Wie nun veröffentlich werden darf:
Nach Audienz des Fürsten Leomar von Drachenhain und seines Kanzlers Giselher von Mühlenheim in Escandra, vor mehr als einem Jahr, billigte seine allerdurchlauchtigste Majestät, die Einsetzung eines neuen Hohen Amtes. Bekanntlich ist es im Lande Drachenhain ja Brauch und Sitte, Dienstämter, wie das des Kanzlers oder das des Marschalls, mit speziellen Insignien auszustatten, damit der Inhaber für jedermann erkennbar sei.
Somit hat Drachenhain den sechs bisherigen Hohen Ämtern, ein siebtes hinzugefügt, das des Bannerherrn. Deren Insignie soll das brennende Feldzeichen sein, das während den Geschehnissen im und um das Heerlager Messerheide in die Verantwortung des Fürstentums überantwortet worden ist. Das Flammende Banner erwies sich als überaus nützliche Waffe gegen anrückende stuerener Einheiten, nach einem kurzen Ritual entflammte es auf wundersame Weise, worauf der Feind die Waffen streckte und panisch das Weite suchte.
Die Aufgabe des Bannerherrn wird es sein – flankiert von einer kampfstarken Truppe – das Banner stets dorthin ins Feld zu führen, wo gerade die Stuerener Angriffe am stärksten auftreten, oder am meisten Nutzen versprechen.
Es handelt sich also um ein eher „agiles“ Amt, ähnlich das des Botschafters. Jedoch anders als das des Schwertführers, wird dies Amt auch in Friedenszeiten nicht ruhen, sondern allezeit bereitstehen müssen. Auf nachdrücklichen Wunsch des Fürsten, wurde Ritter Gerdling von Weibersbrunn, ehemals Burgvogt der Drachentrutz, mit diesem Amt bestallt und sogleich ins Feld beordert. Das hohe Amt, und insbesondere die wertvolle Insignie, werden somit dauerhaft an das Fürstentum Drachenhain gebunden. Bislang hatte Fürst Leomar das Feldzeichen lediglich als „kriegsrelevant“ requiriert.
Boten-Teil: Drachenhainer Herold Seite 4 von 6
Hört, Ihr Reiter Heligonias,
Das Volk der Borharcôner, es steht am Scheideweg.
Die Tage nahen, welche zeitigen Leben oder Untergang!
Atmas Vermächtnis, es ist Wunder und es ist Mysterium:
Das Blut, das heilige Blut der Sorebramorer, es kehrt zurück!
Mit jedem Tag, da ein Kind geboren, weist Yom ihm den Weg.
Der Rote Feind, er hat die Fährte aufgenommen. Blutdürstend bricht er ein in unsere Yurten, rötet die Felle, zertritt Liomnes Feuer, vernichtet das Blut, wenn er es fassen kann.
Die Mächtigsten, sie haben sich aufgemacht, aufzuschweben in die sieben Lande des Himmelreichs und hinabzusteigen in die schwarzfinstren Tiefen der Unterwelten.
ALLES – Licht wie Schatten – ist es, was wir wider den Feind einsetzen werden. Weder Halt noch Gnade wird es geben, weil Fei’na ist, was wir sind.
Das Volk der Borharcôner, es wird alsbald verhasste Ketten sprengen, das Haupt stolz erheben und rufen: „Zarbad Harcôr!“ und endlich wieder Fliegende Falken sein.
Asche und Staub, der goldene Krone;
Sieg oder Untergang!
Der Winter hat gerade die Rebenhainer Gestade verlassen, da verlässt auch der Herr von Rebenhain sein Winterquartier: Es muss nach dem Rechten geschaut werden. Der Tross bewegt sich rasch durch die Baronie, hierhin und dorthin, alle wichtigen Orte, Städte und Heiligtümer werden besucht, um gute Ernte wird gebetet. Trotz einer gewissen Eile müht sich der Baron ein offenes Ohr zu haben, Worte aufzunehmen und Anweisungen zu hinterlassen. Berichtenswert erscheint ein Zwischenfall beim einem Gerichtstag in Pogelsweiler. Dort traten Beschwerde führende Weinhändler und Winzer auf, die sich über die Konkurrenz aus Nurian beschwerten. Noch immer verkaufen Nurianer Händler einen sogenannten Edelrundling der nicht nur dem Namen nach sondern auch im Geschmack dem Rebenhainer Rundedling recht ähnelt. Der Verdacht, dass Traubenstöcke entwendet oder gestohlene Reben auf Nurianer Stöcke aufgepfropft wurden, liegt nahe. Die Angelegenheit konnte nicht letztgültig geklärt werden. Der Baron sagte aber zu, auf diplomatischem Wege tätig zu werden.
Dann ging die Reise in die weiter im Norden gelegene Reichsvogtei. Seine Hochwohlgeboren besuchte die nach etlichen Jahren Bauzeit weit fortgeschrittene Baustelle für die Burg in Kratorpolitanien, ebenso auf der anderen Seite des Flusses die inzwischen wieder weitgehend hergestellte Hadriansblick. In einer Ansprache betonte der Reichsvogt die Wichtigkeit der nördlichen Grenzsicherung gegen die im Norden grassierenden Aufrührereien und das herrschende Chaos. Zuletzt wurde auf ein friedvolles Jahr angestoßen. Was könnte schon den Frieden stören?
Zwei leere Betten fand der Kerzenziehermeister Knev Ullhart vor, als er zum ersten Hahnenschrei des 5. Tages des II Xurlmonds, die beiden scheinbar saumseligen Lehrlinge aus dem Stroh jagen wollte. Zunächst glaubte der landbekannte Meister noch an einen Dummenjungenstreich seiner Schützlinge, doch nachdem sie weder im Laufe des Tages, noch am Abend und auch zwei Tage später immer noch nicht heimkehrten, geriet der Drachentrutzer allmählich in Sorge und verständigte die Burgwache. Emsige Nachforschungen ergaben, dass die Jungen am Abend des 4. Tag – also am Vortag ihres letzten Zusammentreffens – die Feste aufgrund eines nie angeordneten Botengangs durch das Südtor verlassen hatten und seither von keiner Menschenseele mehr gesehen worden waren. Da die beide jungen Drachentrutzer bekanntermaßen zu jenen hitzigen Gemütern zählten, welche den angrenzenden Antrutzern mehr als missgünstig gegenüberstehen, wurde auf Geheiß des Burgvogts Kerstan von Tuachall umgehend eine Abordnung in die Nachbarbaronie entsandt. Allein, die Lehrlingsbuben scheinen in den Antrutzen niemals angekommen, egal mit welchen wirren Vorsätzen sie auch immer losgezogen waren. Ortskundige Augen besahen sich sodann alle möglichen und unmöglichen Wege zwischen dem Fürstensitz und der Wallbaronie, doch waren auch hier – man muss eigentlich sagen, den Vieren sei Dank! – keinerlei Anhalt auf Gewalt oder Flucht zu entdecken. Auf der Feste verdichtete sich unter der Bürgerschaft indessen die Sorge um die Burschen, nebst ins Kraut schießende Befürchtungen, zu allerhand Unmut. Noch während die Burgwache nach dem Verbleib der Vermissten fahndete, rottete sich vor Meister Ullhart Haus eine lautstarke Menschenmenge zusammen, bevor sie sich laut krakelnd – und mit allerlei Handwerkszeug bewaffnet – in Richtung Südtor aufmachte. Derart war die Stimmung der Bürger aufgeheizt, dass die Bemannung des Südturms dem Mob allein durch das Abfeuern von einem halben Dutzend Warnschüssen Einhalt gebot. Missmutig zog hierauf die Menge von dannen, wobei sich der Groll noch in der Demolierung der Taverne Zum Mantelhaken, dem Diebstahl eines großen Weinfasses, sowie von fünf Karnickel und sechs Eiern, entlud.
Burgvogt Kerstan von Tuachall ordnete eine sofortige, für die Dauer von sieben Tagen währende Verstärkung der Wachschaft an und versetzte zudem die gesamte Burgwache der Feste in erhöhte Alarmbereitschaft. Trotz alledem drohte die Lage ganze zehn Tage später erneut zu eskalieren. Ein hier ungenannt bleibender, besorgter Drachentrutzer meldete seine Ehegattin als seit drei Tagen verlustig. Der hierauf eilends ausschwärmenden Burgwacht gelang es glücklicherweise sehr rasch, die Vermisste – friedlich im Bette liegend – ausfindig zu machen. Pikanter Weise befand sich die Ahnungslose zum Zeitpunkt ihres Auffindens jedoch nicht bei sich zu Hause, sondern wurde unsanft in der Bettstatt eines anderen Mannes aus süßem Schlummer erweckt. Der Vorfall machte freilich rasch die Runde, trug zwar in der allgemeinen Erheiterung zur Entspannung der Lage auf der Feste bei, doch muss an dieser Stelle einmal mehr die Obrigkeit zu entschlossenerem Handeln aufgefordert werden, endlich die Zwietracht zwischen An – und Drachentrutzer zu schlichten, bevor irgendwann noch Ärgeres passiert.
Hiermit sei feierlich die Geburt unseres Sohnes, Andaryn von Turlach und Ossiaris, am Gwontag, dem 11. Tag im 2. Xurl, 46 n.A.III, bekanntgegeben. Der Stammhalter unserer Familien Turlach und Ossiaris hat gesund und kräftig das Licht der Welt erblickt. Es ist unser Ansinnen, ihn im Geiste der Freundschaft zwischen Drachenhain und Ossiaris sowohl im ogedischen wie im ossiarischen Glauben aufzuziehen, auf dass er sich mit Erreichen des Mannesalters selbst bekennen möge.
Lehrlinge und Gesellen gesucht
Die Antrutzer Zunftmeister berichten übereinstimmend über einen allgemeinen Mangel an Lehrlingen und Gesellen im Antrutzer Handwerk. Besonders eklatant ist der Mangel bei Tischlern, Zimmerleuten, Fuhrleuten, Küfnern, Wachsziehern und Gerbern.
Bewerber – gerne auch von außerhalb der Antrutzen – werden gebeten, sich beim Zunftmeister der jeweiligen Zunft zu melden.
Neue Silberader bei Nebelhorn gefunden
Nach einer jahrzehntelangen Durststrecke im Antrutzer Bergbau gibt es endlich einen Silberstreif am Horizont: Bei Probegrabungen wurde in einem Seitental in der Nähe von Nebelhorn eine neue Silberader entdeckt. Noch ist nicht klar, wie ergiebig das neue Vorkommen ist, aber das Erz ist von guter Qualität und die Stimmung in der vom Unglück gezeichneten Gemeinde ist nach langer Zeit endlich wieder vorsichtig optimistisch.
Einbruch im Jagdhaus des Kanzlers
Zwischen dem 12. und dem 14. Tag des II. Helios wurde im Jagdhaus von Kanzler Eduardo Franpani vom Rad ein Einbruch verübt. Der oder die Täter hebelten einen Fensterladen aus den Angeln und verschafften sich so Zutritt in das Gebäude, das zwischen Nebelhorn und Apfelstett liegt. Da der Kanzler nach eigenen Angaben „nichts für Prunk übrig“ habe, fiel die Beute eher mager aus. Es wurde vor allem Jagdbekleidung gestohlen. Einziger vermisster Gegenstand von höherem Wert war ein hochwertiger Jagdbogen mit dazugehörigen Pfeilen. Für Hinweise die direkt zur Ergreifung des Täters oder der Täter hat der Herr vom Rad eine Belohnung von 10 Dukaten ausgelobt. Sollte der Täter bereuen und sich selbst mit der Beute stellen, so wird ihm eine verhältnismäßig milde Strafe zugesichert.
Zur causa Erdrutsch auf der Straße nach Schwarzsee (der Bote berichtete).
Laut tönten die Schwarzsee(h)er und allen voran ihr Xurlgeweihter schon vor dem Bau der Straße über den Bocksbergrücken nach Schwarzsee: Man solle das sein lassen, das würde Unglück bringen, Xurl sei dagegen und so weiter und so weiter…
Auch in Glefenbach hörte man kritische Stimmen über den Bau: Zu teuer sei das Vorhaben, nur um eine rückständige Gemeinde mit seltsamen Traditionen, die doch schon immer lieber für sich bleiben wollte, besser an die Zivilisation anzubinden.
Nun, da ein Erdrutsch ein langes Wegstück unter sich begraben hat, fühlen sich die Warner und Mahner bestätigt.
Da ich immer im Auftrag der Wahrheit unterwegs bin, habe ich mir die Mühe gemacht, den Unglücksort kurz nach dem Bekanntwerden des Erdrutsches zu besichtigen. Spannend ist dabei nicht die verschüttete Straße, sondern der Bereich oberhalb, wo der Hang abgerutscht ist. Hier sieht man, dass sich ein großes Stück Fels von einer Felswand gelöst hat. Doch die Abbruchkante war geschwärzt von Ruß. Hat hier ein Blitz eingeschlagen und dem Willen Xurls Nachdruck verliehen? Eher nein würde ich sagen, das ganze sah mir eher danach aus, als habe ein Alchimist hier seine Spuren hinterlassen.
Ist das Abstürzen des Hangs also wirklich Xurls Wille? Ich sage nein!
Es war der Wille des Xurlgeweihten von Schwarzsee und der Schwarzmüllers aus dem Schwarzbachtal, unterstützt von einem Unbekannten mit einer großen Menge Schwarzpulver.
Sollte man die Straße wieder aufbauen? Ich sage wiederum nein! Lasst die rückständigen Schwarzseeer sich in ihrer selbstverschuldeten Rückständigkeit suhlen, bis sie schwarz werden!
Sollte man das Ganze also auf sich beruhen lassen? Ein drittes Nein! Die wahren Schuldigen müssen gefunden und bestraft werden! Hier wurde etwas zerstört, das von unserem Zehnt bezahlt wurde. Lasst die Verursacher dafür bezahlen und mit dem Geld etwas Sinnvolleres tun, etwa die Straße nach Nebelhorn ausbessern oder den Bau einer Stadtmauer in Glefenbach beginnen!
einige unter Euch mögen sich an mich Adelina von Hohenfeld erinnern, als Gastgeberin gemeinsam mit meinem Gemahl Eberhard von Bornhausen beim Rebenhainer Eberswaldfest. Einige mögen sich auch wundern über meinen neu erworbenen Titel einer Gräfin. Dies ist eine lange Geschichte, die ich kurz aufzeichnen möchte.
Das Licht der Welt erblickte ich auf der Insel Felsenstolz auf dem Gut Hohenfeld, nach dem zu Ehren meiner werten Mutter, die naheliegende Ansiedelung benannt wurde, im Freien Hohenfeld-Dillenstein. Als erstgeborenes Kind meiner werten Eltern Freiherr Ludewig von Dillenstein und Freifrau Klara von Hohenfeld genoss ich eine meinem Stand gemäße Ausbildung um später die Güter meiner werten Eltern zu übernehmen und zu führen. Zu meinem Gemahl haben meine werten Eltern Pipin von Bornhausen auserwählt.
Die Verträge waren bereits vorbereitet, als das Schicksal mit seiner ganzen Allgewalt zuschlug. Bei den Vorbereitungen der Hochzeitsfeierlichkeiten lernte ich den jüngeren Bruder, meinen Gemahl Eberhard von Bornhausen kennen und lieben. Da ich die Verfügungen meiner werten Eltern missachtete und den nicht erbberechtigten jüngeren Bruder ehelichte, verlor ich die mir durch Geburt zustehenden Rechte.
In unseren jungen Jahren führten wir ein unstetes Leben. Wir durchstreiften viele Länder, immer auf der Suche nach Abenteuern. Da meine Ausbildung auch die Handhabe der Waffen einschloss konnte ich meinem Gemahl bei mach einem Scharmützel und bei vielen seiner ihm aufgetragenen Aufgaben zur Seite stehen.
Seit der Geburt unserer prächtigen Kinder fiel mir das unruhige Leben zunehmend schwerer. Das Schicksal meinte es gut mit uns. Krator von Rebenhain überlies uns Burg und Ländereien Eberswald als Lehen. Dort verbrachten wir glückliche Jahre und wir konnten uns um die Erziehung und Ausbildung unserer Kinder bemühen.
Dann hat das Schicksal nochmals mit all seiner Allgewalt zugeschlagen. Den Oheim meines Gemahls, Peter von Bornhausen mussten wir zu Grabe tragen. Da er ohne Nachkommen geblieben war, wurde er von meinem Gemahl beerbt. Mein Gemahl erbte nicht nur die Ländereien und Güter, sondern auch den Titel des Grafen. Nach geltendem Recht auf Felsenstolz wurde ich zur Gräfin.
Durch diese Wendung des Schicksals wurden meine werten Eltern milde gestimmt. Sie verziehen mir meinen einstigen Ungehorsam, da ich nun nicht mehr unter Stande verheiratet war. Sie gaben mir alle meine mir durch Geburt zustehenden Rechte und Pflichten zurück. Zur Besiegelung unserer Verehelichung erhielten wir Edelsteine aus den Minen meines werten Vaters gefasst in Silber aus den Höhlen des Steinbärengebirges zu edlen Ringen verarbeitet.
Durch die Erbschaft meines Gemahls und meine wieder erworbenen Rechte sind wir in der glücklichen Lage unserem Dank Ausdruck zu verleihen, für die uns entgegen gebrachte wohlgesonnene Aufnahme im sonnigen Rebenhain. Bereits bei der Herrscherbegegnung haben wir mit Krator von Rebenhain einen Vertrag besiegelt über die Errichtung eines Waisen- und Witwenhauses. Es ist uns durchaus möglich dieses Vorhaben durch Baumeister und Handwerker aus unserer Heimat errichten zu lassen. Wir würden es jedoch begrüßen, wenn dies durch ortsansässige Baumeister und Handwerker geschehen würde. Wir haben grobe Zeichnungen anfertigen lassen, die wir gerne zur weiteren Bearbeitung interessierten Baumeistern zur Verfügung stellen.
Eberhard von Bornhausen
Graf von Borntal
Ritter zu Rebenhain
in freundschaftlicher Verbundenheit zum Wissen aller, meinen Weg bis zum jetzigen Tage kundtun.
Als zweitgeborener Sohn meines Vaters Friedrich von Bornhausen und meiner Mutter Edelfriede von Ausigsburg wurde ich in eine Zeit der Befriedung nach einem unerbittlichen Krieg um die Verteilung der Ländereien auf der Insel Felsenstolz geboren. Die politische Ordnung ließ eine lange Zeit des Friedens erhoffen.
Mein Oheim Peter von Bornhausen, Graf von Borntal unterrichtete mich in der Führung sämtlicher Waffen und in der Einhaltung und Ausführung der höfischen Etikette. Mein Bruder, Pipin der Mutige, erbte nach geltendem Recht nach dem Tode der Eltern Westborn. Ich blieb noch einige Jahre bei meinem Oheim um mit ihm so manche Nacht über die Welt und deren Werdegang zu philosophieren.
Mit einem scharfen Schwert und einem noch schärferen Geist ging mein Weg hinaus in die Welt um keinem Streit für die gute Sache aus dem Wege zu gehen. Abenteuer kamen mir zumeist im rechten Augenblick entgegen. Kam ich zu einem Fest, so nahm ich auch hier den Kampf mit Wein, Bier, Schweinen, Hühnern, Ochsen und Wild furchtlos auf.
Bei einem Besuch auf meiner Heimatinsel Felsenstolz lernte ich meine Gemahlin Adelina von Hohenfeld kennen und lieben. Gemeinsam zogen wir durch viele Stürme, fochten so manchen Strauß und gingen für die Gerechtigkeit so manches Mal knapp an der Endlichkeit vorbei.
Nach erfolgreich bestandenen Abenteuern schlug mich Krator von Rebenhain zum Ritter. Als wir nach der Geburt unserer prachtvollen Kinder uns nach einem ruhigeren Leben sehnten, überlies uns Krator von Rebenhain die Burg Eberswald als Lehen.
Mein Oheim Peter von Bornhausen ließ vor Jahresfrist nach mir rufen. Ich folgte seiner Bitte und saß so manche Nacht im Schlafgemach Peters, in der er mir sein Geschäft mit dem Salz erklärte und immer wieder meine Meinung wissen wollte, wie mit Bediensteten und abhängigen Untertanen zu geschirren wäre.
An einem Abend an dem der Wind kühl von den Bergen strich, die ersten braunen Blätter von den Bäumen ins Ungewisse segelten, die Schatten der flackernden Kerzenflamme an der Wand bizarre Bilder hinterließen, rief mich mein Oheim zu sich. Er teilte mir mit, da er nie verheiratet und kinderlos geblieben, sollte ich an Stelle eines Erben treten. Er habe alles von seinem Advokaten festlegen lassen. Somit seien alle möglichen Streitigkeiten aus dem Wege. Ich würde Land und Titel erben. Wenige Tage nach diesem kurzen aber bestimmten Gespräch bekam ich die Nachricht, dass es mit ihm zu Ende gehe. Ich eilte an sein Sterbebett und sah ihn in Ruhe gehen!
Fast vergessen, doch nicht minder wichtig, sollen unter diesem Titel und mit den folgenden Zeilen namhafte Noble des Landes in ihrem Wirken und Sein portraitiert und damit dem Leser näher vorgestellt werden.
Im Folgenden stellen sich die Lehnsnehmer von Eberswald, in der Baronie Rebenhain gelegen, selbst vor.