Francesca Quintanilla, Patrona einer der einflussreichsten Familien Betis, hatte in diesen Tagen einen herben Schicksalsschlag zu bewältigen. Sie beklagte den Verlust des Mopses „Sir Henry“, eines ihrer Lieblingshunde. Niemals zeigte sich die edle Dame ohne ihre Möpse in der Öffentlichkeit – vielmehr stellte sie diese stolz zur Schau. Die gepflegten Rassehunde unterstrichen perfekt das aristokratische Auftreten der Patrizierin und rundeten ihre prachtvolle Garderobe ab.
Stets sorgten ausgewählte Diener für ausreichend Auslauf, um dem Bewegungsbedürfnis gerecht zu werden und so die Vitalität der Möpse zu erhalten. Doch dieser Freimut sollte denjenigen Recht geben, die darin schon immer eine gefährliche Fahrlässigkeit gesehen hatten. So begab es sich, dass Sir Henry auf einem seiner Spaziergänge die Verfolgung einer Ratte aufnahm. Im Eifer des Jagdfiebers stürzte der todesmutige Mops in einen der Kanäle und entzog sich dort den Blicken seiner Diener. Als diese die Leine einholten, war daran weder der Hund, noch das Halsband.
An dem besonders fein gearbeiteten Halsband finden sich die gleichen Zierrate aus edlen Steinen wie im Halscollier der Herrin wieder.
Außer sich vor Wut und Trauer legte Francesca Quintanilla selbst Hand bei der Bestrafung der Diener an. Zwar wurde die Leiche von Sir Henry noch nicht geborgen, doch für die Patrizierin scheint ein Fortleben ihres Mopses ausgeschlossen. Wie könne er ohne sein feines Essen aus erlesenen Zutaten auch nur einen Tag überleben? Die aufwändige Zubereitung der Mahlzeiten, die fürsorgliche Pflege und nicht zuletzt die zärtliche Zuwendung könne der Mops keinesfalls außerhalb der Palastmauern des Anwesens Quintanilla erfahren.
So wird sie von nun an allen Menschen, die ebenfalls den Verlust eines geliebten Lebewesens zu beklagen haben, als leuchtendes Vorbild dienen. Mit hoch erhobenem Haupt zeigte sie Stärke in dieser verzweifelten Lebenslage. Den Tränen nahe, doch voller Selbstbeherrschung, verkündete sie, dass sie nicht eher ruhen möge, bis sie den Leichnam von Sir Henry standesgemäß bestatten könne.

Erschienen in Helios-Bote 83