Es gibt vieles, über das in den Gilden und Vereinigungen der Gelehrten ein Diskurs geführt wird. Das meiste davon dreht sich um die aktuelle Forschung und darum, wie man an die Dinge herangeht, um greifbare Ergebnisse zu erhalten.
Doch immer wieder kommt auch die Diskussion auf, ob und wie man die Forschung unter Kontrolle halten kann, ist es doch bei manchen Gebieten durchaus nötig, dem Eifer des Einzelnen Grenzen zu setzen.
In unserem Lande existieren dafür die Orden und Zirkel, welche die Aufsicht über die Taten ihrer Mitglieder innehaben und das Wirken derer legitimieren. Als Legitimation gilt meist die Ausstellung eines Heliosbriefes, in dem sich der Empfänger verpflichtet, nur diese Forschungen zu betreiben, zu denen er die Befugnis erhalten hat. In fast allen Fällen funktioniert dies auch, zu groß ist die Furcht vor Strafen und Repressalien, mit denen man die Verstöße gegen die Regeln der Orden verfolgt. So weit, so gut.
Doch leider findet das Wirken der Forschung und der Gelehrten nicht nur in den geordneten und anerkannten Zirkeln statt, immer wieder findet man auch Hinweise auf Aktivitäten, die keinem der bekannten Orden zuzuordnen sind. Doch wer kann bei diesen garantieren, daß dabei keine, den als gültig anerkannten und meist ungeschriebenen moralischen Gesetzen widersprechenden Handlungen vollzogen werden?
Erst kürzlich, auf einer Reist durch Darian, kam ich in Kontakt mit den Ergebnissen eines solchen Handelns. Wie den meisten bekannt sein dürfte, finden gerade in den Gebirgen des Schlangenkamms Ausgrabungen statt, bei denen man die Überreste einer alten Kultur gefunden hat. Besonders aufsehenerregend war der Fund zweier mumifizierter Körper. Noch aufsehenerregender jedoch war, daß diese beiden Körper, sobald sie gefunden worden waren, auch schon wieder verschwanden, sie wurden nämlich gestohlen. Einen der Körper fand man relativ bald wieder, der andere blieb verschollen. Er sollte sich erst um einiges später wieder einfinden, und dies im Zusammenhang mit Dingen, die wohl dem einen oder anderen zu denken geben sollten.
So stellte sich heraus, als der zweite Körper wieder gefunden wurde, daß diesen – oder den Amuletten, die an ihm befestigt sein sollten – eine Kraft innewohnte, die man nicht als normal beschreiben könnte. Menschen, die in Kontakt mit dem Körper oder den Amuletten kamen hatten urplötzlich das Bedürfnis, auf die Suche nach Pflanzen zu Herstellung eines Trankes zu gehen und die Herstellung dieses Trankes mit allen Mitteln voranzutreiben. Doch waren sie sich dessen nicht bewußt, sie wurden kontrolliert. Auch wurde manchen die Macht gegeben, sich gegen Einflüsse zu schützen, gegen die sie normalerweise schutzlos wären. Es ging sogar so weit, daß diese Menschen um “ihre” Interessen durchzusetzen, die Freiheit und Gesundheit anderer gefährdeten. Man muß ihnen jedoch zu gute halten, daß sie bei ihrem Handeln nicht Herr ihrer Sinne waren, von einer Bestrafung wäre also abzusehen.
Nun wäre es noch akzeptabel, wenn diese Geschehnisse alle auf alten, vergangenen Geschichten und Taten beruhen würden, doch so wurde uns erzählt, seien immer noch Gruppen unterwegs, welche solcherlei Rituale, die diesen mumifizierten Körpern diese Macht verliehen, ausübten. Doch die Kenntnis über dererlei Dinge wird dort zum einen unterdrückt, zum anderen derart verfolgt, daß diejenigen, die – wohl zu Unrecht aus der Sicht der wahren Verursacher – solche Kenntnisse erhalten haben, nicht mehr in der Lage sind, über ihre Kenntnisse zu berichten.
Es scheint dort also eine Geheimloge zu existieren, die keinerlei anerkannter Kontrolle unterliegt und dort mit Mächten operiert, die weit über das hinausgehen, was man gemeinhin gewohnt ist. Und es hat den Anschein, daß diese Loge wohl schon recht lange existent ist, so sind die gefundenen Mumien doch als recht alt einzustufen.
Doch was ist daraus zu folgern?
Ich meinerseits stelle nun die Forderung, daß aufs schnellste eine autorisierte Gruppe gebildet wird, die dererlei Umtriebe untersuchen soll und wenn möglich, für die Zukunft zu unterbinden versucht. Auch wäre es vorteilhaft zu wissen, in wie weit diese unautorisierte Gruppe schon Verbreitung in unserem Lande gefunden hat und in wie weit sie sich schon in die Gesellschaft infiltriert hat um dort ihre Umtriebe zu verheimlichen. All dies sollte unter dem Ansinnen geschehen, einer neuen und unbekannten Gefahr entgegenzuwirken, die wohl über Mächte verfügt, die uns im Momente noch überlegen zu sein scheinen. Diese Gefahr sollte, so möglich dann zerschlagen werden.
Auch sollte man, solange sich die erste Forderung nicht erfüllen läßt, auf die Erforschung dieser Macht hintreiben, um eine adäquate Möglichkeit zur Kompensation zu erhalten, wenn sich diese unbekannte Kraft erneut zu zeigen beginnt.
Es wäre vielleicht angebracht, auf dem nächsten Treffen der heligonischen Gelehrten über diese Geschehnisse zu diskutieren und dort über etwaige Lösungsvorschläge zu entscheiden.
Rasmus Adastrasus