Bei der jährlichen Jagd nach Schneehühner unterlief dem prinzlich-thalerischen Oberjagdmeister Rhiannus Giepuss von Blauenfels ein folgenschwerer Fehlerschuss. Er hatte sich in einem niedrigen Gebüsch, unweit des Hochsitzes von Prinz Anselm von Thal, auf die Lauer gelegt. Schon seit mehreren Stunden beobachteten sie den Waldrand in dem sich eine Kolonie der Tiere aufhalten sollte. Wiederholt waren sie jedoch von durchziehendem Schwarzwild fast vergrämt worden. Ritter Beofried, der bei der Jagd ebenfalls zugegen war, wollte das Schalenwild schon mit bloßer Hand erwürgen, so groß war seine Ungeduld. Der Prinz rief ihn jedoch zur Ordnung und mahnte zur Stille. Das erlegen eines Keilers hätte so viel Unruhe gestiftet, dass die Schneehühner an diesem Tage sich nicht mehr gezeigt hätten und die Jagd für diesen Tag verdorben wäre.
Als dann das endlich das Pirschzeichen gegeben ward, und der Oberjagdmeister gleich mit dem ersten Schuss ein anstreichendes Schneehuhn erlegte, kam dieser so in Fahrt, dass er mit dem zweiten Schuss eine Dublette vollbringen wollte. Der Schuss traf jedoch nicht und der Pfeil zog ungestreift an dem Tiere vorbei. Leider befand sich am Ende der Schussbahn Wildhüterin Nirola Dorrbwalgen, der den schnellen Gesellen mit seinem Unterschenkel auffing.
Der Prinz, der von seinem Hochsitz sofort abbaumte überwachte die Arbeit seines Hofheilers höchst perönlich.
Trotz dieses Unglücks wurde die Jagd noch ein voller Erfolg. Bei dem rauschenden Fest am Abend auf Schloss Jarun wurden etliche der köstlichen Vögel kredenzt.
Der Bote darf mit Freude berichten, dass sich Frau Dorrbwalgen inzwischen auf dem Weg der Genesung befindet.
Ritinus Federschwinger,
Hofschreiber zu Hochanthen