Publikation: Helios-Bote Seite 22 von 34

Ein schwarzer Tag für das Haus derer von Rebenhain

Der 5. Tag des 2. Helios wird dem Baron von Rebenhain sicher noch lange unauslöschlich als einer der schwärzesten Tage in Erinnerung bleiben: Eine größere Gruppe aus dem Haushalt des Barons kehrte durch die Gassen von Pogelsweiler in die Freudenfeste zurück, als sie kurz vor ihrem Ziel plötzlich aus dem Hinterhalt überfallen wurde. Trotz tapferer Gegenwehr war das Durcheinander in den engen Straßen groß, zumal auch viel gemeines Volk unterwegs war. So konnten die Angreifer zu den Kindern von Baron Krator und Baronin Samira durch dringen, die sich in dieser Gruppe befanden. Sie schnappten sich den kleinen Crispianus Perigrin von Rebenhain und flohen. Neben Wut und Entsetzen hinterließen sie mehrere Tote und Verletzte: 5 Rebenhainer Wachen, die Borharcônerin Kelene , Beschützerin des Borharcônerkindes Meorte, und der Leomarker Elfenkrieger Fenair, welcher seit den Ereignissen auf der Burg Hadriansblick als ständiger Leibwächter die Kinder des Barons beschützte, zahlten mit ihrem Leben, weitere Wachen und die Leomarkerin Miríel wurden schwer verwundet.
Einer der Angreifer konnte lebend gefasst werden, im Verhör war jedoch nur zu erfahren, dass der Angriff von Stuerener Seite ausging. Es ist unklar, ob der Sohn des Barons tatsächlich das eigentliche Opfer sein sollte, oder ob der Angriff vielmehr ein Versuch war, den Borharcônerjungen Meorte, welcher sich ebenfalls in der Gruppe befand, in Stuerener Hände zu bekommen.
Trotz sofortiger Suche nach den feigen Entführern gelang diesen die Flucht Richtung Norden. Jedoch verlor sich deren Spur noch vor der Ostarischen Grenze. Mit sämtlichen zur Verfügung stehenden Schiffen und Booten wurde der Jolborn abgeriegelt um ein Übersetzen zu verhindern, es wurden Boten an Fürst Leomar von Drachenhain, die Ostarischen Bündnispartner und an Baronin Samira, die sich derzeit in der Baronie Leomark aufhält, geschickt, und weitere Suchmannschaften ausgesandt.
Es bleibt nun zu hoffen, dass diese Maßnahmen zum gewünschten Ziel führen und der kleine Crispianus Perigrin schnell und sicher wieder nach Hause zurückkehren kann.

Feuer und anderes Übel

Nach dem Frühjahrshochwasser des Jolborn wurden in Kratorpolitanien und in der Leomark Heerlager eingerichtet. Soldaten, Verpflegung und Material wurden in den Häfen eingeschifft und nach Norden gebracht. In den beiden nördlichen Ländereien wurden eine große Anzahl von Booten und Flößen hergestellt und für das Übersetzten bereit gemacht.
Die Vorbereitungen für die Invasion waren beinahe abgeschlossen, als eine unbekannte Krankheit in mehreren Heerlagern um sich griff. Die Heiler bekammen nach einiger Zeit die Seuche in den Griff. Als die Möglichkeit für den Angriff wieder in greifbare Nähe rückte, kam den Jolborn hinab neues Übel von Stuerener Seite auf die Heligonier zu: Eine große Anzahl Brander drohte die Boote und Flöße zu zerstören, die für das Übersetzten des Heeres benötigt wurden…
Die Bilanz der Brander-Nacht war für die Heligonische Seite ernüchternd: Trotz großen Einsatzes und vehementer Gegenwehr wurde insbesondere im Kratorpolitanischen Bereich ein Großteil der Boote und Flöße vernichtet. Eine Invasion musste weiter verschoben werden, bis neue Übersetzungsmöglichkeiten geschaffen worden sein würden.

Eine zweite Expedition in das Herzogtum Stueren

Der Tod Olidir Dämmertraums traf uns alle tief. Vor allem da vollkommen unklar war, was sein Selbst zerstört und ihn letztlich umgebracht hatte. Dass Elfen im Kampf fallen, das kommt in diesen Zeiten leider allzu häufig vor. Dass einer unserer Brüder aber sein Selbst verliert, ohne erkennbare äußere Verletzungen, das hatte man noch nie gehört. Die Bestattungszeremonie des Olidir Dämmertraums war tief bewegend und von so viel Trauer geprägt, dass man meinen konnte, selbst der Wind, das Wasser, die Erde und die Sonne wollten nicht aufhören zu klagen.
Nur wenige Tage später berief Baronin Samira den Rat der Weisen ein. Nach dem Bericht der Kundschafter, der uns leider nur wenige Antworten auf den Tod Olidirs gab, wurde lange und ausfürlich beraten, wie wir nun weiter vorgehen sollten.
Baronin Samira beschloss letztlich, einen zweiten Trupp los zu schicken, um dieser seltsamen Senke und dieser noch viel seltsameren Präsenz auf den Grund zu gehen. Und wenn irgend möglich erhofften wir uns Antworten auf die Frage nach Olidirs Tod. Um besser gerüstet zu sein, wurden einige Gelehrte, besonders zu nennen die Itsui Teleria und der Heiler Mallion ausgewählt. Zu meinem eigenen Erstaunen wurde ich ebenfalls von der Baronin in die Gruppe berufen.
Wir machten uns also auf und nahmen, den Erzählungen der anderen folgend, den Weg ins Herzogtum Stueren. Ungefähr zwei Tagesreisen westlich des Jolborn trafen wir dann auf die Senke. Zunächst sahen wir lediglich eine Senke, bewachsen mit hohem Steppengras und einer sonderlich anmutenden Steinformation in der Mitte. Doch wie die Gruppe vor uns auch schon spürten wir just in dem Moment als wir die Senke betraten die Anwesenheit einer Präsenz, die sich mit menschlichen Worten kaum beschreiben lässt. Die Istui Teleria versuchte vorsichtig Kontakt mit dieser Präsenz aufzunehmen. Konzentriert und angespannt saß sie bei den Steinen, während wir anderen ein wenig besorgt einen gewissen Abstand zu ihr wahrten. Je länger sie dort saß, desto heftiger begann der Wind zu wehen, ja wuchs sich zu einem regelrechten Sturm aus. Aus den Erzählungen der ersten Truppe waren wir durchaus vorgewarnt. Je mehr der Sturm zunahm umso stärker machte sich das nagende Gefühl drohender Gefahr unter uns breit. Da Telerias Versuch mit der Präsenz Kontakt aufzunehmen bislang nicht von Erfolg gekrönt war und da wir uns nur allzu gut an den Leichnam Olidirs erinnerten, beschlossen wir, dass die Gefahr zu groß wurde und zwangen Teleria, aufzuhören. Und kaum dass wir die Senke verlassen hatten, legte sich der Sturm. Teleria jedoch war sehr geschwächt. In einem fort murmelte sie die uns allen nur allzu gut bekannten Worte „Fisch und Fleisch unter einem Dach, das haben wir schon einmal gesehen. Neuer Streit, alter Krieg, die Erde ist durstig, das haben wir schon einmal gesehen. Faust wider Faust, Finger dazu, einen wischt der Regen fort, das haben wir schon einmal gesehen. Die Zeichen der Vergeltung, könnt Ihr sie erkennen? Dies alles mussten wir erblicken, wollen die Augen nun schließen für immerdar.“ Nein, diese Worte die wir damals am Fluss hörten, als wir dem Wind lauschten; diese Worte werden wir wohl nie vergessen. Auf unsere ungestümen Fragen hin murmelte Teleria nur immer wieder „Es war keine Absicht.“ Und dann brach sie zusammen. Wir konnten sie nicht mehr erreichen. Auch der Heiler Mallion, der uns auf unserer Reise begleitete konnte ihr nicht helfen. Und wieder konnten wir keine äußeren Verwundungen erkennen.
Hastig traten wir den langen Heimweg nach Xurl-Salenia an. Immer in der Hoffnung, die dortigen Itsui und Heiler könnten Teleria besser helfen als wir es vermochten. Viel langsamer als uns lieb war kamen wir voran, doch nach drei langen Tagen erreichten wir das Ufer des Jolborn. In der ganzen Zeit kam Teleria nicht ein einziges Mal zu sich. Ihr Körper hatte jegliche Spannung verloren, ihre Augen blickten in weite Ferne an einen Ort, den wohl keiner von uns je finden kann. Es schien, als sei sie nicht mehr Teil dieser Welt. Wir spürten nicht einmal ihre Anwesenheit und wäre die Trage nicht gewesen, man hätte meinen können sie sei gar nicht da.
Mit bangem Warten verbrachten wir die Tage in Xurl-Salenia. Die Heiler und Istui gaben sich alle Mühe. Doch all ihre Rituale konnten Teleria nicht zurück holen. Ihr Geist ist vollkommen zerrüttet und es scheint, als habe sie jeden Kontakt zu Wind, Wasser, Erde und Sonne verloren. Wir können ihr Selbst nicht mehr spüren.
Hiermit endet mein Bericht. Was auch immer dort im Herzogtum Stueren in der Senke mit dem hohen Steppengras und der sonderlich anmutenden Steinformation ist, welcher Natur auch immer diese Präsenz ist, sie ist mächtig und wir können sie nicht begreifen.

Erkundungen im Norden

Seit den Saarkamonden finden vom Norden Heligonias, genauer gesagt von der Drachenhainer Baronie Leomark aus immer wieder Erkundungstrupps den Weg über die Westufer des Jolborn hinaus in das Gebiet des Herzogtums Stueren. Häufig ist zu beobachten, dass Mitglieder der Borharcôner-Gruppe, die sich ebenfalls in der Leomark angesiedelt hat, diese Trupps begleiten.
Vor Kurzem ereignete sich in den Graslanden Dracconias Merkwürdiges: Eine Gruppe Leomarker Waldläufer war zwei Tage westlich des Jolborn auf Erkundung unterwegs, als sich völlig unvermittelt eine Senke von annähernd 30 Schritten Durchmessern vor ihren Füßen auftat. Die Waldläufer erkundeten die Senke und die seltsame Steinformation in ihrer Mitte. Einige der Leomarker hatten ein sehr seltsames Gefühl beim Betreten dieser Senke, welches sie aber nicht genauer benennen konnten. Olidir Dämmertraum war fest davon überzeugt Stimmen im Wind zu hören. „Ich könnte sie verstehen, ich bin mir sicher,“ sagte er, und setzte sich zu den Steinen und versenkte sich in sich selbst, in den Wind, das Wasser, die Erde und die Sonne. Die anderen beobachteten ihn angespannt. Olidir schien sehr angespannt. Nach langer Zeit nahm der Wind, der bis dahin nur ein Flüstern in den langen Grashalmen gewesen war, an Stärke zu. Er wehte immer heftiger und in der Gruppe der Waldläufer machte sich das Gefühl von Unwohlsein breit – Gefahr? Olidir wurde aufgefordert seine Bemühungen zu beenden, damit man diesen Ort verlassen könnte, doch dieser weigerte sich und sprach wie im Fieber: „Ich bin gleich am Ziel, kann die Stimmen fast hören. Hört ihr sie den nicht? Könnt ihr es nicht spüren?“ Er war schweißüberströmt und bleich. Der Wind war mittlerweile zu einem Sturm herangewachsen. Olidir wurde von den anderen seines Trupps gedrängt aufzuhören, wegzugehen. Er weigerte sich, doch dann brach er plötzlich zusammen. Seine Gefährten trugen ihn aus der Senke hinaus. Der Wind legte sich wieder so plötzlich wie er sich erhoben hatte. Da die Waldläufer keinen Heiler dabei hatten, konnten sie Olidir nur notdürftig versorgen, insbesondere da sein Körper keinerlei Verletzung aufwies. Sie konnten sein Selbst nicht mehr spüren und erreichen und trotz aller Bemühungen starb Olidir am Rande dieser seltsamen Senke. Die Waldläufer machten sich nach kurzer Beratung schnellstmöglich in Richtung Osten auf, um in der Leomark von den Begebenheiten zu berichten.

Auszug aus dem Tagebuch von Gregor von Trewerschwing, Knappe des Ritters Samuel von Turlach 29. Tag des 1.Xurl im Jahre 36 n.A.III

Wer hätte das gedacht – kaum ein Dutzend Wochen bin ich in den Diensten meines Herrn von Turlach, schon steht eine Expedition von hoher Bedeutung und großer Gefahr an. Nach Norden soll es gehen, ins Umland von Kratorpolis auf die Grenzburg Hadriansblick, die auf der anderen Seite des Flusses, also nicht mehr in Heligonia selbst, liegt! Bereits vor einiger Zeit wurde eine erste Truppe unter Ritter Hadrian von Sarras dorthin geschickt, der die bis dahin als Ruine dastehenden Gemäuer als Lager für Drachenhain aufzubauen begann. Der Fürst schickt nun diese Expedition aus, um die Grenzburg weiter aufzubauen, das Land zu sichern und schließlich mit den Bilchländern zu verhandeln. Diese Bilchländer, ich weiß nicht, was ich von ihnen halten soll: es sind Fremde und sie sollen in dieser Gegend leben – ich hoffe sie meinen es besser mit uns als die Stuerener, diese feigen Feinde des Fürstentums.

1. Tag des 2.Xurl im Jahre 36 n.A.III
Der Fürst persönlich hat uns, die Expedition „Bilchland“ auf der Drachentrutz verabschiedet. Nun geht es also los, es wird eine weite Reise sein.

13. Tag des 3.Xurl im Jahre 36 n.A.III
Von Störenweiler ging es tagelang auf einem Lastkahn flussaufwärts bis nach Kratorpolis. Von dort geht es nun weiter zu Fuß durch sumpfiges Gelände. Einen Tagesmarsch, so heißt es, haben wir noch vor uns. Die Stimmung ist gespannt, schließlich betreten wir fremde Gefilde, aber gut – endlich ist die Untätigkeit vorbei!

14. Tag des 3. Xurl im Jahre 36 n.A.III
Wir haben Hadriansblick erreicht! Doch nicht ohne Zwischenfall: In der Nacht waren wir unterwegs, hatten schon Lichter der Burg gesehen, da trafen wir auf dem Wege zwei bewaffnete Männer, in blauen Waffenröcken gekleidet und schwer gerüstet. Sie wollten uns die Passage verwehren, sagten, ihr Herr – der blaue Wächter – erlaube dies nicht. Es kam zu einer kurzen Diskussion und dann, ohne Vorwarnung, zum Kampf: ein Hinterhalt! Aus den Büschen kamen noch weitere von ihnen hervorgeprescht und griffen uns an. Doch der Trupp verteidigte sich tapfer und schlug den Feind in die Flucht. Sie schienen gewusst zu haben, wann wir kommen und wer wir sind, hörte ich doch den Ruf „Da sind sie, auf die Ritter zuerst!“. Ohne zu verweilen haben wir schnell die letzten Meter hinter uns gebracht und die schützende Burg erreicht. Doch es war nur ein kurzes Gefühl der Erleichterung – kaum trat ich durch das Tor lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Ich weiß nicht was es ist, aber irgendetwas stimmt hier nicht.

Die Besatzung der Burg sagt, die ganze Feste stünde unter dauernder Beobachtung der Bilchländer. Vielleicht ist es das, was mich so irritiert? Stuerener hat die Burgbesatzung aber noch keine gesehen, dass kann uns nur Recht sein. Doch wer waren dann die Männer, die uns angriffen?

Am Abend näherte sich ein primitives Weib – offenbar eine Bilchländerin – der Burg, mit Fellen bekleidet und mit Tierknochen geschmückt. Sie lud uns – in unserer Sprache, wenn auch gebrochen – zur Unterredung mit ihresgleichen in den Wald, den auf die Burg zu kommen lehnen die Bilchländer ab. Als sie anwesende Kinder der Handwerker sah sprach sie mit diesen und deren Mütter und gab ihnen einen Fruchtstein mit den Worten, dass dies ein Geschenk sei, welches über den Winter getrocknet und im Frühjahr ins Essen gerieben die Kinder zu starken Frauen und Männern machen werde. Ein gut gemeintes Geschenk, doch ob man diesem Weib vertrauen kann?
Wir machten uns, von der Frau geführt, nach kurzer Vorbereitung zum Treffen mit den Bilchländern auf, schließlich ist das der Zweck unserer Anwesenheit. Dabei kamen wir an einem schrecklichen Ort vorbei den sie einen „Warnplatz“ nennen: ein Platz, an dem sie die Überreste der von ihnen besiegten Feinde als Warnung belassen. Wir sollen also mit Menschen verhandeln, die Leichen zur Abschreckung auf Pfähle stecken? Ich will es nicht glauben …

Die Unterredung mit den Bilchländern war verwirrend. Sie sprechen unsere Sprache nur schlecht und verwenden Redewendungen, die wir nicht kennen. Sie zeigten sich nur bedingt interessiert an weiteren Verhandlungen, waren sehr zurückhaltend. Man werde einen Boten schicken, wenn man an weiteren Verhandlungen interessiert sei, so ihre lakonisches Versprechen. Ich weiß nicht, ob dies nun ein Erfolg war – immerhin haben wir sie getroffen. Aber wie es weitergehen soll bleibt unbestimmt.
Doch anderes berichteten sie uns, was mir im Moment mehr Sorge macht als die Verhandlungen. Dass die Burg ein verfluchter Ort sei, berichteten sie, und dass ein Reinigungsritual nach den Maßgaben ihrer Schamanin – das Weib das uns in der Burg kontaktierte – nötig sei um zu überleben, auch wenn dieses Ritual nur für kurze Zeit helfen würde. Und als wäre dies nicht genug: noch vor Mitternacht solle dieses Ritual vollbracht sein. Ich frage mich erneut: kann man diesen Bilchländern trauen? Oder wollen sie uns in eine blutige Fallen locken mit ihrer Zauberei?
Als wir gingen fiel mir auf, dass einzelne der Bilchländer immer wieder auf das Schwert meines Herren – das Drachenhainer Schwert, die Insignie des Schwertführers – deuteten und darüber tuschelten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihnen die Bedeutung der Insignie bekannt ist, doch scheinen auch sie die Erhabenheit Drachenhains zu spüren.

Zurück auf der Burg unterhielten sich die Herren, Ritter wie Gelehrte und Geweihte über die Angelegenheit des Fluches. Die Geweihten der Götter versicherten, dass dieser Fluch tatsächlich bestehe und kein Hirngespinst der Bilchländer sei. Aber ob das Reinigungsritual helfen würde oder die Sache noch schlimmer machen könnte? Es war keine einfache Entscheidung und schließlich blieb es jedem selbst überlassen, ob er das Ritual durchführen wollte oder nicht.
Mein Herr nahm an dem Ritual teil, und so taten es auch ich und viele andere. Zu einem fremden Gott – Andruch – sollten wir sprechen, uns reinigen und diesem Gott versichern, den Hass in uns zu besiegen und „dieser“ Schlacht fernzubleiben.

In den frühen Morgenstunde des 15. Tags des 3. Xurl im Jahre 36 n.A.III
Wir waren gerade in der Stube des Ritters Hadrian zusammengesessen als es geschah. Die Götter mögen uns gnädig sein!
Es muss zur Mitternachtsstunde gewesen sein, da machten sich die Bewohner der Burg, die schon vor uns da waren, und wie sich herausstellte all diejenigen, die sich nicht dem Ritual unterzogen hatten wie benebelt auf den Weg in den Hof. Sie unterbrachen plötzlich die Gespräche und Tätigkeiten, reagierten auf keine Ansprache. Auf dem Hof angelangt legten sie sich auf den Boden und waren da wie eingeschlafen. Doch dann bewegten sie sich wieder, vollführten Bewegungen, als ob sie etwas vom Boden aufschlürfen würden. Sie bewegten sich immer schneller und wilder und stießen dabei kehlige Rufe aus. Plötzlich hielten sie ein und erst dann schienen sie sich gegenseitig wahrzunehmen. Sie begrüßten sich, umarmten sich und versicherten sich immer wieder und immer lauter gegenseitig: „Ja, ich spüre es!“ Da rief einer von ihnen aus „Es sind neue Freunde eingetroffen!“ Sie stellten sich im Halbkreis auf und dann trat einer nach dem anderen von den unseren, die das Ritual nicht mitgemacht hatten vor, von zwei anderen festgehalten. Von einem dritten wurden sie gefragt: „Bruder, willst du mit uns sein?“ Und auf die erfolgende Bejahung sprach dieser erneut: „So nimm den Hass in dich auf!“, und schlug mit diesen Worten zu, so dass Blut spitze. Doch der Geschlagene wehrte sich nicht! Im Gegenteil: er reihte sich ein in Ansammlung der wie berauscht wirkenden Menschen. Dann erhob der Kerl, der die Frage stellte noch einmal das Wort: „Bald ist die Nacht gekommen, tut nun, was ihr tun müsst!“ Und dann ging ein jeder Handlungen nach, die für seinen Beruf typisch waren: Krieger übten, Schreiber schrieben, Schmiede schmiedeten … Doch alles mit hasserfüllter Wildheit, die sich mehr und mehr in rohe Ekstase wandelte. Schließlich trafen sich alle wieder im Hof im Halbkreis und der Sprecher sprach: „Geht nun schlafen meine Kinder, die Nacht in der die selben Sterne auf die Zinnen scheinen wird kommen.“ Da gingen die Verfluchten, denn das waren sie!, auseinander und erwachten erst dann langsam wieder aus dieser Benommenheit und schienen sich an nichts zu erinnern! Ich habe dies alles aus der Sicherheit des Haupthauses beobachtet, wo wir uns auf Geheiß der Herren in Sicherheit gebracht hatten. Ein grässlicher Vorfall und spätestens jetzt ist klar, dass wir in großer Gefahr sind! Doch: das uns gezeigte Ritual der Bilchländer war hilfreich und so können wir hoffen, dass sie uns wohl gesonnen sind. Ich trete nun meine Nachtwache an und dann, so die Götter wollen, werde ich noch ein wenig Ruhe finden in dieser Nacht.

15. Tag des 3. Xurl im Jahre 36 n.A.III
Die Herren haben beschlossen, zu verweilen und darauf zu warten, ob sich die Bilchländer wieder melden werden. Derweil soll der Fluch untersucht werden – schließlich sind unsere eigenen Männer davon befallen und das Reinigungsritual wird nur eine Weile vorhalten. Es gilt, diesen unheimlichen Fluch ein für alle mal zu brechen. Nur wie?

Am Vormittag trafen zwei recht abgehalftert aussehende Ritter in der Burg ein. Sie berichteten, sie seien aufgrund eines Vergehens von ihrem Lehnsherrn damit bestraft worden, sich über ein Jahr hinweg fern der Heimat je einmal in sieben Tagen in einem Zweikampf auf Gnade oder Ungnade mit fremden Rittern zu messen. Finden sie niemanden, der sie für ehrenhaft genug hält, so erzählten sie, so müssten sie gegeneinander zum Zweikampf auf Leben und Tod antreten. Dies wollten sie natürlich nicht, und nun befanden sie sich in der Notlage, dass sie bereits seit sechs Tagen keinen Gegner finden konnten, als sie nun diese Burg hier entdeckten. Deshalb baten sie die anwesenden Herren, sich in einem ehrenhaften Zweikampf mit ihnen zu messen. Die Herren diskutierten darüber – es kam ihnen natürlich seltsam vor, dass diese Ritter so mitten in der Einöde plötzlich auftauchen. Doch es wurde der Beschluss gefasst, diesen Ehrenmännern in ihrer Not zu helfen. So gab es zwei ehrenhafte Zweikämpfe und die Ritter konnten weiter ihres Weges ziehen. Ich bin froh, dass diesen Männern geholfen werden konnte.

Am Mittag tauchte ein weiterer seltsamer Kerl auf, ein zerlumpter Gesell, der sich neugierig umsehen wollte. Natürlich wurde er von den Wachen befragt, wer er sei und was sein Begehr wäre. Er stellt sich als „der Grenzgänger“ vor, was immer das bedeuten soll. Genauer äußerte er sich dazu nicht, und wenn, dann nur sehr geheimnisvoll. Aber er wusste von dem Fluch auf dieser Burg, schien sich aber nicht vor ihm zu fürchten. Und auch er wurde auf das Drachenhainer Schwert des Herrn von Turlach aufmerksam und fragte diesen in seiner seltsamen Art darüber aus – wie es hieße, woher es käme und was mein Herr damit zu tun gedenke. Ein seltsamer Kauz, doch da er keine Gefahr darstellt und mehr zu wissen scheint, haben die Herren beschlossen, ihn auf der Burg zu tolerieren.

Im Laufe des Tages wurden Hinweise gefunden, wie der Fluch zu brechen ist. Es gilt nun, dies vorzubereiten.

Ein Pfeil wurde über die Burgmauern hinweg in den Hof geschossen. An ihm war ein Zettel mit einer Botschaft befestigt. Doch es sind nur Bilder darauf zu sehen. Nachdem diese studiert wurden scheint es, als wolle irgendjemand uns mit dieser Nachricht vor einem Angriff warnen, der um die Mittagsstunde stattfinden soll. Wer warnt uns da? Und wer soll der Angreifer sein?
Der Angriff hat wie vorhergesagt um die Mittagsstunde stattgefunden! Ein Trupp von einem halben Dutzend, mit Bögen, Armbrüsten, Schild und Schwert bewaffnet. Sie waren weder wie die Männer in den blauen Waffenröcken noch wie die Bilchländer gekleidet. Doch ihr Angriff wurde schnell zurückgeschlagen, sie hatten zu keinem Zeitpunkt eine Chance, uns zu überwältigen. Schnell flohen sie in die umliegenden Wälder. Was soll ein solcher hoffnungsloser Angriff?

Nach dem Mittagsmahl ist erneut ein Pfeil mit einer Botschaft im Burghof gelandet. Der Schütze war nicht aufzufinden. Ein seltsames Bild, das eine Flussbiegung, ein Boot und einen Schatz zeigt. Wir sind uns nicht klar, was das bedeuten soll. Da es eine Flussbiegung am Fuße des Berges gibt, wird eine Gruppe ausgesandt, diese Sache zu untersuchen.

Mir ist schrecklich übel und die Feder zu führen fällt mir schwer. Ich bin von Bauchkrämpfen geplagt – so wie fast alle anderen Anwesenden! Jemand muss das Essen vergiftet haben, denn nur denen, die nichts zu Mittag aßen, geht es gut! Wir haben einen Feind in den eigenen Reihen!

Die ausgesandte Gruppe kommt von der Flussbiegung zurück. Es war dort nichts Außergewöhnliches zu finden, weshalb sie ihre Untersuchung beendeten.

Die Giftmischerin ist gefunden! Dank der Untersuchung anwesender Herren wurde sie geschnappt und verhört. Es war eine Frau, die die ganze Zeit Teil der Expedition war. Sie gab zu eine Stuerenerin zu sein, verriet aber sonst nichts über ihren Hintergrund. Es war kaum etwas aus ihr herauszubekommen – mit ihrer Enttarnung scheint sie nun keine Hoffnung zu besitzen, von ihrem Herrn verschont zu werden, so dass es nichts bringt ihr zu drohen. Wie mit ihr nun umzugehen ist wird beraten.

Am Nachmittag traf eine Gruppe Fremder auf der Burg ein. Mehrere waren verletzt. Sie erzählten, dass sie Flussschiffer seien, die von Flusspiraten angegriffen wurden und auf ihrer Flucht nun hier landeten. Doch schnell zeigte sich, dass diese Geschichte eine Lüge ist. Sie widersprachen sich und einige von ihnen wurden sogar dabei erwischt, wie sie versuchten, Eigentum des Burgvogtes zu stehlen. Daraufhin wurden die Fremden festgesetzt, ein paar von ihnen konnten leider entkommen. Seltsam, wie viele und welche Gestalten sich in dieser Gegend herumtreiben …

Um den Fluch zu brechen wird eine besondere Pflanze, ein Nachtlichtgewächs, benötigt. Es wird deshalb eine Truppe ausgesandt, diese zu finden.

Ein Händler tauchte am späten Nachmittag auf der Burg auf. Er sagte er handelt mit Kräutern und Pflanzen, die er in Betis an Alchimisten verkaufe. Zudem berichtete er, dass er eine Kundin habe, die dringend sogenannte „Kraftherznüsse“ benötigte, um ihre kränklichen Zwillinge zu stärken und dass diese oftmals im Besitz der Bilchländer seien, die sie ihm aber nicht verkaufen würden. Wie der Zufall will handelt es sich bei den Kraftherznüssen um eben jene Fruchtsteine, die die Schamanin bei unserer Ankunft den anwesenden Müttern für ihre Kinder als Geschenk gab. Als der Händler davon hörte wollte er diese sogleich erwerben und es entspann sich eine lebhafte Diskussion. Doch der Händler schien eher gierig zu sein, als dass er diesen angeblichen Zwillingen helfen wollte, und so entschloss man sich, ihm die Nüsse nicht zu verkaufen – schließlich handelt es sich ja auch um ein Geschenk der Schamanin. Daraufhin zog der Händler wieder von dannen.
Etwa zeitgleich mit dem Händler fand sich eine weitere Reisegruppe an den Burgtoren ein – und das war eine wahrlich seltsame Gesellschaft! Vier Bauern waren es, die sich in einem Streit um einen wirren Vorfall befanden, in dem des einen Hund bellte, der andere sich verletzte, weil sein Gaul durchging, der dritte unglücklich über den am Boden liegenden zweiten fiel und des vierten Kuh sich bei all dem Ungemach von der Weide machte. Nun erhofften sie sich von den anwesenden Gelehrten einen Schiedsspruch. Ich muss zugeben: zu sehr ermüdete mich diese Streiterei, so dass ich ihrem Ausgang nicht folgte. Doch sprachen die Gelehrten ein weises Urteil, in dem ein jeder seine Verantwortung tragen musste und sein Schaden aufgewogen wurde, so dass die Bauern guter Dinge wieder von dannen zogen. Zu betonen, dass dies eine wahrlich seltsame Begebenheit war erspare ich mir an dieser Stelle.

Die Truppe, die nach dem Nachtlichtgewächs ausgesandt wurde kehrte gerade zurück. Doch: angegriffen wurde sie bei ihrer Suche nach dem Gewächs! Es waren die blau berockten Männer, denen unsere Mannen entgegen standen. Sie konnten erneut geschlagen werden, doch knapp war es, so wird gesagt! Aber sie hatten Erfolg, die Pflanze ist gefunden! So kann man nun daran gehen, den Fluch zu brechen, denn in der Zwischenzeit haben die Gelehrten alles weitere vorbereitet. Ich fürchte es wird erneut ein seltsames Ritual werden und wieder wird zu fremden Gottheiten gesprochen werden.

Nachdem alle Vorbereitungen beendet waren ging es am Abend daran, den Fluch zu brechen. Seltsames, oh weh!, mussten wir tun, uns gegenseitig mit Schnüren aneinander halten, die Waffen niederlegen, Sprüche sprechen! Und dann, plötzlich, waren diese ganzen Geräusche zu hören, das war nicht von dieser Welt, das ist sicher! Mir wurde ganz schwindlig, alles verschwamm, der Boden unter meinen Füßen schien sich weggezogen zu werden. Und dann: Stille. Nur langsam rappelte ich mich hoch und dann begannen Diskussionen, Gespräche und Untersuchungen. Es scheint, als ob das Brechen des Fluches gelungen sei!

Man erzählte mir, vor vielen Jahrhunderten sei jener Fluch einmal in den Jahren des langen Krieges zwischen Stuerenern und Bilchländern unter der Selbstaufopferung zahlreicher ihrer Schamanen gewirkt worden, um diese Bastion des Feindes auf immer zu verderben, auf dass die Herrschaft des Umlandes wieder in ihre Hände falle.

Kaum war der Fluch gebrochen, da waren Hornsignale und laute Stimmen zu hören: ein Angriff! Das konnte kein Zufall sein! So schnell wir konnten nahmen wir die Waffen zur Hand und verteidigten das Burgtor gegen den Feind: die blau berockten! Es war eine große Truppe, die mit schwerem Gerät große Preschen in unsere Reihen schlug. Ein grässliches Gemetzel, und jeder wusste: diese machen keine Gefangenen! Alle standen wir zusammen, ob Kämpfer oder Gelehrter, und verteidigten gemeinsam unser Leben! Nicht viel hätte gefehlt, und ich hätte diese Zeilen nicht mehr schreiben können. Doch das Schlachtglück blieb uns hold, auch wenn wir schwere Verluste zu beklagen hatten. Lange wird dies so nicht weitergehen!

Gerade sind die schlimmsten Wunden versorgt, da taucht die Schamanin der Bilchländer wieder auf. Sie sagt, dass ein hoher Anführer der Bilchländer – „Paran“ nennt sie ihn – eingetroffen sei um mit uns zu sprechen. Wir sollen uns sofort zum Treffpunkt aufmachen. Drum heißt es nun, sich zu rüsten und diese Gelegenheit zu nutzen, auch wenn der Feind – Stueren! – überall auf uns lauern kann.

Den Göttern danke ich! Ich lebe noch! Ich spürte schon Gwons Schwingen, das kann ich wahrlich bezeugen, doch noch ist es nicht so weit … Aber eines nach dem Anderen.
An der Lichtung, an der uns die Bilchländer treffen wollten angekommen, sahen wir sogleich, dass diese mit einem Kreis aus Fackeln beleuchtet war. Einige Bilchländer – ich weiß nun, dass sie Borharcôner genannt werden wollen – waren anwesend, darunter auch der Paran der Maroncu, wie sie ihren Stamm nennen. Dieser erklärte uns, dass all die seltsamen Begegnungen im Laufe des Tages – die Ritter, der hoffnungslose Angriff, die Bauern, der Händler, und wer weiß was noch – kein Zufall gewesen waren, sondern von den Bilchländern selbst inszeniert worden seien, um uns auf Herz und Nieren zu prüfen: ob wir ehrenvoll seien, klug, aufmerksam, gerecht. Sie befanden uns für würdig und erläuterten sogleich, wozu.
Es gibt eine Weissagung der Bilchländer, dass der letzte Spross der Sorebramorer, welches untergegangene Kriegsfürsten der Bilchländer seien, die Bilchländer eines Tages doch noch zum Sieg über die Stuerener führen werde, sofern dieser „seinen siebzehnten Sommer sieht“. Dieser Junge, ein einjähriges Balg mit Namen Meorte, sei ihre letzte Hoffnung. Doch wüssten die Stuerener von der Weissagung und machten darum Jagd auf ihn. Deshalb suchten die Bilchländer nach Schutz und ihre Weissagung sah ihnen voraus, dass wir Drachenhainer auf der Burg, die wir Hadriansblick nennen, auftauchen werden und ihnen helfen können. Drum prüften sie uns, um sicherzustellen, dass wir die Richtigen seien. Bereits zuvor hatte der Paran dafür gesorgt, dass das Kind hierher gebracht würde, doch waren ihnen die Stuerener – aber nicht die blau gewandeten, gegen die wir uns bei unserer Anreise erwehren mussten, sondern der berüchtigte „Rote Jäger“, von dem die Bilchländer in großer Furcht sprachen – bereits auf der Spur.
Da sie uns für würdig erachteten war es also nun so weit, die neue Freundschaft zwischen Bilchländern – Borharcôner heißt es! Werde ich mich je daran gewöhnen? – und Drachenhainern zu besiegeln: Die Borharcôner vertrauten uns das Wichtigste an, das sie haben: das Kind Meorte, ihre einzige Hoffnung! Wir sollen ihn schützen bis zu dem Tag, da er seinen siebzehnten Sommer sieht und die Weissagung erfüllen kann. Eine schwere Bürde, doch ehrenvoll und unumgänglich! Eine Amme und eine Leibwächterin wird das Kind begleiten. Wo es untergebracht werden soll, das wird wohl nur der Fürst selbst entscheiden können.
Gerade wurde diese neue Freundschaft besiegelt und man machte sich daran, alles Weitere zu besprechen, da stürmte aus den Wäldern erneut der Feind – der „Rote Jäger“! Mit Gebrüll und dem Ruf „Gebt uns die Prophezeiung!“ preschten sie heran. Doch warteten sie auf keine Antwort, sondern ließen ihre Klingen die Verhandlung führen. Es war ein harter Kampf, der gerade so gewonnen wurde, doch das Schlimmste war ein anders: einen weiteren Verräter hatten wir in unseren Reihen, der die Gunst des Moments nutze, sich an die Bilchländer und den Balg, den jungen Meorte, heranschlich und eben diesen zu ermorden trachtete. Nur dadurch, dass die Schamanin – Araslá in ihrer Sprache – ihr eigenes Leben gab konnte sie das Kind retten. Eine edle Tat, die ich dieser Frau in Fell und Knochen nie zugetraut hätte. Ich schäme mich für alles Abfällige, dass ich über sie gedacht habe.
Dann kehrte Ruhe ein und Wunden konnten versorgt werden. Eine Vernehmung des Verräters war nicht möglich, gerade wollte man dazu schreiten, da warf er sich in eine unbedacht gehaltene Klinge der Anwesenden, was alle Hoffnung auf weiteres Wissen zu Nichte machte.
Weitere Unterredungen gab es noch mit den Borharcônern. Einer unserer Geweihten, der Erwählte der Poena Witold Rhyannon, bot sich gar an, mit seinem Sohn als Botschafter mit ihnen zu gehen um so den Kontakt zu halten, was diese annahmen.
Zurück auf der Burg machte ich mich bereits auf den Weg auf meine Pritsche, da sah ich noch einmal diesen zerlumpten Kerl, der sich selbst Grenzgänger nennt und den ganzen Tag auf der Burg herumgelungert hatte. Noch immer wollte er nicht beantworten, wer er sei, doch sagte er uns, dass die Gefahr der Stuerener vor Ort vorerst gebannt sei, wir uns aber beeilen sollten, das Kind in Sicherheit zu bringen. Ich weiß nicht, woher er von all diesen Dingen weiß, und vielleicht will ich es gar nicht wissen. Ich bin müde und will nur noch schlafen.

Widerstand der MadRuadh gegen die Siedlung an der Q1

Unter den MadRuadh mehren sich Stimmen, die den Bau eines Niochs an der Grenze zu Flaitney durch die tieflandstämmigen Hochländer ablehnen. „Dies war unser Gebiet und jetzt gräbt man uns dort das Wasser ab – alle Händler auf der Q1 werden dort Rast machen!“ hört man an den Feuern. Die Rechtslage ist allerdings eindeutig, wie Heliosgeweihte sowohl aus Luchnar als auch aus den anderen Hochlandbaronien bestätigen. Das Gebiet wurde abgetreten, also kann den Bewohnern nicht verboten werden, dort Häuser zu bauen, wenn von Seiten der Druidh nichts dagegen spricht.

Frater Martin Dorn zum Frater Primus des Ordens des Lichts zur Sichelmark ernannt worden

Martin Dorn wurde vom hohen Zirkel des Ordens zum Frater Primus des Ordens ernannt.
Nach dem Tod Theofried Barens kamen nach angemessener Zeit die Frater und die Scientii des Ordens zusammen um darüber zu beraten, wer fortan, besonders in Zeiten, in denen die Zukunft alles andere als friedlich aussieht, den Orden führen soll.
Lange wurde beraten. Einige der besonders kampferprobten Frater sprachen sich dafür aus, dass es ein besonders starker und kriegserfahrener Frater sein müsse, der der neue Primus sein sollte.
Die geschultesten der Scientii setzten sich dafür ein, dass es ein Frater sein solle, der besonders viel Besonnenheit mitbringe.
In beiden Gruppen waren diejenigen zu finden, die ein reines Herz für das wichtigste hielten, was ein Frater haben müsse.
So wurden viele Vorschläge gemacht und immer wieder wurde Martin Dorn als der passende Mann angeführt, um den Orden zu führen.
Herr Dorn, der selbst dem hohen Zirkel, dem höchsten Ordensgremium, angehört, hielt sich in dieser Debatte weise zurück, wissend, welche große Aufgabe es sei, den Orden zu führen. Und selbst als alle sich geeinigt hatten, bat er um eine Nacht, um zu den Vieren zu beten und Saarka ein Opfer zu bringen, um seine Entscheidung zu überdenken.
Alle Männer und Frauen des hohen Zirkels gestanden ihm dies zu und verbrachten selbst die Nacht damit, die Viere darum zu bitten, dass sie das Ordensgeschehen recht leiten mögen.
Am Morgen trat ein Rüstbursche zu Scientius Ralf, einem der hohen gelehrten des Ordens, und berichtete ihm, dass ihm in dieser Nacht Saarka im Traum erschienen sei. In diesem Traum führte sie ihn durch die Vierenburg und führte zu der Kammer, in der Herr Dorn schlief. Als er die Kammer öffnete, war darin nur heller Schein und dann erwachte er. Scientius Ralf hielt dies fürderst für den Versuch des Rüstburschen, Einfluss auf den hohen Zirkel zu nehmen. Doch als er im hohen Zirkel darüber berichtete, wurde von anderen Scientii und Frater berichtet, dass auch andere Rüstburschen, Knappen, Novizen und Adepten denselben Traum gehabt hätten.
Als Herr Dorn dies hörte, verstand er das Zeichen und nahm das Amt des Frater Primus des Ritterordens des Lichts zur Sichelmark an. Weise sei sein Geist, schnell sein Arm und stark sei sein Herz.

 

Und wieder frohe Kunde aus Gaeltacht

Nachdem sich die Streitigkeiten innerhalb Gaeltachts durch die Verbindung zwischen Seamus McGrath und der Schwester der Baronin Caillean McGodfrey Eilaine beigelegt werden konnten – der Bote berichtete – gibt es nun wieder Erfreuliches zu berichten. Am fünften Tag des zweiten Helios 38 n.A.III kam im Hause McGrath eine Tochter zur Welt. Sie trägt den Namen Kendra Flòraidh McGrath und wird im Alter von 3 Monden dem Volk bei einem großen Fest vorgestellt werden.

Der Ausbau des neuen Lehens in Luchnar geht langsam voran

Im vergangenen Jahr wurde eifrig, aber eher im Stillen am neuen Lehen in Luchnar gearbeitet. Mittlerweile ist klar, dass es drei Siedlungen geben soll: Eine nahe Esclarmond, eine an der Q1 dicht der Grenze zu Flaitney und eine dazwischen. Die vorläufigen Namen lauten Neu-Esclarwehr, Heidehöhen und Moorwald. Die Ortschaften sollen durch den Ausbau eines bisher wenig begangenen Weges zwischen Esclarmond und der Grenze zu Flaitney miteinander verbunden werden.
Insbesondere an diesem Grenzort wird bereits intensiv gebaut, da die Q1 die Logistik wesentlich erleichtert. In Neu-Esclarwehr stehen zumindest Schuppen, die bis zum Wintereinbruch mit Baumaterial gefüllt werden sollen, um im nächsten Frühjahr rasch mit dem Bau von Häusern zu beginnen. Der dritte Ort wurde bisher nur von der Lage her festgelegt.
Ein Termin für die offizielle Gründung des Lehens steht immer noch nicht fest, ebenso wenig der Titel des Lehensnehmers. Bei letzterem wird es sich vermutlich um Eylwine von Esclarmond handeln.

Frohlocken im Hause Drachenhain-Tlamana

Gleich einem gleißenden Heliosstrahl erhellt seit dem 28. Tag des 1.Helios im Jahre 38 n.A.III ein freundliches Kinderantlitz die Welt und schenkt den Menschen zu Zeiten dräuenden Kriegssturms Mut und Zuversicht.

Denn an jenem Tage fand zu Mirain:

Prinzessin Lenia Orwyn Sarava von Drachenhain – Tlamana

den Weg in unsere Mitte, auf Poenas Leib.

Ihre Hochwohlgeboren Prinzessin Lenia ist nunmehr das dritte Kind des Fürsten Leomar und seiner Gemahlin Baronin Leabell von Tlamana.

Das Haus Drachenhain-Tlamana, es lebe hoch, hoch, hoch!

 

Seite 22 von 34

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén