Wie bereits im letzten Boten erwähnt wurde, bahnen sich in Ostarien heftige Auseinandersetzungen an. Wie ein Eilbote berichtete konnten die Baronien Hohenforingen und Lodenburg ihre Streitigkeiten nicht auf dem diplomatischen Weg bereinigen. Während Herzog Uriel II immer noch schwer krank darniederliegt, hat seine Gattin Wallluma versucht eine Einigung zwischen den verfeindeten Parteien herbeizuführen. Dies gelang ihr jedoch nicht, da Herzog Uriel II Baron Teemon von Hohenforingen seine Unterstützung zusagte. Herzogin Walluma ist derzeit bemüht den Frieden im Land zu wahren und zählt daher auf die Loyalität und Ergebenheit der Vasallen in Ostarien.
Nach Eingang einer Petition des Volkes an Baron Teemon, läßt dieser 1000 Bauern in Rüstungen an der Grenze zu Lodenburg aufmarschieren. Währenddessen segelte die wirkliche Streitmacht unter Führung des Schwertführers Hagen von Angbar per Schiffe von Quellstedt nach Lodenstadt. Die Garnison von Lodenstadt unter Führung des Oberkommandierenden der Streitkräfte Lodenburgs weigerten sich für Baron Vetsul zu kämpfen, da er ihnen schon seit sechs Monaten keinen Sold gezahlt hat. Freudig empfingen sie mit der Bevölkerung Lodenstadts die einmarschierenden Hohenforinger. Überall in Lodenburg sagten sich die Truppen und die Bevölkerung von Baron Vetsul los. Einzelne treue Anhänger Vetsuls wurden vom aufgebrachten Mob gelyncht. Baron Vetsul konnte mit einigen Freunden zu seinem Onkel Baron Alnach von Buchenfels fliehen. Aus Vergeltung ließ dieser dann kleine Dörfer an der Grenze zu Buchenfels überfallen. In ganz Lodenburg und Hohenforingen ging ein Aufschrei des Entsetzens durchs Land. In dieser Stunde der Not hält Baron Teemon eine ergreifende Rede an das Volk von Hohenforingen und Lodenburg:
“ Volk von Hohenforingen , Volk von Lodenburg ! Der Tyrann Vetsul ist vertrieben, jedoch versucht er mit Hilfe seines dekadenten Onkels die gerade neu gewonnene Freiheit des lodenburger Volkes wieder zu beseitigen. Wir werden das Volk von Lodenburg nicht im Stich lassen, sondern es mit dem Volk von Hohenforingen zu einem gemeinsamen großen Volk vereinen, damit Freiheit und Gerechtigkeit in unserer aller Heimat erhalten bleiben. Die Baronien Hohenforingen und Lodenburg existieren nicht mehr. Lang lebe die neue Baronie “ Teemooranien “ !
- Auf die Aufforderung Ihrer Durchlaucht, Herzogin Walluma von Ostarien hin, wurde das Heer um 200 Mann erweitert, um gegen Ostarien und damit auch gegen Heligonia gerichtete Aggression zu unterbinden und die Landesverteidigung zu verbessern. Hierzu wurden Krieger der Circenn angeworben.
- Die von Ihrer Durchlaucht, Herzogin Walluma von Ostarien entsandten Beobachter, die von 100 bewaffneten Kämpen unter Führung des herzöglichen Generalzeugmeisters begleitet werden, sind sicher in Jolberg angekommen und werden ein eigenes befestigtes Lager auf dem Garstfeld beziehen.
- Zur Finanzierung der obigen Maßnahmen, hat jeder volljährige Bewohner der Baronie Jolberg in diesem Jahr eine einmalige Wehrabgabe von einem Dukaten zu leisten, abzuliefern in Münzen oder Naturalien.
Ihr alle liebt die lieblichen Hügel, die schöne, fruchtbare Landschaft unserer Heimat und unseren Herrn den Herzog, der uns bisher beschützt und uns dieses Glück beschert hat, von ganzem Herzen. Doch in dieser Zeit, in der seltsame Inseln aus dem Meer steigen, ganze Burgen verschwinden und selbst innerhalb unserer Grenzen Uneinigkeit und Mißgunst herrschen, reicht es nicht aus, wenn man auf seinen Ländereien sitzt und versucht durch Gefeilsche mit seinen Nachbarn den größten Profit herauszuschlagen. Denn wenn Sorglosigkeit und Selbstgefälligkeit in Ostarien zu den vorherrschenden Tugenden geworden sind, dann wird das Herzogtum untergehen und damit die Sicherheit von ganz Heligonia, dessen wichtigste Grenzen von uns geschützt werden.
Darum fordere ich, Jareck von Jolberg, Euch auf: Wenn Ihr für das Wohl des Reiches seid, bekennt Euch offen zu Seiner Majestät dem König und zu Seiner Durchlaucht dem Herzog und legt alle Zwistigkeiten bei, seien sie nun wirtschaftlicher oder religiöser Art. Heligonia braucht ein einiges, starkes Ostarien.
Denn wenn wir Augen und Ohren offenhalten, können wir feindliche Absichten frühzeitig erkennen und uns ihnen geschlossen und tapfer entgegenstellen! Zum Zeichen meines guten Willens und zur Bekräftigung meines Lehnseides schwöre ich noch einmal auf Helios, meinem Herzog und dem Reich auf ewig treu zu sein.
Jareck von Jolberg, Baron zu Jolberg
Um den Handel mit den Nachbarn zu erleichtern, plant man in der Baronie Brassach und der Provinz Norrland die Errichtung eines Last-Fährbetriebes zwischen der Stadt Jevo am westlichen Ufer des Brazach und der norrländischen Stadt Den-Cadain. Entsprechende Verträge wurden zum Jahresende von Daron von Brassach, Baron von Brassach, und Kalveram vom Norrland, Landmeister der Templer und Ritter von Ligonii, im Namen des Königs unterzeichnet.
Mit diesem Projekt wird die Reisezeit für Lastgüter zwischen Ligonii und Ostarien um gut drei Tage verkürzt. Insbesondere wird die Brazfurt, die zu Hochwasser-Zeiten nur mit großem Risiko passierbar ist, entlastet.
Die Finanzierung erfolgt mittels Gelder und Dienstleistungen, die die Baronie Brassach bereitstellt und durch Finanzmittel und Arbeitskräfte, die vom Norrland gestellt werden. Weiterhin beteiligt sich die ceridische Kirche mit einem nicht unbedeutenden Posten an der Verwirklichung des Projektes. Für diese äußerst großzügige Geste wurde der ceridischen Kirche eine Gewinnbeteiligung eingeräumt.
Für die Benutzung der Fährverbindung ist eine angemessene Fährgebühr, der Übersetzlohn, zu entrichten. Auskünften aus beiden Herrschaftshäusern zufolge, ist diese Gebühr, gemessen am Gewinn der Händler, verschwindend gering.
Wie aus dem Lager der Händler zu hören ist, sind sowohl ostarische als auch ligoniische Händler über dieses vorteilhafte Bauvorhaben erfreut, insbesondere Händler, die frische landwirtschaftliche Erzeugnisse exportieren.
In Zusammenhang mit der Einrichtung des Fährbetriebes zwischen der norrländischen Stadt Den-Cadain auf der Flussinsel Karan und der Stadt Jevo am West-Ufer des Brazach und dem somit verbundenen Ausbau des Südhafens von Den-Cadain werden noch fähige Baumeister und Arbeiter benötigt. Vor allem Baumeister, die sich in der Kunst des Pfahlbaus im Flussbett verstehen, sind dringend gegen vorzügliche Bezahlung gesucht.
Entsprechende Interessenten sind gebeten, schnellstmöglich in Den-Cadain vorstellig zu werden. Die Bezahlung, so Kalveram vom Norrland, ist überdurchschnittlich. Unterkünfte werden für die Zeit der Arbeit kostenlos zur Verfügung gestellt.
Um den Schutz der neuen Fährverbindung zu sichern, soll weiterhin die Feste Norrgart ausgebaut werden. Burgbauer und Schanzmeister möchten ihre Arbeitskraft gegen wohlwollende Bezahlung zur Verfügung stellen.
Ein weiteres Handelskontor des freundlichen und bekannten Wein- und Fischhändlers Trozzel Kwaksalber hat in diesen Tagen in Waldroden eröffnet. Baron Sihran von Tolens gewährte dem überaus geschäftstüchtigen Händel Zollfreiheit, da Trozzel sich bereit erklärte das schmackhafte „Tolenser Breschtlings-Gselz“ in seinen anderen Niederlassungen anzupreisen. Trozzel lädt alle interessierten Bürger zu einer Weinprobe am 1. Tage der 2. Poëna in sein Geschäft in der Waldrodener Hafengasse ein.
Alle Waffenschmiede waren nach Pogelsweiler geladen, um am 15. und 16. Tage der 3. Saarka am großen Wettkampf teilzunehmen Als Preis für die beste Klinge winkte der goldene Amboß. Sieger des Wettbewerbs war Schmied Lewran aus der Baronie Anthan. Er und vier weitere Schmiede beschlossen, daß sie sich in Rebenhain ansiedeln wollen, da Land und Bevölkerung ihnen sehr zusagen
Trozzel’s guter Rebensaft
gebe jedem Manne Kraft!
Höret! Höret!
Der Baron Leomar von Tatzelfels gibt bekannt:
Man soll nicht dem Irrglauben anheimfallen, Euer Hochwohlgeboren verbiete den ceridischen Glauben. Vielmehr war’s im Ursprung so, daß die Zerrissenheit im Volke derart zunahm, daß der Friede im Land auf dem Spiele stand und somit der Baron gezwungen war einzuschreiten. Beim Vasallentage am 15. Tag des 2. Helios (Helios-Bote 6 berichtete) gab sich der Baron reformfreudig und versuchte ein recht ungewöhnlich Ding. Er übertrug seine Entscheidungsgewalt, in der Frage der Hauptreligion, zur Gänze seinen Vögten. Jene wählten einstimmig in dieser Sache das Ogedentum als Hauptreligion für Tatzelfels.
Auszug aus dem Helios-Boten 6:
Neues aus Tatzelfels: Baron Leomar … hält ..Hof !
… da das Volk nit länger gespalten leben soll. Die alten und neuen Vögte wählten bei Abstimmung einstimmig das Ogedentum als einzige Tatzelfelser Religion…
Dem Ceridentum wurde “eine Absage erteilt“ (Zitat aus Helios-Bote 6), was nichts anderes bedeutet, daß von nun an solle die ceridische Kirche bis in alle Ewigkeit in Tatzelfels mit keinerlei Mitteln mehr unterstützt werden. Trotzdem werde aber dem tatzelfelser Ceriden, ob seines Glaubens keinerlei Unbill geschehen. Würde dies doch schließlich gegen die heligonische Halsgerichtsordnung verstoßen, deshalb erwähnte dies der Baron nicht explizit, was aber zu den folgenden Unstimmigkeiten auf ceridischer, wie auf ogedischer Seite führen sollte. Nämlich erhielt der Baron zum einen ungerechtfertigte Lobbezeugungen und zum anderen herbe Nackenschläge, sprich den Kirchenbann. Dies führte zu allem Überfluß zu großer Verwirrung im Volke und der Haß, die Zerrissenheit und Spaltung zwischen den Religionsgruppen wuchs. All dies lag nicht in Baron Leomars Absicht, da er doch nur Gutes wirken wollte und dies beinahe mit seinem Leben hätte bezahlen müssen (wie im H.B.9 für jeden zu lesen ist).
Deshalb hat der Baron weder Kosten noch Mühen gescheut, um seinen ceridischen Untertanen eine neue Heimstatt zu schaffen. Er erstand ein fruchtbares Stück Acker- und Weideland, das am östlichen Jolbornufer zwischen Dunkelstein und Vjoshaven gelegen ist. Jenes Gebiet, Leomark genannt, wird den tatzelfelser Ceriden zur Besiedlung freigegeben. Er erklärt sich sogar bereit, die ersten Male Söldner aus dem bekannten Nuremburg zum sicheren Geleit der Pioniere zu beauftragen.
Jeder Ceride aus Tatzelfels sollte nun schnell nach Aarhorst eilen, um sich für den ersten großen Zug am 1. Tag des 1.Helios n.A. III 25 beim Barone Leomar vormerken zu lassen.
Das Gebiet Leomark soll vom Vogt Galen von Kulmenbach verwaltet werden, dem neuen Herrn zu Haydeck.
Es wachse und gedeihe die Leomark!
Vor zwei Monden geschah es, kurz nach der luchnischen Grenze, da überfielen auf der Köttelstraße Wegelagerer den Vogt Rinus von Lukken zu Haydeck. Dieser befand sich gerade auf dem Rückweg von Tairngire nach Tatzelfels, als sich jener garstige Vorfall ereignete. Die vermummten Gestalten erschlugen die Wachen und raubten dem Vogt die Tochter sowie seine gesamte Habe. Poena-sei-Dank war gerade der Edle Ritter Cawadoc zugegen und nahm die Verfolgung auf. Nach zwei Tagen stellte er die Schurken und machte ihnen den Garaus. Unglückseligerweise war ob der schlechten Behandlung und des Schreckens der Verstand der Tochter derart getrübt, daß sie bisher nicht mehr aus ihrer Lethargie erwachte. Der Vogt konsultierte namhafte Medici und Heiler, doch niemand konnte Volpusella Linderung verschaffen oder sie von ihrem bedauernswerten Zustand befreien. Dies machte ihm wohl derart zu schaffen, daß er seinen Pflichten als Vasall des Barons in keinster Weise mehr nachkommen konnte. Baron Leomar hatte Mitleid und entließ Vogt inus aus der Vasallenpflicht, jedoch nicht ohne ihm ein deftiges Handgeld zukommen zu lassen, damit der Vogt seiner Tochter in Escandra die richtige Kur angedeihen lassen kann.
Doch der leere Platz des Vogtstuhls blieb nicht lange unbesetzt, schon am 18. Tage des 2. Saarka stand der Nachfolger fest. Der Edle Galen von Kulmenbach ist mit Wirkung desselben Datums Herr von Haydeck. Itzo ernannte Baron Leomar von Tatzelfels den fähigen Mann zum Verwalter des neuen Lehens Leomark.
Dem Leser ergebenster Diener:
Schillwunk Radeweyd,
Lehrling des Schreibmeisters Jeremias.
„ Jeder Reiter braucht auch Sporen !“
Tatzelfelser Sprichwort
Verfluchter: Nachdem wir selbst nach dem dritten Brief, immer noch keine Stellungnahme Eurerseits erhielten, schreiten wir nun zu diesem, Euch angedrohten Schritt und klagen Euch in diesem offenen Brief an:
Nicht genug, daß vor langer Zeit das „Sheach“ auf Euch gesprochen wurde, nein`, Ihr habt noch die Stirn in Luchnar mit Roß und Schwert einzufallen und luchnischen Bürger, und wenn sie tausendmal Wegelagerer waren, auf grausige Weise niederzumetzeln. Die Druidh erkannten Eure (nach wie vor bekannte) Spur sofort. Wartet nur ab, bis Baron Koldewaiht zurück ist, dies sei auch Eurem Herrn, dem Baron gesagt, der offensichtlich nicht fähig ist Euch im Zaume zu halten.
Seid gewiß Dunkler, wir halten allezeit ein offenes Auge auf Euch!
Es verbleiben, inzwischen ohne Wunsch auf Antwort, Junker Eylhardt von Esclarmond, und Freiherr Wolf von Nybelschütz, Hofcanzelarius zu Hautzensteyn die derzeitigen Vertreter des Barons von Luchnar, Hochwohlgeboren Koldewaiht von Hautzensteyn.
Wie aus wohlunterrichteter Quelle aus der Kanzlei zu Windenbork zu erfahren war, hat die Baronin Richilda persönlich das Gebiet Bargenstein als Lehen vergeben an eine Person, die noch nicht einmal den Vorzug besitzt, im Lande Heligonia geboren worden zu sein, und damit nicht genug, nahm sie die besagte Weibsperson namens Tepharea auch noch in ihren engeren Beraterstab auf.
Aus der Stadt Windenbork
In den frühen Stunden eines klaren Wintermorgens wurden die Bewohner des sonst so friedlichen Windenborks aus ihrem wohlverdienten Schlummer gerissen durch eine Feuersäule und eine große Menge schwarzen Qualms, welcher vom Marktplatze ausgehend sich zunehmend verdichtete und etliche brave Handwerker und Kaufleute zwang, sich in ihrem Nachtgewand den eisigen Temperaturen auszusetzen. Was war geschehen? Aus noch unbekannten Gründen brannte der Schuldturm der Stadt bis auf die Grundmauern ab. Glücklicherweise befanden sich zu diesem Zeitpunkt keine Gefangenen innerhalb des Gebäudes, den Wachen war es möglich, rechtzeitig den Turm zu verlassen. Ob es sich um einen Racheakt oder einen Unglücksfall handelt, ist derzeit noch ungeklärt.
Ernte in Gefahr
Aus der Baronie Drachenberg erreicht uns derzeit eine gar erschröckliche und folgenschwere Nachricht: wie jedermann weiß, werden dort hauptsächlich Rüben angebaut, als da sind Runkelrüben, Zuckerrüben, Kohlrüben, Zaun- und Steckrüben, schwarze, weiße und rote Rettiche, Schwarzwurzeln, gelbe Rüben, Wasserrüben und verwandte Sorten Gemüse.
Nun geht das Gerücht, daß der Großteil der Rübenernte des Jahres, welcher in weiser Voraussicht gegen kriegerische Einfälle jedweder Art in den sicheren Getreidespeichern von Windenbork lagert, seit einiger Zeit und offenbar irreparabel von einer geheimnisvollen Seuche befallen ist, die in Gestalt eines gelblichen, aufgeworfenen Belags, gleichwie eines Mooses, die Pflanz befallen hat. Inwiefern Menschen dadurch gefährdet sind, läßt sich noch nicht sagen. Es ist aber zu befürchten, daß sich die Rübenpreise gewaltig erhöhen. Jedenfalls hat die Kanzlei zu Windenbork alle Gerüchte dementiert, wonach Drachenberg diesen Winter eine Hungersnot bevorsteht.
Seltsame Pflanze im Moor von Bargenstein
Interessante Neuigkeiten, die freilich bezüglich ihres Wahrheitsgehaltes mit Vorsicht zu genießen sind, berichtet ein Wanderer, der kürzlich das Moorgebiet von Bargenstein in der Baronie Drachenberg durchreist hat. Angeblich will er nächtens, als er vom Wege ab und in den Sumpf hineingeraten ist, eine Pflanze gesehen haben, welche längliche, schmale Blätter aufweist, die aufrechtstehend einem Menschen bis zum Bauche oder gar Kopfe reichen und dergestalt von einer klebrigen Flüssigkeit überzogen sind, gleichwie eine Kröte von Warzen, daß – wer immer sich diesem Gewächse nähert – er daran hülflos festzukleben beginnt und dort verbleiben muß bis zu seinem nahen Ende.
Mögen die Götter es fügen, daß der Wandersmann nach zu kräftig genossener Stärkung der Länge nach auf dem Boden liegend, ein Büschel Unkraut für eine vermeintliche Gefahr gehalten hat, oder aber daß diese Geisel der Reisenden bleibt, wo sie hingehört, nämlich im Sumpf, oder unbemerkt wieder verschwindet.
Diese Geschichte ereignete sich im Wirtshaus „Zum geselligen Einsiedler“ und wurde sogleich vom bekannten heligonischen Barden Cestric aufgeschrieben.
Viel nette Leute halfen tragen
zum Schankraum der Taverne.
Vier Priesterinnen Saarkas sagten,
sie täten ihn heilen gerne.
Und Karr, der Jäger wurde nicht gefragt –
er hat sich darüber nur bitter beklagt.
Doch Karr, der Jäger traut dem nicht,
er will Herrn Jostan holen.
Mit Waffengewalt, so er’s verspricht.
So hat er’s dann auch befohlen.
Und Karr, der Krieger hatte nicht gefragt –
er zerstörte die Taverne der Küchenmagd.
Mit einem Rammbock durchbrach er die Tür
und sticht auf’ne Priesterin ein.
Die Priesterinnen sprachen dafür
‘nen Fluch auf die Rüpel – wie fein!
Und Karr, der Schlächter hatte nicht gefragt –
sondern ist vor Angst davongejagt.
Cestric van Kenn-Dallir
Auf meinen langen Wanderungen quer durch alle heligonischen Lande hörte ich von einem alten Recken, den ich in einer dunklen Ecke eines kleinen, heruntergekommenen Wirtshauses traf, unten stehendes Lied. Es ist im Laufe der letzten Jahrzehnte in Vergessenheit geraten, was der alte Ritter sehr beklagte. Hiermit sei es den edlen Streitern Heligonias wieder in Erinnerung gerufen, auf dass noch so mancher Becher goldenen Rebenhainer Weines auf unsere geliebte Heimat geleert werden möge.
Ritterklänge
Drei Klänge sind’s, sie tönen hold und rein
voll Harmonie durch unser Ritterleben,
drei Klänge sind’s, die uns wie goldner Wein
zu frohem Schlag das freie Herz erheben;
sie will ich preisen noch mit grauem Haar,
bis mich der Tod ins Dunkel zieht hernieder:
der Schwerter Klang, der Gläser Klang, den Klang der Lieder,
sie will ich preisen nun und immerdar!
Der Schwerter Klang, der Gläser Klang, den Klang der Lieder,
sie will ich preisen nun und immerdar!
Des Schwertes Klang, es tönt so scharf und kühn,
für Ritterehre blitzet seine Klinge;
beim Gläserklang so froh die Herzen glühn,
trägt sie empor des Weines Geisterschwinge.
Der Lieder Klang hebt sich zum Himmel auf,
im Preis des Edlen, Guten, Hohen, Schönen;
|: der Freiheit Lied, der Liebe Lied, es soll ertönen
mit goldnem Schall durch unsern Lebenslauf. 😐
Drei Klänge sind’s von ganz besondrer Art,
sie dünken uns die herrlichsten von allen,
darum, ihr Ritter, lasset froh geschart
das Jubellied zu ihrem Ruhm erschallen!
Auf, nehmt das Glas mit goldnem Wein zur Hand
und ruft es laut nach alter Ritterweise:
Das Schwert zum Schutz, das Glas aufs Wohl,
das Lied zum Preise
fürs schöne, große Heligonia!
Aufgezeichnet zu Drachenberg
im 3. Saarka des Jahres 24 n. A. III
Regald Borgan, Sohn des Parimawaldes
Wie bereits berichtet verschwand die Burg Talwacht spurlos und mit ihr alle Familienmitglieder des Hauses Celvar, bis auf Jostan, den jüngsten Sproß der Familie, der eigentlich auch das Erbe antreten sollte. Doch die schlimmen Ereignissen verwirrten ihn mehr und mehr. Verbissen versuchte er die Schuldigen zu finden, doch seine Untersuchungen führten zu keinem Ergebnis. Mit wenigen Getreuen irrt er ziellos umher, um seinen Schwur, er werde nicht eher ruhen, bis er seine Familie gefunden hat, zu erfüllen.
Dieser Umstand verpflichtet nun Richard von Celvar völlig überraschend das schwere Erbe anzutreten. Bereits in jungen Jahren verließ der Neffe des Yondar von Celvar Talwacht, um am Hofe des Barons von Carajon als Page zu dienen. Sein ganzes Streben gilt seither der Ausbildung zum Ritter. Derzeit ist er der Knappe von Baron Herian. Sobald er seinen Ritterschlag erhalten hat, wird er nach Celvar zurückkehren, um die Provinz zu verwalten.
Nachdem in der Baronie Emarania vor 15 Jahre ein Machtwechsel stattfand, hat nun die Tochter des damaligen Barons Winfried, Angharad Elanor erfolgreich den Thron ihrer Familie zurückerobert.
Wir, die Baronin Angharad Elanor von Emarania, geben dem Volke von Emarania Folgendes bekannt:
Die Herrschaft der helio-ceridischen Sekte ist zu Ende. Die Baronie Emarania wird vom heutigen Tage an wieder dem rechten Glauben nachfolgen. Der Wille des Einen und Wahren Gottes hat es so bestimmt.
Die Sektierer sind aus unserem Lande vertrieben worden und werden niemals nach Emarania zurückkehren. Ihre Klöster werden aufgelöst und der Besitz fällt an das Volk zurück. Kein Schatten des Sektierertums soll auf Emarania zurückbleiben!
Des weiteren werden alle Städte und Plätze ihre traditionellen Namen zurückerhalten, besonders Unsere geliebte Hauptstadt soll von nun an wieder Wasserau heißen.
Wir fordern die Bevölkerung von Emarania auf, zu den einzelnen Schultheißen zu gehen, um vor ihnen dem helio-ceridischen Glauben abzuschwören und sich zugleich zählen zu lassen. Welcher Bürger diesem Aufrufe nicht Folge leistet, wird bestraft.
Es soll jedoch jedem Bürger gestattet sein, zu wählen, ob er dem Wahren Ceridischen oder dem ogedischen Glauben folgen will. Die ogedischen Heiligtümer werden unangetastet bleiben.
Die bereits ausgehobenen , erfolgreichen Befreiungstruppen werden derzeit an die nördliche Grenze unseres Heimatlandes entsandt, um Uns vor Übergriffen zu schützen. Die Bevölkerung wird angehalten, Unsere tapferen Krieger in jeder notwendigen Weise zu unterstützen!
Wir versprechen unsererseits Unserem geliebten Volke, daß Wir all unsere Kraft einsetzen werden in dem Bestreben, unsere Heimat wieder zu ihrer alten Blüte und Größe zu führen, wie es einst Unser so hinterhältig verraten und ermordete Vater, Baron Winfried von Emarania, begonnen hatte.
In diesem Sinne bitten Wir das Volk von Emarania, uns dieselbe Liebe und Unterstützung zuteil werden zu lassen, die es auch Unserem Vater entgegengebracht hat.
Der Friede und der Segen des Einzigen, Wahren Gottes soll mit dem Volke von Emarania sein!
Brief der Elora von Niederfranken betreffs des Artikels von Baron Teemon von Hohenforingen im Helios-Boten Nr. 9:
In seiner Bekanntmachung beantragt oben genannter Baron unter anderem eine Änderung der Halsgerichtsordnung, die ich auf Schärfste kritisieren muß. Es steht der ceridischen Kirche in keinem Falle zu, Verbrecher zur Strafe zur Arbeit im Dienste ihrer Kirche heranzuziehen, da sie weder Staatskirche ist, noch sonst irgend eine Vormachtstellung vor den anderen Glauben im Land besitzt. Eine Stattgebung der beantragten Änderung würde aber eine solche Bevorzugung bedeuten und sollte deshalb auf jeden Fall verhindert werden. In Kapitel 2 Artikel 7 beantrage ich stattdessen, daß der Dienst an der jeweils, im Wohnort des Delinquenten, mächtigsten Kirche zu leisten sei, bzw. bei einer anderen allgemeinnützigen Organisation.
Anmerkung der Redaktion: Baron Teemon hat in seinem Überschwang sicherlich vergessen, daß noch lange nicht ganz Heligonia von den Ceriden regiert wird und hat somit einen für ihn hoffnungsvollen Ausblick in die Zukunft gewagt.
Die Familie van der Brugg gibt hiermit die Erweiterung ihres Handelshauses bekannt.
Ab sofort wird als zusätzlicher Geschäftszweig das Anlagen- und Geldverleihgeschäft aufgenommen. Weitere Informationen stehen Euch in unserem Hauptsitz in Guldenstein, Grafschaft Darian zur Verfügung.
Siljanta und Silvanus van der Brugg
Brauchst du Geld zum Burgen bauen,
kannst du van der Brugg vertrauen!
Die Hofschreiberin Talimee reiste im 2. Mond der Saarka eigens nach dem Königreich Tor’tull. um dort einen Unterhändler des dracconianischen Königs Bogomil XIII, Don Garcia, zu treffen und die Verhandlungen zwischen demselben und dem Großinquisitor Edmond de la Cruz zu protokollieren. Gegenstand dieses außerordentlich wichtigen Gesprächs war eine Landüberschreibung von Seiten Dracconias an den Abt von Dunkelstein. Nach intensiven Verhandlungen zeigte sich Don Garcia bereit König Bogomil XIII einen Vorvertrag zu unterbreiten, der besagt, daß Edmond de la Cruz einen größeren Landstreifen westlich des Jolborns erhalten soll, das „Fürstbistum Friedland“ heißen soll. Der ebenfalls anwesende Graf Dedekien von Darian erhielt ebenfalls eine Zusage über einen Landbesitz auf dracconianischem Boden. Ein ausführlicher Bericht über den endgültigen Erfolg der Verhandlungen und die genaue Lage der Ländereien wird in einer der nächsten Ausgaben des Helios-Boten bekannt gegeben.
Aus Jolberg erreichten uns Berichte von seltsamen Vorkommnissen auf dem Jolborn. Einer unserer Schreiber unterhielt sich am 23.Tage des 3.Saarka mit einem Jolberger Flußfischer Namens Turwald Langnase, den er zufällig beim Umtrunk im „Gespaltenen Schädel“ in der Stadt Jolberg traf. Turwald erzählte, er habe am zwanzigsten Tag des Monats, als er von einer Tagesfahrt zurückkehrte, etwas südlich von Jolberg, plötzlich sehr lautes Geheule und Gedröhne gehört, so daß er fast den Kahn auf Grund gesetzt hätte. Dieses soll sich mehrmals in unregelmäßigen Abständen wiederholt und einmal ganz aus der Nähe, einmal von weiter flußabwärts gekommen sein. „Es klang wie ein garstiges Untier“, so die Worte des Mannes. Danach habe er schleunigst das Weite gesucht, aber in der Stadt wollte niemand etwas gehört haben. „Das glaubt mir doch sowieso wieder niemand ! ‚Was der Bock nicht sieht, das rammt er nicht vom Felsen ‚, wie meine Großmutter immer sagte.“ Nach dieser Kostprobe jolberger Sprüchekunst schenkte sich Herr Langnase noch einmal ein und spaltete sich gründlich den Schädel.
Hast Du beim Tagwerk gar kein Glück,
trink Schädelspalter,
der bringt verbrauchte Energie sofort zurück
Tief unter der Festungsanlage des Königssitzes in Escandra befindet sich die sagenumwobene Schmiede. In der die Heliosklingen gefertigt werden. Hier unter Tage fertigt der Schmiedemeister Asgorimm seine prächtigen Klingen, die jeden Heliosgardist bei seiner Arbeit im Auftrag des Königs und mit ihm auch von Helios, unterstützt. Diese edlen Klingen und der blaugoldene Waffenrock zeichnen die Heliosgardisten aus.
Dort, tief unter der Erdoberfläche, arbeitet Asgorimm mit seinen 12 Helfern. Sie verarbeiten edelsten heligonischen Stahl zu den hervorragenden Klingen die, wie Gerüchte besagen, unzerbrechlich sind und im Kampf durch Helios Hand geführt werden. Niemand hat Zutritt zu diesen Werkstätten. Schon der erste König von Heligonia erteilte den 13 Zwergen den Auftrag die Schwerter für ihn zu schmieden. Seit dieser Zeit sind die unterirdischen Werkstätten nur über einen Lastenaufzug mit der oberen Welt verbunden. Hiermit erhalten sie alle Materialien die sie benötigen, sowie ihre Verpflegung. Im Austausch dazu übergeben sie die edlen Waffen in die Hände des Königs.
Man findet in ganz Heligonia keine ebenbürtigen Rohstoffe, wie sie für die Erschaffung dieser Meisterstücke verwendet werden. Der Stahl für die Schmiede wird jeweils ein Jahr lang vom besten Hüttenmeister geliefert. Jedes Jahr am zweiten Tag des zweiten Helios gibt es einen großen Wettbewerb, an dem die besten Hüttenmeister ihren Stahl vor den Augen des Königs präsentieren. Unter den vielen Teilnehmern wird schließlich durch ein Götterurteil des obersten Heliospriesters der Beste auserwählt. Er erhält die Lizenz , die ihn dazu berechtigt für ein Jahr seinen Stahl an die Schmiede von Asgorimm zu liefern. Jeder Hüttenmeister der es einmal geschafft hat diese Lizens verliehen zu bekommen ist ein sehr geschätzter Mann, dessen Geschäfte wohl nie wieder schlecht laufen werden.
Die Kohle zur Verarbeitung des Stahls wird aus dem Kohleflöz, das sich unter der Stadt befindet, gefördert. Bei der Verbrennung der Kohle wird noch ein ganz besonderes Kraut beigemengt, das eine ganz und gar gold-gelbe Flamme entfacht.
Unter diesen Bedingungen schmieden die Zwerge Klingen von ungeahnter Stärke und Schnelligkeit. Und wenn am ersten Tag des ersten Helios die Sonne über der Stadt auftaucht, erkennt man im fahlen Licht des Morgens die Rußfahnen aus den Schloten der Schmiede, denn an diesem Tag bekommen die Klingen, die im Laufe des ganzen Jahres geschaffen wurden, ihre „Feuertaufe“. Deshalb begrüßen die Heliosgardisten jeden Morgen, mit ihren Klingen in der Hand und mit einem Dank an Helios.
© 2003-1997 Waldfaun-Verlag, Aalen-Waldhausen
Alle Rechte vorbehalten
Berichte von Inés Balluff, Brigitte Beyer, Ulrike Clauss, Hannes Gnad, Steffen Heiss, Katrin Peuker, Marco Poinegger, Andreas Reicke, Andreas Riedlinger, Stefan Schlott, Eike Simon, Markus Spree, Ellen Weiß