im Halbkreis auf und dann trat einer nach dem anderen von den unseren, die das Ritual nicht mitgemacht hatten vor, von zwei anderen festgehalten. Von einem dritten wurden sie gefragt: „Bruder, willst du mit uns sein?“ Und auf die erfolgende Bejahung sprach dieser erneut: „So nimm den Hass in dich auf!“, und schlug mit diesen Worten zu, so dass Blut spitze. Doch der Geschlagene wehrte sich nicht! Im Gegenteil: er reihte sich ein in Ansammlung der wie berauscht wirkenden Menschen. Dann erhob der Kerl, der die Frage stellte noch einmal das Wort: „Bald ist die Nacht gekommen, tut nun, was ihr tun müsst!“ Und dann ging ein jeder Handlungen nach, die für seinen Beruf typisch waren: Krieger übten, Schreiber schrieben, Schmiede schmiedeten … Doch alles mit hasserfüllter Wildheit, die sich mehr und mehr in rohe Ekstase wandelte. Schließlich trafen sich alle wieder im Hof im Halbkreis und der Sprecher sprach: „Geht nun schlafen meine Kinder, die Nacht in der die selben Sterne auf die Zinnen scheinen wird kommen.“ Da gingen die Verfluchten, denn das waren sie!, auseinander und erwachten erst dann langsam wieder aus dieser Benommenheit und schienen sich an nichts zu erinnern! Ich habe dies alles aus der Sicherheit des Haupthauses beobachtet, wo wir uns auf Geheiß der Herren in Sicherheit gebracht hatten. Ein grässlicher Vorfall und spätestens jetzt ist klar, dass wir in großer Gefahr sind! Doch: das uns gezeigte Ritual der Bilchländer war hilfreich und so können wir hoffen, dass sie uns wohl gesonnen sind. Ich trete nun meine Nachtwache an und dann, so die Götter wollen, werde ich noch ein wenig Ruhe finden in dieser Nacht.
15. Tag des 3. Xurl im Jahre 36 n.A.III
Die Herren haben beschlossen, zu verweilen und darauf zu warten, ob sich die Bilchländer wieder melden werden. Derweil soll der Fluch untersucht werden – schließlich sind unsere eigenen Männer davon befallen und das Reinigungsritual wird nur eine Weile vorhalten. Es gilt, diesen unheimlichen Fluch ein für alle mal zu brechen. Nur wie?
Am Vormittag trafen zwei recht abgehalftert aussehende Ritter in der Burg ein. Sie berichteten, sie seien aufgrund eines Vergehens von ihrem Lehnsherrn damit bestraft worden, sich über ein Jahr hinweg fern der Heimat je einmal in sieben Tagen in einem Zweikampf auf Gnade oder Ungnade mit fremden Rittern zu messen. Finden sie niemanden, der sie für ehrenhaft genug hält, so erzählten sie, so müssten sie gegeneinander zum Zweikampf auf Leben und Tod antreten. Dies wollten sie natürlich nicht, und nun befanden sie sich in der Notlage, dass sie bereits seit sechs Tagen keinen Gegner finden konnten, als sie nun diese Burg hier entdeckten. Deshalb baten sie die anwesenden Herren, sich in einem ehrenhaften Zweikampf mit ihnen zu messen. Die Herren diskutierten darüber – es kam ihnen natürlich seltsam vor, dass diese Ritter so mitten in der Einöde plötzlich auftauchen. Doch es wurde der Beschluss gefasst, diesen Ehrenmännern in ihrer Not zu helfen. So gab es zwei ehrenhafte Zweikämpfe und die Ritter konnten weiter ihres Weges ziehen. Ich bin froh, dass diesen Männern geholfen werden konnte.
Am Mittag tauchte ein weiterer seltsamer Kerl auf, ein zerlumpter Gesell, der sich neugierig umsehen wollte. Natürlich wurde er von den Wachen befragt, wer er sei und was sein Begehr wäre. Er stellt sich als „der Grenzgänger“ vor, was immer das bedeuten soll. Genauer äußerte er sich dazu nicht, und wenn, dann nur sehr geheimnisvoll. Aber er wusste von dem Fluch auf dieser Burg, schien sich aber nicht vor ihm zu fürchten. Und auch er wurde auf das Drachenhainer Schwert des Herrn von Turlach aufmerksam und fragte diesen in seiner seltsamen Art darüber aus – wie es hieße, woher es käme und was mein Herr damit zu tun gedenke. Ein seltsamer Kauz, doch da er keine Gefahr darstellt und mehr zu wissen scheint, haben die Herren beschlossen, ihn auf der Burg zu tolerieren.
Im Laufe des Tages wurden Hinweise gefunden, wie der Fluch zu brechen ist. Es gilt nun, dies vorzubereiten.
Ein Pfeil wurde über die Burgmauern hinweg in den Hof geschossen. An ihm war ein Zettel mit einer Botschaft befestigt. Doch es sind nur Bilder darauf zu sehen. Nachdem diese studiert wurden scheint es, als wolle irgendjemand uns mit dieser Nachricht vor einem Angriff warnen, der um die Mittagsstunde stattfinden soll. Wer warnt uns da? Und wer soll der Angreifer sein?
Der Angriff hat wie vorhergesagt um die Mittagsstunde stattgefunden! Ein Trupp von einem halben Dutzend, mit Bögen, Armbrüsten, Schild und Schwert bewaffnet. Sie waren weder wie die Männer in den blauen Waffenröcken noch wie die Bilchländer gekleidet. Doch ihr Angriff wurde schnell zurückgeschlagen, sie hatten zu keinem Zeitpunkt eine Chance, uns zu überwältigen. Schnell flohen sie in die umliegenden Wälder. Was soll ein solcher hoffnungsloser Angriff?
Nach dem Mittagsmahl ist erneut ein Pfeil mit einer Botschaft im Burghof gelandet. Der Schütze war nicht aufzufinden. Ein seltsames Bild, das eine Flussbiegung, ein Boot und einen Schatz zeigt. Wir sind uns nicht klar, was das bedeuten soll. Da es eine Flussbiegung am Fuße des Berges gibt, wird eine Gruppe ausgesandt, diese Sache zu untersuchen.
Mir ist schrecklich übel und die Feder zu führen fällt mir schwer. Ich bin von Bauchkrämpfen geplagt – so wie fast alle anderen Anwesenden! Jemand muss das Essen vergiftet haben, denn nur denen, die nichts zu Mittag aßen, geht es gut! Wir haben einen Feind in den eigenen Reihen!
Die ausgesandte Gruppe kommt von der Flussbiegung zurück. Es war dort nichts Außergewöhnliches zu finden, weshalb sie ihre Untersuchung beendeten.
Die Giftmischerin ist gefunden! Dank der Untersuchung anwesender Herren wurde sie geschnappt und verhört. Es war eine Frau, die die ganze Zeit Teil der Expedition war. Sie gab zu eine Stuerenerin zu sein, verriet aber sonst nichts über ihren Hintergrund. Es war kaum etwas aus ihr herauszubekommen – mit ihrer Enttarnung scheint sie nun keine Hoffnung zu besitzen, von ihrem Herrn verschont zu werden, so dass es nichts bringt ihr zu drohen. Wie mit ihr nun umzugehen ist wird beraten.
Am Nachmittag traf eine Gruppe Fremder auf der Burg ein. Mehrere waren verletzt. Sie erzählten, dass sie Flussschiffer seien, die von Flusspiraten angegriffen wurden und auf ihrer Flucht nun hier landeten. Doch schnell zeigte sich, dass diese Geschichte eine Lüge ist. Sie widersprachen sich und einige von ihnen wurden sogar dabei erwischt, wie sie versuchten, Eigentum des Burgvogtes zu stehlen. Daraufhin wurden die Fremden festgesetzt, ein paar von ihnen konnten leider entkommen. Seltsam, wie viele und welche Gestalten sich in dieser Gegend herumtreiben …
Um den Fluch zu brechen wird eine besondere Pflanze, ein Nachtlichtgewächs, benötigt. Es wird deshalb eine Truppe ausgesandt, diese zu finden.
Ein Händler tauchte am späten Nachmittag auf der Burg auf. Er sagte er handelt mit Kräutern und Pflanzen, die er in Betis an Alchimisten verkaufe. Zudem berichtete er, dass er eine Kundin habe, die dringend sogenannte „Kraftherznüsse“ benötigte, um ihre kränklichen Zwillinge zu stärken und dass diese oftmals im Besitz der Bilchländer seien, die sie ihm aber nicht verkaufen würden. Wie der Zufall will handelt es sich bei den Kraftherznüssen um eben jene Fruchtsteine, die die Schamanin bei unserer Ankunft den anwesenden Müttern für ihre Kinder als Geschenk gab. Als der Händler davon hörte wollte er diese sogleich erwerben und es entspann sich eine lebhafte Diskussion. Doch der Händler schien eher gierig zu sein, als dass er diesen angeblichen Zwillingen helfen wollte, und so entschloss man sich, ihm die Nüsse nicht zu verkaufen – schließlich handelt es sich ja auch um ein Geschenk der Schamanin. Daraufhin zog der Händler wieder von dannen.
Etwa zeitgleich mit dem Händler fand sich eine weitere Reisegruppe an den Burgtoren ein – und das war eine wahrlich seltsame Gesellschaft! Vier Bauern waren es, die sich in einem Streit um einen wirren Vorfall befanden, in dem des einen Hund bellte, der andere sich verletzte, weil sein Gaul durchging, der dritte unglücklich über den am Boden liegenden zweiten fiel und des vierten Kuh sich bei all dem Ungemach von der Weide machte. Nun erhofften sie sich von den anwesenden Gelehrten einen Schiedsspruch. Ich muss zugeben: zu sehr ermüdete mich diese Streiterei, so dass ich ihrem Ausgang nicht folgte. Doch sprachen die Gelehrten ein weises Urteil, in dem ein jeder seine Verantwortung tragen musste und sein Schaden aufgewogen wurde, so dass die Bauern guter Dinge wieder von dannen zogen. Zu betonen, dass dies eine wahrlich seltsame Begebenheit war erspare ich mir an dieser Stelle.
Die Truppe, die nach dem Nachtlichtgewächs ausgesandt wurde kehrte gerade zurück. Doch: angegriffen wurde sie bei ihrer Suche nach dem Gewächs! Es waren die blau berockten Männer, denen unsere Mannen entgegen standen. Sie konnten erneut geschlagen werden, doch knapp war es, so wird gesagt! Aber sie hatten Erfolg, die Pflanze ist gefunden! So kann man nun daran gehen, den Fluch zu brechen, denn in der Zwischenzeit haben die Gelehrten alles weitere vorbereitet. Ich fürchte es wird erneut ein seltsames Ritual werden und wieder wird zu fremden Gottheiten gesprochen werden.
Nachdem alle Vorbereitungen beendet waren ging es am Abend daran, den Fluch zu brechen. Seltsames, oh weh!, mussten wir tun, uns gegenseitig mit Schnüren aneinander halten, die Waffen niederlegen, Sprüche sprechen! Und dann, plötzlich, waren diese ganzen Geräusche zu hören, das war nicht von dieser Welt, das ist sicher! Mir wurde ganz schwindlig, alles verschwamm, der Boden unter meinen Füßen schien sich weggezogen zu werden. Und dann: Stille. Nur langsam rappelte ich mich hoch und dann begannen Diskussionen, Gespräche und Untersuchungen. Es scheint, als ob das Brechen des Fluches gelungen sei!
Man erzählte mir, vor vielen Jahrhunderten sei jener Fluch einmal in den Jahren des langen Krieges zwischen Stuerenern und Bilchländern unter der Selbstaufopferung zahlreicher ihrer Schamanen gewirkt worden, um diese Bastion des Feindes auf immer zu verderben, auf dass die Herrschaft des Umlandes wieder in ihre Hände falle.
Kaum war der Fluch gebrochen, da waren Hornsignale und laute Stimmen zu hören: ein Angriff! Das konnte kein Zufall sein! So schnell wir konnten nahmen wir die Waffen zur Hand und verteidigten das Burgtor gegen den Feind: die blau berockten! Es war eine große Truppe, die mit schwerem Gerät große Preschen in unsere Reihen schlug. Ein grässliches Gemetzel, und jeder wusste: diese machen keine Gefangenen! Alle standen wir zusammen, ob Kämpfer oder Gelehrter, und verteidigten gemeinsam unser Leben! Nicht viel hätte gefehlt, und ich hätte diese Zeilen nicht mehr schreiben können. Doch das Schlachtglück blieb uns hold, auch wenn wir schwere Verluste zu beklagen hatten. Lange wird dies so nicht weitergehen!
Gerade sind die schlimmsten Wunden versorgt, da taucht die Schamanin der Bilchländer wieder auf. Sie sagt, dass ein hoher Anführer der Bilchländer – „Paran“ nennt sie ihn – eingetroffen sei um mit uns zu sprechen. Wir sollen uns sofort zum Treffpunkt aufmachen. Drum heißt es nun, sich zu rüsten und diese Gelegenheit zu nutzen, auch wenn der Feind – Stueren! – überall auf uns lauern kann.
Den Göttern danke ich! Ich lebe noch! Ich spürte schon Gwons Schwingen, das kann ich wahrlich bezeugen, doch noch ist es nicht so weit … Aber eines nach dem Anderen.
An der Lichtung, an der uns die Bilchländer treffen wollten angekommen, sahen wir sogleich, dass diese mit einem Kreis aus Fackeln beleuchtet war. Einige Bilchländer – ich weiß nun, dass sie Borharcôner genannt werden wollen – waren anwesend, darunter auch der Paran der Maroncu, wie sie ihren Stamm nennen. Dieser erklärte uns, dass all die seltsamen Begegnungen im Laufe des Tages – die Ritter, der hoffnungslose Angriff, die Bauern, der Händler, und wer weiß was noch – kein Zufall gewesen waren, sondern von den Bilchländern selbst inszeniert worden seien, um uns auf Herz und Nieren zu prüfen: ob wir ehrenvoll seien, klug, aufmerksam, gerecht. Sie befanden uns für würdig und erläuterten sogleich, wozu.
Es gibt eine Weissagung der Bilchländer, dass der letzte Spross der Sorebramorer, welches untergegangene Kriegsfürsten der Bilchländer seien, die Bilchländer eines Tages doch noch zum Sieg über die Stuerener führen werde, sofern dieser „seinen siebzehnten Sommer sieht“. Dieser Junge, ein einjähriges Balg mit Namen Meorte, sei ihre letzte Hoffnung. Doch wüssten die Stuerener von der Weissagung und machten darum Jagd auf ihn. Deshalb suchten die Bilchländer nach Schutz und ihre Weissagung sah ihnen voraus, dass wir Drachenhainer auf der Burg, die wir Hadriansblick nennen, auftauchen werden und ihnen helfen können. Drum prüften sie uns, um sicherzustellen, dass wir die Richtigen seien. Bereits zuvor hatte der Paran dafür gesorgt, dass das Kind hierher gebracht würde, doch waren ihnen die Stuerener – aber nicht die blau gewandeten, gegen die wir uns bei unserer Anreise erwehren mussten, sondern der berüchtigte „Rote Jäger“, von dem die Bilchländer in großer Furcht sprachen – bereits auf der Spur.
Da sie uns für würdig erachteten war es also nun so weit, die neue Freundschaft zwischen Bilchländern – Borharcôner heißt es! Werde ich mich je daran gewöhnen? – und Drachenhainern zu besiegeln: Die Borharcôner vertrauten uns das Wichtigste an, das sie haben: das Kind Meorte, ihre einzige Hoffnung! Wir sollen ihn schützen bis zu dem Tag, da er seinen siebzehnten Sommer sieht und die Weissagung erfüllen kann. Eine schwere Bürde, doch ehrenvoll und unumgänglich! Eine Amme und eine Leibwächterin wird das Kind begleiten. Wo es untergebracht werden soll, das wird wohl nur der Fürst selbst entscheiden können.
Gerade wurde diese neue Freundschaft besiegelt und man machte sich daran, alles Weitere zu besprechen, da stürmte aus den Wäldern erneut der Feind – der „Rote Jäger“! Mit Gebrüll und dem Ruf „Gebt uns die Prophezeiung!“ preschten sie heran. Doch warteten sie auf keine Antwort, sondern ließen ihre Klingen die Verhandlung führen. Es war ein harter Kampf, der gerade so gewonnen wurde, doch das Schlimmste war ein anders: einen weiteren Verräter hatten wir in unseren Reihen, der die Gunst des Moments nutze, sich an die Bilchländer und den Balg, den jungen Meorte, heranschlich und eben diesen zu ermorden trachtete. Nur dadurch, dass die Schamanin – Araslá in ihrer Sprache – ihr eigenes Leben gab konnte sie das Kind retten. Eine edle Tat, die ich dieser Frau in Fell und Knochen nie zugetraut hätte. Ich schäme mich für alles Abfällige, dass ich über sie gedacht habe.
Dann kehrte Ruhe ein und Wunden konnten versorgt werden. Eine Vernehmung des Verräters war nicht möglich, gerade wollte man dazu schreiten, da warf er sich in eine unbedacht gehaltene Klinge der Anwesenden, was alle Hoffnung auf weiteres Wissen zu Nichte machte.
Weitere Unterredungen gab es noch mit den Borharcônern. Einer unserer Geweihten, der Erwählte der Poena Witold Rhyannon, bot sich gar an, mit seinem Sohn als Botschafter mit ihnen zu gehen um so den Kontakt zu halten, was diese annahmen.
Zurück auf der Burg machte ich mich bereits auf den Weg auf meine Pritsche, da sah ich noch einmal diesen zerlumpten Kerl, der sich selbst Grenzgänger nennt und den ganzen Tag auf der Burg herumgelungert hatte. Noch immer wollte er nicht beantworten, wer er sei, doch sagte er uns, dass die Gefahr der Stuerener vor Ort vorerst gebannt sei, wir uns aber beeilen sollten, das Kind in Sicherheit zu bringen. Ich weiß nicht, woher er von all diesen Dingen weiß, und vielleicht will ich es gar nicht wissen. Ich bin müde und will nur noch schlafen.
Wer hätte das gedacht – kaum ein Dutzend Wochen bin ich in den Diensten meines Herrn von Turlach, schon steht eine Expedition von hoher Bedeutung und großer Gefahr an. Nach Norden soll es gehen, ins Umland von Kratorpolis auf die Grenzburg Hadriansblick, die auf der anderen Seite des Flusses, also nicht mehr in Heligonia selbst, liegt! Bereits vor einiger Zeit wurde eine erste Truppe unter Ritter Hadrian von Sarras dorthin geschickt, der die bis dahin als Ruine dastehenden Gemäuer als Lager für Drachenhain aufzubauen begann. Der Fürst schickt nun diese Expedition aus, um die Grenzburg weiter aufzubauen, das Land zu sichern und schließlich mit den Bilchländern zu verhandeln. Diese Bilchländer, ich weiß nicht, was ich von ihnen halten soll: es sind Fremde und sie sollen in dieser Gegend leben – ich hoffe sie meinen es besser mit uns als die Stuerener, diese feigen Feinde des Fürstentums.
1. Tag des 2.Xurl im Jahre 36 n.A.III
Der Fürst persönlich hat uns, die Expedition „Bilchland“ auf der Drachentrutz verabschiedet. Nun geht es also los, es wird eine weite Reise sein.
13. Tag des 3.Xurl im Jahre 36 n.A.III
Von Störenweiler ging es tagelang auf einem Lastkahn flussaufwärts bis nach Kratorpolis. Von dort geht es nun weiter zu Fuß durch sumpfiges Gelände. Einen Tagesmarsch, so heißt es, haben wir noch vor uns. Die Stimmung ist gespannt, schließlich betreten wir fremde Gefilde, aber gut – endlich ist die Untätigkeit vorbei!
14. Tag des 3. Xurl im Jahre 36 n.A.III
Wir haben Hadriansblick erreicht! Doch nicht ohne Zwischenfall: In der Nacht waren wir unterwegs, hatten schon Lichter der Burg gesehen, da trafen wir auf dem Wege zwei bewaffnete Männer, in blauen Waffenröcken gekleidet und schwer gerüstet. Sie wollten uns die Passage verwehren, sagten, ihr Herr – der blaue Wächter – erlaube dies nicht. Es kam zu einer kurzen Diskussion und dann, ohne Vorwarnung, zum Kampf: ein Hinterhalt! Aus den Büschen kamen noch weitere von ihnen hervorgeprescht und griffen uns an. Doch der Trupp verteidigte sich tapfer und schlug den Feind in die Flucht. Sie schienen gewusst zu haben, wann wir kommen und wer wir sind, hörte ich doch den Ruf „Da sind sie, auf die Ritter zuerst!“. Ohne zu verweilen haben wir schnell die letzten Meter hinter uns gebracht und die schützende Burg erreicht. Doch es war nur ein kurzes Gefühl der Erleichterung – kaum trat ich durch das Tor lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Ich weiß nicht was es ist, aber irgendetwas stimmt hier nicht.
Die Besatzung der Burg sagt, die ganze Feste stünde unter dauernder Beobachtung der Bilchländer. Vielleicht ist es das, was mich so irritiert? Stuerener hat die Burgbesatzung aber noch keine gesehen, dass kann uns nur Recht sein. Doch wer waren dann die Männer, die uns angriffen?
Am Abend näherte sich ein primitives Weib – offenbar eine Bilchländerin – der Burg, mit Fellen bekleidet und mit Tierknochen geschmückt. Sie lud uns – in unserer Sprache, wenn auch gebrochen – zur Unterredung mit ihresgleichen in den Wald, den auf die Burg zu kommen lehnen die Bilchländer ab. Als sie anwesende Kinder der Handwerker sah sprach sie mit diesen und deren Mütter und gab ihnen einen Fruchtstein mit den Worten, dass dies ein Geschenk sei, welches über den Winter getrocknet und im Frühjahr ins Essen gerieben die Kinder zu starken Frauen und Männern machen werde. Ein gut gemeintes Geschenk, doch ob man diesem Weib vertrauen kann?
Wir machten uns, von der Frau geführt, nach kurzer Vorbereitung zum Treffen mit den Bilchländern auf, schließlich ist das der Zweck unserer Anwesenheit. Dabei kamen wir an einem schrecklichen Ort vorbei den sie einen „Warnplatz“ nennen: ein Platz, an dem sie die Überreste der von ihnen besiegten Feinde als Warnung belassen. Wir sollen also mit Menschen verhandeln, die Leichen zur Abschreckung auf Pfähle stecken? Ich will es nicht glauben …
Die Unterredung mit den Bilchländern war verwirrend. Sie sprechen unsere Sprache nur schlecht und verwenden Redewendungen, die wir nicht kennen. Sie zeigten sich nur bedingt interessiert an weiteren Verhandlungen, waren sehr zurückhaltend. Man werde einen Boten schicken, wenn man an weiteren Verhandlungen interessiert sei, so ihre lakonisches Versprechen. Ich weiß nicht, ob dies nun ein Erfolg war – immerhin haben wir sie getroffen. Aber wie es weitergehen soll bleibt unbestimmt.
Doch anderes berichteten sie uns, was mir im Moment mehr Sorge macht als die Verhandlungen. Dass die Burg ein verfluchter Ort sei, berichteten sie, und dass ein Reinigungsritual nach den Maßgaben ihrer Schamanin – das Weib das uns in der Burg kontaktierte – nötig sei um zu überleben, auch wenn dieses Ritual nur für kurze Zeit helfen würde. Und als wäre dies nicht genug: noch vor Mitternacht solle dieses Ritual vollbracht sein. Ich frage mich erneut: kann man diesen Bilchländern trauen? Oder wollen sie uns in eine blutige Fallen locken mit ihrer Zauberei?
Als wir gingen fiel mir auf, dass einzelne der Bilchländer immer wieder auf das Schwert meines Herren – das Drachenhainer Schwert, die Insignie des Schwertführers – deuteten und darüber tuschelten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihnen die Bedeutung der Insignie bekannt ist, doch scheinen auch sie die Erhabenheit Drachenhains zu spüren.
Zurück auf der Burg unterhielten sich die Herren, Ritter wie Gelehrte und Geweihte über die Angelegenheit des Fluches. Die Geweihten der Götter versicherten, dass dieser Fluch tatsächlich bestehe und kein Hirngespinst der Bilchländer sei. Aber ob das Reinigungsritual helfen würde oder die Sache noch schlimmer machen könnte? Es war keine einfache Entscheidung und schließlich blieb es jedem selbst überlassen, ob er das Ritual durchführen wollte oder nicht.
Mein Herr nahm an dem Ritual teil, und so taten es auch ich und viele andere. Zu einem fremden Gott – Andruch – sollten wir sprechen, uns reinigen und diesem Gott versichern, den Hass in uns zu besiegen und „dieser“ Schlacht fernzubleiben.
In den frühen Morgenstunde des 15. Tags des 3. Xurl im Jahre 36 n.A.III
Wir waren gerade in der Stube des Ritters Hadrian zusammengesessen als es geschah. Die Götter mögen uns gnädig sein!
Es muss zur Mitternachtsstunde gewesen sein, da machten sich die Bewohner der Burg, die schon vor uns da waren, und wie sich herausstellte all diejenigen, die sich nicht dem Ritual unterzogen hatten wie benebelt auf den Weg in den Hof. Sie unterbrachen plötzlich die Gespräche und Tätigkeiten, reagierten auf keine Ansprache. Auf dem Hof angelangt legten sie sich auf den Boden und waren da wie eingeschlafen. Doch dann bewegten sie sich wieder, vollführten Bewegungen, als ob sie etwas vom Boden aufschlürfen würden. Sie bewegten sich immer schneller und wilder und stießen dabei kehlige Rufe aus. Plötzlich hielten sie ein und erst dann schienen sie sich gegenseitig wahrzunehmen. Sie begrüßten sich, umarmten sich und versicherten sich immer wieder und immer lauter gegenseitig: „Ja, ich spüre es!“ Da rief einer von ihnen aus „Es sind neue Freunde eingetroffen!“ Sie stellten sich im Halbkreis auf und dann trat einer nach dem anderen von den unseren, die das Ritual nicht mitgemacht hatten vor, von zwei anderen festgehalten. Von einem dritten wurden sie gefragt: „Bruder, willst du mit uns sein?“ Und auf die erfolgende Bejahung sprach dieser erneut: „So nimm den Hass in dich auf!“, und schlug mit diesen Worten zu, so dass Blut spitze. Doch der Geschlagene wehrte sich nicht! Im Gegenteil: er reihte sich ein in Ansammlung der wie berauscht wirkenden Menschen. Dann erhob der Kerl, der die Frage stellte noch einmal das Wort: „Bald ist die Nacht gekommen, tut nun, was ihr tun müsst!“ Und dann ging ein jeder Handlungen nach, die für seinen Beruf typisch waren: Krieger übten, Schreiber schrieben, Schmiede schmiedeten … Doch alles mit hasserfüllter Wildheit, die sich mehr und mehr in rohe Ekstase wandelte. Schließlich trafen sich alle wieder im Hof im Halbkreis und der Sprecher sprach: „Geht nun schlafen meine Kinder, die Nacht in der die selben Sterne auf die Zinnen scheinen wird kommen.“ Da gingen die Verfluchten, denn das waren sie!, auseinander und erwachten erst dann langsam wieder aus dieser Benommenheit und schienen sich an nichts zu erinnern! Ich habe dies alles aus der Sicherheit des Haupthauses beobachtet, wo wir uns auf Geheiß der Herren in Sicherheit gebracht hatten. Ein grässlicher Vorfall und spätestens jetzt ist klar, dass wir in großer Gefahr sind! Doch: das uns gezeigte Ritual der Bilchländer war hilfreich und so können wir hoffen, dass sie uns wohl gesonnen sind. Ich trete nun meine Nachtwache an und dann, so die Götter wollen, werde ich noch ein wenig Ruhe finden in dieser Nacht.
15. Tag des 3. Xurl im Jahre 36 n.A.III
Die Herren haben beschlossen, zu verweilen und darauf zu warten, ob sich die Bilchländer wieder melden werden. Derweil soll der Fluch untersucht werden – schließlich sind unsere eigenen Männer davon befallen und das Reinigungsritual wird nur eine Weile vorhalten. Es gilt, diesen unheimlichen Fluch ein für alle mal zu brechen. Nur wie?
Am Vormittag trafen zwei recht abgehalftert aussehende Ritter in der Burg ein. Sie berichteten, sie seien aufgrund eines Vergehens von ihrem Lehnsherrn damit bestraft worden, sich über ein Jahr hinweg fern der Heimat je einmal in sieben Tagen in einem Zweikampf auf Gnade oder Ungnade mit fremden Rittern zu messen. Finden sie niemanden, der sie für ehrenhaft genug hält, so erzählten sie, so müssten sie gegeneinander zum Zweikampf auf Leben und Tod antreten. Dies wollten sie natürlich nicht, und nun befanden sie sich in der Notlage, dass sie bereits seit sechs Tagen keinen Gegner finden konnten, als sie nun diese Burg hier entdeckten. Deshalb baten sie die anwesenden Herren, sich in einem ehrenhaften Zweikampf mit ihnen zu messen. Die Herren diskutierten darüber – es kam ihnen natürlich seltsam vor, dass diese Ritter so mitten in der Einöde plötzlich auftauchen. Doch es wurde der Beschluss gefasst, diesen Ehrenmännern in ihrer Not zu helfen. So gab es zwei ehrenhafte Zweikämpfe und die Ritter konnten weiter ihres Weges ziehen. Ich bin froh, dass diesen Männern geholfen werden konnte.
Am Mittag tauchte ein weiterer seltsamer Kerl auf, ein zerlumpter Gesell, der sich neugierig umsehen wollte. Natürlich wurde er von den Wachen befragt, wer er sei und was sein Begehr wäre. Er stellt sich als „der Grenzgänger“ vor, was immer das bedeuten soll. Genauer äußerte er sich dazu nicht, und wenn, dann nur sehr geheimnisvoll. Aber er wusste von dem Fluch auf dieser Burg, schien sich aber nicht vor ihm zu fürchten. Und auch er wurde auf das Drachenhainer Schwert des Herrn von Turlach aufmerksam und fragte diesen in seiner seltsamen Art darüber aus – wie es hieße, woher es käme und was mein Herr damit zu tun gedenke. Ein seltsamer Kauz, doch da er keine Gefahr darstellt und mehr zu wissen scheint, haben die Herren beschlossen, ihn auf der Burg zu tolerieren.
Im Laufe des Tages wurden Hinweise gefunden, wie der Fluch zu brechen ist. Es gilt nun, dies vorzubereiten.
Ein Pfeil wurde über die Burgmauern hinweg in den Hof geschossen. An ihm war ein Zettel mit einer Botschaft befestigt. Doch es sind nur Bilder darauf zu sehen. Nachdem diese studiert wurden scheint es, als wolle irgendjemand uns mit dieser Nachricht vor einem Angriff warnen, der um die Mittagsstunde stattfinden soll. Wer warnt uns da? Und wer soll der Angreifer sein?
Der Angriff hat wie vorhergesagt um die Mittagsstunde stattgefunden! Ein Trupp von einem halben Dutzend, mit Bögen, Armbrüsten, Schild und Schwert bewaffnet. Sie waren weder wie die Männer in den blauen Waffenröcken noch wie die Bilchländer gekleidet. Doch ihr Angriff wurde schnell zurückgeschlagen, sie hatten zu keinem Zeitpunkt eine Chance, uns zu überwältigen. Schnell flohen sie in die umliegenden Wälder. Was soll ein solcher hoffnungsloser Angriff?
Nach dem Mittagsmahl ist erneut ein Pfeil mit einer Botschaft im Burghof gelandet. Der Schütze war nicht aufzufinden. Ein seltsames Bild, das eine Flussbiegung, ein Boot und einen Schatz zeigt. Wir sind uns nicht klar, was das bedeuten soll. Da es eine Flussbiegung am Fuße des Berges gibt, wird eine Gruppe ausgesandt, diese Sache zu untersuchen.
Mir ist schrecklich übel und die Feder zu führen fällt mir schwer. Ich bin von Bauchkrämpfen geplagt – so wie fast alle anderen Anwesenden! Jemand muss das Essen vergiftet haben, denn nur denen, die nichts zu Mittag aßen, geht es gut! Wir haben einen Feind in den eigenen Reihen!
Die ausgesandte Gruppe kommt von der Flussbiegung zurück. Es war dort nichts Außergewöhnliches zu finden, weshalb sie ihre Untersuchung beendeten.
Die Giftmischerin ist gefunden! Dank der Untersuchung anwesender Herren wurde sie geschnappt und verhört. Es war eine Frau, die die ganze Zeit Teil der Expedition war. Sie gab zu eine Stuerenerin zu sein, verriet aber sonst nichts über ihren Hintergrund. Es war kaum etwas aus ihr herauszubekommen – mit ihrer Enttarnung scheint sie nun keine Hoffnung zu besitzen, von ihrem Herrn verschont zu werden, so dass es nichts bringt ihr zu drohen. Wie mit ihr nun umzugehen ist wird beraten.
Am Nachmittag traf eine Gruppe Fremder auf der Burg ein. Mehrere waren verletzt. Sie erzählten, dass sie Flussschiffer seien, die von Flusspiraten angegriffen wurden und auf ihrer Flucht nun hier landeten. Doch schnell zeigte sich, dass diese Geschichte eine Lüge ist. Sie widersprachen sich und einige von ihnen wurden sogar dabei erwischt, wie sie versuchten, Eigentum des Burgvogtes zu stehlen. Daraufhin wurden die Fremden festgesetzt, ein paar von ihnen konnten leider entkommen. Seltsam, wie viele und welche Gestalten sich in dieser Gegend herumtreiben …
Um den Fluch zu brechen wird eine besondere Pflanze, ein Nachtlichtgewächs, benötigt. Es wird deshalb eine Truppe ausgesandt, diese zu finden.
Ein Händler tauchte am späten Nachmittag auf der Burg auf. Er sagte er handelt mit Kräutern und Pflanzen, die er in Betis an Alchimisten verkaufe. Zudem berichtete er, dass er eine Kundin habe, die dringend sogenannte „Kraftherznüsse“ benötigte, um ihre kränklichen Zwillinge zu stärken und dass diese oftmals im Besitz der Bilchländer seien, die sie ihm aber nicht verkaufen würden. Wie der Zufall will handelt es sich bei den Kraftherznüssen um eben jene Fruchtsteine, die die Schamanin bei unserer Ankunft den anwesenden Müttern für ihre Kinder als Geschenk gab. Als der Händler davon hörte wollte er diese sogleich erwerben und es entspann sich eine lebhafte Diskussion. Doch der Händler schien eher gierig zu sein, als dass er diesen angeblichen Zwillingen helfen wollte, und so entschloss man sich, ihm die Nüsse nicht zu verkaufen – schließlich handelt es sich ja auch um ein Geschenk der Schamanin. Daraufhin zog der Händler wieder von dannen.
Etwa zeitgleich mit dem Händler fand sich eine weitere Reisegruppe an den Burgtoren ein – und das war eine wahrlich seltsame Gesellschaft! Vier Bauern waren es, die sich in einem Streit um einen wirren Vorfall befanden, in dem des einen Hund bellte, der andere sich verletzte, weil sein Gaul durchging, der dritte unglücklich über den am Boden liegenden zweiten fiel und des vierten Kuh sich bei all dem Ungemach von der Weide machte. Nun erhofften sie sich von den anwesenden Gelehrten einen Schiedsspruch. Ich muss zugeben: zu sehr ermüdete mich diese Streiterei, so dass ich ihrem Ausgang nicht folgte. Doch sprachen die Gelehrten ein weises Urteil, in dem ein jeder seine Verantwortung tragen musste und sein Schaden aufgewogen wurde, so dass die Bauern guter Dinge wieder von dannen zogen. Zu betonen, dass dies eine wahrlich seltsame Begebenheit war erspare ich mir an dieser Stelle.
Die Truppe, die nach dem Nachtlichtgewächs ausgesandt wurde kehrte gerade zurück. Doch: angegriffen wurde sie bei ihrer Suche nach dem Gewächs! Es waren die blau berockten Männer, denen unsere Mannen entgegen standen. Sie konnten erneut geschlagen werden, doch knapp war es, so wird gesagt! Aber sie hatten Erfolg, die Pflanze ist gefunden! So kann man nun daran gehen, den Fluch zu brechen, denn in der Zwischenzeit haben die Gelehrten alles weitere vorbereitet. Ich fürchte es wird erneut ein seltsames Ritual werden und wieder wird zu fremden Gottheiten gesprochen werden.
Nachdem alle Vorbereitungen beendet waren ging es am Abend daran, den Fluch zu brechen. Seltsames, oh weh!, mussten wir tun, uns gegenseitig mit Schnüren aneinander halten, die Waffen niederlegen, Sprüche sprechen! Und dann, plötzlich, waren diese ganzen Geräusche zu hören, das war nicht von dieser Welt, das ist sicher! Mir wurde ganz schwindlig, alles verschwamm, der Boden unter meinen Füßen schien sich weggezogen zu werden. Und dann: Stille. Nur langsam rappelte ich mich hoch und dann begannen Diskussionen, Gespräche und Untersuchungen. Es scheint, als ob das Brechen des Fluches gelungen sei!
Man erzählte mir, vor vielen Jahrhunderten sei jener Fluch einmal in den Jahren des langen Krieges zwischen Stuerenern und Bilchländern unter der Selbstaufopferung zahlreicher ihrer Schamanen gewirkt worden, um diese Bastion des Feindes auf immer zu verderben, auf dass die Herrschaft des Umlandes wieder in ihre Hände falle.
Kaum war der Fluch gebrochen, da waren Hornsignale und laute Stimmen zu hören: ein Angriff! Das konnte kein Zufall sein! So schnell wir konnten nahmen wir die Waffen zur Hand und verteidigten das Burgtor gegen den Feind: die blau berockten! Es war eine große Truppe, die mit schwerem Gerät große Preschen in unsere Reihen schlug. Ein grässliches Gemetzel, und jeder wusste: diese machen keine Gefangenen! Alle standen wir zusammen, ob Kämpfer oder Gelehrter, und verteidigten gemeinsam unser Leben! Nicht viel hätte gefehlt, und ich hätte diese Zeilen nicht mehr schreiben können. Doch das Schlachtglück blieb uns hold, auch wenn wir schwere Verluste zu beklagen hatten. Lange wird dies so nicht weitergehen!
Gerade sind die schlimmsten Wunden versorgt, da taucht die Schamanin der Bilchländer wieder auf. Sie sagt, dass ein hoher Anführer der Bilchländer – „Paran“ nennt sie ihn – eingetroffen sei um mit uns zu sprechen. Wir sollen uns sofort zum Treffpunkt aufmachen. Drum heißt es nun, sich zu rüsten und diese Gelegenheit zu nutzen, auch wenn der Feind – Stueren! – überall auf uns lauern kann.
Den Göttern danke ich! Ich lebe noch! Ich spürte schon Gwons Schwingen, das kann ich wahrlich bezeugen, doch noch ist es nicht so weit … Aber eines nach dem Anderen.
An der Lichtung, an der uns die Bilchländer treffen wollten angekommen, sahen wir sogleich, dass diese mit einem Kreis aus Fackeln beleuchtet war. Einige Bilchländer – ich weiß nun, dass sie Borharcôner genannt werden wollen – waren anwesend, darunter auch der Paran der Maroncu, wie sie ihren Stamm nennen. Dieser erklärte uns, dass all die seltsamen Begegnungen im Laufe des Tages – die Ritter, der hoffnungslose Angriff, die Bauern, der Händler, und wer weiß was noch – kein Zufall gewesen waren, sondern von den Bilchländern selbst inszeniert worden seien, um uns auf Herz und Nieren zu prüfen: ob wir ehrenvoll seien, klug, aufmerksam, gerecht. Sie befanden uns für würdig und erläuterten sogleich, wozu.
Es gibt eine Weissagung der Bilchländer, dass der letzte Spross der Sorebramorer, welches untergegangene Kriegsfürsten der Bilchländer seien, die Bilchländer eines Tages doch noch zum Sieg über die Stuerener führen werde, sofern dieser „seinen siebzehnten Sommer sieht“. Dieser Junge, ein einjähriges Balg mit Namen Meorte, sei ihre letzte Hoffnung. Doch wüssten die Stuerener von der Weissagung und machten darum Jagd auf ihn. Deshalb suchten die Bilchländer nach Schutz und ihre Weissagung sah ihnen voraus, dass wir Drachenhainer auf der Burg, die wir Hadriansblick nennen, auftauchen werden und ihnen helfen können. Drum prüften sie uns, um sicherzustellen, dass wir die Richtigen seien. Bereits zuvor hatte der Paran dafür gesorgt, dass das Kind hierher gebracht würde, doch waren ihnen die Stuerener – aber nicht die blau gewandeten, gegen die wir uns bei unserer Anreise erwehren mussten, sondern der berüchtigte „Rote Jäger“, von dem die Bilchländer in großer Furcht sprachen – bereits auf der Spur.
Da sie uns für würdig erachteten war es also nun so weit, die neue Freundschaft zwischen Bilchländern – Borharcôner heißt es! Werde ich mich je daran gewöhnen? – und Drachenhainern zu besiegeln: Die Borharcôner vertrauten uns das Wichtigste an, das sie haben: das Kind Meorte, ihre einzige Hoffnung! Wir sollen ihn schützen bis zu dem Tag, da er seinen siebzehnten Sommer sieht und die Weissagung erfüllen kann. Eine schwere Bürde, doch ehrenvoll und unumgänglich! Eine Amme und eine Leibwächterin wird das Kind begleiten. Wo es untergebracht werden soll, das wird wohl nur der Fürst selbst entscheiden können.
Gerade wurde diese neue Freundschaft besiegelt und man machte sich daran, alles Weitere zu besprechen, da stürmte aus den Wäldern erneut der Feind – der „Rote Jäger“! Mit Gebrüll und dem Ruf „Gebt uns die Prophezeiung!“ preschten sie heran. Doch warteten sie auf keine Antwort, sondern ließen ihre Klingen die Verhandlung führen. Es war ein harter Kampf, der gerade so gewonnen wurde, doch das Schlimmste war ein anders: einen weiteren Verräter hatten wir in unseren Reihen, der die Gunst des Moments nutze, sich an die Bilchländer und den Balg, den jungen Meorte, heranschlich und eben diesen zu ermorden trachtete. Nur dadurch, dass die Schamanin – Araslá in ihrer Sprache – ihr eigenes Leben gab konnte sie das Kind retten. Eine edle Tat, die ich dieser Frau in Fell und Knochen nie zugetraut hätte. Ich schäme mich für alles Abfällige, dass ich über sie gedacht habe.
Dann kehrte Ruhe ein und Wunden konnten versorgt werden. Eine Vernehmung des Verräters war nicht möglich, gerade wollte man dazu schreiten, da warf er sich in eine unbedacht gehaltene Klinge der Anwesenden, was alle Hoffnung auf weiteres Wissen zu Nichte machte.
Weitere Unterredungen gab es noch mit den Borharcônern. Einer unserer Geweihten, der Erwählte der Poena Witold Rhyannon, bot sich gar an, mit seinem Sohn als Botschafter mit ihnen zu gehen um so den Kontakt zu halten, was diese annahmen.
Zurück auf der Burg machte ich mich bereits auf den Weg auf meine Pritsche, da sah ich noch einmal diesen zerlumpten Kerl, der sich selbst Grenzgänger nennt und den ganzen Tag auf der Burg herumgelungert hatte. Noch immer wollte er nicht beantworten, wer er sei, doch sagte er uns, dass die Gefahr der Stuerener vor Ort vorerst gebannt sei, wir uns aber beeilen sollten, das Kind in Sicherheit zu bringen. Ich weiß nicht, woher er von all diesen Dingen weiß, und vielleicht will ich es gar nicht wissen. Ich bin müde und will nur noch schlafen.
Seit den Saarkamonden finden vom Norden Heligonias, genauer gesagt von der Drachenhainer Baronie Leomark aus immer wieder Erkundungstrupps den Weg über die Westufer des Jolborn hinaus in das Gebiet des Herzogtums Stueren. Häufig ist zu beobachten, dass Mitglieder der Borharcôner-Gruppe, die sich ebenfalls in der Leomark angesiedelt hat, diese Trupps begleiten.
Vor Kurzem ereignete sich in den Graslanden Dracconias Merkwürdiges: Eine Gruppe Leomarker Waldläufer war zwei Tage westlich des Jolborn auf Erkundung unterwegs, als sich völlig unvermittelt eine Senke von annähernd 30 Schritten Durchmessern vor ihren Füßen auftat. Die Waldläufer erkundeten die Senke und die seltsame Steinformation in ihrer Mitte. Einige der Leomarker hatten ein sehr seltsames Gefühl beim Betreten dieser Senke, welches sie aber nicht genauer benennen konnten. Olidir Dämmertraum war fest davon überzeugt Stimmen im Wind zu hören. „Ich könnte sie verstehen, ich bin mir sicher,“ sagte er, und setzte sich zu den Steinen und versenkte sich in sich selbst, in den Wind, das Wasser, die Erde und die Sonne. Die anderen beobachteten ihn angespannt. Olidir schien sehr angespannt. Nach langer Zeit nahm der Wind, der bis dahin nur ein Flüstern in den langen Grashalmen gewesen war, an Stärke zu. Er wehte immer heftiger und in der Gruppe der Waldläufer machte sich das Gefühl von Unwohlsein breit – Gefahr? Olidir wurde aufgefordert seine Bemühungen zu beenden, damit man diesen Ort verlassen könnte, doch dieser weigerte sich und sprach wie im Fieber: „Ich bin gleich am Ziel, kann die Stimmen fast hören. Hört ihr sie den nicht? Könnt ihr es nicht spüren?“ Er war schweißüberströmt und bleich. Der Wind war mittlerweile zu einem Sturm herangewachsen. Olidir wurde von den anderen seines Trupps gedrängt aufzuhören, wegzugehen. Er weigerte sich, doch dann brach er plötzlich zusammen. Seine Gefährten trugen ihn aus der Senke hinaus. Der Wind legte sich wieder so plötzlich wie er sich erhoben hatte. Da die Waldläufer keinen Heiler dabei hatten, konnten sie Olidir nur notdürftig versorgen, insbesondere da sein Körper keinerlei Verletzung aufwies. Sie konnten sein Selbst nicht mehr spüren und erreichen und trotz aller Bemühungen starb Olidir am Rande dieser seltsamen Senke. Die Waldläufer machten sich nach kurzer Beratung schnellstmöglich in Richtung Osten auf, um in der Leomark von den Begebenheiten zu berichten.
Seit den Saarkamonden finden vom Norden Heligonias, genauer gesagt von der Drachenhainer Baronie Leomark aus immer wieder Erkundungstrupps den Weg über die Westufer des Jolborn hinaus in das Gebiet des Herzogtums Stueren. Häufig ist zu beobachten, dass Mitglieder der Borharcôner-Gruppe, die sich ebenfalls in der Leomark angesiedelt hat, diese Trupps begleiten.
Vor Kurzem ereignete sich in den Graslanden Dracconias Merkwürdiges: Eine Gruppe Leomarker Waldläufer war zwei Tage westlich des Jolborn auf Erkundung unterwegs, als sich völlig unvermittelt eine Senke von annähernd 30 Schritten Durchmessern vor ihren Füßen auftat. Die Waldläufer erkundeten die Senke und die seltsame Steinformation in ihrer Mitte. Einige der Leomarker hatten ein sehr seltsames Gefühl beim Betreten dieser Senke, welches sie aber nicht genauer benennen konnten. Olidir Dämmertraum war fest davon überzeugt Stimmen im Wind zu hören. „Ich könnte sie verstehen, ich bin mir sicher,“ sagte er, und setzte sich zu den Steinen und versenkte sich in sich selbst, in den Wind, das Wasser, die Erde und die Sonne. Die anderen beobachteten ihn angespannt. Olidir schien sehr angespannt. Nach langer Zeit nahm der Wind, der bis dahin nur ein Flüstern in den langen Grashalmen gewesen war, an Stärke zu. Er wehte immer heftiger und in der Gruppe der Waldläufer machte sich das Gefühl von Unwohlsein breit – Gefahr? Olidir wurde aufgefordert seine Bemühungen zu beenden, damit man diesen Ort verlassen könnte, doch dieser weigerte sich und sprach wie im Fieber: „Ich bin gleich am Ziel, kann die Stimmen fast hören. Hört ihr sie den nicht? Könnt ihr es nicht spüren?“ Er war schweißüberströmt und bleich. Der Wind war mittlerweile zu einem Sturm herangewachsen. Olidir wurde von den anderen seines Trupps gedrängt aufzuhören, wegzugehen. Er weigerte sich, doch dann brach er plötzlich zusammen. Seine Gefährten trugen ihn aus der Senke hinaus. Der Wind legte sich wieder so plötzlich wie er sich erhoben hatte. Da die Waldläufer keinen Heiler dabei hatten, konnten sie Olidir nur notdürftig versorgen, insbesondere da sein Körper keinerlei Verletzung aufwies. Sie konnten sein Selbst nicht mehr spüren und erreichen und trotz aller Bemühungen starb Olidir am Rande dieser seltsamen Senke. Die Waldläufer machten sich nach kurzer Beratung schnellstmöglich in Richtung Osten auf, um in der Leomark von den Begebenheiten zu berichten.
Der Tod Olidir Dämmertraums traf uns alle tief. Vor allem da vollkommen unklar war, was sein Selbst zerstört und ihn letztlich umgebracht hatte. Dass Elfen im Kampf fallen, das kommt in diesen Zeiten leider allzu häufig vor. Dass einer unserer Brüder aber sein Selbst verliert, ohne erkennbare äußere Verletzungen, das hatte man noch nie gehört. Die Bestattungszeremonie des Olidir Dämmertraums war tief bewegend und von so viel Trauer geprägt, dass man meinen konnte, selbst der Wind, das Wasser, die Erde und die Sonne wollten nicht aufhören zu klagen.
Nur wenige Tage später berief Baronin Samira den Rat der Weisen ein. Nach dem Bericht der Kundschafter, der uns leider nur wenige Antworten auf den Tod Olidirs gab, wurde lange und ausfürlich beraten, wie wir nun weiter vorgehen sollten.
Baronin Samira beschloss letztlich, einen zweiten Trupp los zu schicken, um dieser seltsamen Senke und dieser noch viel seltsameren Präsenz auf den Grund zu gehen. Und wenn irgend möglich erhofften wir uns Antworten auf die Frage nach Olidirs Tod. Um besser gerüstet zu sein, wurden einige Gelehrte, besonders zu nennen die Itsui Teleria und der Heiler Mallion ausgewählt. Zu meinem eigenen Erstaunen wurde ich ebenfalls von der Baronin in die Gruppe berufen.
Wir machten uns also auf und nahmen, den Erzählungen der anderen folgend, den Weg ins Herzogtum Stueren. Ungefähr zwei Tagesreisen westlich des Jolborn trafen wir dann auf die Senke. Zunächst sahen wir lediglich eine Senke, bewachsen mit hohem Steppengras und einer sonderlich anmutenden Steinformation in der Mitte. Doch wie die Gruppe vor uns auch schon spürten wir just in dem Moment als wir die Senke betraten die Anwesenheit einer Präsenz, die sich mit menschlichen Worten kaum beschreiben lässt. Die Istui Teleria versuchte vorsichtig Kontakt mit dieser Präsenz aufzunehmen. Konzentriert und angespannt saß sie bei den Steinen, während wir anderen ein wenig besorgt einen gewissen Abstand zu ihr wahrten. Je länger sie dort saß, desto heftiger begann der Wind zu wehen, ja wuchs sich zu einem regelrechten Sturm aus. Aus den Erzählungen der ersten Truppe waren wir durchaus vorgewarnt. Je mehr der Sturm zunahm umso stärker machte sich das nagende Gefühl drohender Gefahr unter uns breit. Da Telerias Versuch mit der Präsenz Kontakt aufzunehmen bislang nicht von Erfolg gekrönt war und da wir uns nur allzu gut an den Leichnam Olidirs erinnerten, beschlossen wir, dass die Gefahr zu groß wurde und zwangen Teleria, aufzuhören. Und kaum dass wir die Senke verlassen hatten, legte sich der Sturm. Teleria jedoch war sehr geschwächt. In einem fort murmelte sie die uns allen nur allzu gut bekannten Worte „Fisch und Fleisch unter einem Dach, das haben wir schon einmal gesehen. Neuer Streit, alter Krieg, die Erde ist durstig, das haben wir schon einmal gesehen. Faust wider Faust, Finger dazu, einen wischt der Regen fort, das haben wir schon einmal gesehen. Die Zeichen der Vergeltung, könnt Ihr sie erkennen? Dies alles mussten wir erblicken, wollen die Augen nun schließen für immerdar.“ Nein, diese Worte die wir damals am Fluss hörten, als wir dem Wind lauschten; diese Worte werden wir wohl nie vergessen. Auf unsere ungestümen Fragen hin murmelte Teleria nur immer wieder „Es war keine Absicht.“ Und dann brach sie zusammen. Wir konnten sie nicht mehr erreichen. Auch der Heiler Mallion, der uns auf unserer Reise begleitete konnte ihr nicht helfen. Und wieder konnten wir keine äußeren Verwundungen erkennen.
Hastig traten wir den langen Heimweg nach Xurl-Salenia an. Immer in der Hoffnung, die dortigen Itsui und Heiler könnten Teleria besser helfen als wir es vermochten. Viel langsamer als uns lieb war kamen wir voran, doch nach drei langen Tagen erreichten wir das Ufer des Jolborn. In der ganzen Zeit kam Teleria nicht ein einziges Mal zu sich. Ihr Körper hatte jegliche Spannung verloren, ihre Augen blickten in weite Ferne an einen Ort, den wohl keiner von uns je finden kann. Es schien, als sei sie nicht mehr Teil dieser Welt. Wir spürten nicht einmal ihre Anwesenheit und wäre die Trage nicht gewesen, man hätte meinen können sie sei gar nicht da.
Mit bangem Warten verbrachten wir die Tage in Xurl-Salenia. Die Heiler und Istui gaben sich alle Mühe. Doch all ihre Rituale konnten Teleria nicht zurück holen. Ihr Geist ist vollkommen zerrüttet und es scheint, als habe sie jeden Kontakt zu Wind, Wasser, Erde und Sonne verloren. Wir können ihr Selbst nicht mehr spüren.
Hiermit endet mein Bericht. Was auch immer dort im Herzogtum Stueren in der Senke mit dem hohen Steppengras und der sonderlich anmutenden Steinformation ist, welcher Natur auch immer diese Präsenz ist, sie ist mächtig und wir können sie nicht begreifen.
Laroâna Mirayadon, Händlerin und Mitglied des Rat der Weisen
Nach dem Frühjahrshochwasser des Jolborn wurden in Kratorpolitanien und in der Leomark Heerlager eingerichtet. Soldaten, Verpflegung und Material wurden in den Häfen eingeschifft und nach Norden gebracht. In den beiden nördlichen Ländereien wurden eine große Anzahl von Booten und Flößen hergestellt und für das Übersetzten bereit gemacht.
Die Vorbereitungen für die Invasion waren beinahe abgeschlossen, als eine unbekannte Krankheit in mehreren Heerlagern um sich griff. Die Heiler bekammen nach einiger Zeit die Seuche in den Griff. Als die Möglichkeit für den Angriff wieder in greifbare Nähe rückte, kam den Jolborn hinab neues Übel von Stuerener Seite auf die Heligonier zu: Eine große Anzahl Brander drohte die Boote und Flöße zu zerstören, die für das Übersetzten des Heeres benötigt wurden…
Die Bilanz der Brander-Nacht war für die Heligonische Seite ernüchternd: Trotz großen Einsatzes und vehementer Gegenwehr wurde insbesondere im Kratorpolitanischen Bereich ein Großteil der Boote und Flöße vernichtet. Eine Invasion musste weiter verschoben werden, bis neue Übersetzungsmöglichkeiten geschaffen worden sein würden.
Nach dem Frühjahrshochwasser des Jolborn wurden in Kratorpolitanien und in der Leomark Heerlager eingerichtet. Soldaten, Verpflegung und Material wurden in den Häfen eingeschifft und nach Norden gebracht. In den beiden nördlichen Ländereien wurden eine große Anzahl von Booten und Flößen hergestellt und für das Übersetzten bereit gemacht.
Die Vorbereitungen für die Invasion waren beinahe abgeschlossen, als eine unbekannte Krankheit in mehreren Heerlagern um sich griff. Die Heiler bekammen nach einiger Zeit die Seuche in den Griff. Als die Möglichkeit für den Angriff wieder in greifbare Nähe rückte, kam den Jolborn hinab neues Übel von Stuerener Seite auf die Heligonier zu: Eine große Anzahl Brander drohte die Boote und Flöße zu zerstören, die für das Übersetzten des Heeres benötigt wurden…
Die Bilanz der Brander-Nacht war für die Heligonische Seite ernüchternd: Trotz großen Einsatzes und vehementer Gegenwehr wurde insbesondere im Kratorpolitanischen Bereich ein Großteil der Boote und Flöße vernichtet. Eine Invasion musste weiter verschoben werden, bis neue Übersetzungsmöglichkeiten geschaffen worden sein würden.
Der 5. Tag des 2. Helios wird dem Baron von Rebenhain sicher noch lange unauslöschlich als einer der schwärzesten Tage in Erinnerung bleiben: Eine größere Gruppe aus dem Haushalt des Barons kehrte durch die Gassen von Pogelsweiler in die Freudenfeste zurück, als sie kurz vor ihrem Ziel plötzlich aus dem Hinterhalt überfallen wurde. Trotz tapferer Gegenwehr war das Durcheinander in den engen Straßen groß, zumal auch viel gemeines Volk unterwegs war. So konnten die Angreifer zu den Kindern von Baron Krator und Baronin Samira durch dringen, die sich in dieser Gruppe befanden. Sie schnappten sich den kleinen Crispianus Perigrin von Rebenhain und flohen. Neben Wut und Entsetzen hinterließen sie mehrere Tote und Verletzte: 5 Rebenhainer Wachen, die Borharcônerin Kelene , Beschützerin des Borharcônerkindes Meorte, und der Leomarker Elfenkrieger Fenair, welcher seit den Ereignissen auf der Burg Hadriansblick als ständiger Leibwächter die Kinder des Barons beschützte, zahlten mit ihrem Leben, weitere Wachen und die Leomarkerin Miríel wurden schwer verwundet.
Einer der Angreifer konnte lebend gefasst werden, im Verhör war jedoch nur zu erfahren, dass der Angriff von Stuerener Seite ausging. Es ist unklar, ob der Sohn des Barons tatsächlich das eigentliche Opfer sein sollte, oder ob der Angriff vielmehr ein Versuch war, den Borharcônerjungen Meorte, welcher sich ebenfalls in der Gruppe befand, in Stuerener Hände zu bekommen.
Trotz sofortiger Suche nach den feigen Entführern gelang diesen die Flucht Richtung Norden. Jedoch verlor sich deren Spur noch vor der Ostarischen Grenze. Mit sämtlichen zur Verfügung stehenden Schiffen und Booten wurde der Jolborn abgeriegelt um ein Übersetzen zu verhindern, es wurden Boten an Fürst Leomar von Drachenhain, die Ostarischen Bündnispartner und an Baronin Samira, die sich derzeit in der Baronie Leomark aufhält, geschickt, und weitere Suchmannschaften ausgesandt.
Es bleibt nun zu hoffen, dass diese Maßnahmen zum gewünschten Ziel führen und der kleine Crispianus Perigrin schnell und sicher wieder nach Hause zurückkehren kann.
Der 5. Tag des 2. Helios wird dem Baron von Rebenhain sicher noch lange unauslöschlich als einer der schwärzesten Tage in Erinnerung bleiben: Eine größere Gruppe aus dem Haushalt des Barons kehrte durch die Gassen von Pogelsweiler in die Freudenfeste zurück, als sie kurz vor ihrem Ziel plötzlich aus dem Hinterhalt überfallen wurde. Trotz tapferer Gegenwehr war das Durcheinander in den engen Straßen groß, zumal auch viel gemeines Volk unterwegs war. So konnten die Angreifer zu den Kindern von Baron Krator und Baronin Samira durch dringen, die sich in dieser Gruppe befanden. Sie schnappten sich den kleinen Crispianus Perigrin von Rebenhain und flohen. Neben Wut und Entsetzen hinterließen sie mehrere Tote und Verletzte: 5 Rebenhainer Wachen, die Borharcônerin Kelene , Beschützerin des Borharcônerkindes Meorte, und der Leomarker Elfenkrieger Fenair, welcher seit den Ereignissen auf der Burg Hadriansblick als ständiger Leibwächter die Kinder des Barons beschützte, zahlten mit ihrem Leben, weitere Wachen und die Leomarkerin Miríel wurden schwer verwundet.
Einer der Angreifer konnte lebend gefasst werden, im Verhör war jedoch nur zu erfahren, dass der Angriff von Stuerener Seite ausging. Es ist unklar, ob der Sohn des Barons tatsächlich das eigentliche Opfer sein sollte, oder ob der Angriff vielmehr ein Versuch war, den Borharcônerjungen Meorte, welcher sich ebenfalls in der Gruppe befand, in Stuerener Hände zu bekommen.
Trotz sofortiger Suche nach den feigen Entführern gelang diesen die Flucht Richtung Norden. Jedoch verlor sich deren Spur noch vor der Ostarischen Grenze. Mit sämtlichen zur Verfügung stehenden Schiffen und Booten wurde der Jolborn abgeriegelt um ein Übersetzen zu verhindern, es wurden Boten an Fürst Leomar von Drachenhain, die Ostarischen Bündnispartner und an Baronin Samira, die sich derzeit in der Baronie Leomark aufhält, geschickt, und weitere Suchmannschaften ausgesandt.
Es bleibt nun zu hoffen, dass diese Maßnahmen zum gewünschten Ziel führen und der kleine Crispianus Perigrin schnell und sicher wieder nach Hause zurückkehren kann.
Es gibt ja jetzt ein neues Tiefländer-Lehen in Luchnar und wir und die MadRuadh haben einen Teils unseres Landes abtreten müssen , so dass auf jeden gleich viel kommt wie auf einen echten Hochländer und das ist ganz schön viel. Ich hab mich jetzt mal ein bisschen umgehört und gerechnet und frage mich: Ist das überhaupt gerecht ausgerechnet?
Also: Vor ein paar Jahren gab es so 120, 130 von ihnen, vielleicht 40 oder 45 in Esclarmond, 25 oder 30 in Turlach und Tuachall, 20 auf der Feste Hautzensteyn und 15 in Soilach. Ein paar wenige sind im Krieg mit Fürst Waldemar geblieben und Vogt Eylhardt hat gut drei Handvoll aus Esclarmond und eine Handvoll aus Turlach und Tuachall mitgenommen. Dann kommen noch manche nicht aus dem Tiefland zurück wie Samuel und Lukas von Turlach und so weiter – also was ich meine ist: In Esclarmond, Turlach, Tuachall und auf der Feste leben jeweils zwanzig von ihnen oder wenig mehr, in Soilach vielleicht fünfzehn. Von der Feste Hautzensteyn und von Soilach, wo Vogt Gisrod ja eine von uns geheiratet hat wird kaum einer kommen. Aus Turlach und Tuachall werden die Vogtsfamilien auch nicht kommen und ein paar von Eylhardts Brut bleiben bestimmt in der Esclarwehr, um uns zu ärgern, und ein paar Helfer, die nicht mit dem Vogt verwandt sind, werden noch im warmen Nest bleiben. Es bleiben also vielleicht 35 Leute übrig, oder wenn man die auf Esclarmond dazurechnet, deren neues Dorf liegt ja nur ein paar Meilen weg und die müssen sicher mithelfen, knapp 50, wenn man großzügig rechnet.
Jetzt mal ehrlich, auch die Tiefländer: Das ist zu wenig. Wie sollen die ein Lehen gründen? Wie sollen die die Vogtssitze ernähren? Die sollen ja für alle aufkommen, auch für die, die in den Vogtshäusern nichts arbeiten, was man essen kann und dann haben sie noch nicht die allerbesten Gebiete, weder für Schafe noch für Korn und Gemüse.
Das kann gar nicht klappen und wir werdens bezahlen müssen.
Ressian MadUaine aus Esclarmond
Es gibt ja jetzt ein neues Tiefländer-Lehen in Luchnar und wir und die MadRuadh haben einen Teils unseres Landes abtreten müssen , so dass auf jeden gleich viel kommt wie auf einen echten Hochländer und das ist ganz schön viel. Ich hab mich jetzt mal ein bisschen umgehört und gerechnet und frage mich: Ist das überhaupt gerecht ausgerechnet?
Also: Vor ein paar Jahren gab es so 120, 130 von ihnen, vielleicht 40 oder 45 in Esclarmond, 25 oder 30 in Turlach und Tuachall, 20 auf der Feste Hautzensteyn und 15 in Soilach. Ein paar wenige sind im Krieg mit Fürst Waldemar geblieben und Vogt Eylhardt hat gut drei Handvoll aus Esclarmond und eine Handvoll aus Turlach und Tuachall mitgenommen. Dann kommen noch manche nicht aus dem Tiefland zurück wie Samuel und Lukas von Turlach und so weiter – also was ich meine ist: In Esclarmond, Turlach, Tuachall und auf der Feste leben jeweils zwanzig von ihnen oder wenig mehr, in Soilach vielleicht fünfzehn. Von der Feste Hautzensteyn und von Soilach, wo Vogt Gisrod ja eine von uns geheiratet hat wird kaum einer kommen. Aus Turlach und Tuachall werden die Vogtsfamilien auch nicht kommen und ein paar von Eylhardts Brut bleiben bestimmt in der Esclarwehr, um uns zu ärgern, und ein paar Helfer, die nicht mit dem Vogt verwandt sind, werden noch im warmen Nest bleiben. Es bleiben also vielleicht 35 Leute übrig, oder wenn man die auf Esclarmond dazurechnet, deren neues Dorf liegt ja nur ein paar Meilen weg und die müssen sicher mithelfen, knapp 50, wenn man großzügig rechnet.
Jetzt mal ehrlich, auch die Tiefländer: Das ist zu wenig. Wie sollen die ein Lehen gründen? Wie sollen die die Vogtssitze ernähren? Die sollen ja für alle aufkommen, auch für die, die in den Vogtshäusern nichts arbeiten, was man essen kann und dann haben sie noch nicht die allerbesten Gebiete, weder für Schafe noch für Korn und Gemüse.
Das kann gar nicht klappen und wir werdens bezahlen müssen.
Ressian MadUaine aus Esclarmond
Nur wenige Neuigkeiten über die ruhige Provinz Rothenberg in der Baronie Tolens erreichten uns, seit Reichsritter Hermann als verschollen gilt. Der tapfere Recke nahm am Ödlandfeldzug im Jahre 28 n. A. III zur Befreiung der Leomark und Kratorpolis teil. Inzwischen gilt als gesichert, dass Reichsritter Hermann sein Leben für das Königreich gelassen hat.
Seit nunmehr 10 Jahren wird Rothenberg von Rhupert Allmendinger kommissarisch verwaltet. Baron Sihran von Tolens hatte zu keiner Zeit Grund zu Beanstandungen, er erhielt die Abgaben pünktlich und auch sonst gab es in der Provinz weder Klagen noch Beschwerden. Der treue Verwalter bat den Baron nur in einer Sache um eine Gefälligkeit: sein einziges Kind Eythne möge Aufnahme in der Akademie der Schönen Künste zu Betis finden. Dies gewährte ihm der Baron nicht nur gerne, sondern er stellte Eythne auch einige Räume seines Stadthauses in Betis als Wohnung zur Verfügung. Nach ihrem erfolgreich abgeschlossenen Studium kehrte sie im ersten Xurlmond des vergangen Jahres nach Rothenberg zurück, um ihren inzwischen greisen Vater zu unterstützen. Um ein göttergefälliges Leben zu führen, weihte Eythne ihr Leben dem Gott Xurl. Mit großem Engagement unterstütze sie die Xurl-Geweihten, um den Schrein von Ghangol wieder zu neuem Leben zu erwecken. Ebenso errichtete sie das Xurl-Heiligtum bei der Burg Rothenfels neu.
Im letzten Mond kehrte sie von ihrer Reise vom Schlangenkamm zurück, wo sie nach Tradition der Xurl-Geweihten die Höhle der Leyra aufsuchte. Eilends begab sie sich danach an den Hof des Barons, um dort eine Audienz zu erlangen.
Dieser entsandte sie nun nach Escandra, um im Hause des Reichsritters von Sarmand an seiner Statt präsent zu sein.
Nur wenige Neuigkeiten über die ruhige Provinz Rothenberg in der Baronie Tolens erreichten uns, seit Reichsritter Hermann als verschollen gilt. Der tapfere Recke nahm am Ödlandfeldzug im Jahre 28 n. A. III zur Befreiung der Leomark und Kratorpolis teil. Inzwischen gilt als gesichert, dass Reichsritter Hermann sein Leben für das Königreich gelassen hat.
Seit nunmehr 10 Jahren wird Rothenberg von Rhupert Allmendinger kommissarisch verwaltet. Baron Sihran von Tolens hatte zu keiner Zeit Grund zu Beanstandungen, er erhielt die Abgaben pünktlich und auch sonst gab es in der Provinz weder Klagen noch Beschwerden. Der treue Verwalter bat den Baron nur in einer Sache um eine Gefälligkeit: sein einziges Kind Eythne möge Aufnahme in der Akademie der Schönen Künste zu Betis finden. Dies gewährte ihm der Baron nicht nur gerne, sondern er stellte Eythne auch einige Räume seines Stadthauses in Betis als Wohnung zur Verfügung. Nach ihrem erfolgreich abgeschlossenen Studium kehrte sie im ersten Xurlmond des vergangen Jahres nach Rothenberg zurück, um ihren inzwischen greisen Vater zu unterstützen. Um ein göttergefälliges Leben zu führen, weihte Eythne ihr Leben dem Gott Xurl. Mit großem Engagement unterstütze sie die Xurl-Geweihten, um den Schrein von Ghangol wieder zu neuem Leben zu erwecken. Ebenso errichtete sie das Xurl-Heiligtum bei der Burg Rothenfels neu.
Im letzten Mond kehrte sie von ihrer Reise vom Schlangenkamm zurück, wo sie nach Tradition der Xurl-Geweihten die Höhle der Leyra aufsuchte. Eilends begab sie sich danach an den Hof des Barons, um dort eine Audienz zu erlangen.
Dieser entsandte sie nun nach Escandra, um im Hause des Reichsritters von Sarmand an seiner Statt präsent zu sein.
Den Göttern hat es gefallen, dass es am Hofe zu Marola in naher Zukunft eine neue Freigräfin geben wird.
Ihre Hochgeboren Arana von Sedomee, langjährige Herrin über Sedomee und Apurien und Erwählte der Göttin wird nach dreiundzwanzig Jahren ihre Ämter niederlegen. Somit folgt sie dem Wunsche des Königs, der sie an seinen Hof berufen hat, um Heligonia als hohe Richterin zu dienen. Gen Escandra begleiten werden sie zwei ihrer langjährigen Vertrauten, ihre Hochwohlgeboren Valeria Baronin zu Calena, Schwester der Erwählten sowie beider Cousine, ihre Hochwohlgeboren Nadyma Baronin zu Sebur, welche ihre Regentschaft ebenfalls niederlegen werden.
Die Tochter der Freigräfin, Larissa von Sedomee, selbst eine Erwählte der Göttin und einst als Nachfolgerin ausersehen, ist Poënas Rufe gefolgt und wird sich als Nachfolgerin ihrer Großmutter Mariama von Sedomee ganz der Leitung Heiligtums von Hagiapolis widmen, somit auf die weltliche Herrschaft über die Grafschaft verzichten.
Die neue Regentin wird nach den Willen Seiner allerdurchlauchtigsten Majestät Helos Aximistilius III und in Einvernehmen mit dem Wunsche der Freigräfin selbst wieder aus der Familie von Sedomee stammen. Ausersehen wurde Amira Kaela von Sedomee, die jüngere Schwester von Arana und Valeria von Sedomee. Bisher residierte sie auf einen Gut in der Nähe Marolas und leitete die Weiterentwicklung der musischen Künste am Minnehof der Freigräfin Arana, weshalb ihr in Sedomee klangvoller Name bisher kaum über die Landesgrenzen hinaus bekannt sein dürfte.
Amira Kaela ist wie ihre ganze Familie den Göttern eng verbunden, selbst aber keine Geweihte. Ihre Tochter aus einer frühen Poëna-Ehe wurde hingegen vor kurzem zur Geweihten Poënas berufen.
Nicht mehr über die Vervollkommnung der Künste, sondern über die Geschicke der Grafschaft zu wachen sieht Amira Kaela als überraschende Fügung der Götter, doch fühlt sie sich durch das Vertrauen des Königs und ihres Clans sehr geehrt und freut sich auf ihre neue Herausforderung.
Wer die Nachfolge in den Baronien Calena und Sebur antreten soll, wird die zukünftige Gräfin in den kommenden Monden bekannt geben. Für eine Zeit des gefälligen Überganges werden Nadyma von Sebur und Sedomee und Valeria von Calena und Sedomee noch die Geschicke ihrer Baronien lenken.
Den Göttern hat es gefallen, dass es am Hofe zu Marola in naher Zukunft eine neue Freigräfin geben wird.
Ihre Hochgeboren Arana von Sedomee, langjährige Herrin über Sedomee und Apurien und Erwählte der Göttin wird nach dreiundzwanzig Jahren ihre Ämter niederlegen. Somit folgt sie dem Wunsche des Königs, der sie an seinen Hof berufen hat, um Heligonia als hohe Richterin zu dienen. Gen Escandra begleiten werden sie zwei ihrer langjährigen Vertrauten, ihre Hochwohlgeboren Valeria Baronin zu Calena, Schwester der Erwählten sowie beider Cousine, ihre Hochwohlgeboren Nadyma Baronin zu Sebur, welche ihre Regentschaft ebenfalls niederlegen werden.
Die Tochter der Freigräfin, Larissa von Sedomee, selbst eine Erwählte der Göttin und einst als Nachfolgerin ausersehen, ist Poënas Rufe gefolgt und wird sich als Nachfolgerin ihrer Großmutter Mariama von Sedomee ganz der Leitung Heiligtums von Hagiapolis widmen, somit auf die weltliche Herrschaft über die Grafschaft verzichten.
Die neue Regentin wird nach den Willen Seiner allerdurchlauchtigsten Majestät Helos Aximistilius III und in Einvernehmen mit dem Wunsche der Freigräfin selbst wieder aus der Familie von Sedomee stammen. Ausersehen wurde Amira Kaela von Sedomee, die jüngere Schwester von Arana und Valeria von Sedomee. Bisher residierte sie auf einen Gut in der Nähe Marolas und leitete die Weiterentwicklung der musischen Künste am Minnehof der Freigräfin Arana, weshalb ihr in Sedomee klangvoller Name bisher kaum über die Landesgrenzen hinaus bekannt sein dürfte.
Amira Kaela ist wie ihre ganze Familie den Göttern eng verbunden, selbst aber keine Geweihte. Ihre Tochter aus einer frühen Poëna-Ehe wurde hingegen vor kurzem zur Geweihten Poënas berufen.
Nicht mehr über die Vervollkommnung der Künste, sondern über die Geschicke der Grafschaft zu wachen sieht Amira Kaela als überraschende Fügung der Götter, doch fühlt sie sich durch das Vertrauen des Königs und ihres Clans sehr geehrt und freut sich auf ihre neue Herausforderung.
Wer die Nachfolge in den Baronien Calena und Sebur antreten soll, wird die zukünftige Gräfin in den kommenden Monden bekannt geben. Für eine Zeit des gefälligen Überganges werden Nadyma von Sebur und Sedomee und Valeria von Calena und Sedomee noch die Geschicke ihrer Baronien lenken.
Unsere verehrte Freigräfin Arana von Sedomee und Apurien wird auf Wunsch des Königs ihre schöne Grafschaft verlassen und gen Escandra ziehen. Nun wird niemand die Weisheit des Königs in Zweifel ziehen noch die Eignung Aranas von Sedomee für ihr neues Amt als Hohe Richterin. Dennoch möge es erlaubt sein, sich zu fragen, ob nun des Königs Entscheidung wie ein gestoßener Dominostein die Kaskade der folgenden Ereignisse auslöste oder ob sich hier mehrere Ursachen und Anlässe wechselseitig durchdringen.
Der Verzicht auf den Herrschaftsanspruch nach glänzender Regentschaft in der Blüte der Jahre wie bei Arana von Sedomee hat beste Tradition in der Freigrafschaft. Starrherzige und entscheidungsunfähige Greise mögen in anderen Landen an ihrem Throne haften wie der Geruch nach Weihrauch an ihren Predigern; nicht so in Sedomee. Wenn ein solcher Wechsel geplant war, so kann der Zeitpunkt als günstig bezeichnet werden. Denn auch der absolute Verzicht auf die Herrschaft in der Bevorzugung, dem Ruf der Göttin zu folgen hat Tradition und wenn die Tochter der Freigräfin, Larissa von Sedomee nun diesen vernahm, ist es besser, die jüngere Schwester Amira Kaela rasch zu etablieren, bevor diese selbst, bald auch schon Großmutter, einem Alter näher rückt, da ihre eigene Tochter eine Kandidatin für Herrschaft wäre.
Auch die bedeutenden Änderungen im Verhältnis zu Darian, die sich anzubahnen scheinen, mögen die Etablierung eines neuen Gesichts ratsam erscheinen lassen. Wer kann sich vorstellen, wie Arana von Sedomee einem selbstgerechten Manne wie Dedekien von Darian Schritte entgegen geht, die noch vor Jahresfrist undenkbar schienen und die keine offensichtliche Not gebietet? Amira Kaela von Sedomee mag dies sicher leichter tun, ohne deshalb Sedomees feste und wichtige Grundsätze aufzugeben. Eine solche Annäherung könnte noch leichter fallen, wenn Darians Gesicht weniger das des eigengefälligen Grinsens wäre – der Nachbar aus der Wüste möge sich dies überlegen, wenn seine Vorschläge ernst gemeint sind.
Diese überraschende Annäherung gilt es noch näher zu hinterfragen, insbesondere, da sie nicht langsam und tastend geschieht, sondern sehr schnell sehr viel erreichen will. Sind dies die neuen Leitlinien von Amira Kaelas Politik? Dies scheint sehr weitreichend, wo sie ihr Amt doch eben erst übernimmt und kann eigentlich, da sie nicht im vollen Galopp der Erfahrung politischer Jahrzehnte in Marola einreitet, nicht einzige Ursache sein. Oder wird die Geschwindigkeit von Dedekien von Darian bestimmt? Der Graf aus dem Norden greift nach neuen Lehen jenseits der Meere und mag den Frieden an den heimatlichen Grenzen gewahrt haben wollen. Doch droht ihm von der neuen Freigräfin, eine Meisterin der schönen Künste und nicht der des Krieges solche Unbill? Einige blumige Versprechungen und kleinere Gesten wären viel eher nach der Manier des Cersansohnes. Und der bloße Wunsch nach den Münzen für ferne Expeditionen ist in anderen Gegenden Heligonias erfolgsversprechender und weniger zinsenlastig als bei unseren aus Erfahrung und mit Recht misstrauischen Kämmererinnen.
Gibt es also in einer der Grafschaften ein noch unbekanntes Problem, eine drohende Krisis, die zwingt, die Hand rasch und weit auszustrecken? Sollte dem so sein, muss man sich zunächst die geplanten Vereinbarungen und Projekte anschauen, soweit sie bereits offenbart sind. Da stößt man auf den Wunsch Darians, mit unserer Unterstützung in den Ogedenbund einzutreten, auf die – nach Jahrzehnten des Streites – bereitwillige Rückgabe alter Originaldokumente, die der Universität zu Marola gestohlen wurden und in Darbor lagern und gar auf das Angebot der Ausweitung der sedomeesischen Pflege der urogedischen Riten und Bräuche auf den Nordteil des alten Valmera, wo sie einst ebenso galten. Letzter Punkt wäre dem doch eher pekuniär geprägten Glauben des Grafen früher ferner gelegen als ein Nech-Burai fliegen kann.
Sedomee würde also zu Recht seine Sichtweise der Welten deutlich weniger ändern als Darian, was zu dem Schlusse verleiten mag, dass es der entfremdete Vetter aus der Wüste ist, welcher unter uns nicht bekanntem Drucke steht und deshalb bereit ist, bisher undenkbare Zugeständnisse zu machen. Vielleicht aber spiegelt er auch nur eine Fata Morgana auf, als Teil einer ganz großen, perfiden Täuschung.
Oder aber all die Dominosteine fallen durch eine Kraft, die tief unter allem wirkt, was wir erörtern und die wir Uneingeweihten und vielleicht selbst die Mächtigen nicht oder nur vage erahnen.
Agnisai von Sedomee
für den Rat der Sinnenden zu Marola
Unsere verehrte Freigräfin Arana von Sedomee und Apurien wird auf Wunsch des Königs ihre schöne Grafschaft verlassen und gen Escandra ziehen. Nun wird niemand die Weisheit des Königs in Zweifel ziehen noch die Eignung Aranas von Sedomee für ihr neues Amt als Hohe Richterin. Dennoch möge es erlaubt sein, sich zu fragen, ob nun des Königs Entscheidung wie ein gestoßener Dominostein die Kaskade der folgenden Ereignisse auslöste oder ob sich hier mehrere Ursachen und Anlässe wechselseitig durchdringen.
Der Verzicht auf den Herrschaftsanspruch nach glänzender Regentschaft in der Blüte der Jahre wie bei Arana von Sedomee hat beste Tradition in der Freigrafschaft. Starrherzige und entscheidungsunfähige Greise mögen in anderen Landen an ihrem Throne haften wie der Geruch nach Weihrauch an ihren Predigern; nicht so in Sedomee. Wenn ein solcher Wechsel geplant war, so kann der Zeitpunkt als günstig bezeichnet werden. Denn auch der absolute Verzicht auf die Herrschaft in der Bevorzugung, dem Ruf der Göttin zu folgen hat Tradition und wenn die Tochter der Freigräfin, Larissa von Sedomee nun diesen vernahm, ist es besser, die jüngere Schwester Amira Kaela rasch zu etablieren, bevor diese selbst, bald auch schon Großmutter, einem Alter näher rückt, da ihre eigene Tochter eine Kandidatin für Herrschaft wäre.
Auch die bedeutenden Änderungen im Verhältnis zu Darian, die sich anzubahnen scheinen, mögen die Etablierung eines neuen Gesichts ratsam erscheinen lassen. Wer kann sich vorstellen, wie Arana von Sedomee einem selbstgerechten Manne wie Dedekien von Darian Schritte entgegen geht, die noch vor Jahresfrist undenkbar schienen und die keine offensichtliche Not gebietet? Amira Kaela von Sedomee mag dies sicher leichter tun, ohne deshalb Sedomees feste und wichtige Grundsätze aufzugeben. Eine solche Annäherung könnte noch leichter fallen, wenn Darians Gesicht weniger das des eigengefälligen Grinsens wäre – der Nachbar aus der Wüste möge sich dies überlegen, wenn seine Vorschläge ernst gemeint sind.
Diese überraschende Annäherung gilt es noch näher zu hinterfragen, insbesondere, da sie nicht langsam und tastend geschieht, sondern sehr schnell sehr viel erreichen will. Sind dies die neuen Leitlinien von Amira Kaelas Politik? Dies scheint sehr weitreichend, wo sie ihr Amt doch eben erst übernimmt und kann eigentlich, da sie nicht im vollen Galopp der Erfahrung politischer Jahrzehnte in Marola einreitet, nicht einzige Ursache sein. Oder wird die Geschwindigkeit von Dedekien von Darian bestimmt? Der Graf aus dem Norden greift nach neuen Lehen jenseits der Meere und mag den Frieden an den heimatlichen Grenzen gewahrt haben wollen. Doch droht ihm von der neuen Freigräfin, eine Meisterin der schönen Künste und nicht der des Krieges solche Unbill? Einige blumige Versprechungen und kleinere Gesten wären viel eher nach der Manier des Cersansohnes. Und der bloße Wunsch nach den Münzen für ferne Expeditionen ist in anderen Gegenden Heligonias erfolgsversprechender und weniger zinsenlastig als bei unseren aus Erfahrung und mit Recht misstrauischen Kämmererinnen.
Gibt es also in einer der Grafschaften ein noch unbekanntes Problem, eine drohende Krisis, die zwingt, die Hand rasch und weit auszustrecken? Sollte dem so sein, muss man sich zunächst die geplanten Vereinbarungen und Projekte anschauen, soweit sie bereits offenbart sind. Da stößt man auf den Wunsch Darians, mit unserer Unterstützung in den Ogedenbund einzutreten, auf die – nach Jahrzehnten des Streites – bereitwillige Rückgabe alter Originaldokumente, die der Universität zu Marola gestohlen wurden und in Darbor lagern und gar auf das Angebot der Ausweitung der sedomeesischen Pflege der urogedischen Riten und Bräuche auf den Nordteil des alten Valmera, wo sie einst ebenso galten. Letzter Punkt wäre dem doch eher pekuniär geprägten Glauben des Grafen früher ferner gelegen als ein Nech-Burai fliegen kann.
Sedomee würde also zu Recht seine Sichtweise der Welten deutlich weniger ändern als Darian, was zu dem Schlusse verleiten mag, dass es der entfremdete Vetter aus der Wüste ist, welcher unter uns nicht bekanntem Drucke steht und deshalb bereit ist, bisher undenkbare Zugeständnisse zu machen. Vielleicht aber spiegelt er auch nur eine Fata Morgana auf, als Teil einer ganz großen, perfiden Täuschung.
Oder aber all die Dominosteine fallen durch eine Kraft, die tief unter allem wirkt, was wir erörtern und die wir Uneingeweihten und vielleicht selbst die Mächtigen nicht oder nur vage erahnen.
Agnisai von Sedomee
für den Rat der Sinnenden zu Marola
Der Saaroko rüttelte an den blanken Zeltwänden wie ein unduldsam ausgesperrter Gast. Jene, die im großen schwarzen Zelt des Grafen Dedekien in den hinteren Reihen saßen – sei es weil sie erst seit kurzem ihr Amt inne hatten oder weil sie die Ältesten nur unbedeutenderer Örtlichkeiten waren – hatten ihre liebe Not. Gegen den eisigen Griff der Göttin hielten sie sich die weichen Buraifelle einfach an Rücken und Nacken, anstatt darauf zu sitzen, kauerten so jedoch im unbequemen Wüstensand. Wider den knallenden Lärm der Planen und der damit verbundenen Schwierigkeit, keinerlei Anteil am Verbaal’dowern im inneren Kreis haben zu können, half nur wildes Gestikulieren und laute Zwischenrufe, auf dass das Gesagte über mehrere Münder von innen nach außen und zurück echotet wurde. Die Stunden verstrichen wie im Fluge, die erhitzten Gesichter der Anwesenden – allesamt namhafte und huldvolle Amt- und Würdenträger der großen Grafschaft – glühten rot, die Augen leuchteten fiebrig und ein jeder plapperte aus vollem Halse wild durcheinander. Nach draußen drang der ungeheuerliche Lärm nur mäßig gedämpft, dunkelste Nacht war über die windumtoste Shayed-Wüste hereingebrochen und der sternenklare Himmel lag, gleich einem noch größeren Zeltdach, still über allem.
Es war der Tag des Al’Palavers zu welchem Graf Dedekien die Mächtigsten, Wichtigsten und Namhaftesten in die Mitte seines Reiches nach Darwena geladen hatte. Seine Hochgeboren war zu diesem Zeitpunkt noch nicht erschienen, einem hohen Beamten oblag es die Ratsversammlung ungefähr in Kenntnis zu setzen. Jedoch nicht eben erfolgreich, wie Geschrei und Gezeter erahnen ließ. Als der Tumult am größten war und die Männer anfingen, sich gegenseitig an den krausen Bärten zu ziehen, glitten mit einem Mal zwei Zeltplanen zur Seite und eröffneten der Menge den Blick auf eine bis dato verborgen gebliebene Nische des übergroßen Zeltes. Helles Lampenlicht drang daraus hervor, so leuchtend, dass die Menschen sich zunächst die geblendeten Augen bedecken mussten. Alsdann gewahrten sie ihren Herrn Dedekien auf einem erhöhten Steinsessel, es muss Alabaster gewesen sein. Prachtvoll war seine Hochgeboren anzuschauen. Zu seinen Füßen knieten auf edlen Fellen, laszive aurazithumhängte Schönheiten beiderlei Geschlechts. Die vielberingte rechte Hand des Grafen strich sanft über die Stirn eines schläfrig dreinschauenden Wüstentigers. Gewandet war der Erste Darianer in reinstem weiß; nur Samt und Seide, sowie edelste Nordpelze bedeckten seine Haut. Da herrschte mit einem Mal absolute Stille im Zelt, keiner der Anwesenden wagte nur zu atmen. Wie in Trance ließen sie von ihrem bisherigen Tun ab und starrten wie gebannt auf jene Lichtgestalt, die ihr heliosgegebener Herr und Meister war. Dieser saß nur da und schaute huldvoll reglos auf die Seinen. Sein Antlitz glich in diesem Augenblick einer jener aus Stein gehauenen Büsten. Einzig die geölten Spitzen seines prächtigen Schnurrbartes bebten – ein sicheres Zeichen des übergroßen Unwillens des großen Herrschers. Also senken die Anwesenden vor dem sich abzeichnenden Grollen die Häupter, zogen vorsorglich das Genick ein und schämten sich für ihr soeben noch an den Tag gelegtes schlechtes Benehmen. Allein, es kam ganz anders, der Graf schwieg weiter, die Stille nahm zunehmend schmerzhafte Qualität an und die Menschen darbten sichtlich. Da setzte sich seine Hochgeboren in einer fließenden Bewegung auf, hob die Arme und was er nun zu verkünden hatte, fiel wie warmer Heliosregen auf seine Untergebenen herab:
„GELIEBTES VOLK!“
Jäher Jubel toste auf und brandete in Wellen durch das Zelt. Hüte, Turbane, Feze und andere Kopfbedeckungen flogen wie wilde Vogelschwärme durch die Luft, bis die Menge einvernehmlich mit einem vielstimmigen:
„GELIEBTER HERRSCHER!“ die traditionelle Antwort fand, worauf wieder Stille herrschte, um die weiteren Worte des Grafen zu hören.
„Geliebtes Volk!“ Wieder wollten Begeisterungsstürme anschwellen, doch Dedekien unterband dies mit dem gestrengen Heben der linken gezupften Augenbraue und so ward es wieder still.
„Geliebtes Volk! Lasst mich von den alten Zeiten sprechen. Von einer wahren Geschichte, die seinerzeit in aller Munde war und von Feuer zu Feuer getragen wurde. Damals lebte an dieser Stätten ein junger, aufstrebender Prinz, der vollkommen arglos im Herzen und vom unerschrockenen Mute eines jungen Löwen war. Jener Prinz beschloss in seiner jugendlichen Ungezügeltheit, den Göttern der Wüste zu trotzen und allein, ohne jedwede Wegzehrung, in die Wüste zu ziehen. Denn große Dürre hatte ihm in den Seinen seit Monden stark zugesetzt und das Land austrocknen lassen wie einen einhundert Jahre alten Buraifladen. Bevor er den ersten Schritt in die niederhöllische Hitze tat, traten seinen Verwandten eng an ihn heran und wollten den Prinzen von seinem Vorhaben abhalten, denn sie liebten ihren Anverwandten sehr. Zuerst stellte sich ihm der Bruder in den Weg und sagte: „Sohn meiner Mutter, Blut von meinem Blut, was willst du dort hinaus in die tödliche Dürre, warum hast du abgeschlossen mit deinem Leben?“ Da antwortete der Prinz: „Ich gehe suchen und werde finden, was am sehnlichsten wir benötigen, halte mich nicht auf!“ Da wandte sich der Bruder ab und schlug sich mit den Fäusten auf die Brust, das es krachte, denn er wähnte ihn nie wieder zu sehen. Alsdann trat die Mutter herbei und greinte: „Kind, mein Kind, warum willst du im Sandmeer ertrinken, was suchst du zu finden, was deucht dir so wertvoll?“ „Liebe Mutter“ antwortete da der Prinz, „in deinem Auge sehe ich keine einzige Träne, so geschunden ist dein Leib von Dürre, was ich suche? Du kannst es erraten.“ Da zerfurchte sich das Weib ihr Antlitz gramerfüllt mit spitzen Nägeln und schrie ihren Schmerz den Göttern zu. Letztlich legte der Vater unserem Prinzen beide Hände auf die Schultern und hielt ihn fest im Blick: „Was ist dein Begehr und Wille, Frucht meiner Lenden, was soll werden mit dir in den mörderischen Dünen und was mit uns, da dein Tod unsere Herzen ersterben lassen wird? Lohnt dein Ziel über alle Maßen?“ „Vater, guter Vater, Wasser suche ich zu finden und hernach zu euch zu bringen, damit das Darben ein Ende hat und wir leben wie einst in meiner Kindheit, da kühle, sprudelnde Quellen unsere Füße reichhaft umspülte.“ Da gab der Vater dem Sohn neben seinem Segen drei Dattelkerne sowie einen Schlauch, gefüllt mit dem letzten Xurltrunk des Tages. Also begab sich der Prinz auf die gefährliche Wanderung durch die Shayed-Wüste und vor lauter Mut und Zuversicht, gab es in seinem Herzen kein Raum für Furcht und Argwohn. Sieben mal sieben Tage zog er erfolglos umher, der Schlauch war schnell getrunken, die Dattelkerne vom vielen Lutschen letztlich so dünn wie Spinnenhaar. Die Kleider lagen in Lumpen auf seinem Körper, seine Haut glich gegerbtem Leder und quälender Durst marterte seinen Körper und seine Seele. Dennoch kamen ihm Umkehr oder Aufgabe nicht in den Sinn. Als am fünfzigsten Tag seine Füße festen Grund betraten, wollte er dies zunächst kaum glauben, wähnte sich von Sinnen oder bereits auf Gwons tröstenden Schwingen. Doch als der feste Grund sich mit einem Mal zu Schlamm und letztlich zu dem kühlen Nass einer großen Oase wandelte, da dankte er den Göttern und war voller Freude und Stolz über sich selbst. Er tauchte seinen Kopf in das Wasser, trank und trank bis sein Durst gestillt war. In Gedenken an seine Verwandten zu Hause machte sich nun sogleich daran, den leeren Lederschlauch seines Vaters mit der süßen Flüssigkeit zu füllen. Als er erkannte, dass dies kaum den Durst aller stillen würde, zog er seine Stiefel aus und füllte diese ebenfalls. Damit immer noch nicht zufrieden, fertigte er aus den Lumpen, die einst seine Kleider gewesen waren weitere Behältnisse an und füllte diese ebenfalls. So vollkommen nackt doch schwer bepackt, lief er schleunigst nach Hause, ohne auch nur einen Tropfen verschüttet zu haben. Bei den Seinen angekommen, staunten diese nicht schlecht. Das mitgebrachte Wasser wurde an alle verteilt und bevor die Familie sich aufmachte, ihre Zelte an der entdeckten Oase neu aufzuschlagen, feierten sie gemeinsam ein großes Fest des Stolzes und der Dankbarkeit für ihren heldenmütigen Prinzen… So die Geschichte.“
Als Graf Dedekien mit seiner Erzählung geendet hatte ließ er den Blick über die Menge schweifen, schaute teils in nachdenkliche und teils in verwirrte Gesichter. „Was ich euch mit dieser Geschichte, die sich natürlich getreulich so zugetragen hat, sagen möchte fragt ihr euch? Nun, auch wir, das Volk Darians, leben in Zeiten großer Dürre. Doch wie soeben von meinem Beamten zu erfahren war, ist die Oase, die uns und unsere Kinder zu tränken und zu nähren vermag, nicht fern. Lasst uns aufbrechen in eine neue Zeit der fetten und freudigen Jahre. Hierzu ist, wie ihr gehört habt, nur eines wichtig: gebt mir, was ihr erübrigen könnt, gebt mir euren letzten Dattelkern und ich führe euch, wie einst der Prinz, aus der öden Wüste in eine wundervolle Oase des süßen Nasses. Und wer nicht mit uns ziehen kann, der soll bei unserer Rückkehr erhalten, was wir nur irgend tragen konnten. Auf, auf in die Oase!“ …
Wie eine erhabene Karawane wanderte zu dieser Stunde bereits schaukelnd die Morgenröte am Horizont heran, mit sich führend, die kostbaren Waren eines neuen Tages, die da heißen Heil, Trauer und Hoffnung. Auch der Hall des frenetischen Jubels aus dem Zeltinneren vermochte es nicht, diesen Neuankömmling zu vertreiben.
Aufgeschnappt von Lami ibn Khandis
Der Saaroko rüttelte an den blanken Zeltwänden wie ein unduldsam ausgesperrter Gast. Jene, die im großen schwarzen Zelt des Grafen Dedekien in den hinteren Reihen saßen – sei es weil sie erst seit kurzem ihr Amt inne hatten oder weil sie die Ältesten nur unbedeutenderer Örtlichkeiten waren – hatten ihre liebe Not. Gegen den eisigen Griff der Göttin hielten sie sich die weichen Buraifelle einfach an Rücken und Nacken, anstatt darauf zu sitzen, kauerten so jedoch im unbequemen Wüstensand. Wider den knallenden Lärm der Planen und der damit verbundenen Schwierigkeit, keinerlei Anteil am Verbaal’dowern im inneren Kreis haben zu können, half nur wildes Gestikulieren und laute Zwischenrufe, auf dass das Gesagte über mehrere Münder von innen nach außen und zurück echotet wurde. Die Stunden verstrichen wie im Fluge, die erhitzten Gesichter der Anwesenden – allesamt namhafte und huldvolle Amt- und Würdenträger der großen Grafschaft – glühten rot, die Augen leuchteten fiebrig und ein jeder plapperte aus vollem Halse wild durcheinander. Nach draußen drang der ungeheuerliche Lärm nur mäßig gedämpft, dunkelste Nacht war über die windumtoste Shayed-Wüste hereingebrochen und der sternenklare Himmel lag, gleich einem noch größeren Zeltdach, still über allem.
Es war der Tag des Al’Palavers zu welchem Graf Dedekien die Mächtigsten, Wichtigsten und Namhaftesten in die Mitte seines Reiches nach Darwena geladen hatte. Seine Hochgeboren war zu diesem Zeitpunkt noch nicht erschienen, einem hohen Beamten oblag es die Ratsversammlung ungefähr in Kenntnis zu setzen. Jedoch nicht eben erfolgreich, wie Geschrei und Gezeter erahnen ließ. Als der Tumult am größten war und die Männer anfingen, sich gegenseitig an den krausen Bärten zu ziehen, glitten mit einem Mal zwei Zeltplanen zur Seite und eröffneten der Menge den Blick auf eine bis dato verborgen gebliebene Nische des übergroßen Zeltes. Helles Lampenlicht drang daraus hervor, so leuchtend, dass die Menschen sich zunächst die geblendeten Augen bedecken mussten. Alsdann gewahrten sie ihren Herrn Dedekien auf einem erhöhten Steinsessel, es muss Alabaster gewesen sein. Prachtvoll war seine Hochgeboren anzuschauen. Zu seinen Füßen knieten auf edlen Fellen, laszive aurazithumhängte Schönheiten beiderlei Geschlechts. Die vielberingte rechte Hand des Grafen strich sanft über die Stirn eines schläfrig dreinschauenden Wüstentigers. Gewandet war der Erste Darianer in reinstem weiß; nur Samt und Seide, sowie edelste Nordpelze bedeckten seine Haut. Da herrschte mit einem Mal absolute Stille im Zelt, keiner der Anwesenden wagte nur zu atmen. Wie in Trance ließen sie von ihrem bisherigen Tun ab und starrten wie gebannt auf jene Lichtgestalt, die ihr heliosgegebener Herr und Meister war. Dieser saß nur da und schaute huldvoll reglos auf die Seinen. Sein Antlitz glich in diesem Augenblick einer jener aus Stein gehauenen Büsten. Einzig die geölten Spitzen seines prächtigen Schnurrbartes bebten – ein sicheres Zeichen des übergroßen Unwillens des großen Herrschers. Also senken die Anwesenden vor dem sich abzeichnenden Grollen die Häupter, zogen vorsorglich das Genick ein und schämten sich für ihr soeben noch an den Tag gelegtes schlechtes Benehmen. Allein, es kam ganz anders, der Graf schwieg weiter, die Stille nahm zunehmend schmerzhafte Qualität an und die Menschen darbten sichtlich. Da setzte sich seine Hochgeboren in einer fließenden Bewegung auf, hob die Arme und was er nun zu verkünden hatte, fiel wie warmer Heliosregen auf seine Untergebenen herab:
„GELIEBTES VOLK!“
Jäher Jubel toste auf und brandete in Wellen durch das Zelt. Hüte, Turbane, Feze und andere Kopfbedeckungen flogen wie wilde Vogelschwärme durch die Luft, bis die Menge einvernehmlich mit einem vielstimmigen:
„GELIEBTER HERRSCHER!“ die traditionelle Antwort fand, worauf wieder Stille herrschte, um die weiteren Worte des Grafen zu hören.
„Geliebtes Volk!“ Wieder wollten Begeisterungsstürme anschwellen, doch Dedekien unterband dies mit dem gestrengen Heben der linken gezupften Augenbraue und so ward es wieder still.
„Geliebtes Volk! Lasst mich von den alten Zeiten sprechen. Von einer wahren Geschichte, die seinerzeit in aller Munde war und von Feuer zu Feuer getragen wurde. Damals lebte an dieser Stätten ein junger, aufstrebender Prinz, der vollkommen arglos im Herzen und vom unerschrockenen Mute eines jungen Löwen war. Jener Prinz beschloss in seiner jugendlichen Ungezügeltheit, den Göttern der Wüste zu trotzen und allein, ohne jedwede Wegzehrung, in die Wüste zu ziehen. Denn große Dürre hatte ihm in den Seinen seit Monden stark zugesetzt und das Land austrocknen lassen wie einen einhundert Jahre alten Buraifladen. Bevor er den ersten Schritt in die niederhöllische Hitze tat, traten seinen Verwandten eng an ihn heran und wollten den Prinzen von seinem Vorhaben abhalten, denn sie liebten ihren Anverwandten sehr. Zuerst stellte sich ihm der Bruder in den Weg und sagte: „Sohn meiner Mutter, Blut von meinem Blut, was willst du dort hinaus in die tödliche Dürre, warum hast du abgeschlossen mit deinem Leben?“ Da antwortete der Prinz: „Ich gehe suchen und werde finden, was am sehnlichsten wir benötigen, halte mich nicht auf!“ Da wandte sich der Bruder ab und schlug sich mit den Fäusten auf die Brust, das es krachte, denn er wähnte ihn nie wieder zu sehen. Alsdann trat die Mutter herbei und greinte: „Kind, mein Kind, warum willst du im Sandmeer ertrinken, was suchst du zu finden, was deucht dir so wertvoll?“ „Liebe Mutter“ antwortete da der Prinz, „in deinem Auge sehe ich keine einzige Träne, so geschunden ist dein Leib von Dürre, was ich suche? Du kannst es erraten.“ Da zerfurchte sich das Weib ihr Antlitz gramerfüllt mit spitzen Nägeln und schrie ihren Schmerz den Göttern zu. Letztlich legte der Vater unserem Prinzen beide Hände auf die Schultern und hielt ihn fest im Blick: „Was ist dein Begehr und Wille, Frucht meiner Lenden, was soll werden mit dir in den mörderischen Dünen und was mit uns, da dein Tod unsere Herzen ersterben lassen wird? Lohnt dein Ziel über alle Maßen?“ „Vater, guter Vater, Wasser suche ich zu finden und hernach zu euch zu bringen, damit das Darben ein Ende hat und wir leben wie einst in meiner Kindheit, da kühle, sprudelnde Quellen unsere Füße reichhaft umspülte.“ Da gab der Vater dem Sohn neben seinem Segen drei Dattelkerne sowie einen Schlauch, gefüllt mit dem letzten Xurltrunk des Tages. Also begab sich der Prinz auf die gefährliche Wanderung durch die Shayed-Wüste und vor lauter Mut und Zuversicht, gab es in seinem Herzen kein Raum für Furcht und Argwohn. Sieben mal sieben Tage zog er erfolglos umher, der Schlauch war schnell getrunken, die Dattelkerne vom vielen Lutschen letztlich so dünn wie Spinnenhaar. Die Kleider lagen in Lumpen auf seinem Körper, seine Haut glich gegerbtem Leder und quälender Durst marterte seinen Körper und seine Seele. Dennoch kamen ihm Umkehr oder Aufgabe nicht in den Sinn. Als am fünfzigsten Tag seine Füße festen Grund betraten, wollte er dies zunächst kaum glauben, wähnte sich von Sinnen oder bereits auf Gwons tröstenden Schwingen. Doch als der feste Grund sich mit einem Mal zu Schlamm und letztlich zu dem kühlen Nass einer großen Oase wandelte, da dankte er den Göttern und war voller Freude und Stolz über sich selbst. Er tauchte seinen Kopf in das Wasser, trank und trank bis sein Durst gestillt war. In Gedenken an seine Verwandten zu Hause machte sich nun sogleich daran, den leeren Lederschlauch seines Vaters mit der süßen Flüssigkeit zu füllen. Als er erkannte, dass dies kaum den Durst aller stillen würde, zog er seine Stiefel aus und füllte diese ebenfalls. Damit immer noch nicht zufrieden, fertigte er aus den Lumpen, die einst seine Kleider gewesen waren weitere Behältnisse an und füllte diese ebenfalls. So vollkommen nackt doch schwer bepackt, lief er schleunigst nach Hause, ohne auch nur einen Tropfen verschüttet zu haben. Bei den Seinen angekommen, staunten diese nicht schlecht. Das mitgebrachte Wasser wurde an alle verteilt und bevor die Familie sich aufmachte, ihre Zelte an der entdeckten Oase neu aufzuschlagen, feierten sie gemeinsam ein großes Fest des Stolzes und der Dankbarkeit für ihren heldenmütigen Prinzen… So die Geschichte.“
Als Graf Dedekien mit seiner Erzählung geendet hatte ließ er den Blick über die Menge schweifen, schaute teils in nachdenkliche und teils in verwirrte Gesichter. „Was ich euch mit dieser Geschichte, die sich natürlich getreulich so zugetragen hat, sagen möchte fragt ihr euch? Nun, auch wir, das Volk Darians, leben in Zeiten großer Dürre. Doch wie soeben von meinem Beamten zu erfahren war, ist die Oase, die uns und unsere Kinder zu tränken und zu nähren vermag, nicht fern. Lasst uns aufbrechen in eine neue Zeit der fetten und freudigen Jahre. Hierzu ist, wie ihr gehört habt, nur eines wichtig: gebt mir, was ihr erübrigen könnt, gebt mir euren letzten Dattelkern und ich führe euch, wie einst der Prinz, aus der öden Wüste in eine wundervolle Oase des süßen Nasses. Und wer nicht mit uns ziehen kann, der soll bei unserer Rückkehr erhalten, was wir nur irgend tragen konnten. Auf, auf in die Oase!“ …
Wie eine erhabene Karawane wanderte zu dieser Stunde bereits schaukelnd die Morgenröte am Horizont heran, mit sich führend, die kostbaren Waren eines neuen Tages, die da heißen Heil, Trauer und Hoffnung. Auch der Hall des frenetischen Jubels aus dem Zeltinneren vermochte es nicht, diesen Neuankömmling zu vertreiben.
Aufgeschnappt von Lami ibn Khandis
In der kleinen, aber geschichtsträchtigen darianischen Ortschaft Ravani, sehr nahe der sedomeesischen Grenze betreibt unsere Familie seit vielen Generationen das gepflegte Gasthaus „Zum geprellten Zecher“. Eines schönen Tages, als angenehme Frische der Poenamonde bereits in die sengende Hitze der Heliosmonde umschlägt, lässt uns Vetterchen das ganze Haus putzen. Es ist nicht etwa so, dass wir unser Gasthaus nie putzen, aber eben nie einfach so unterm Jahr. Ich frage natürlich: „Vetterchen, warum lässt Du uns das Haus putzen, wo sich doch noch nicht einmal richtiger Schmutz angesammelt hat?“ Die Antwort kam prompt und ohne spannende Vorgeschichte: „Wir bekommen morgen hohen Besuch aus Darbor und Marola. – Keine weiteren Fragen jetzt, gehe zum Fluss, hole Wasser und fange an zu schrubben.“ Was haben wir unser eigentlich schon schönes Gasthaus noch prächtiger gemacht, denn solch hohe Gäste hatten wir noch nie.
Pünktlich zur Mittagsstunde treffen dann die beiden Delegationen aus Sedomee und Darian ein. Mit ernster Miene schütteln sich die prächtig gekleideten Damen und Herren die Hände. Vetterchen weist ihnen eine separate Gaststube zu, damit die Verhandlungen ungestört ablaufen können. Ich war so neugierig und wollte unbedingt die Bedienung der Delegation übernehmen. Aber Vetterchen meinte, dass sie keine Störung dulden werden. Zwei Stunden lauschte ich angestrengt, um etwas interessantes zu vernehmen, doch es war nichts zu hören. Plötzlich vernahmen wir fröhliches Lachen aus der Gaststube. Zwischen dem angeregten Gespräch war sogar liebliche Musik zu hören. Jetzt durfte ich die Gaststube betreten, denn der Schreiber aus Sedomee bestellte einen Schlauch Wein nach dem anderen. Die Gesellschaft war schon recht ausgelassen und ging dann zum Abendessen über. Viele Stunden dauerte die Feier noch an und wir konnten erst im Morgengrauen zu Bett gehen.
Am nächsten Morgen verabschieden sie die beiden Delegationen voneinander mit einer herzlichen Umarmung, nachdem sie einen gemeinsamen Götterdienst abgehalten hatten. Der sedomeesische Schreiber drückte Vetterchen und mir noch ein ordentliches Trinkgeld in die Hand. Völlig verblüffte blickten wir den beiden Gruppen noch eine Weile nach, die sich immer wieder zum Abschied zuwinkten, bis sie aus unserem Blickfeld verschwanden. Die einen setzten wieder über den Fluss in Richtung Sedomee über und die anderen zogen gen Süden.
Wir haben uns noch tagelang gefragt, ob es denn an unserem sauberen Haus lag, an unserem schmackhaften Essen oder an unserem betörenden Wein, dass sich die beiden Delegationen so gut verstanden hatten. Vetterchen meinte: „Sie kamen als Feinde und gingen als Freunde.“ So beschlossen wir die weisen Worte unseres Vetterchens auf ein Brett zu schreiben und es in die Gaststube zu hängen, als Erinnerung an diesen denkwürdigen Tag. Obgleich sich bei mir schon wieder Zweifel regen, ob das mit der Freundschaft für unser Geschäft so gut ist. Das wird uns aber die Zukunft zeigen, jetzt müssen wir erst mal das Trinkgeld gut anlegen.
Pecunia AyBaytan
In der kleinen, aber geschichtsträchtigen darianischen Ortschaft Ravani, sehr nahe der sedomeesischen Grenze betreibt unsere Familie seit vielen Generationen das gepflegte Gasthaus „Zum geprellten Zecher“. Eines schönen Tages, als angenehme Frische der Poenamonde bereits in die sengende Hitze der Heliosmonde umschlägt, lässt uns Vetterchen das ganze Haus putzen. Es ist nicht etwa so, dass wir unser Gasthaus nie putzen, aber eben nie einfach so unterm Jahr. Ich frage natürlich: „Vetterchen, warum lässt Du uns das Haus putzen, wo sich doch noch nicht einmal richtiger Schmutz angesammelt hat?“ Die Antwort kam prompt und ohne spannende Vorgeschichte: „Wir bekommen morgen hohen Besuch aus Darbor und Marola. – Keine weiteren Fragen jetzt, gehe zum Fluss, hole Wasser und fange an zu schrubben.“ Was haben wir unser eigentlich schon schönes Gasthaus noch prächtiger gemacht, denn solch hohe Gäste hatten wir noch nie.
Pünktlich zur Mittagsstunde treffen dann die beiden Delegationen aus Sedomee und Darian ein. Mit ernster Miene schütteln sich die prächtig gekleideten Damen und Herren die Hände. Vetterchen weist ihnen eine separate Gaststube zu, damit die Verhandlungen ungestört ablaufen können. Ich war so neugierig und wollte unbedingt die Bedienung der Delegation übernehmen. Aber Vetterchen meinte, dass sie keine Störung dulden werden. Zwei Stunden lauschte ich angestrengt, um etwas interessantes zu vernehmen, doch es war nichts zu hören. Plötzlich vernahmen wir fröhliches Lachen aus der Gaststube. Zwischen dem angeregten Gespräch war sogar liebliche Musik zu hören. Jetzt durfte ich die Gaststube betreten, denn der Schreiber aus Sedomee bestellte einen Schlauch Wein nach dem anderen. Die Gesellschaft war schon recht ausgelassen und ging dann zum Abendessen über. Viele Stunden dauerte die Feier noch an und wir konnten erst im Morgengrauen zu Bett gehen.
Am nächsten Morgen verabschieden sie die beiden Delegationen voneinander mit einer herzlichen Umarmung, nachdem sie einen gemeinsamen Götterdienst abgehalten hatten. Der sedomeesische Schreiber drückte Vetterchen und mir noch ein ordentliches Trinkgeld in die Hand. Völlig verblüffte blickten wir den beiden Gruppen noch eine Weile nach, die sich immer wieder zum Abschied zuwinkten, bis sie aus unserem Blickfeld verschwanden. Die einen setzten wieder über den Fluss in Richtung Sedomee über und die anderen zogen gen Süden.
Wir haben uns noch tagelang gefragt, ob es denn an unserem sauberen Haus lag, an unserem schmackhaften Essen oder an unserem betörenden Wein, dass sich die beiden Delegationen so gut verstanden hatten. Vetterchen meinte: „Sie kamen als Feinde und gingen als Freunde.“ So beschlossen wir die weisen Worte unseres Vetterchens auf ein Brett zu schreiben und es in die Gaststube zu hängen, als Erinnerung an diesen denkwürdigen Tag. Obgleich sich bei mir schon wieder Zweifel regen, ob das mit der Freundschaft für unser Geschäft so gut ist. Das wird uns aber die Zukunft zeigen, jetzt müssen wir erst mal das Trinkgeld gut anlegen.
Pecunia AyBaytan
Einmal eins und einmal zwei –
Früher eins und jetzt entzwei,
Sedomee und Darian:
so fängt die Geschichte an.
Einmal zwei und einmal drei –
heia, welche Streiterei!
Dort in Heligonias Süden
zanken Schwestern sich mit Brüdern.
Einmal drei und einmal vier –
Neid und Hass und große Gier.
Frieden gibt es niemals nicht,
bis Heliosbrief ein Machtwort spricht.
Einmal vier und einmal fünf –
hier der Neid und dort die Münz‘.
Auch wenn man sich vertragen könnte,
nimmt die Streiterei kein Ende.
Einmal fünf und einmal sechs –
ich stehl dir was und ich versteck’s.
Auch wenn man von Eintracht spricht:
leiden kann ich dich doch nicht.
Einmal sechs und einmal sieben –
jemand kommt und machet Frieden
einmal sieben und einmal acht –
wo Freundschaft ist wird viel gelacht,
wo Feinde sind, nimm dich in acht.
Einmal acht und einmal neun –
Valmera wird bald wieder Ein.
Einmal neun und einmal zehn –
wer’s nicht glaubt, der muss jetzt geh’n.
(Kinderabzählreim aus Südheligonia)
Einmal eins und einmal zwei –
Früher eins und jetzt entzwei,
Sedomee und Darian:
so fängt die Geschichte an.
Einmal zwei und einmal drei –
heia, welche Streiterei!
Dort in Heligonias Süden
zanken Schwestern sich mit Brüdern.
Einmal drei und einmal vier –
Neid und Hass und große Gier.
Frieden gibt es niemals nicht,
bis Heliosbrief ein Machtwort spricht.
Einmal vier und einmal fünf –
hier der Neid und dort die Münz‘.
Auch wenn man sich vertragen könnte,
nimmt die Streiterei kein Ende.
Einmal fünf und einmal sechs –
ich stehl dir was und ich versteck’s.
Auch wenn man von Eintracht spricht:
leiden kann ich dich doch nicht.
Einmal sechs und einmal sieben –
jemand kommt und machet Frieden
einmal sieben und einmal acht –
wo Freundschaft ist wird viel gelacht,
wo Feinde sind, nimm dich in acht.
Einmal acht und einmal neun –
Valmera wird bald wieder Ein.
Einmal neun und einmal zehn –
wer’s nicht glaubt, der muss jetzt geh’n.
(Kinderabzählreim aus Südheligonia)
Einmal eins und einmal zwei –
Früher eins und jetzt entzwei,
Sedomee und Darian:
so fängt die Geschichte an.
Einmal zwei und einmal drei –
heia, welche Streiterei!
Dort in Heligonias Süden
zanken Schwestern sich mit Brüdern.
Einmal drei und einmal vier –
Neid und Hass und große Gier.
Frieden gibt es niemals nicht,
bis Heliosbrief ein Machtwort spricht.
Einmal vier und einmal fünf –
hier der Neid und dort die Münz‘.
Auch wenn man sich vertragen könnte,
nimmt die Streiterei kein Ende.
Einmal fünf und einmal sechs –
ich stehl dir was und ich versteck’s.
Auch wenn man von Eintracht spricht:
leiden kann ich dich doch nicht.
Einmal sechs und einmal sieben –
jemand kommt und machet Frieden
einmal sieben und einmal acht –
wo Freundschaft ist wird viel gelacht,
wo Feinde sind, nimm dich in acht.
Einmal acht und einmal neun –
Valmera wird bald wieder Ein.
Einmal neun und einmal zehn –
wer’s nicht glaubt, der muss jetzt geh’n.
(Kinderabzählreim aus Südheligonia)
Einmal eins und einmal zwei –
Früher eins und jetzt entzwei,
Sedomee und Darian:
so fängt die Geschichte an.
Einmal zwei und einmal drei –
heia, welche Streiterei!
Dort in Heligonias Süden
zanken Schwestern sich mit Brüdern.
Einmal drei und einmal vier –
Neid und Hass und große Gier.
Frieden gibt es niemals nicht,
bis Heliosbrief ein Machtwort spricht.
Einmal vier und einmal fünf –
hier der Neid und dort die Münz‘.
Auch wenn man sich vertragen könnte,
nimmt die Streiterei kein Ende.
Einmal fünf und einmal sechs –
ich stehl dir was und ich versteck’s.
Auch wenn man von Eintracht spricht:
leiden kann ich dich doch nicht.
Einmal sechs und einmal sieben –
jemand kommt und machet Frieden
einmal sieben und einmal acht –
wo Freundschaft ist wird viel gelacht,
wo Feinde sind, nimm dich in acht.
Einmal acht und einmal neun –
Valmera wird bald wieder Ein.
Einmal neun und einmal zehn –
wer’s nicht glaubt, der muss jetzt geh’n.
(Kinderabzählreim aus Südheligonia)
Des Sommers bunte Pracht zieht ein in unser Land
Der Blüten volles Kleid schmückt freudig unsre Gärten
Der Feste leichtes Spiel beglückt unsre Gefährten
Der Tänze froher Gang flicht ein gemaltes Band.
In tausendfacher Farbe erklingt ein froher Ton.
Aus hunderttausend Sträuchern schlägt an der Vögel Rufen
Im kühlen grünen Grunde, den einst die Götter schufen,
Erfüllt der hellen Lieder Zikadenrufen schon.
Doch dies gleicht eitlem Spiele, ja eitler Tändelei!
Fehlt doch dem Sommerglanze beständiges Gedeih,
Ist doch des Lichtes Gleißen nur Herbstes Botenschaft.
Wie anders blüht der Sommer dem holden Fürstenpaar,
Das ewig Blumenreigen mit Lenien gebar.
Dies Fürstenkind erscheinet in nicht vergehnder Pracht.
Hercule de Cuvette-Pâpidoux
Des Sommers bunte Pracht zieht ein in unser Land
Der Blüten volles Kleid schmückt freudig unsre Gärten
Der Feste leichtes Spiel beglückt unsre Gefährten
Der Tänze froher Gang flicht ein gemaltes Band.
In tausendfacher Farbe erklingt ein froher Ton.
Aus hunderttausend Sträuchern schlägt an der Vögel Rufen
Im kühlen grünen Grunde, den einst die Götter schufen,
Erfüllt der hellen Lieder Zikadenrufen schon.
Doch dies gleicht eitlem Spiele, ja eitler Tändelei!
Fehlt doch dem Sommerglanze beständiges Gedeih,
Ist doch des Lichtes Gleißen nur Herbstes Botenschaft.
Wie anders blüht der Sommer dem holden Fürstenpaar,
Das ewig Blumenreigen mit Lenien gebar.
Dies Fürstenkind erscheinet in nicht vergehnder Pracht.
Hercule de Cuvette-Pâpidoux
Hiermit sei es kundgetan, dass es unserem Herrn und König, Helos Aximistilius III. gefällt, nach 12 Jahren einen neuen Census im Reiche Heligonia durchführen zu lassen. Auf dass er weiß, wer in seinem Land lebt und so die Steuern schätzen lassen kann. Ein jeder, der von Stand ist und über Untertanen herrscht, hat aus diesem Grunde Steuerlisten zu erstellen.
Auf jenen seien alle Städte, Ortschaften und Weiler zu verzeichnen, alle Plätze die rechtschaffene Leute ihr Heim nennen. Und sind Zelte und Karavanen die Heimat, so ist auch das festzuhalten. Des Weiteren ist die Zahl der Bewohner, sowie deren Berufe und Einkünfte festzuhalten. Auf das alle Bewohner bekannt werden, die da sind im Land und die Gewerbe treiben.
Zu guter Letzt ist zu vermerken, welche Art, Güte und Menge von Waren in jedem Teil des Landes hergestellt wird und welche Gewinne damit gemacht werden. Zwei Abschriften der Listen sind zu erstellen, wovon die erste an den eigenen Lehensherren, die zweite an meiner selbst oder einen meiner Stellvertreter zu übergeben ist. So ist dem unmittelbaren Herren und auch dem König bekannt, wer sein Untertan ist. Es ist die Pflicht aller, die Listen zu erstellen haben, diese bis zum letzten Tag des 2. Saakra im Jahre
38 n.A. III fertig zu stellen und einzureichen. Respekt und Ehre sei allen, die da rechtschaffen ihre Pflicht tun, denn sie sind gute Untertanen und der König blickt wohlwollend auf sie. Schimpf und Schande aber jenen, die da versuchen ihren Herren und König zu übervorteilen.
Gegeben zu Escandra am 29. Tag des 3 Helios im Jahre 38 n.A. III
Wieland Feinkorn Reichskämmerer
Am 28. Tag des 1.Helios im Jahre 38 n.A.III erfüllte in aller Frühe das poenagesegnete Schreien eines neugeborenen Kindes die Mauern des altehrwürdigen Mirainer Schlosses. Eilends wurde der junge Prinz Halmar Arwel und Prinzessin Alessia Velana geweckt, damit sie ihr kleines Schwesterlein Lenia Orwyn Sarava begrüßen und zärtlich in ihre Mitte nehmen mögen. Fünf weitere Tage sollte es dauern, da stieß der überglückliche Vater, Fürst Leomar von Drachenhain, zu seiner Familie und ließ, wie unsere rasch genesene Landesmutter Baronin Leabell, alle Staatsgeschäfte ob der Feierlichkeit für einige Tage ruhen.
Auch in den Straßen der Städte sowie in den Häusern des tlamanischen Landvolkes freuten die Menschen sich landauf, landab und priesen die große Gunst der Götter.
Heron Krummbrecht
Einmal eins und einmal zwei –
Früher eins und jetzt entzwei,
Sedomee und Darian:
so fängt die Geschichte an.
Einmal zwei und einmal drei –
heia, welche Streiterei!
Dort in Heligonias Süden
zanken Schwestern sich mit Brüdern.
Einmal drei und einmal vier –
Neid und Hass und große Gier.
Frieden gibt es niemals nicht,
bis Heliosbrief ein Machtwort spricht.
Einmal vier und einmal fünf –
hier der Neid und dort die Münz‘.
Auch wenn man sich vertragen könnte,
nimmt die Streiterei kein Ende.
Einmal fünf und einmal sechs –
ich stehl dir was und ich versteck’s.
Auch wenn man von Eintracht spricht:
leiden kann ich dich doch nicht.
Einmal sechs und einmal sieben –
jemand kommt und machet Frieden
einmal sieben und einmal acht –
wo Freundschaft ist wird viel gelacht,
wo Feinde sind, nimm dich in acht.
Einmal acht und einmal neun –
Valmera wird bald wieder Ein.
Einmal neun und einmal zehn –
wer’s nicht glaubt, der muss jetzt geh’n.
(Kinderabzählreim aus Südheligonia)
Des Sommers bunte Pracht zieht ein in unser Land
Der Blüten volles Kleid schmückt freudig unsre Gärten
Der Feste leichtes Spiel beglückt unsre Gefährten
Der Tänze froher Gang flicht ein gemaltes Band.
In tausendfacher Farbe erklingt ein froher Ton.
Aus hunderttausend Sträuchern schlägt an der Vögel Rufen
Im kühlen grünen Grunde, den einst die Götter schufen,
Erfüllt der hellen Lieder Zikadenrufen schon.
Doch dies gleicht eitlem Spiele, ja eitler Tändelei!
Fehlt doch dem Sommerglanze beständiges Gedeih,
Ist doch des Lichtes Gleißen nur Herbstes Botenschaft.
Wie anders blüht der Sommer dem holden Fürstenpaar,
Das ewig Blumenreigen mit Lenien gebar.
Dies Fürstenkind erscheinet in nicht vergehnder Pracht.
Hercule de Cuvette-Pâpidoux
Gleich einem gleißenden Heliosstrahl erhellt seit dem 28. Tag des 1.Helios im Jahre 38 n.A.III ein freundliches Kinderantlitz die Welt und schenkt den Menschen zu Zeiten dräuenden Kriegssturms Mut und Zuversicht.
Denn an jenem Tage fand zu Mirain:
Prinzessin Lenia Orwyn Sarava von Drachenhain – Tlamana
den Weg in unsere Mitte, auf Poenas Leib.
Ihre Hochwohlgeboren Prinzessin Lenia ist nunmehr das dritte Kind des Fürsten Leomar und seiner Gemahlin Baronin Leabell von Tlamana.
Das Haus Drachenhain-Tlamana, es lebe hoch, hoch, hoch!
Drachenhainer Hofberichterstatter, Ruland vom Kerbelgehr
Im vergangenen Jahr wurde eifrig, aber eher im Stillen am neuen Lehen in Luchnar gearbeitet. Mittlerweile ist klar, dass es drei Siedlungen geben soll: Eine nahe Esclarmond, eine an der Q1 dicht der Grenze zu Flaitney und eine dazwischen. Die vorläufigen Namen lauten Neu-Esclarwehr, Heidehöhen und Moorwald. Die Ortschaften sollen durch den Ausbau eines bisher wenig begangenen Weges zwischen Esclarmond und der Grenze zu Flaitney miteinander verbunden werden.
Insbesondere an diesem Grenzort wird bereits intensiv gebaut, da die Q1 die Logistik wesentlich erleichtert. In Neu-Esclarwehr stehen zumindest Schuppen, die bis zum Wintereinbruch mit Baumaterial gefüllt werden sollen, um im nächsten Frühjahr rasch mit dem Bau von Häusern zu beginnen. Der dritte Ort wurde bisher nur von der Lage her festgelegt.
Ein Termin für die offizielle Gründung des Lehens steht immer noch nicht fest, ebenso wenig der Titel des Lehensnehmers. Bei letzterem wird es sich vermutlich um Eylwine von Esclarmond handeln.
Nachdem sich die Streitigkeiten innerhalb Gaeltachts durch die Verbindung zwischen Seamus McGrath und der Schwester der Baronin Caillean McGodfrey Eilaine beigelegt werden konnten – der Bote berichtete – gibt es nun wieder Erfreuliches zu berichten. Am fünften Tag des zweiten Helios 38 n.A.III kam im Hause McGrath eine Tochter zur Welt. Sie trägt den Namen Kendra Flòraidh McGrath und wird im Alter von 3 Monden dem Volk bei einem großen Fest vorgestellt werden.
Martin Dorn wurde vom hohen Zirkel des Ordens zum Frater Primus des Ordens ernannt.
Nach dem Tod Theofried Barens kamen nach angemessener Zeit die Frater und die Scientii des Ordens zusammen um darüber zu beraten, wer fortan, besonders in Zeiten, in denen die Zukunft alles andere als friedlich aussieht, den Orden führen soll.
Lange wurde beraten. Einige der besonders kampferprobten Frater sprachen sich dafür aus, dass es ein besonders starker und kriegserfahrener Frater sein müsse, der der neue Primus sein sollte.
Die geschultesten der Scientii setzten sich dafür ein, dass es ein Frater sein solle, der besonders viel Besonnenheit mitbringe.
In beiden Gruppen waren diejenigen zu finden, die ein reines Herz für das wichtigste hielten, was ein Frater haben müsse.
So wurden viele Vorschläge gemacht und immer wieder wurde Martin Dorn als der passende Mann angeführt, um den Orden zu führen.
Herr Dorn, der selbst dem hohen Zirkel, dem höchsten Ordensgremium, angehört, hielt sich in dieser Debatte weise zurück, wissend, welche große Aufgabe es sei, den Orden zu führen. Und selbst als alle sich geeinigt hatten, bat er um eine Nacht, um zu den Vieren zu beten und Saarka ein Opfer zu bringen, um seine Entscheidung zu überdenken.
Alle Männer und Frauen des hohen Zirkels gestanden ihm dies zu und verbrachten selbst die Nacht damit, die Viere darum zu bitten, dass sie das Ordensgeschehen recht leiten mögen.
Am Morgen trat ein Rüstbursche zu Scientius Ralf, einem der hohen gelehrten des Ordens, und berichtete ihm, dass ihm in dieser Nacht Saarka im Traum erschienen sei. In diesem Traum führte sie ihn durch die Vierenburg und führte zu der Kammer, in der Herr Dorn schlief. Als er die Kammer öffnete, war darin nur heller Schein und dann erwachte er. Scientius Ralf hielt dies fürderst für den Versuch des Rüstburschen, Einfluss auf den hohen Zirkel zu nehmen. Doch als er im hohen Zirkel darüber berichtete, wurde von anderen Scientii und Frater berichtet, dass auch andere Rüstburschen, Knappen, Novizen und Adepten denselben Traum gehabt hätten.
Als Herr Dorn dies hörte, verstand er das Zeichen und nahm das Amt des Frater Primus des Ritterordens des Lichts zur Sichelmark an. Weise sei sein Geist, schnell sein Arm und stark sei sein Herz.
Ordenschronist Heinrich
Unter den MadRuadh mehren sich Stimmen, die den Bau eines Niochs an der Grenze zu Flaitney durch die tieflandstämmigen Hochländer ablehnen. „Dies war unser Gebiet und jetzt gräbt man uns dort das Wasser ab – alle Händler auf der Q1 werden dort Rast machen!“ hört man an den Feuern. Die Rechtslage ist allerdings eindeutig, wie Heliosgeweihte sowohl aus Luchnar als auch aus den anderen Hochlandbaronien bestätigen. Das Gebiet wurde abgetreten, also kann den Bewohnern nicht verboten werden, dort Häuser zu bauen, wenn von Seiten der Druidh nichts dagegen spricht.
Wer hätte das gedacht – kaum ein Dutzend Wochen bin ich in den Diensten meines Herrn von Turlach, schon steht eine Expedition von hoher Bedeutung und großer Gefahr an. Nach Norden soll es gehen, ins Umland von Kratorpolis auf die Grenzburg Hadriansblick, die auf der anderen Seite des Flusses, also nicht mehr in Heligonia selbst, liegt! Bereits vor einiger Zeit wurde eine erste Truppe unter Ritter Hadrian von Sarras dorthin geschickt, der die bis dahin als Ruine dastehenden Gemäuer als Lager für Drachenhain aufzubauen begann. Der Fürst schickt nun diese Expedition aus, um die Grenzburg weiter aufzubauen, das Land zu sichern und schließlich mit den Bilchländern zu verhandeln. Diese Bilchländer, ich weiß nicht, was ich von ihnen halten soll: es sind Fremde und sie sollen in dieser Gegend leben – ich hoffe sie meinen es besser mit uns als die Stuerener, diese feigen Feinde des Fürstentums.
1. Tag des 2.Xurl im Jahre 36 n.A.III
Der Fürst persönlich hat uns, die Expedition „Bilchland“ auf der Drachentrutz verabschiedet. Nun geht es also los, es wird eine weite Reise sein.
13. Tag des 3.Xurl im Jahre 36 n.A.III
Von Störenweiler ging es tagelang auf einem Lastkahn flussaufwärts bis nach Kratorpolis. Von dort geht es nun weiter zu Fuß durch sumpfiges Gelände. Einen Tagesmarsch, so heißt es, haben wir noch vor uns. Die Stimmung ist gespannt, schließlich betreten wir fremde Gefilde, aber gut – endlich ist die Untätigkeit vorbei!
14. Tag des 3. Xurl im Jahre 36 n.A.III
Wir haben Hadriansblick erreicht! Doch nicht ohne Zwischenfall: In der Nacht waren wir unterwegs, hatten schon Lichter der Burg gesehen, da trafen wir auf dem Wege zwei bewaffnete Männer, in blauen Waffenröcken gekleidet und schwer gerüstet. Sie wollten uns die Passage verwehren, sagten, ihr Herr – der blaue Wächter – erlaube dies nicht. Es kam zu einer kurzen Diskussion und dann, ohne Vorwarnung, zum Kampf: ein Hinterhalt! Aus den Büschen kamen noch weitere von ihnen hervorgeprescht und griffen uns an. Doch der Trupp verteidigte sich tapfer und schlug den Feind in die Flucht. Sie schienen gewusst zu haben, wann wir kommen und wer wir sind, hörte ich doch den Ruf „Da sind sie, auf die Ritter zuerst!“. Ohne zu verweilen haben wir schnell die letzten Meter hinter uns gebracht und die schützende Burg erreicht. Doch es war nur ein kurzes Gefühl der Erleichterung – kaum trat ich durch das Tor lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Ich weiß nicht was es ist, aber irgendetwas stimmt hier nicht.
Die Besatzung der Burg sagt, die ganze Feste stünde unter dauernder Beobachtung der Bilchländer. Vielleicht ist es das, was mich so irritiert? Stuerener hat die Burgbesatzung aber noch keine gesehen, dass kann uns nur Recht sein. Doch wer waren dann die Männer, die uns angriffen?
Am Abend näherte sich ein primitives Weib – offenbar eine Bilchländerin – der Burg, mit Fellen bekleidet und mit Tierknochen geschmückt. Sie lud uns – in unserer Sprache, wenn auch gebrochen – zur Unterredung mit ihresgleichen in den Wald, den auf die Burg zu kommen lehnen die Bilchländer ab. Als sie anwesende Kinder der Handwerker sah sprach sie mit diesen und deren Mütter und gab ihnen einen Fruchtstein mit den Worten, dass dies ein Geschenk sei, welches über den Winter getrocknet und im Frühjahr ins Essen gerieben die Kinder zu starken Frauen und Männern machen werde. Ein gut gemeintes Geschenk, doch ob man diesem Weib vertrauen kann?
Wir machten uns, von der Frau geführt, nach kurzer Vorbereitung zum Treffen mit den Bilchländern auf, schließlich ist das der Zweck unserer Anwesenheit. Dabei kamen wir an einem schrecklichen Ort vorbei den sie einen „Warnplatz“ nennen: ein Platz, an dem sie die Überreste der von ihnen besiegten Feinde als Warnung belassen. Wir sollen also mit Menschen verhandeln, die Leichen zur Abschreckung auf Pfähle stecken? Ich will es nicht glauben …
Die Unterredung mit den Bilchländern war verwirrend. Sie sprechen unsere Sprache nur schlecht und verwenden Redewendungen, die wir nicht kennen. Sie zeigten sich nur bedingt interessiert an weiteren Verhandlungen, waren sehr zurückhaltend. Man werde einen Boten schicken, wenn man an weiteren Verhandlungen interessiert sei, so ihre lakonisches Versprechen. Ich weiß nicht, ob dies nun ein Erfolg war – immerhin haben wir sie getroffen. Aber wie es weitergehen soll bleibt unbestimmt.
Doch anderes berichteten sie uns, was mir im Moment mehr Sorge macht als die Verhandlungen. Dass die Burg ein verfluchter Ort sei, berichteten sie, und dass ein Reinigungsritual nach den Maßgaben ihrer Schamanin – das Weib das uns in der Burg kontaktierte – nötig sei um zu überleben, auch wenn dieses Ritual nur für kurze Zeit helfen würde. Und als wäre dies nicht genug: noch vor Mitternacht solle dieses Ritual vollbracht sein. Ich frage mich erneut: kann man diesen Bilchländern trauen? Oder wollen sie uns in eine blutige Fallen locken mit ihrer Zauberei?
Als wir gingen fiel mir auf, dass einzelne der Bilchländer immer wieder auf das Schwert meines Herren – das Drachenhainer Schwert, die Insignie des Schwertführers – deuteten und darüber tuschelten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihnen die Bedeutung der Insignie bekannt ist, doch scheinen auch sie die Erhabenheit Drachenhains zu spüren.
Zurück auf der Burg unterhielten sich die Herren, Ritter wie Gelehrte und Geweihte über die Angelegenheit des Fluches. Die Geweihten der Götter versicherten, dass dieser Fluch tatsächlich bestehe und kein Hirngespinst der Bilchländer sei. Aber ob das Reinigungsritual helfen würde oder die Sache noch schlimmer machen könnte? Es war keine einfache Entscheidung und schließlich blieb es jedem selbst überlassen, ob er das Ritual durchführen wollte oder nicht.
Mein Herr nahm an dem Ritual teil, und so taten es auch ich und viele andere. Zu einem fremden Gott – Andruch – sollten wir sprechen, uns reinigen und diesem Gott versichern, den Hass in uns zu besiegen und „dieser“ Schlacht fernzubleiben.
In den frühen Morgenstunde des 15. Tags des 3. Xurl im Jahre 36 n.A.III
Wir waren gerade in der Stube des Ritters Hadrian zusammengesessen als es geschah. Die Götter mögen uns gnädig sein!
Es muss zur Mitternachtsstunde gewesen sein, da machten sich die Bewohner der Burg, die schon vor uns da waren, und wie sich herausstellte all diejenigen, die sich nicht dem Ritual unterzogen hatten wie benebelt auf den Weg in den Hof. Sie unterbrachen plötzlich die Gespräche und Tätigkeiten, reagierten auf keine Ansprache. Auf dem Hof angelangt legten sie sich auf den Boden und waren da wie eingeschlafen. Doch dann bewegten sie sich wieder, vollführten Bewegungen, als ob sie etwas vom Boden aufschlürfen würden. Sie bewegten sich immer schneller und wilder und stießen dabei kehlige Rufe aus. Plötzlich hielten sie ein und erst dann schienen sie sich gegenseitig wahrzunehmen. Sie begrüßten sich, umarmten sich und versicherten sich immer wieder und immer lauter gegenseitig: „Ja, ich spüre es!“ Da rief einer von ihnen aus „Es sind neue Freunde eingetroffen!“ Sie stellten sich im Halbkreis auf und dann trat einer nach dem anderen von den unseren, die das Ritual nicht mitgemacht hatten vor, von zwei anderen festgehalten. Von einem dritten wurden sie gefragt: „Bruder, willst du mit uns sein?“ Und auf die erfolgende Bejahung sprach dieser erneut: „So nimm den Hass in dich auf!“, und schlug mit diesen Worten zu, so dass Blut spitze. Doch der Geschlagene wehrte sich nicht! Im Gegenteil: er reihte sich ein in Ansammlung der wie berauscht wirkenden Menschen. Dann erhob der Kerl, der die Frage stellte noch einmal das Wort: „Bald ist die Nacht gekommen, tut nun, was ihr tun müsst!“ Und dann ging ein jeder Handlungen nach, die für seinen Beruf typisch waren: Krieger übten, Schreiber schrieben, Schmiede schmiedeten … Doch alles mit hasserfüllter Wildheit, die sich mehr und mehr in rohe Ekstase wandelte. Schließlich trafen sich alle wieder im Hof im Halbkreis und der Sprecher sprach: „Geht nun schlafen meine Kinder, die Nacht in der die selben Sterne auf die Zinnen scheinen wird kommen.“ Da gingen die Verfluchten, denn das waren sie!, auseinander und erwachten erst dann langsam wieder aus dieser Benommenheit und schienen sich an nichts zu erinnern! Ich habe dies alles aus der Sicherheit des Haupthauses beobachtet, wo wir uns auf Geheiß der Herren in Sicherheit gebracht hatten. Ein grässlicher Vorfall und spätestens jetzt ist klar, dass wir in großer Gefahr sind! Doch: das uns gezeigte Ritual der Bilchländer war hilfreich und so können wir hoffen, dass sie uns wohl gesonnen sind. Ich trete nun meine Nachtwache an und dann, so die Götter wollen, werde ich noch ein wenig Ruhe finden in dieser Nacht.
15. Tag des 3. Xurl im Jahre 36 n.A.III
Die Herren haben beschlossen, zu verweilen und darauf zu warten, ob sich die Bilchländer wieder melden werden. Derweil soll der Fluch untersucht werden – schließlich sind unsere eigenen Männer davon befallen und das Reinigungsritual wird nur eine Weile vorhalten. Es gilt, diesen unheimlichen Fluch ein für alle mal zu brechen. Nur wie?
Am Vormittag trafen zwei recht abgehalftert aussehende Ritter in der Burg ein. Sie berichteten, sie seien aufgrund eines Vergehens von ihrem Lehnsherrn damit bestraft worden, sich über ein Jahr hinweg fern der Heimat je einmal in sieben Tagen in einem Zweikampf auf Gnade oder Ungnade mit fremden Rittern zu messen. Finden sie niemanden, der sie für ehrenhaft genug hält, so erzählten sie, so müssten sie gegeneinander zum Zweikampf auf Leben und Tod antreten. Dies wollten sie natürlich nicht, und nun befanden sie sich in der Notlage, dass sie bereits seit sechs Tagen keinen Gegner finden konnten, als sie nun diese Burg hier entdeckten. Deshalb baten sie die anwesenden Herren, sich in einem ehrenhaften Zweikampf mit ihnen zu messen. Die Herren diskutierten darüber – es kam ihnen natürlich seltsam vor, dass diese Ritter so mitten in der Einöde plötzlich auftauchen. Doch es wurde der Beschluss gefasst, diesen Ehrenmännern in ihrer Not zu helfen. So gab es zwei ehrenhafte Zweikämpfe und die Ritter konnten weiter ihres Weges ziehen. Ich bin froh, dass diesen Männern geholfen werden konnte.
Am Mittag tauchte ein weiterer seltsamer Kerl auf, ein zerlumpter Gesell, der sich neugierig umsehen wollte. Natürlich wurde er von den Wachen befragt, wer er sei und was sein Begehr wäre. Er stellt sich als „der Grenzgänger“ vor, was immer das bedeuten soll. Genauer äußerte er sich dazu nicht, und wenn, dann nur sehr geheimnisvoll. Aber er wusste von dem Fluch auf dieser Burg, schien sich aber nicht vor ihm zu fürchten. Und auch er wurde auf das Drachenhainer Schwert des Herrn von Turlach aufmerksam und fragte diesen in seiner seltsamen Art darüber aus – wie es hieße, woher es käme und was mein Herr damit zu tun gedenke. Ein seltsamer Kauz, doch da er keine Gefahr darstellt und mehr zu wissen scheint, haben die Herren beschlossen, ihn auf der Burg zu tolerieren.
Im Laufe des Tages wurden Hinweise gefunden, wie der Fluch zu brechen ist. Es gilt nun, dies vorzubereiten.
Ein Pfeil wurde über die Burgmauern hinweg in den Hof geschossen. An ihm war ein Zettel mit einer Botschaft befestigt. Doch es sind nur Bilder darauf zu sehen. Nachdem diese studiert wurden scheint es, als wolle irgendjemand uns mit dieser Nachricht vor einem Angriff warnen, der um die Mittagsstunde stattfinden soll. Wer warnt uns da? Und wer soll der Angreifer sein?
Der Angriff hat wie vorhergesagt um die Mittagsstunde stattgefunden! Ein Trupp von einem halben Dutzend, mit Bögen, Armbrüsten, Schild und Schwert bewaffnet. Sie waren weder wie die Männer in den blauen Waffenröcken noch wie die Bilchländer gekleidet. Doch ihr Angriff wurde schnell zurückgeschlagen, sie hatten zu keinem Zeitpunkt eine Chance, uns zu überwältigen. Schnell flohen sie in die umliegenden Wälder. Was soll ein solcher hoffnungsloser Angriff?
Nach dem Mittagsmahl ist erneut ein Pfeil mit einer Botschaft im Burghof gelandet. Der Schütze war nicht aufzufinden. Ein seltsames Bild, das eine Flussbiegung, ein Boot und einen Schatz zeigt. Wir sind uns nicht klar, was das bedeuten soll. Da es eine Flussbiegung am Fuße des Berges gibt, wird eine Gruppe ausgesandt, diese Sache zu untersuchen.
Mir ist schrecklich übel und die Feder zu führen fällt mir schwer. Ich bin von Bauchkrämpfen geplagt – so wie fast alle anderen Anwesenden! Jemand muss das Essen vergiftet haben, denn nur denen, die nichts zu Mittag aßen, geht es gut! Wir haben einen Feind in den eigenen Reihen!
Die ausgesandte Gruppe kommt von der Flussbiegung zurück. Es war dort nichts Außergewöhnliches zu finden, weshalb sie ihre Untersuchung beendeten.
Die Giftmischerin ist gefunden! Dank der Untersuchung anwesender Herren wurde sie geschnappt und verhört. Es war eine Frau, die die ganze Zeit Teil der Expedition war. Sie gab zu eine Stuerenerin zu sein, verriet aber sonst nichts über ihren Hintergrund. Es war kaum etwas aus ihr herauszubekommen – mit ihrer Enttarnung scheint sie nun keine Hoffnung zu besitzen, von ihrem Herrn verschont zu werden, so dass es nichts bringt ihr zu drohen. Wie mit ihr nun umzugehen ist wird beraten.
Am Nachmittag traf eine Gruppe Fremder auf der Burg ein. Mehrere waren verletzt. Sie erzählten, dass sie Flussschiffer seien, die von Flusspiraten angegriffen wurden und auf ihrer Flucht nun hier landeten. Doch schnell zeigte sich, dass diese Geschichte eine Lüge ist. Sie widersprachen sich und einige von ihnen wurden sogar dabei erwischt, wie sie versuchten, Eigentum des Burgvogtes zu stehlen. Daraufhin wurden die Fremden festgesetzt, ein paar von ihnen konnten leider entkommen. Seltsam, wie viele und welche Gestalten sich in dieser Gegend herumtreiben …
Um den Fluch zu brechen wird eine besondere Pflanze, ein Nachtlichtgewächs, benötigt. Es wird deshalb eine Truppe ausgesandt, diese zu finden.
Ein Händler tauchte am späten Nachmittag auf der Burg auf. Er sagte er handelt mit Kräutern und Pflanzen, die er in Betis an Alchimisten verkaufe. Zudem berichtete er, dass er eine Kundin habe, die dringend sogenannte „Kraftherznüsse“ benötigte, um ihre kränklichen Zwillinge zu stärken und dass diese oftmals im Besitz der Bilchländer seien, die sie ihm aber nicht verkaufen würden. Wie der Zufall will handelt es sich bei den Kraftherznüssen um eben jene Fruchtsteine, die die Schamanin bei unserer Ankunft den anwesenden Müttern für ihre Kinder als Geschenk gab. Als der Händler davon hörte wollte er diese sogleich erwerben und es entspann sich eine lebhafte Diskussion. Doch der Händler schien eher gierig zu sein, als dass er diesen angeblichen Zwillingen helfen wollte, und so entschloss man sich, ihm die Nüsse nicht zu verkaufen – schließlich handelt es sich ja auch um ein Geschenk der Schamanin. Daraufhin zog der Händler wieder von dannen.
Etwa zeitgleich mit dem Händler fand sich eine weitere Reisegruppe an den Burgtoren ein – und das war eine wahrlich seltsame Gesellschaft! Vier Bauern waren es, die sich in einem Streit um einen wirren Vorfall befanden, in dem des einen Hund bellte, der andere sich verletzte, weil sein Gaul durchging, der dritte unglücklich über den am Boden liegenden zweiten fiel und des vierten Kuh sich bei all dem Ungemach von der Weide machte. Nun erhofften sie sich von den anwesenden Gelehrten einen Schiedsspruch. Ich muss zugeben: zu sehr ermüdete mich diese Streiterei, so dass ich ihrem Ausgang nicht folgte. Doch sprachen die Gelehrten ein weises Urteil, in dem ein jeder seine Verantwortung tragen musste und sein Schaden aufgewogen wurde, so dass die Bauern guter Dinge wieder von dannen zogen. Zu betonen, dass dies eine wahrlich seltsame Begebenheit war erspare ich mir an dieser Stelle.
Die Truppe, die nach dem Nachtlichtgewächs ausgesandt wurde kehrte gerade zurück. Doch: angegriffen wurde sie bei ihrer Suche nach dem Gewächs! Es waren die blau berockten Männer, denen unsere Mannen entgegen standen. Sie konnten erneut geschlagen werden, doch knapp war es, so wird gesagt! Aber sie hatten Erfolg, die Pflanze ist gefunden! So kann man nun daran gehen, den Fluch zu brechen, denn in der Zwischenzeit haben die Gelehrten alles weitere vorbereitet. Ich fürchte es wird erneut ein seltsames Ritual werden und wieder wird zu fremden Gottheiten gesprochen werden.
Nachdem alle Vorbereitungen beendet waren ging es am Abend daran, den Fluch zu brechen. Seltsames, oh weh!, mussten wir tun, uns gegenseitig mit Schnüren aneinander halten, die Waffen niederlegen, Sprüche sprechen! Und dann, plötzlich, waren diese ganzen Geräusche zu hören, das war nicht von dieser Welt, das ist sicher! Mir wurde ganz schwindlig, alles verschwamm, der Boden unter meinen Füßen schien sich weggezogen zu werden. Und dann: Stille. Nur langsam rappelte ich mich hoch und dann begannen Diskussionen, Gespräche und Untersuchungen. Es scheint, als ob das Brechen des Fluches gelungen sei!
Man erzählte mir, vor vielen Jahrhunderten sei jener Fluch einmal in den Jahren des langen Krieges zwischen Stuerenern und Bilchländern unter der Selbstaufopferung zahlreicher ihrer Schamanen gewirkt worden, um diese Bastion des Feindes auf immer zu verderben, auf dass die Herrschaft des Umlandes wieder in ihre Hände falle.
Kaum war der Fluch gebrochen, da waren Hornsignale und laute Stimmen zu hören: ein Angriff! Das konnte kein Zufall sein! So schnell wir konnten nahmen wir die Waffen zur Hand und verteidigten das Burgtor gegen den Feind: die blau berockten! Es war eine große Truppe, die mit schwerem Gerät große Preschen in unsere Reihen schlug. Ein grässliches Gemetzel, und jeder wusste: diese machen keine Gefangenen! Alle standen wir zusammen, ob Kämpfer oder Gelehrter, und verteidigten gemeinsam unser Leben! Nicht viel hätte gefehlt, und ich hätte diese Zeilen nicht mehr schreiben können. Doch das Schlachtglück blieb uns hold, auch wenn wir schwere Verluste zu beklagen hatten. Lange wird dies so nicht weitergehen!
Gerade sind die schlimmsten Wunden versorgt, da taucht die Schamanin der Bilchländer wieder auf. Sie sagt, dass ein hoher Anführer der Bilchländer – „Paran“ nennt sie ihn – eingetroffen sei um mit uns zu sprechen. Wir sollen uns sofort zum Treffpunkt aufmachen. Drum heißt es nun, sich zu rüsten und diese Gelegenheit zu nutzen, auch wenn der Feind – Stueren! – überall auf uns lauern kann.
Den Göttern danke ich! Ich lebe noch! Ich spürte schon Gwons Schwingen, das kann ich wahrlich bezeugen, doch noch ist es nicht so weit … Aber eines nach dem Anderen.
An der Lichtung, an der uns die Bilchländer treffen wollten angekommen, sahen wir sogleich, dass diese mit einem Kreis aus Fackeln beleuchtet war. Einige Bilchländer – ich weiß nun, dass sie Borharcôner genannt werden wollen – waren anwesend, darunter auch der Paran der Maroncu, wie sie ihren Stamm nennen. Dieser erklärte uns, dass all die seltsamen Begegnungen im Laufe des Tages – die Ritter, der hoffnungslose Angriff, die Bauern, der Händler, und wer weiß was noch – kein Zufall gewesen waren, sondern von den Bilchländern selbst inszeniert worden seien, um uns auf Herz und Nieren zu prüfen: ob wir ehrenvoll seien, klug, aufmerksam, gerecht. Sie befanden uns für würdig und erläuterten sogleich, wozu.
Es gibt eine Weissagung der Bilchländer, dass der letzte Spross der Sorebramorer, welches untergegangene Kriegsfürsten der Bilchländer seien, die Bilchländer eines Tages doch noch zum Sieg über die Stuerener führen werde, sofern dieser „seinen siebzehnten Sommer sieht“. Dieser Junge, ein einjähriges Balg mit Namen Meorte, sei ihre letzte Hoffnung. Doch wüssten die Stuerener von der Weissagung und machten darum Jagd auf ihn. Deshalb suchten die Bilchländer nach Schutz und ihre Weissagung sah ihnen voraus, dass wir Drachenhainer auf der Burg, die wir Hadriansblick nennen, auftauchen werden und ihnen helfen können. Drum prüften sie uns, um sicherzustellen, dass wir die Richtigen seien. Bereits zuvor hatte der Paran dafür gesorgt, dass das Kind hierher gebracht würde, doch waren ihnen die Stuerener – aber nicht die blau gewandeten, gegen die wir uns bei unserer Anreise erwehren mussten, sondern der berüchtigte „Rote Jäger“, von dem die Bilchländer in großer Furcht sprachen – bereits auf der Spur.
Da sie uns für würdig erachteten war es also nun so weit, die neue Freundschaft zwischen Bilchländern – Borharcôner heißt es! Werde ich mich je daran gewöhnen? – und Drachenhainern zu besiegeln: Die Borharcôner vertrauten uns das Wichtigste an, das sie haben: das Kind Meorte, ihre einzige Hoffnung! Wir sollen ihn schützen bis zu dem Tag, da er seinen siebzehnten Sommer sieht und die Weissagung erfüllen kann. Eine schwere Bürde, doch ehrenvoll und unumgänglich! Eine Amme und eine Leibwächterin wird das Kind begleiten. Wo es untergebracht werden soll, das wird wohl nur der Fürst selbst entscheiden können.
Gerade wurde diese neue Freundschaft besiegelt und man machte sich daran, alles Weitere zu besprechen, da stürmte aus den Wäldern erneut der Feind – der „Rote Jäger“! Mit Gebrüll und dem Ruf „Gebt uns die Prophezeiung!“ preschten sie heran. Doch warteten sie auf keine Antwort, sondern ließen ihre Klingen die Verhandlung führen. Es war ein harter Kampf, der gerade so gewonnen wurde, doch das Schlimmste war ein anders: einen weiteren Verräter hatten wir in unseren Reihen, der die Gunst des Moments nutze, sich an die Bilchländer und den Balg, den jungen Meorte, heranschlich und eben diesen zu ermorden trachtete. Nur dadurch, dass die Schamanin – Araslá in ihrer Sprache – ihr eigenes Leben gab konnte sie das Kind retten. Eine edle Tat, die ich dieser Frau in Fell und Knochen nie zugetraut hätte. Ich schäme mich für alles Abfällige, dass ich über sie gedacht habe.
Dann kehrte Ruhe ein und Wunden konnten versorgt werden. Eine Vernehmung des Verräters war nicht möglich, gerade wollte man dazu schreiten, da warf er sich in eine unbedacht gehaltene Klinge der Anwesenden, was alle Hoffnung auf weiteres Wissen zu Nichte machte.
Weitere Unterredungen gab es noch mit den Borharcônern. Einer unserer Geweihten, der Erwählte der Poena Witold Rhyannon, bot sich gar an, mit seinem Sohn als Botschafter mit ihnen zu gehen um so den Kontakt zu halten, was diese annahmen.
Zurück auf der Burg machte ich mich bereits auf den Weg auf meine Pritsche, da sah ich noch einmal diesen zerlumpten Kerl, der sich selbst Grenzgänger nennt und den ganzen Tag auf der Burg herumgelungert hatte. Noch immer wollte er nicht beantworten, wer er sei, doch sagte er uns, dass die Gefahr der Stuerener vor Ort vorerst gebannt sei, wir uns aber beeilen sollten, das Kind in Sicherheit zu bringen. Ich weiß nicht, woher er von all diesen Dingen weiß, und vielleicht will ich es gar nicht wissen. Ich bin müde und will nur noch schlafen.
Seit den Saarkamonden finden vom Norden Heligonias, genauer gesagt von der Drachenhainer Baronie Leomark aus immer wieder Erkundungstrupps den Weg über die Westufer des Jolborn hinaus in das Gebiet des Herzogtums Stueren. Häufig ist zu beobachten, dass Mitglieder der Borharcôner-Gruppe, die sich ebenfalls in der Leomark angesiedelt hat, diese Trupps begleiten.
Vor Kurzem ereignete sich in den Graslanden Dracconias Merkwürdiges: Eine Gruppe Leomarker Waldläufer war zwei Tage westlich des Jolborn auf Erkundung unterwegs, als sich völlig unvermittelt eine Senke von annähernd 30 Schritten Durchmessern vor ihren Füßen auftat. Die Waldläufer erkundeten die Senke und die seltsame Steinformation in ihrer Mitte. Einige der Leomarker hatten ein sehr seltsames Gefühl beim Betreten dieser Senke, welches sie aber nicht genauer benennen konnten. Olidir Dämmertraum war fest davon überzeugt Stimmen im Wind zu hören. „Ich könnte sie verstehen, ich bin mir sicher,“ sagte er, und setzte sich zu den Steinen und versenkte sich in sich selbst, in den Wind, das Wasser, die Erde und die Sonne. Die anderen beobachteten ihn angespannt. Olidir schien sehr angespannt. Nach langer Zeit nahm der Wind, der bis dahin nur ein Flüstern in den langen Grashalmen gewesen war, an Stärke zu. Er wehte immer heftiger und in der Gruppe der Waldläufer machte sich das Gefühl von Unwohlsein breit – Gefahr? Olidir wurde aufgefordert seine Bemühungen zu beenden, damit man diesen Ort verlassen könnte, doch dieser weigerte sich und sprach wie im Fieber: „Ich bin gleich am Ziel, kann die Stimmen fast hören. Hört ihr sie den nicht? Könnt ihr es nicht spüren?“ Er war schweißüberströmt und bleich. Der Wind war mittlerweile zu einem Sturm herangewachsen. Olidir wurde von den anderen seines Trupps gedrängt aufzuhören, wegzugehen. Er weigerte sich, doch dann brach er plötzlich zusammen. Seine Gefährten trugen ihn aus der Senke hinaus. Der Wind legte sich wieder so plötzlich wie er sich erhoben hatte. Da die Waldläufer keinen Heiler dabei hatten, konnten sie Olidir nur notdürftig versorgen, insbesondere da sein Körper keinerlei Verletzung aufwies. Sie konnten sein Selbst nicht mehr spüren und erreichen und trotz aller Bemühungen starb Olidir am Rande dieser seltsamen Senke. Die Waldläufer machten sich nach kurzer Beratung schnellstmöglich in Richtung Osten auf, um in der Leomark von den Begebenheiten zu berichten.
Der Tod Olidir Dämmertraums traf uns alle tief. Vor allem da vollkommen unklar war, was sein Selbst zerstört und ihn letztlich umgebracht hatte. Dass Elfen im Kampf fallen, das kommt in diesen Zeiten leider allzu häufig vor. Dass einer unserer Brüder aber sein Selbst verliert, ohne erkennbare äußere Verletzungen, das hatte man noch nie gehört. Die Bestattungszeremonie des Olidir Dämmertraums war tief bewegend und von so viel Trauer geprägt, dass man meinen konnte, selbst der Wind, das Wasser, die Erde und die Sonne wollten nicht aufhören zu klagen.
Nur wenige Tage später berief Baronin Samira den Rat der Weisen ein. Nach dem Bericht der Kundschafter, der uns leider nur wenige Antworten auf den Tod Olidirs gab, wurde lange und ausfürlich beraten, wie wir nun weiter vorgehen sollten.
Baronin Samira beschloss letztlich, einen zweiten Trupp los zu schicken, um dieser seltsamen Senke und dieser noch viel seltsameren Präsenz auf den Grund zu gehen. Und wenn irgend möglich erhofften wir uns Antworten auf die Frage nach Olidirs Tod. Um besser gerüstet zu sein, wurden einige Gelehrte, besonders zu nennen die Itsui Teleria und der Heiler Mallion ausgewählt. Zu meinem eigenen Erstaunen wurde ich ebenfalls von der Baronin in die Gruppe berufen.
Wir machten uns also auf und nahmen, den Erzählungen der anderen folgend, den Weg ins Herzogtum Stueren. Ungefähr zwei Tagesreisen westlich des Jolborn trafen wir dann auf die Senke. Zunächst sahen wir lediglich eine Senke, bewachsen mit hohem Steppengras und einer sonderlich anmutenden Steinformation in der Mitte. Doch wie die Gruppe vor uns auch schon spürten wir just in dem Moment als wir die Senke betraten die Anwesenheit einer Präsenz, die sich mit menschlichen Worten kaum beschreiben lässt. Die Istui Teleria versuchte vorsichtig Kontakt mit dieser Präsenz aufzunehmen. Konzentriert und angespannt saß sie bei den Steinen, während wir anderen ein wenig besorgt einen gewissen Abstand zu ihr wahrten. Je länger sie dort saß, desto heftiger begann der Wind zu wehen, ja wuchs sich zu einem regelrechten Sturm aus. Aus den Erzählungen der ersten Truppe waren wir durchaus vorgewarnt. Je mehr der Sturm zunahm umso stärker machte sich das nagende Gefühl drohender Gefahr unter uns breit. Da Telerias Versuch mit der Präsenz Kontakt aufzunehmen bislang nicht von Erfolg gekrönt war und da wir uns nur allzu gut an den Leichnam Olidirs erinnerten, beschlossen wir, dass die Gefahr zu groß wurde und zwangen Teleria, aufzuhören. Und kaum dass wir die Senke verlassen hatten, legte sich der Sturm. Teleria jedoch war sehr geschwächt. In einem fort murmelte sie die uns allen nur allzu gut bekannten Worte „Fisch und Fleisch unter einem Dach, das haben wir schon einmal gesehen. Neuer Streit, alter Krieg, die Erde ist durstig, das haben wir schon einmal gesehen. Faust wider Faust, Finger dazu, einen wischt der Regen fort, das haben wir schon einmal gesehen. Die Zeichen der Vergeltung, könnt Ihr sie erkennen? Dies alles mussten wir erblicken, wollen die Augen nun schließen für immerdar.“ Nein, diese Worte die wir damals am Fluss hörten, als wir dem Wind lauschten; diese Worte werden wir wohl nie vergessen. Auf unsere ungestümen Fragen hin murmelte Teleria nur immer wieder „Es war keine Absicht.“ Und dann brach sie zusammen. Wir konnten sie nicht mehr erreichen. Auch der Heiler Mallion, der uns auf unserer Reise begleitete konnte ihr nicht helfen. Und wieder konnten wir keine äußeren Verwundungen erkennen.
Hastig traten wir den langen Heimweg nach Xurl-Salenia an. Immer in der Hoffnung, die dortigen Itsui und Heiler könnten Teleria besser helfen als wir es vermochten. Viel langsamer als uns lieb war kamen wir voran, doch nach drei langen Tagen erreichten wir das Ufer des Jolborn. In der ganzen Zeit kam Teleria nicht ein einziges Mal zu sich. Ihr Körper hatte jegliche Spannung verloren, ihre Augen blickten in weite Ferne an einen Ort, den wohl keiner von uns je finden kann. Es schien, als sei sie nicht mehr Teil dieser Welt. Wir spürten nicht einmal ihre Anwesenheit und wäre die Trage nicht gewesen, man hätte meinen können sie sei gar nicht da.
Mit bangem Warten verbrachten wir die Tage in Xurl-Salenia. Die Heiler und Istui gaben sich alle Mühe. Doch all ihre Rituale konnten Teleria nicht zurück holen. Ihr Geist ist vollkommen zerrüttet und es scheint, als habe sie jeden Kontakt zu Wind, Wasser, Erde und Sonne verloren. Wir können ihr Selbst nicht mehr spüren.
Hiermit endet mein Bericht. Was auch immer dort im Herzogtum Stueren in der Senke mit dem hohen Steppengras und der sonderlich anmutenden Steinformation ist, welcher Natur auch immer diese Präsenz ist, sie ist mächtig und wir können sie nicht begreifen.
Laroâna Mirayadon, Händlerin und Mitglied des Rat der Weisen
Nach dem Frühjahrshochwasser des Jolborn wurden in Kratorpolitanien und in der Leomark Heerlager eingerichtet. Soldaten, Verpflegung und Material wurden in den Häfen eingeschifft und nach Norden gebracht. In den beiden nördlichen Ländereien wurden eine große Anzahl von Booten und Flößen hergestellt und für das Übersetzten bereit gemacht.
Die Vorbereitungen für die Invasion waren beinahe abgeschlossen, als eine unbekannte Krankheit in mehreren Heerlagern um sich griff. Die Heiler bekammen nach einiger Zeit die Seuche in den Griff. Als die Möglichkeit für den Angriff wieder in greifbare Nähe rückte, kam den Jolborn hinab neues Übel von Stuerener Seite auf die Heligonier zu: Eine große Anzahl Brander drohte die Boote und Flöße zu zerstören, die für das Übersetzten des Heeres benötigt wurden…
Die Bilanz der Brander-Nacht war für die Heligonische Seite ernüchternd: Trotz großen Einsatzes und vehementer Gegenwehr wurde insbesondere im Kratorpolitanischen Bereich ein Großteil der Boote und Flöße vernichtet. Eine Invasion musste weiter verschoben werden, bis neue Übersetzungsmöglichkeiten geschaffen worden sein würden.
Der 5. Tag des 2. Helios wird dem Baron von Rebenhain sicher noch lange unauslöschlich als einer der schwärzesten Tage in Erinnerung bleiben: Eine größere Gruppe aus dem Haushalt des Barons kehrte durch die Gassen von Pogelsweiler in die Freudenfeste zurück, als sie kurz vor ihrem Ziel plötzlich aus dem Hinterhalt überfallen wurde. Trotz tapferer Gegenwehr war das Durcheinander in den engen Straßen groß, zumal auch viel gemeines Volk unterwegs war. So konnten die Angreifer zu den Kindern von Baron Krator und Baronin Samira durch dringen, die sich in dieser Gruppe befanden. Sie schnappten sich den kleinen Crispianus Perigrin von Rebenhain und flohen. Neben Wut und Entsetzen hinterließen sie mehrere Tote und Verletzte: 5 Rebenhainer Wachen, die Borharcônerin Kelene , Beschützerin des Borharcônerkindes Meorte, und der Leomarker Elfenkrieger Fenair, welcher seit den Ereignissen auf der Burg Hadriansblick als ständiger Leibwächter die Kinder des Barons beschützte, zahlten mit ihrem Leben, weitere Wachen und die Leomarkerin Miríel wurden schwer verwundet.
Einer der Angreifer konnte lebend gefasst werden, im Verhör war jedoch nur zu erfahren, dass der Angriff von Stuerener Seite ausging. Es ist unklar, ob der Sohn des Barons tatsächlich das eigentliche Opfer sein sollte, oder ob der Angriff vielmehr ein Versuch war, den Borharcônerjungen Meorte, welcher sich ebenfalls in der Gruppe befand, in Stuerener Hände zu bekommen.
Trotz sofortiger Suche nach den feigen Entführern gelang diesen die Flucht Richtung Norden. Jedoch verlor sich deren Spur noch vor der Ostarischen Grenze. Mit sämtlichen zur Verfügung stehenden Schiffen und Booten wurde der Jolborn abgeriegelt um ein Übersetzen zu verhindern, es wurden Boten an Fürst Leomar von Drachenhain, die Ostarischen Bündnispartner und an Baronin Samira, die sich derzeit in der Baronie Leomark aufhält, geschickt, und weitere Suchmannschaften ausgesandt.
Es bleibt nun zu hoffen, dass diese Maßnahmen zum gewünschten Ziel führen und der kleine Crispianus Perigrin schnell und sicher wieder nach Hause zurückkehren kann.
Es gibt ja jetzt ein neues Tiefländer-Lehen in Luchnar und wir und die MadRuadh haben einen Teils unseres Landes abtreten müssen , so dass auf jeden gleich viel kommt wie auf einen echten Hochländer und das ist ganz schön viel. Ich hab mich jetzt mal ein bisschen umgehört und gerechnet und frage mich: Ist das überhaupt gerecht ausgerechnet?
Also: Vor ein paar Jahren gab es so 120, 130 von ihnen, vielleicht 40 oder 45 in Esclarmond, 25 oder 30 in Turlach und Tuachall, 20 auf der Feste Hautzensteyn und 15 in Soilach. Ein paar wenige sind im Krieg mit Fürst Waldemar geblieben und Vogt Eylhardt hat gut drei Handvoll aus Esclarmond und eine Handvoll aus Turlach und Tuachall mitgenommen. Dann kommen noch manche nicht aus dem Tiefland zurück wie Samuel und Lukas von Turlach und so weiter – also was ich meine ist: In Esclarmond, Turlach, Tuachall und auf der Feste leben jeweils zwanzig von ihnen oder wenig mehr, in Soilach vielleicht fünfzehn. Von der Feste Hautzensteyn und von Soilach, wo Vogt Gisrod ja eine von uns geheiratet hat wird kaum einer kommen. Aus Turlach und Tuachall werden die Vogtsfamilien auch nicht kommen und ein paar von Eylhardts Brut bleiben bestimmt in der Esclarwehr, um uns zu ärgern, und ein paar Helfer, die nicht mit dem Vogt verwandt sind, werden noch im warmen Nest bleiben. Es bleiben also vielleicht 35 Leute übrig, oder wenn man die auf Esclarmond dazurechnet, deren neues Dorf liegt ja nur ein paar Meilen weg und die müssen sicher mithelfen, knapp 50, wenn man großzügig rechnet.
Jetzt mal ehrlich, auch die Tiefländer: Das ist zu wenig. Wie sollen die ein Lehen gründen? Wie sollen die die Vogtssitze ernähren? Die sollen ja für alle aufkommen, auch für die, die in den Vogtshäusern nichts arbeiten, was man essen kann und dann haben sie noch nicht die allerbesten Gebiete, weder für Schafe noch für Korn und Gemüse.
Das kann gar nicht klappen und wir werdens bezahlen müssen.
Ressian MadUaine aus Esclarmond
Nur wenige Neuigkeiten über die ruhige Provinz Rothenberg in der Baronie Tolens erreichten uns, seit Reichsritter Hermann als verschollen gilt. Der tapfere Recke nahm am Ödlandfeldzug im Jahre 28 n. A. III zur Befreiung der Leomark und Kratorpolis teil. Inzwischen gilt als gesichert, dass Reichsritter Hermann sein Leben für das Königreich gelassen hat.
Seit nunmehr 10 Jahren wird Rothenberg von Rhupert Allmendinger kommissarisch verwaltet. Baron Sihran von Tolens hatte zu keiner Zeit Grund zu Beanstandungen, er erhielt die Abgaben pünktlich und auch sonst gab es in der Provinz weder Klagen noch Beschwerden. Der treue Verwalter bat den Baron nur in einer Sache um eine Gefälligkeit: sein einziges Kind Eythne möge Aufnahme in der Akademie der Schönen Künste zu Betis finden. Dies gewährte ihm der Baron nicht nur gerne, sondern er stellte Eythne auch einige Räume seines Stadthauses in Betis als Wohnung zur Verfügung. Nach ihrem erfolgreich abgeschlossenen Studium kehrte sie im ersten Xurlmond des vergangen Jahres nach Rothenberg zurück, um ihren inzwischen greisen Vater zu unterstützen. Um ein göttergefälliges Leben zu führen, weihte Eythne ihr Leben dem Gott Xurl. Mit großem Engagement unterstütze sie die Xurl-Geweihten, um den Schrein von Ghangol wieder zu neuem Leben zu erwecken. Ebenso errichtete sie das Xurl-Heiligtum bei der Burg Rothenfels neu.
Im letzten Mond kehrte sie von ihrer Reise vom Schlangenkamm zurück, wo sie nach Tradition der Xurl-Geweihten die Höhle der Leyra aufsuchte. Eilends begab sie sich danach an den Hof des Barons, um dort eine Audienz zu erlangen.
Dieser entsandte sie nun nach Escandra, um im Hause des Reichsritters von Sarmand an seiner Statt präsent zu sein.
Der Saaroko rüttelte an den blanken Zeltwänden wie ein unduldsam ausgesperrter Gast. Jene, die im großen schwarzen Zelt des Grafen Dedekien in den hinteren Reihen saßen – sei es weil sie erst seit kurzem ihr Amt inne hatten oder weil sie die Ältesten nur unbedeutenderer Örtlichkeiten waren – hatten ihre liebe Not. Gegen den eisigen Griff der Göttin hielten sie sich die weichen Buraifelle einfach an Rücken und Nacken, anstatt darauf zu sitzen, kauerten so jedoch im unbequemen Wüstensand. Wider den knallenden Lärm der Planen und der damit verbundenen Schwierigkeit, keinerlei Anteil am Verbaal’dowern im inneren Kreis haben zu können, half nur wildes Gestikulieren und laute Zwischenrufe, auf dass das Gesagte über mehrere Münder von innen nach außen und zurück echotet wurde. Die Stunden verstrichen wie im Fluge, die erhitzten Gesichter der Anwesenden – allesamt namhafte und huldvolle Amt- und Würdenträger der großen Grafschaft – glühten rot, die Augen leuchteten fiebrig und ein jeder plapperte aus vollem Halse wild durcheinander. Nach draußen drang der ungeheuerliche Lärm nur mäßig gedämpft, dunkelste Nacht war über die windumtoste Shayed-Wüste hereingebrochen und der sternenklare Himmel lag, gleich einem noch größeren Zeltdach, still über allem.
Es war der Tag des Al’Palavers zu welchem Graf Dedekien die Mächtigsten, Wichtigsten und Namhaftesten in die Mitte seines Reiches nach Darwena geladen hatte. Seine Hochgeboren war zu diesem Zeitpunkt noch nicht erschienen, einem hohen Beamten oblag es die Ratsversammlung ungefähr in Kenntnis zu setzen. Jedoch nicht eben erfolgreich, wie Geschrei und Gezeter erahnen ließ. Als der Tumult am größten war und die Männer anfingen, sich gegenseitig an den krausen Bärten zu ziehen, glitten mit einem Mal zwei Zeltplanen zur Seite und eröffneten der Menge den Blick auf eine bis dato verborgen gebliebene Nische des übergroßen Zeltes. Helles Lampenlicht drang daraus hervor, so leuchtend, dass die Menschen sich zunächst die geblendeten Augen bedecken mussten. Alsdann gewahrten sie ihren Herrn Dedekien auf einem erhöhten Steinsessel, es muss Alabaster gewesen sein. Prachtvoll war seine Hochgeboren anzuschauen. Zu seinen Füßen knieten auf edlen Fellen, laszive aurazithumhängte Schönheiten beiderlei Geschlechts. Die vielberingte rechte Hand des Grafen strich sanft über die Stirn eines schläfrig dreinschauenden Wüstentigers. Gewandet war der Erste Darianer in reinstem weiß; nur Samt und Seide, sowie edelste Nordpelze bedeckten seine Haut. Da herrschte mit einem Mal absolute Stille im Zelt, keiner der Anwesenden wagte nur zu atmen. Wie in Trance ließen sie von ihrem bisherigen Tun ab und starrten wie gebannt auf jene Lichtgestalt, die ihr heliosgegebener Herr und Meister war. Dieser saß nur da und schaute huldvoll reglos auf die Seinen. Sein Antlitz glich in diesem Augenblick einer jener aus Stein gehauenen Büsten. Einzig die geölten Spitzen seines prächtigen Schnurrbartes bebten – ein sicheres Zeichen des übergroßen Unwillens des großen Herrschers. Also senken die Anwesenden vor dem sich abzeichnenden Grollen die Häupter, zogen vorsorglich das Genick ein und schämten sich für ihr soeben noch an den Tag gelegtes schlechtes Benehmen. Allein, es kam ganz anders, der Graf schwieg weiter, die Stille nahm zunehmend schmerzhafte Qualität an und die Menschen darbten sichtlich. Da setzte sich seine Hochgeboren in einer fließenden Bewegung auf, hob die Arme und was er nun zu verkünden hatte, fiel wie warmer Heliosregen auf seine Untergebenen herab:
„GELIEBTES VOLK!“
Jäher Jubel toste auf und brandete in Wellen durch das Zelt. Hüte, Turbane, Feze und andere Kopfbedeckungen flogen wie wilde Vogelschwärme durch die Luft, bis die Menge einvernehmlich mit einem vielstimmigen:
„GELIEBTER HERRSCHER!“ die traditionelle Antwort fand, worauf wieder Stille herrschte, um die weiteren Worte des Grafen zu hören.
„Geliebtes Volk!“ Wieder wollten Begeisterungsstürme anschwellen, doch Dedekien unterband dies mit dem gestrengen Heben der linken gezupften Augenbraue und so ward es wieder still.
„Geliebtes Volk! Lasst mich von den alten Zeiten sprechen. Von einer wahren Geschichte, die seinerzeit in aller Munde war und von Feuer zu Feuer getragen wurde. Damals lebte an dieser Stätten ein junger, aufstrebender Prinz, der vollkommen arglos im Herzen und vom unerschrockenen Mute eines jungen Löwen war. Jener Prinz beschloss in seiner jugendlichen Ungezügeltheit, den Göttern der Wüste zu trotzen und allein, ohne jedwede Wegzehrung, in die Wüste zu ziehen. Denn große Dürre hatte ihm in den Seinen seit Monden stark zugesetzt und das Land austrocknen lassen wie einen einhundert Jahre alten Buraifladen. Bevor er den ersten Schritt in die niederhöllische Hitze tat, traten seinen Verwandten eng an ihn heran und wollten den Prinzen von seinem Vorhaben abhalten, denn sie liebten ihren Anverwandten sehr. Zuerst stellte sich ihm der Bruder in den Weg und sagte: „Sohn meiner Mutter, Blut von meinem Blut, was willst du dort hinaus in die tödliche Dürre, warum hast du abgeschlossen mit deinem Leben?“ Da antwortete der Prinz: „Ich gehe suchen und werde finden, was am sehnlichsten wir benötigen, halte mich nicht auf!“ Da wandte sich der Bruder ab und schlug sich mit den Fäusten auf die Brust, das es krachte, denn er wähnte ihn nie wieder zu sehen. Alsdann trat die Mutter herbei und greinte: „Kind, mein Kind, warum willst du im Sandmeer ertrinken, was suchst du zu finden, was deucht dir so wertvoll?“ „Liebe Mutter“ antwortete da der Prinz, „in deinem Auge sehe ich keine einzige Träne, so geschunden ist dein Leib von Dürre, was ich suche? Du kannst es erraten.“ Da zerfurchte sich das Weib ihr Antlitz gramerfüllt mit spitzen Nägeln und schrie ihren Schmerz den Göttern zu. Letztlich legte der Vater unserem Prinzen beide Hände auf die Schultern und hielt ihn fest im Blick: „Was ist dein Begehr und Wille, Frucht meiner Lenden, was soll werden mit dir in den mörderischen Dünen und was mit uns, da dein Tod unsere Herzen ersterben lassen wird? Lohnt dein Ziel über alle Maßen?“ „Vater, guter Vater, Wasser suche ich zu finden und hernach zu euch zu bringen, damit das Darben ein Ende hat und wir leben wie einst in meiner Kindheit, da kühle, sprudelnde Quellen unsere Füße reichhaft umspülte.“ Da gab der Vater dem Sohn neben seinem Segen drei Dattelkerne sowie einen Schlauch, gefüllt mit dem letzten Xurltrunk des Tages. Also begab sich der Prinz auf die gefährliche Wanderung durch die Shayed-Wüste und vor lauter Mut und Zuversicht, gab es in seinem Herzen kein Raum für Furcht und Argwohn. Sieben mal sieben Tage zog er erfolglos umher, der Schlauch war schnell getrunken, die Dattelkerne vom vielen Lutschen letztlich so dünn wie Spinnenhaar. Die Kleider lagen in Lumpen auf seinem Körper, seine Haut glich gegerbtem Leder und quälender Durst marterte seinen Körper und seine Seele. Dennoch kamen ihm Umkehr oder Aufgabe nicht in den Sinn. Als am fünfzigsten Tag seine Füße festen Grund betraten, wollte er dies zunächst kaum glauben, wähnte sich von Sinnen oder bereits auf Gwons tröstenden Schwingen. Doch als der feste Grund sich mit einem Mal zu Schlamm und letztlich zu dem kühlen Nass einer großen Oase wandelte, da dankte er den Göttern und war voller Freude und Stolz über sich selbst. Er tauchte seinen Kopf in das Wasser, trank und trank bis sein Durst gestillt war. In Gedenken an seine Verwandten zu Hause machte sich nun sogleich daran, den leeren Lederschlauch seines Vaters mit der süßen Flüssigkeit zu füllen. Als er erkannte, dass dies kaum den Durst aller stillen würde, zog er seine Stiefel aus und füllte diese ebenfalls. Damit immer noch nicht zufrieden, fertigte er aus den Lumpen, die einst seine Kleider gewesen waren weitere Behältnisse an und füllte diese ebenfalls. So vollkommen nackt doch schwer bepackt, lief er schleunigst nach Hause, ohne auch nur einen Tropfen verschüttet zu haben. Bei den Seinen angekommen, staunten diese nicht schlecht. Das mitgebrachte Wasser wurde an alle verteilt und bevor die Familie sich aufmachte, ihre Zelte an der entdeckten Oase neu aufzuschlagen, feierten sie gemeinsam ein großes Fest des Stolzes und der Dankbarkeit für ihren heldenmütigen Prinzen… So die Geschichte.“
Als Graf Dedekien mit seiner Erzählung geendet hatte ließ er den Blick über die Menge schweifen, schaute teils in nachdenkliche und teils in verwirrte Gesichter. „Was ich euch mit dieser Geschichte, die sich natürlich getreulich so zugetragen hat, sagen möchte fragt ihr euch? Nun, auch wir, das Volk Darians, leben in Zeiten großer Dürre. Doch wie soeben von meinem Beamten zu erfahren war, ist die Oase, die uns und unsere Kinder zu tränken und zu nähren vermag, nicht fern. Lasst uns aufbrechen in eine neue Zeit der fetten und freudigen Jahre. Hierzu ist, wie ihr gehört habt, nur eines wichtig: gebt mir, was ihr erübrigen könnt, gebt mir euren letzten Dattelkern und ich führe euch, wie einst der Prinz, aus der öden Wüste in eine wundervolle Oase des süßen Nasses. Und wer nicht mit uns ziehen kann, der soll bei unserer Rückkehr erhalten, was wir nur irgend tragen konnten. Auf, auf in die Oase!“ …
Wie eine erhabene Karawane wanderte zu dieser Stunde bereits schaukelnd die Morgenröte am Horizont heran, mit sich führend, die kostbaren Waren eines neuen Tages, die da heißen Heil, Trauer und Hoffnung. Auch der Hall des frenetischen Jubels aus dem Zeltinneren vermochte es nicht, diesen Neuankömmling zu vertreiben.
Aufgeschnappt von Lami ibn Khandis
In der kleinen, aber geschichtsträchtigen darianischen Ortschaft Ravani, sehr nahe der sedomeesischen Grenze betreibt unsere Familie seit vielen Generationen das gepflegte Gasthaus „Zum geprellten Zecher“. Eines schönen Tages, als angenehme Frische der Poenamonde bereits in die sengende Hitze der Heliosmonde umschlägt, lässt uns Vetterchen das ganze Haus putzen. Es ist nicht etwa so, dass wir unser Gasthaus nie putzen, aber eben nie einfach so unterm Jahr. Ich frage natürlich: „Vetterchen, warum lässt Du uns das Haus putzen, wo sich doch noch nicht einmal richtiger Schmutz angesammelt hat?“ Die Antwort kam prompt und ohne spannende Vorgeschichte: „Wir bekommen morgen hohen Besuch aus Darbor und Marola. – Keine weiteren Fragen jetzt, gehe zum Fluss, hole Wasser und fange an zu schrubben.“ Was haben wir unser eigentlich schon schönes Gasthaus noch prächtiger gemacht, denn solch hohe Gäste hatten wir noch nie.
Pünktlich zur Mittagsstunde treffen dann die beiden Delegationen aus Sedomee und Darian ein. Mit ernster Miene schütteln sich die prächtig gekleideten Damen und Herren die Hände. Vetterchen weist ihnen eine separate Gaststube zu, damit die Verhandlungen ungestört ablaufen können. Ich war so neugierig und wollte unbedingt die Bedienung der Delegation übernehmen. Aber Vetterchen meinte, dass sie keine Störung dulden werden. Zwei Stunden lauschte ich angestrengt, um etwas interessantes zu vernehmen, doch es war nichts zu hören. Plötzlich vernahmen wir fröhliches Lachen aus der Gaststube. Zwischen dem angeregten Gespräch war sogar liebliche Musik zu hören. Jetzt durfte ich die Gaststube betreten, denn der Schreiber aus Sedomee bestellte einen Schlauch Wein nach dem anderen. Die Gesellschaft war schon recht ausgelassen und ging dann zum Abendessen über. Viele Stunden dauerte die Feier noch an und wir konnten erst im Morgengrauen zu Bett gehen.
Am nächsten Morgen verabschieden sie die beiden Delegationen voneinander mit einer herzlichen Umarmung, nachdem sie einen gemeinsamen Götterdienst abgehalten hatten. Der sedomeesische Schreiber drückte Vetterchen und mir noch ein ordentliches Trinkgeld in die Hand. Völlig verblüffte blickten wir den beiden Gruppen noch eine Weile nach, die sich immer wieder zum Abschied zuwinkten, bis sie aus unserem Blickfeld verschwanden. Die einen setzten wieder über den Fluss in Richtung Sedomee über und die anderen zogen gen Süden.
Wir haben uns noch tagelang gefragt, ob es denn an unserem sauberen Haus lag, an unserem schmackhaften Essen oder an unserem betörenden Wein, dass sich die beiden Delegationen so gut verstanden hatten. Vetterchen meinte: „Sie kamen als Feinde und gingen als Freunde.“ So beschlossen wir die weisen Worte unseres Vetterchens auf ein Brett zu schreiben und es in die Gaststube zu hängen, als Erinnerung an diesen denkwürdigen Tag. Obgleich sich bei mir schon wieder Zweifel regen, ob das mit der Freundschaft für unser Geschäft so gut ist. Das wird uns aber die Zukunft zeigen, jetzt müssen wir erst mal das Trinkgeld gut anlegen.
Pecunia AyBaytan
Den Göttern hat es gefallen, dass es am Hofe zu Marola in naher Zukunft eine neue Freigräfin geben wird.
Ihre Hochgeboren Arana von Sedomee, langjährige Herrin über Sedomee und Apurien und Erwählte der Göttin wird nach dreiundzwanzig Jahren ihre Ämter niederlegen. Somit folgt sie dem Wunsche des Königs, der sie an seinen Hof berufen hat, um Heligonia als hohe Richterin zu dienen. Gen Escandra begleiten werden sie zwei ihrer langjährigen Vertrauten, ihre Hochwohlgeboren Valeria Baronin zu Calena, Schwester der Erwählten sowie beider Cousine, ihre Hochwohlgeboren Nadyma Baronin zu Sebur, welche ihre Regentschaft ebenfalls niederlegen werden.
Die Tochter der Freigräfin, Larissa von Sedomee, selbst eine Erwählte der Göttin und einst als Nachfolgerin ausersehen, ist Poënas Rufe gefolgt und wird sich als Nachfolgerin ihrer Großmutter Mariama von Sedomee ganz der Leitung Heiligtums von Hagiapolis widmen, somit auf die weltliche Herrschaft über die Grafschaft verzichten.
Die neue Regentin wird nach den Willen Seiner allerdurchlauchtigsten Majestät Helos Aximistilius III und in Einvernehmen mit dem Wunsche der Freigräfin selbst wieder aus der Familie von Sedomee stammen. Ausersehen wurde Amira Kaela von Sedomee, die jüngere Schwester von Arana und Valeria von Sedomee. Bisher residierte sie auf einen Gut in der Nähe Marolas und leitete die Weiterentwicklung der musischen Künste am Minnehof der Freigräfin Arana, weshalb ihr in Sedomee klangvoller Name bisher kaum über die Landesgrenzen hinaus bekannt sein dürfte.
Amira Kaela ist wie ihre ganze Familie den Göttern eng verbunden, selbst aber keine Geweihte. Ihre Tochter aus einer frühen Poëna-Ehe wurde hingegen vor kurzem zur Geweihten Poënas berufen.
Nicht mehr über die Vervollkommnung der Künste, sondern über die Geschicke der Grafschaft zu wachen sieht Amira Kaela als überraschende Fügung der Götter, doch fühlt sie sich durch das Vertrauen des Königs und ihres Clans sehr geehrt und freut sich auf ihre neue Herausforderung.
Wer die Nachfolge in den Baronien Calena und Sebur antreten soll, wird die zukünftige Gräfin in den kommenden Monden bekannt geben. Für eine Zeit des gefälligen Überganges werden Nadyma von Sebur und Sedomee und Valeria von Calena und Sedomee noch die Geschicke ihrer Baronien lenken.
Unsere verehrte Freigräfin Arana von Sedomee und Apurien wird auf Wunsch des Königs ihre schöne Grafschaft verlassen und gen Escandra ziehen. Nun wird niemand die Weisheit des Königs in Zweifel ziehen noch die Eignung Aranas von Sedomee für ihr neues Amt als Hohe Richterin. Dennoch möge es erlaubt sein, sich zu fragen, ob nun des Königs Entscheidung wie ein gestoßener Dominostein die Kaskade der folgenden Ereignisse auslöste oder ob sich hier mehrere Ursachen und Anlässe wechselseitig durchdringen.
Der Verzicht auf den Herrschaftsanspruch nach glänzender Regentschaft in der Blüte der Jahre wie bei Arana von Sedomee hat beste Tradition in der Freigrafschaft. Starrherzige und entscheidungsunfähige Greise mögen in anderen Landen an ihrem Throne haften wie der Geruch nach Weihrauch an ihren Predigern; nicht so in Sedomee. Wenn ein solcher Wechsel geplant war, so kann der Zeitpunkt als günstig bezeichnet werden. Denn auch der absolute Verzicht auf die Herrschaft in der Bevorzugung, dem Ruf der Göttin zu folgen hat Tradition und wenn die Tochter der Freigräfin, Larissa von Sedomee nun diesen vernahm, ist es besser, die jüngere Schwester Amira Kaela rasch zu etablieren, bevor diese selbst, bald auch schon Großmutter, einem Alter näher rückt, da ihre eigene Tochter eine Kandidatin für Herrschaft wäre.
Auch die bedeutenden Änderungen im Verhältnis zu Darian, die sich anzubahnen scheinen, mögen die Etablierung eines neuen Gesichts ratsam erscheinen lassen. Wer kann sich vorstellen, wie Arana von Sedomee einem selbstgerechten Manne wie Dedekien von Darian Schritte entgegen geht, die noch vor Jahresfrist undenkbar schienen und die keine offensichtliche Not gebietet? Amira Kaela von Sedomee mag dies sicher leichter tun, ohne deshalb Sedomees feste und wichtige Grundsätze aufzugeben. Eine solche Annäherung könnte noch leichter fallen, wenn Darians Gesicht weniger das des eigengefälligen Grinsens wäre – der Nachbar aus der Wüste möge sich dies überlegen, wenn seine Vorschläge ernst gemeint sind.
Diese überraschende Annäherung gilt es noch näher zu hinterfragen, insbesondere, da sie nicht langsam und tastend geschieht, sondern sehr schnell sehr viel erreichen will. Sind dies die neuen Leitlinien von Amira Kaelas Politik? Dies scheint sehr weitreichend, wo sie ihr Amt doch eben erst übernimmt und kann eigentlich, da sie nicht im vollen Galopp der Erfahrung politischer Jahrzehnte in Marola einreitet, nicht einzige Ursache sein. Oder wird die Geschwindigkeit von Dedekien von Darian bestimmt? Der Graf aus dem Norden greift nach neuen Lehen jenseits der Meere und mag den Frieden an den heimatlichen Grenzen gewahrt haben wollen. Doch droht ihm von der neuen Freigräfin, eine Meisterin der schönen Künste und nicht der des Krieges solche Unbill? Einige blumige Versprechungen und kleinere Gesten wären viel eher nach der Manier des Cersansohnes. Und der bloße Wunsch nach den Münzen für ferne Expeditionen ist in anderen Gegenden Heligonias erfolgsversprechender und weniger zinsenlastig als bei unseren aus Erfahrung und mit Recht misstrauischen Kämmererinnen.
Gibt es also in einer der Grafschaften ein noch unbekanntes Problem, eine drohende Krisis, die zwingt, die Hand rasch und weit auszustrecken? Sollte dem so sein, muss man sich zunächst die geplanten Vereinbarungen und Projekte anschauen, soweit sie bereits offenbart sind. Da stößt man auf den Wunsch Darians, mit unserer Unterstützung in den Ogedenbund einzutreten, auf die – nach Jahrzehnten des Streites – bereitwillige Rückgabe alter Originaldokumente, die der Universität zu Marola gestohlen wurden und in Darbor lagern und gar auf das Angebot der Ausweitung der sedomeesischen Pflege der urogedischen Riten und Bräuche auf den Nordteil des alten Valmera, wo sie einst ebenso galten. Letzter Punkt wäre dem doch eher pekuniär geprägten Glauben des Grafen früher ferner gelegen als ein Nech-Burai fliegen kann.
Sedomee würde also zu Recht seine Sichtweise der Welten deutlich weniger ändern als Darian, was zu dem Schlusse verleiten mag, dass es der entfremdete Vetter aus der Wüste ist, welcher unter uns nicht bekanntem Drucke steht und deshalb bereit ist, bisher undenkbare Zugeständnisse zu machen. Vielleicht aber spiegelt er auch nur eine Fata Morgana auf, als Teil einer ganz großen, perfiden Täuschung.
Oder aber all die Dominosteine fallen durch eine Kraft, die tief unter allem wirkt, was wir erörtern und die wir Uneingeweihten und vielleicht selbst die Mächtigen nicht oder nur vage erahnen.
Agnisai von Sedomee
für den Rat der Sinnenden zu Marola
Tageskurse
Aurazith 1 heligonische Unze 1 Dukaten und 8 Groschen
Ein Bündel Rosshaar 5 Kreuzer
Söldnerlohn 1 Tag 6 Groschen und 1 Kreuzer
Langschwert 28 Dukaten
Schweinedarm 1 Kreuzer
Der Aurazithpreis steigt noch immer leicht. Der Preis von Söldnerlöhnen und Waffen verteuert sich ebenfalls weiterhin, Grund dafür ist der anhaltende Konflikt mit Stueren.
Was sich schickt:
- ehrliche Übereinkünfte
- Kindergeburten
- die geplante Volkszählung
- Musik und Tanz
- ordentliche Flottenmanöver
Und was nicht:
- falsche Versprechungen
- Kindesentführungen
- geplante Auswanderung
- Nächtliche Belästigung
Zum Bürger des Monats wurde von der Jury dieses Mal ausnahmsweise keine Einzelperson, sondern ein ganzer Berufsstand ernannt: die Künstler der Stadt Betis und des Königreichs Heligonia! Diesen sei zu verdanken, welch frohes, ausgefülltes und inspiriertes Leben man in der freien Reichsstadt zu führen in der Lage sein, so die Jury in ihrer Begründung. Deshalb sei es nur Recht, allen Künstler, ob sie Schauspieler, Maler, Musiker oder Schriftsteller seien, für ihre Kunst zu danken und damit der Hoffnung Ausdruck zu verleihen, noch lange in den Genuss ihrer Darbietungen zu kommen.
Was die Heligonier am liebsten hören
1 (3) Findabair – „Eine Insel mit zwei Bergen“
2 (2) Ostarische Utzgan-Nationalmannschaft mit H. Schönefonte – „Sempre Utzgan“
3 (-) Die Wüstenlärchen – „Sedomeesische Tänze“
4 (5) Hariolf und Engolf – „Die Herbstblume“
5 (1) Raimondo Altongo – „Oh la la, Bella!“
6 (-) Stachel – „Ödlinge“
7 (-) Rodebar – „Ebendrum will ich nicht kämpfen“
8 (4) W.A. Mordshart – „Wein‘ nicht um mich Emarania!“
9 (-) Stachel – „Mond über Schustergass'“
10 (-) Kinderchor des Atzelsteiner Waisenhauses – „Der Bischof kommt, der Bischof kommt!“
Eine erstaunliche Anzahl von fünf Neueinstiegen gibt es in diesen Tagen in der „Gunst und Kunst“-Liste. „Das,“ so der zuständige Redakteur der Betiser Tribüne, „zeigt, wie vielfältig die heligonische Kultur in den vergangenen Jahren geworden ist. Wahrlich, der heligonischen Liedkunst stehen güldene Zeiten bevor!“
Im Stadtteil „Alte Stadt“ wurde von sedomeesischen Ogedinnen ein Gebäude erworben, welches zukünftig als kulturelles Zentrum für den urogedischen Glauben dienen soll. Aus dem Großen Rat der freien Reichsstadt verlautete, man freue sich sehr über diese Bereicherung der Kultur der Stadt.
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Berichte von Susanne Arbogast, Arnulf Breuer, Kilian Frey, Andreas Hils, Günther Merk, Christian Pflüger, Benjamin Rampp, Julia und Andreas Riedlinger, Anita und Frank Prietz, Inés und Marc Hermann, Libuse und Markus Rammersdorfer, Niki und Steffen Heiß