Nichts Geringeres als der Friede im Herzen Drachenhains stand auf dem Spiel, als Kanzler Giselher von Mühlenheim sommers die Durchführung eines Sonderauftrages überantwortet bekam. Im Einvernehmen mit den Vertretern der Sengenberger Stände solle dafür Sorge getragen werden, die “gegenwärtige politische Situation” im Lande dahingehend zu nutzen, die Menschen Sengenbergs endlich unter einer stabilen Herrschaft zu vereinen. In der Tat, kein leichtes Unterfangen! Mehr als eine namhafte Person der Drachenhainer Vergangenheit musste die leidvolle Erfahrung erdulden, dass dem sengenberger Landvolk mit “den üblichen Mitteln”, in keiner Weise beizukommen ist. Hoffnungen weckten allerdings jene vorausgegangenen Signale des rebellischen Landvolkes, der so genannten Haufen, sich unter bestimmten Umständen, der feudalen Ordnung des Fürstentums zu beugen.

Zur besseren Lesbarkeit: In früheren Helios-Boten, vor allem Ausgabe #76 und #77, steht ausführlich die schwierige politische Lage beschrieben, unter welcher Sengenberg seit mehr als 21 Jahren krankt, und kann von Unwissenden eben dort nachgelesen werden.

Ein sehr langer Tisch – Tharlisburger Unterhandlungen
Die derzeitige Waffenruhe in Stueren im Rücken – sowie den namhaften Haufler Dolores als Faustpfand auf der Feste – nutzte Drachenhain die Gunst der Stunde, um in Person Kanzler Giselhers, das ordnende Licht Helios’ gen Sengenberg zu tragen.
Von Tharlisburg aus, einer westlich gelegenen Zwingfeste, lud dieser die Repräsentanten der unterschiedlichen Stände an den Verhandlungstisch, um einzeln und an geheimen Orten, konkrete Unterhandlungen zu führen. Hierzu berief der Kanzler ebenso Landkomtur Wentorius von Waldhort, als nominellen Herrn des Landes, wie auch die Fürsprecher des einfachen Landvolkes, die Anführer der Haufen. Namentlich Breanys Vanya, Fjaerul Barnas und Alenka Sophie – das vielbeachtete “Letzte Blut der alten Drachenberger Linie” – für Thiems Haufen. Aber auch namhafte Vertreter des erweiterten Adels, der Städte Triburk, Schildbrück und Echsenau, des ceridischen Klerus und nicht zuletzt der ogedischen Geweihtenschaft, nahm der Kanzler bei seinen Gesprächen in die Pflicht.
Über Verlauf und Inhalt dieser mondelangen Unterhandlungen ist wenig mehr bekannt, als dass sie nicht selten hitzig und verbissen geführt worden waren. Mehr als einmal stand die Sache wohl auf Messer’s Schneide. Doch ersten Verlautbarungen zufolge, sei in den letzten Wochen tatsächlich ein enormer Durchbruch erzielt worden.
Sollte dies tatsächlich der Wahrheit entsprechen, wäre dies wahrlich ein Meilenstein in der jüngsten Drachenhainer Geschichte. Mögen die Götter diesen Traum wahr werden lassen!

Drachenhainer Hofchronist,
Meister Schillwunk Radeweyd,

Erschienen in Helios-Bote 80