Publikation: Helios-Bote Seite 19 von 34

Liebe Kinder gebt fein Acht,
Willkür hat mir nichts gebracht.
Zauberte an Tieren rum,
manche wurden schrecklich dumm!

Der wahre Grund der Tollerei?
Im Kopf mehr Platz für Denkerei!
Und hatte es dann funktioniert,
ward an mir selbst es ausprobiert.

Doch was geschah liegt auf der Hand,
denn was ich tat ich nicht verstand.
Mein Geist ward wirr,
ich sprach nur irr!

Denkerei im Überfluss
führt am Ende bloß zu Stuss.
Doch Rettung eilte bald herbei
und nicht in Form von Zauberei.

Ein Schüler der arkanen Kunst!
Albrich sieht der Stunde Gunst.
In einem klaren Augenblick
erklärte er mir einen Trick.

Ich stellte mir ein Loch nun vor.
Ja, Albrich war gewiss kein Tor!
Denn meine wirren Gedanken
darin ganz schnell versanken.

Albrich wird ein Held mir bleiben,
dies ohne ihn ich könnt nicht schreiben.

Der Bergleute Klage

Eure Großzügigkeit Graf Dedekien versorgte nicht nur die Hinterbliebenen des Unglücks, sondern ersann ein Klagelied, das fortan von den Barden im Reich vorgetragen wird.

Wir gingen in den tiefen Schacht
Ein in des Todes lichte Nacht
Jetzt ruhen wir im ewigen Schlaf
Still, ohne Schrei und Schrecken.
Wir sind wohl wie ein Haufen, der
beherzt am Feind geblieben.
Nun sorgt der Graf für unsre Lieben!
Wir haben unser Leben lang
mit Stöhnen, Fluchen und Gesang
die Stollen vorgetrieben.
Und wie dem Bauern seine Flur
Dem Schäfer seine Weide,
So lieb war uns der tiefe Schacht
Wer tat uns dies zuleide!
Unser Leben still verrinnt wie Quellenlauf im Sande.
Möge Gwon uns finden!
Seid frischen Muts und frohem Herzen.
Ihr heliosbeschienenes Volk.
Kühn trotzend den Gefahren.
Doch klopft der Kobold tief im Schacht
Dann habe acht!

Heute wird der verehrte Landesherr zu seinen Untertanen sprechen, so wie er es all die Jahre seiner glorreichen Regentschaft getan hat. Schon viel zu lange mussten die Kinder der schönsten Stadt auf die süßen Worte ihres geliebten Grafen warten. Umso größer war ist die Menschenmenge, die sich unter dem Balkon vor dem Palast drängte. Jede Frau und jeder Mann versuchte noch einen Platz zu ergattern, um der gräflichen Rede zu lauschen.
Endlich ist der große Moment gekommen. Just als Helios seine letzten Strahlen über den Horizont ergießt, erscheint Graf Dedekien auf dem Balkon, was augenblicklichen einen Sturm der Begeisterung auslöste. Doch ebenso schnell wie der Jubel ertönte, verstummte er auch wieder. Der ansonsten prächtig bunt gekleidete Herrscher war gänzlich in Schwarz gehüllt – der Graf trägt Trauer!

In das laute Schweigen hinein, sprach er mit gedämpfter Stimme: „Mein geliebtes Volk! Wir haben einen schmerzlichen Verlust zu beklagen.“

Graf Dedekien wandte sich kurz ab, damit ein Diener mit einem Seidentuch eine Träne trocknen konnte, die über die gräfliche Wange floss.

Er hob erneut an: „Die gräflichen Kupferbingen im Schlangenkamm sind Unser ganzer Stolz. Bewegen Wir im Geiste unser Auge von dort nach Utras Dar, dann erblicken Wir das einstmals unbedeutende Minenarbeiterhaus. Nun ist jene Taverne „ Zum Schluckloch“ ein Ort der Begegnung und des blühenden Handels geworden. Doch hat sich diese Heimstatt des friedlichen Austausches zum Schauplatz eines erschütternden Unglücks gewandelt. Dutzende tapferer Frauen und Männer sind dort in den Bingen unter Schutt und Geröll begraben worden.“

Die Menge schluchzte bei diesen Worten wie aus einem Munde. Noch bevor ein lautes Wehklagen einsetzen konnte, erhob der Graf seine Stimme erneut: „ Ihr fragt Euch, wie kann dies geschehen? War es ein Unfall? Der Wille der Götter? Oder gar Sabotage?
Letzteres wollen Wir nun genauer untersuchen. Neid und Missgunst begleiten Uns seit jenen Tagen, da Wir Unser schönes Land wieder zu großem Ruhm verholfen haben. Glauben Unsere Widersacher, dass Wir von Unserem Vorhaben Darian wieder groß zu machen, abzuhalten sind?“ Graf Dedekiens Stimme wurde immer lauter und eindringlicher: „Wo waren die königlichen Schergen, die immerfort den Schlangenkamm durchstreifen, um Unseren braven Kaufleuten das Handwerk zu erschweren? Wie konnten grausame Verbrecher den sonst so wachsamen Augen der königlichen Obrigkeit entgehen? Hat das Alter die Sehkraft des Königs getrübt? Zeigen Wir es dem Greis auf dem Thron in Escandra! Nehmen Wir Unsere Verteidigung selbst in die Hand! Wir haben die Schuldtürme geöffnet, damit die Insassen ihren Dienst im Schlangenkamm verrichten können. Sie werden die Wachen, Soldaten, Büttel und Ordnungshüter dabei unterstützen Unsere wohlschaffenden Händler zu behüten. Jede Frau und jeder Mann, der Teil dieser heldenhaften Aufgabe sein möchte, ist herzlich willkommen.“

Die rasende Menge tobte, der Jubel schwoll zu einem Donnerbrausen an bevor sie sich in die zahlreichen Schänken der Stadt zerstreute. In den Tavernen flossen reichlich Freigetränke
und es wurden tausende Heuerverträge unterschrieben.

Es wurde getrunken und geweint bis in die Morgenstunden, so dass die Omus Mühe hatten, die zornigen Worte des mächtigen Herrschers in alle Winkel des Reiches zu rufen.

“Aogmoltr Scheiß isch älleweil no Scheiß“ – Angemalter Kot ist immer noch Kot.

Nachricht der Kobolde – Wahrheit oder Fantasie

In den Gebieten der Baronie Beraht ist vor allem der Glaube an die Existenz von Kobolden stark vertreten. So sagt eine alte Verhaltensregel: “Klopfe jedes Mal wenn du eine Tür oder ein Fenster öffnest an den Holzrahmen, auf daß kein Geist oder Kobold durch die Öffnung in dein Haus schlüpfen kann.”
Die Menschen erzählen sich, Kobolde hausen in den Tiefen der Dunklen Wälder, vor allem in alten, verlassenen Ruinen. Manche der Kobolde helfen angeblich Saarka beim Verbreiten von Frost und Hagel. Vor allem die harten Saarke-Monde des Jahres 29 n.A.III, die den Anfang des dreijährigen Mantidenkrieges markieren, sahen manche als Beweis an, das Kobolde existieren und die Göttin des Frostes mit ihnen zusammenarbeitet.
Seit Ansgar von Beraht als neuer Baron eingesetzt wurde und er die Weihen der Saarka erhalten hat, ist es ruhiger geworden. Die Winter-Monde sind milde ausgefallen und der alte Glaube an die Kobolde wieder aus dem Alltag der Bevölkerung verschwunden. Einzig an kalten Abenden am Kamin erzählt man sich vielerorts immer noch noch Geschichten über die vermeintlichen Fabelwesen.
Dieser Tage munkelt man allerdings über eine Warnung der Kobolde, die angeblich an den Hof von Fahlberg gerichtet sein soll. Bei einem öffentlichen Auftritt auf dem Marktplatz ebendort versuchte der Baron von Beraht das Gerücht zu zerstreuen, was ihm aber nicht gut gelang. Sollte es tatsächlich wahr sein, dass die als mystische Kinderfantasie abgetanen Alben wirklich existieren? Und sollte es darüber hinaus ebenso wahr sein, dass sie eine Botschaft an die Menschen der Baronie gerichtet haben? Und wenn das alles wahr sein sollte: was hat der Baron von Beraht zu verheimlichen?
Mögen die Götter unsere Gebete erhören und Schaden von unserem Land abwenden.

Neue Freundschaft sorgt für Unbehagen

Die Märkte des Landes waren seit jeher die beliebtesten Plätze, um über die Geschehnisse aus Nah und Fern auf dem Laufenden zu bleiben. Barden und Bänkelsänger geben dort allzu gern ihre Neuigkeiten in Form von Liedern und Geschichten zum Besten.
In den letzten Monden nahm ein Thema in den Dichtungen und Erzählungen einen auffällig großen Raum ein: das Verhältnis zwischen dem Fürstentum Thal und dem südlichste Teil des heligonischen Festlandes, der Grafschaft Sedomee.
Die „Moritat der Gebrüder Schindelgruber“ ist derzeit die beliebteste dieser Geschichten. Sie erzählt von jungen Thaler Holzhändlern, die sich einer Sedomeesischen Karawane anschlossen und auf ihren gemeinsamen Reisen allerlei Abenteuer erlebten.
Doch was steckt hinter dieser kurzweiligen Lyrik? Was ist der Kern dieses neuen Miteinanders? Nahezu der gesamte Thaler Adel bestätigt, in Sedomee einen Freund an seiner Seite zu haben.
Unter den Besuchern der Märkte mischt sich allerdings zunehmend Unbehagen. Droht dem Fürstentum eine Gefahr, die das Volk noch nicht kennt? Warum ist die Freundschaft zu Sedomee plötzlich so wichtig? Vor allem Fürst Bartha ist permanent bemüht, dahingehende Sorgen zu zerstreuen oder sogar wegzuwischen. Konkrete Gefahren für das Land sehe er nicht, ließ er jüngst verlautbaren.
Mögen die Götter unsere Gebete erhören und weiterhin ihren Segen über unser Land ausbreiten.

Prinz Anselm von Thal ist Schirmherr des Jaruner Eis-Festes

Die bekannte Künstlerin Subra Ymeda hat sich für dieses Jahr eine besondere Attraktion einfallen lassen.
„Das tristen Grau dieser Jahreszeit, das kalte Wetter und die langen dunklen Nächte nagen an der Seele der Menschen. Viele verkriechen sich in ihren Häusern und haben kaum Kontakt zu anderen Menschen, als ihrer engsten Familie und Nachbarn. Dem möchte ich mit Licht, Freude und Geselligkeit entgegenwirken“, sagte Ymeda. Sie selbst ist dafür ein leuchtendes Vorbild und trägt über ihren Elchslederstiefeln warme Wollüberzieher in hellem weiß mit eingewebten, roten geometrischen Mustern. Der in verschiedenen Tannen-Grüntönen changierende Rock wird mit dazu passendem Oberteil und Pullover ergänzt, der eingewebte Muster von Schneeflocken, Thaler Elchen und Eiszapfen zeigt. Ein dicker Schal in warmen Orangefarben zog während unseres Gespräches die Blicke der Passanten auf sich.

„Der Winter hat auch seine schönen Seiten“, erklärt die Künstlerin. „Man muss sie nur suchen. Deswegen haben wir auf dem Jaruner Marktplatz dieses Jahr das Eisfest ganz besonders gestaltet. Es gibt heiße Getränke und Waffeln. Einige Wirtshäuser haben Buden aufgestellt, die von mir individuell gestaltet wurden. Die Thaler Zimmerleute sind unter meiner Anleitung in ihrer Schnitzkunst über sich hinausgewachsen. So sind die Verzierungen in Anlehnung an die Figurensprache der Vjoshavener geschaffen worden. Bunte Tiergestalten wechseln mit Knoten und Verschlingungen in allen Formen ab. Natürlich haben wir sie etwas freundlicher gestaltet, als die Originale. Wir wollen die Menschen ja einladen und nicht verschrecken. Es gibt eine Eisbahn, die um den ganzen Markt führt und so für ausreichend Bewegung und Wärme sorgt. Nach Einbruch der Dunkelheit erleuchten wir den Platz mit Fackeln. Die Menschen sollen sich wohlfühlen und für ein paar Stunden die Härte des Winters vergessenen. Es freut mich besonders, dass es mir gelungen ist, den Prinz selbst als Schirmherrn des Eisfestes zu gewinnen. Die Eröffnungsfeier mit Feuerjonglage und Akrobaten war einzigartig. Ich wünsche allen Besuchern des Jaruner Eisfestes ein unvergessliches Erlebnis und einen baldigen Frühling.“

Der Handelsprophet

Tageskurse

Aurazith 1 heligonische Unze   3 Dukaten
Brennholz 1 m3 15 Groschen
Seidenstoff 1 m2 2 Dukaten
gefärbte Schafwolle 500 g 7 Groschen
gefärbte Alpakawolle   500 g 1 Dukaten
gefärbte Buraiwolle 500 g 1 Kreuzer

Das Brennholz ist auch dieses Jahr wieder teurer geworden. Importe aus anderen Ländern bleiben schwierig. Der Wert von Seidenstoff schwankt stark, wohingegen der Preis für gefärbte Wolle kaum zu bremsen ist, abgesehen von Buraiwolle – was wohl am beissenden Aroma liegt.

Die unverzichtbare Liste des guten Geschmacks

Was sich schickt:
• Hochzeiten im Freundeskreis
• Crelldinorschuppen am Nachthimmel
• Männer in Strumpfhosen
• Reisen ins Ödland Kernland
• Schattentheater aus Dunkelstein

Und was nicht:
• Unterirdische Akademien
• Crelldinorschuppen im Vorgarten
• Brökhelfieber
• Reisen nach Zorkhan

Unruhe im Hafen von Veitsburg

„Unfassbar!“ schallt es über den Kai, kurz nachdem das Admiralsschiff den Hafen von Veitsburg verlassen hatte. Völlig außer sich schritt Kapitän Xurlsen Kielholer an Bord der Brassach auf und ab. „Wie kann er nur?!“
Sein erster Offizier versuchte ihn zu beruhigen. „Frau Marinehauptmann hatte die Lage im Griff. Außerdem war Adminal Hinrich …“
„Es war pures Glück, dass der Admiral rechtzeitig zugegen war!“ fiel ihm der Kapitän ins Wort und wandte sich um. „Stellen Sie sich vor, was passiert wäre, wenn er nicht geplant hätte, dem Hauptmanöver beizuwohnen, um sich selbst ein Bild von der Schlagkraft unserer Expeditionsflottille zu machen.“ Schimpfend und fluchend setzte er seine Runde an Deck fort, ohne dass deutliche Worte zu vernehmen waren.
Auf dem Anleger begannen Matrosen und Hafenarbeiter zu tuscheln. Niemand wusste genau, was vorgefallen war. Es war lediglich bekannt, dass das Landungsunternehmen der Expeditionsflottille zum Manöver auf den Marinetruppenübungsplatz Veitsburg-Nord in Garstfeld abgerückt war. Dann tauchte ein Leutnant in Begleitung etlicher Amtspersonen auf, um nach einer kurzen Visite an Bord der Brassach nur mit einer Handvoll Begleiter im Schlepptau wieder zu verschwinden. Die Mehrzahl der Amtspersonen verblieb scheinbar auf der Brassach.
Nur wenige Minuten später legte das Admiralsschiff von Hinrich von Harkenberg in Veitsburg an. Man sah den Kommandant der Ostarischen Kolonialflotte eiligen Schrittes an Bord der Brassach gehen, ohne sich Zeit für die sonst üblichen Sitten und Gebräuche beim Betreten eines Schiffes zu nehmen. Am späten Nachmittag sah man den Admiral, ebenso eiligen Schrittes, von Bord gehen, sein Gesicht schwer in Sorge.
Am Abend kehrte der Admiral wieder zurück. Eine Last schien von ihm abgefallen zu sein. Kapitän Kielholer wechselte einige kurze Worte auf dem Anleger mit ihm, bevor Hinrich von Harkenberg sein Schiff bestieg und den Befehl zum Ablegen gab.
„Was immer es war,“ meinte ein Hafenarbeiter zu seinem Kollegen, „es schien glimpflich ausgegangen zu sein.“
„Du sagst es.“ antwortete er. „Hoffentlich können wir weiterhin auf unsere Expeditionsflottille zählen. Schließlich mehrt sie durch ihre großen Abenteuer das Wohl und Ansehen unseres Herzogtums. Du kennst ja selbst die Lieder, die in den Tavernen über sie gesungen werden.“
„Da sagst Du etwas. Komm, lass uns ein den ‚Goldenen Anker‘ gehen, und ein Glas zu ihren Ehren trinken.“

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