In einer Höhle in der Erde da lebte ein Drache. Aufgrund meiner Unwissenheit gegenüber diesem Faktum stolperte ich nichtsahnend in dessen Rachen (den des Drachens, nicht des Faktums). Für diejenigen, die die Geschichte nicht miterlebt haben, weil sie nicht im Parimawald waren, stelle ich mich erst mal vor:
Bagor Steinbrecher, letzter Zwerg von Khâdak-Kazhûl, Sohn von Dragor, Sohn von Drain, Sohn von Dragin, dem Drachentöter, der den Wyrm Gurauck mit Brazhâck erschlug, Sohn von Drogin, Sohn von Durig I, Hammerhelm, Bergkönig von Khâdak-Kazhûl, zu Euren Diensten.
Zurück zur Geschichte. Ich gelangte mit ein paar zufälligen Reisegefährten, namentlich Thorun, die Nordlandbarbarin, Elf Boo-Yah, Fionnbhar Eonnoya und seinem Bruder Thornaik in den angeblich äußert mysteriösen und verzauberten Feenwald. (Ich selbst habe nichts von einer Verzauberung bemerkt – aber mich fragt ja keiner.) Ich versuchte dort nur mit einer Flasche Met bewaffnet das Vertrauen der wilden Eingeborenen zu erlangen, um von ihnen ein wert- und nutzloses Gestein namens Ameryll zu ergattern, das man sehr günstig bei einigen beschränkten Menschlingen verkaufen konnte, die den Verstand von Elstern hatten: alles was glitzert ist wertvoll. Typisch Mensch, keine Ahnung von Mineralogie, Schmiedekunst oder sonst einem ordentlichem Handwerk. Nachdem uns die Wilden erst eingeladen und freundlich behandelt hatten, bestanden sie darauf, daß ich noch bei ihnen bleibe, während meine Reisegefährten das Dorf verließen. Nach einigen äußerst merkwürdigen Ritualen, die ich nur um der Völkerverständigung willen und wegen meinem Durst mitgemacht habe, brachten sie mir endlich etwas zu Saufen. Danach erinnere ich mich an Wenig. Grüne Schleier behinderten meine Sicht und ich kann mich nur noch vage an einen kaputten Stiefel, eine große Nase, einen fehlenden Hammer und an hell loderndes Feuer erinnern, kann aber im Nachhinein keinen Zusammenhang erstellen. Bis ich den Drachen sah! Er war mindestens 10 Schritt lang, graubraun, dreiköpfig und mit glühenden Augen, messerscharfen Zähnen und einem Mundgeruch versehen, der einen ausgewachsenen Steintroll umgehauen hätte. Ein Elementardrache der Erde, bei dessen Anblick meine weitbekannte und gefürchtete Berserkerwut ausgelöst wurde. Gleich meinem Ahnen Dragin stürzte ich mich, nur mit einer Axt bewaffnet (Thor weiß, wo ich sie her hatte), und bar jeder Kontrolle auf das Biest, zerschlug eine seiner Pranken und spaltete einen der drei Schädel.
Das nächste, was ich hörte, war ein saugendes Geräusch, und es wurde schwarz um mich herum. Der verdammte Drache hatte mich verschluckt; und kehrte nun in sein Reich, die Erde, zurück. Nach einiger Zeit übermannten die Schmerzen und der Luftmangel meinen Willen und ich wurde ohnmächtig, nachdem ich dem Wurm schon einige schwere Verletzungen von innen mit einem Dolch beigebracht hatte. Ich muß schon auf der Schwelle des Todes gestanden haben, denn ich fand mich plötzlich vor den hühnenhaften Toren Walhallas wieder, konnte den Duft des Honigweins riechen, und die Gesänge der gefallenen Krieger innerhalb der Burg hören, als eine Gruppe tapferer Kämpfer, eindeutig zum falschen Zeitpunkt, den Lindwurm erschlugen, mich aus seinem Leib schnitten und den letzten Lebensfunken in mir mit seltsamen Kräutern, übelriechenden Tränken und vor allem mit Tatzelfelser Honigmet nährten, bis ich wieder unter ihnen weilte. Bei dieser Gelegenheit wurde Boo Yah auch gleich mit aus dem Drachenschlund befreit, der sich, wie sich später herausstellte, auch zu weit an den Drachen herangewagt hatte.
Nun bin ich wieder der alte Bagor, aber zwei Dinge beschäftigen mich immer noch: erstens wie wohl der Met in Walhalla geschmeckt hätte und zweitens, ob ich mir den Beinamen Drachentöter, Drachenfutter oder einen ganz anderen zulegen soll oder darf.
Bei Thor!
Bagor der Zwerg