Sehnsüchtig erwartet das Volk der Darianer die monatliche Rede ihres geliebten Herrschers. Damit die glücklichen Untertanen nicht gänzlich auf die weisen Worte ihres Gebieters verzichten müssen, schrieb Graf Dedekien eine Rede, die von den Omus in ganz Darian verbreitet wurde.

Geliebtes Volk!

Wir vermissen euch ebenso schmerzlich wie die Strahlen Helios, die hier in Betis spärlich scheinen. Fernab der Heimat, in der großen Stadt, wo die großen Flüsse sich vereinen, gedenken Wir eurer und entsenden euch diese Worte. Mögen sie meinem ergebenen Volk die Zeit bis zu Unserer Heimkehr verkürzen und euren Geist laben. Doch sollen auch eure Leiber nicht darben. Wir haben Anweisung gegeben, dass hundert Fässer vom guten Rebenhainer Wein in die Städte unseres wunderbaren Landes verbracht werden, um dort an euch, geliebte Untertanen, verteilt zu werden.
Das Leben in den Straßen ist hier ebenso geschäftig wie in der Perle der Jolsee. Doch anders als in Darbor ist es hier kalt und unwirtlich. Wir waren gezwungen, eine neue Garderobe schneidern zu lassen, um der frostigen Witterung zu trotzen. Wir weigerten Uns, Uns in Tierfelle zu hüllen, die hier durchaus die landesübliche Tracht darstellen. Geschickte Schneider haben Uns aus feinen, wollenen Stoffen und Pelzen eine angemessene Kleidung gefertigt, die Uns wärmt und schmückt zugleich.
Bei allen äußeren Unterschieden sind die Menschen hier uns Darianern doch sehr ähnlich. Sie sind ein Volk von Händlern, die es durchaus mit uns aufnehmen können. Viele begehrenswerte Güter finden sich auf ihren Märkten, die Wir für euch zugänglich machen möchten. Allein das Wohl Unseres geliebten Volkes im Sinne, werden Wir den dortigen Obersten Händler, den Dogen Vincent Battista Corvese, treffen, um Sympathien auszutauschen.
Doch sind Wir nicht nur der Arbeit wegen hier, sondern gönnen Uns auch das eine oder andere Vergnügen. So besuchten Wir das Schauspielhaus und konnten einer Oper lauschen. Vor Unserer Weiterreise erhoffen Wir uns noch, ein Spiel der bekannten Utzgan-Mannschaft „Sturm Betis“ anzuschauen. Vergeblich haben wir Uns nach einem Götterschrein umgeschaut, doch wurde Uns mitgeteilt, dass es im Fürstentum Thal einige bemerkenswerte Schreine gibt, die es sich zu besuchen lohnt. Wir möchten es nicht versäumen, für das Wohlergehen des schönsten Volkes unter Helios Strahlen zu beten.
Bedauerlicherweise werden Wir nicht mit Unserer traditionellen Familienkutsche weiterreisen, denn diese hat zu viele neidische Blicke auf sich gezogen. Wir werden zu Wasser den Brazach aufwärts ziehen, um in die königliche Hauptstadt zu gelangen. Auf dem Weg dorthin werden Wir dem Fürstenhaus in Hochanthen Unsere Aufwartung machen. Darüber werden Wir euch dann noch ausführlich berichten.
Für heute möchten Wir Unseren Bericht schließen, doch werden Unsere Gedanken stets bei euch sein, meine geliebten Untertanen.

Erschienen in Helios-Bote 80