In die eher kargen und abgelegenen Teile der Lormark zieht es normalerweise nur gelegentlich einen Boten, sonst waren Wanderer in der Vergangenheit die große Ausnahme. Doch nun scheinen etliche Heligonier den Reiz der Landschaft für sich entdeckt zu haben: In Hegardsrast, einem kleinen Weiler mit vielleicht einem Dutzend Häusern, beherbergt inzwischen fast jeder Hof ein paar Gäste aus der Ferne, die es in diesen entlegenen Winkel verschlagen hat. Viele von ihnen sind Barden, Musiker, Künstler und scheinen hier Inspiration zu finden. Zogen einige von ihnen nach ein oder Wochen weiter, soll es auch den ein oder anderen geben, der sich für mehr als einen Monat einquartiert hat. Den Dorfbewohnern gefällt es, haben sie doch neben einem Zubrot nun auch viel Unterhaltung durch so manche Darbietung der Gäste.
Am Rande des Dorfs ließen ogedische Priester ein verfallenes Steinhaus instand setzen. Hier wohnen und wirken nun Priester der Viere und zelebrieren täglich die ogedischen Riten. Ob auch die Priesterschaft hier Kraft aus einer Inspirationsquelle schöpft, ließ sich nicht in Erfahrung bringen – und ob sich die Gegend zu einem Touristenmagnet entwickelt oder etwas anderes hinter der plötzlichen Menge an Besuchern steckt, werden wohl die kommenden Monde zeigen. Der Hofchronist wird wie immer berichten!
Boten-Teil: Fürstlicher Thaler Hofchronist
Bei der jährlichen Jagd nach Schneehühner unterlief dem prinzlich-thalerischen Oberjagdmeister Rhiannus Giepuss von Blauenfels ein folgenschwerer Fehlerschuss. Er hatte sich in einem niedrigen Gebüsch, unweit des Hochsitzes von Prinz Anselm von Thal, auf die Lauer gelegt. Schon seit mehreren Stunden beobachteten sie den Waldrand in dem sich eine Kolonie der Tiere aufhalten sollte. Wiederholt waren sie jedoch von durchziehendem Schwarzwild fast vergrämt worden. Ritter Beofried, der bei der Jagd ebenfalls zugegen war, wollte das Schalenwild schon mit bloßer Hand erwürgen, so groß war seine Ungeduld. Der Prinz rief ihn jedoch zur Ordnung und mahnte zur Stille. Das erlegen eines Keilers hätte so viel Unruhe gestiftet, dass die Schneehühner an diesem Tage sich nicht mehr gezeigt hätten und die Jagd für diesen Tag verdorben wäre.
Als dann das endlich das Pirschzeichen gegeben ward, und der Oberjagdmeister gleich mit dem ersten Schuss ein anstreichendes Schneehuhn erlegte, kam dieser so in Fahrt, dass er mit dem zweiten Schuss eine Dublette vollbringen wollte. Der Schuss traf jedoch nicht und der Pfeil zog ungestreift an dem Tiere vorbei. Leider befand sich am Ende der Schussbahn Wildhüterin Nirola Dorrbwalgen, der den schnellen Gesellen mit seinem Unterschenkel auffing.
Der Prinz, der von seinem Hochsitz sofort abbaumte überwachte die Arbeit seines Hofheilers höchst perönlich.
Trotz dieses Unglücks wurde die Jagd noch ein voller Erfolg. Bei dem rauschenden Fest am Abend auf Schloss Jarun wurden etliche der köstlichen Vögel kredenzt.
Der Bote darf mit Freude berichten, dass sich Frau Dorrbwalgen inzwischen auf dem Weg der Genesung befindet.
Fürstliche Familie besucht die Hauptstadt der Baronie Güldental.
Der König hat nach Escandra geladen und ganz Heligonia macht sich auf den Weg dem Ruf zu folgen. Auch die fürstliche Thaler Familie, Fürst Bartha, seine Gemahlin Fürstin Genoveva und Prinzessin Celia von Thal haben sich auf die Reise gemacht. Mit der fürstlichen Jacht wurde Brazach aufwärts getreidelt. Um möglichst vielen Thalern die Gelegenheit zu geben, die stolze Jacht des Fürstenhauses zu betrachten, wurde sie in Betis vor dem Fürstenpalais für die Reise vorbereitet. Der Fürst, seine Gemahlin und die Prinzessin stiegen erst in Hochanthen zu. Eine Besonderheit gab es für die Jaruner Bürger, der Haupstadt der kleinen Baronie Güldental. Prinz Anselm mit Frau und seinen beiden Kindern, zwei und fünf Jahre alt, wurden an ihrem Wohnsitz in Jarun abgeholt. Anscheinend wollte die fürstliche Familie den Kindern die Strapazen einer Reise nach Hochanthen ersparen. Der Weg nach Escandra ist schon weit genug.
Schon am Morgen, als die fürstliche Jacht im Jaruner Hafen anlegte drängten sich die Menschen an den Kais um einen Blick auf die fürstliche Familie zu erhaschen. Schon das Ausladen der Thaler Prunkkutsche dauerte über eine Stunde. Nachdem acht weiße Rösser angespannt waren fuhr die Kutsche mit Fürst, Fürstin und der Prinzessin vom Schiff auf die Jaruner Burg. Dort wurden sie von Prinz Anselm von Thal mit seiner Familie begrüßt. Es war der erste Besuch der fürstlichen Familie in Jarun, seit die ehemals Drachenhainer Baronie im Tausch gegen die Thaler Baronie Tatzelfels vom Hause Drachenhain erworben wurde.
Die Burg Jarun war aufs festlichste herausgeputzt und alle Zinnen waren mit silber-blauen Bannern geschmückt. Nach einem erlesenen Mahl mit Güldentaler Spezialitäten zog sich die Familie in die privaten Gärten und Gemächer zurück. Am Nachmittag fuhren drei Kutschen von der Burg zum Jaruner Hafen zurück. Die ganze Strecke war gesäumt mit Menschen, die der fürstlichen Familie zujubelten, blau-silberne Fähnchen schwenkten und die ganze Stadt rief an diesem Tag ein donnerndes Vivat Thal, Vivat Güldental, Vivat Jarun!
Nachdem die fürstliche Familie und der Prinz mit Gemahlin und den Kindern an Bord gegangen waren und Kutsche und Gepäck verladen waren, nahm die fürstliche Thaler Jacht wieder ihre Fahrt Richtung Escandra auf. Noch lange standen die Menschen am Hafenkai, winkten, weinten und schickten Gebete zu den Vieren, dass ihr Fürst mit Familie wieder wohlbehalten zurückkehren möge.
Vivat Thal!
Helios gratia!
Fürst Bartha lud seine Vasallen nach Hochanthen ein, die bevorstehende Reise nach Esandra gemeinsam anzutreten. So wird die Thaler Delegation zu Beginn des zweiten Saarkamondes mit dem fürstlichen Schiff in die königliche Hauptstadt aufbrechen. Der großzügige Herrscher von Thal bot zudem die fürstliche Residenz im Stadtpalast zu Escandra als Unterkunft für die Thaler Delegation an.
Zahlreiche Zusagen aus allen Thaler Baronien spiegeln das Interesse an dem gesellschaftlichen Ereignis wieder. Erfreulicherweise wird jede der Baronien und viele der Provinzen werden vertreten sein.