Dieser Artikel ist den zahlreichen Forschern und Universitätsangestellten gewidmet, die bei der Untersuchung von Brazachkatzen ihr Leben ließen, oder zumindest irreversible Schäden davontrugen.
I. Ein weitverbreiterter Irrtum
Zunächsteinmal möchte ich die Gelegenheit beim Schopfe packen und mit einigen nicht nur im Volke verbreiteten Vorstellungen aufräumen, die verstärkt zur Entstehung des Bildes vom gigantischen Monstrum Brazachkatze geführt haben. So steht in einschlägigen Tierkundewerken zu lesen: „[…] Dieses Raubtier wird bis zu 12 Fuß lang und hat eine Schulterhöhe von fünf Ellen. […]“ Eines ist sicher: Der Autor dieses Machwerks hat selbst nie eine einzige Brazachkatze in irgendeiner Ausprägung gesehen. Sicherlich existieren zahlreiche Exemplare von über 12 Fuß Länge. Doch man stelle sich dieses Tier einmal mit fünf Ellen Schulterhöhe vor! Die hier beschriebene, nahezu quadratische Silhouette (Höhe ungefähr gleich Länge), unterstellt dem Tier eine groteske und plumpe Gestalt, was einem wahren Kenner der Gattung vor Empörung aufschreien läßt, besitzen doch Brazachkatzen, Dank ihres länglichen, beinahe schlanken Körpers eine Eleganz, die ihresgleichen sucht.
Ich habe auf zahlreichen Feldexkursionen insgesamt 44 Katzen vermessen und bin zu folgenden Ergebnissen gekommen:
– Östlicher Typ (34 untersuchte Exemplare): durchschnittliche (Kopf-Schwanz) Länge 10 Fuß, durchschnittliche Schulterhöhe 4 Fuß.
– Westlicher Typ (10 untersuchte Exemplare): durchschnittliche (Kopf-Schwanz) Länge 12 Fuß, durchschnittliche Schulterhöhe 5 1/2 Fuß.
II. Eine neue Art
Die bisher unter dem Trivialnamen Brazachkatze zusammengefaßten östlichen (Arnach, Brassach, Tristenberg) und westlichen (Nordmark, Südrand der Ödlande, Kallerfeld) Subtypen unterscheiden sich nicht nur in der Gestalt, sondern auch, wie von mir gezeigt, deutlich im Sozialverhalten. So lebt die östliche Variante in getrennten Rudeln von weiblichen oder männlichen Tieren, welche nur zur Brunftzeit untereinander in Berührung kommen. Die Rudel wandern große Strecken umher und betreiben Hetzjagd auf verschiedene Herdentiere. Die westliche Variante lebt im wesentlichen solitär, besitzt ein festgelegtes Revier (siehe unten), ist darum auch robuster, besitzt längere Säbelzähne und kann besser klettern. Weiterhin fällt auf, daß in Gebieten, wo beide Typen vorkommen, keinerlei Kreuzungen vorkommen. Nach eingehender Untersuchung der Lebensgewohnheiten der westlichen Variante, bin ich zu dem Schluß gekommen, daß es sich um eine eigene, sich von den östlichen Katzen unterscheidende Art handeln muß.
So existiert also, wie mittlerweile allgemein anerkannt wurde, einerseits die östliche oder gemeine Brazachkatze (Barbourofelis vulgaris), wie auch die westliche oder Ödland-Brazachkatze (Barbourofelis riemoldi).
III. Das Revier
Wenden wir uns also dem seltsamen Revieraufbau der Ödland-Brazachkatze zu, der in der heligonischen Tierwelt seinesgleichen sucht. Ein Revier besteht aus vier Quadranten, ein jeder 4-16 Quadratmeilen groß (je nach Beutetiervorkommen). Im sogenannten Ruhequadranten befindet sich der Schlafplatz des Tieres (Höhle oder andere geschützte Stelle). Hier zeigt das Tier die größte Aggressivität gegenüber Eindringlingen, die sich zu sehr dem Ruheplatz nähern. Ansonsten bleibt man hier eher unbehelligt. In den sogenannten Jagdquadranten geht das Tier auf Nahrungssuche, so daß man hier nur unbehelligt bleibt, wenn man die typische Beutegröße (Ödlandrinder) überschreitet. Ansonsten ist hier ständig mit Angriffen zu rechnen. Wenn ein Jagdquadrant nicht mehr genügend Nahrung bietet, kann der Ruhequadrant zum Jagdquadranten werden und umgekehrt. Niemals gejagt wird dagegen im Sozialquadranten, der sich mit dem Sozialquadranten eines Tieres des anderen Geschlechtes deckt, zu dem eine Beziehung ähnlich der ogedischen Benaehe gepflegt wird. Während der Brunftzeit kommt es hier zur Begattung aber auch sonst scheinen die Tiere ein Bedürfnis zu haben, sich hier ab und zu der trauten Zweisamkeit hinzugeben. Die Jungtiere dagegen werden im Ruhequadranten des weiblichen Tieres aufgezogen, wogegen sie alle Jagdquadranten von Vater- und Muttertier bejagen dürfen.
Sollte es gelingen eine Kartierung der Reviere vorzunehmen (samt Vorhersage der Wechsel von Ruhe- zu Jagdquadranten), könnte es in Zukunft möglich sein, gefahrlos Transostarien zu durchqueren, indem darauf geachtet wird, nur Ruhe- und Sozialquadranten zu betreten. Doch muß auch darauf hingewiesen werden, daß noch keine risikolose Methode entwickelt wurde, um die Grenzlinien genau zu bestimmen.
Auszug aus: Oikologie Transostariens, von Magister Riemold von Bieberau, Ankur, 28 n.A.III.