Publikation: Helios-Bote Seite 24 von 34

Seemannsliebchen

In jedem Hafen, so ist’s Brauch
Ein Seemann hat sein Liebchen
Ob Maat, Matrose, Smutje auch
Er segelt in der Welt umher
und sie erwartet, Blick aufs Meer
Ihr flottes Seemannsbübchen!

Im ersten Hafen meiner Fahrt
Da wartet schon mein Liebchen
Sie ist von gar adretter Art
Ein langes Kleid, kokett geschnürt
Ein blonder Dutt, der mich verführt…
Hier kommt Dein hübsches Bübchen!

Im nächsten Hafen meiner Fahrt
Da wartet schon mein Liebchen
Sie ist von recht robuster Art
Mit festen Armen packt sie an
Kein Kniff, kein Griff, den sie nicht kann…
Hier kommt Dein starkes Bübchen!

Im nächsten Hafen meiner Fahrt
Da wartet schon mein Liebchen
Sie ist von sehr gewitzter Art
Ob Handel, Scherz, Gelehrsamkeit
Ihr Sinn gräbt tief, ihr Rat trägt weit…
Hier kommt Dein schlaues Bübchen!

Im letzten Hafen meiner Fahrt
Da wartet schon mein Liebchen
Sie ist von zugewandter Art
Die Haut so zart, die Lippen weich
Setzt sich auf meinen Schoß sogleich…
Hier kommt Dein schmiegsam Bübchen!

Doch… nenn ich nur ein Fährboot mein
Ich armes Seemannsbübchen
und schippere tagaus, tagein
nur zwischen Pier und Hafen
und abends heim zu Schlafen
Da wartet schon mein Liebchen
Mein Hübsches, Starkes, Schlaues, Schmiegsames
Mein Liebchen!

Kielholergeschichten Folge 55: Der nicht ganz abgeschlossene Reisebericht

Joost van Goov nahm die Pütz und stülpte sie dem ollen Piet über den kahlen Kopf, der daraufhin, wie ein Thaler Göckele laut krakeelend im Kreis stolzierte. Während dessen nahm die Backbordwache in der Kuhl Aufstellung und ließ im perfekten Harmoniegesang den Ödländerchor aus Wolfgrimm Aramantus Mordsharts Oper Teemon, Kaiser von Teemooranien erschallen. Zur gleichen Zeit begann die Steuerbordwache das Großsegel zu bügeln, während der Stückmeister und der Bootsmann mit Belegnägeln jonglierten. Unbemerkt lief das Schiff auf eine Sandbank auf. Von dem Ruck umgeworfen, purzelten alle Seeleute auf Deck durcheinander. Kielholer erhob sich als erster wieder. „Bei Xurls Harnschlag! Joost Van Goov!“ stöhnte Kielholer, „Kannst Du nicht den Kurs ändern lassen, wie jeder andere auch?“

Kielholergeschichten Folge 3478: Landurlaub

Kapitän Xurlsen Kielholer wagte nicht, sich umzudrehen… zu groß war die Gefahr, dass der Flamingo, welchen er auf seinem Kopf balancierte, das Gleichgewicht verlor und sich über sein Offizierspatent zu seinen Füßen ergießen würde. „Warum nur“, dachte Kielholer „habe ich mich auf diese verdammte Wette eingelassen? Und warum nur“, so dachte Kielholer weiter “muss ausgerechnet jetzt ein Bote mit einer Nachricht der Admiralität auftauchen?“. Doch ein echter Held kennt immer einen Ausweg! „Legen sie den Schrieb dort hinten auf das tlamanische Möbel. Nehmen sie sich noch einen Keks und gute Heimfahrt!“ Kaum war der Kurier nach einem zackigen Salut verschwunden, ließ Kielholer den Flamingo mit einer mühelosen Bewegung seines Nackens um sich selbst rotierend in die Lüfte steigen, während sich der Inhalt in seine Kehle ergoss, ohne dass auch nur ein einziger Tropfen den Boden benetzte. „Ah, das tut gut, bei der Hitz!“ rief Kielholer, fing das Glas mit der Ferse auf und schlenzte es mit gekonnter Finesse in den Trog für Schmutzgeschirr zu den restlichen Sachen. Nächste Woche würde der olle Piet kommen und den Abwasch machen. Ein tolles Leben, ein toller Landurlaub, eine tolle Jungesellenbude. Dann nahm er sich den Brief von der Chaise Longue (ein Geschenk einer wohlhabenden und einflussreichen Verehrerin) und informierte sich über sein nächstes Abenteuer.

Anglerlatein

In der Seefahrerschenke „Zum Fischmaul“ saßen bei Bier und Ischgi, die Fischerinnen und Fischer des Ortes beisammen, denn der Wirt war früher selbst ein Seebär gewesen. Nach den vielen Gesprächen mit welchen Knoten sich das beste Fischernetz knüpfen lässt, welches Boot bei hoher See am ruhigsten im Wasser liegt und wo gerade die besten Fischschwärme zu finden sind, kommt das Gespräch fast jeden Abend zum selben Thema. Wenn der ewige Kreislauf von Krugfüllen und leeren oft genug durchlaufen wurde, die Gesichtsfarben röter werden und die Stimmen lauter, dann schlägt die Stunde des Anglerlateins. Dann hängen die jungen Fischer an den Lippen der alten und hören, welche Kaventsmänner schon aus der See gezogen wurden. Die meisten Geschichten waren schon oft erzählt worden, doch wie die Kinder konnten die jungen Fischer sie nicht oft genug hören. An diesem Abend setzte sich auch der Wirt zu der Runde.
Wie so häufig begann der ungeduldige Sven mit seiner Geschichte. „Drei Tage jagte ich den Schwarm. Und als ich das Netz raufholte, war es so schwer, dass Fäden rissen und die kleinen Fische wieder ins Meer zurückfielen. Nur einige große blieben im Netz. Von dem Fang konnten wir einen Monat leben.“
Der schmale Björn nahm einen tiefen Schluck aus seinem Humpen und wischte sich den Schaum von seinem dichten Bart mit den Handrücken ab. „Nach fünf Tagen auf See habe ich einen Fisch gefangen, der war so groß, dass meine Frau sechs Tage lang die Schuppen von ihm abschrubben musste, bevor wir ihn essen konnten.“
Die Fischer lachten. „Dass deine Alte nicht die Schnellste ist, wissen wir!“, sagte die rote Venja und knallte ihr Ischiglas auf den Tisch. „Nach sieben Tagen habe ich einen Fisch rausgezogen, der war von hier“, sie streckte ihre linke Hand so weit nach links, wie sie konnte, und zählte laut die Leute auf der Bank ab. „Eins, zwei, drei, vier, fünf. He, Firn! Streck deine rechte Hand so weit aus, wie es geht!“ Firn streckte seinen muskelbepackten Arm soweit er konnte. Es lagen etliche Meter zwischen Venjas und Firns Hand. Anerkennendes Raunen ging durch ihre Reihen. „So lang war der!“
Der dicke Torleif beugte sich vor und als er sprach, dröhnte sein Bass durch die Schankstube. „Nach zwei Wochen auf See fingen wir einen Burschen, der war so lang, dass er von seiner Schwanzflosse bis zum Maul gerade auf unsere Bank hier gepasst hätte. Und hier sitzen zwölf Fischer und Fischerinnen nebeneinander!“
Wieder ging ein Raunen durch den Raum. Doch sie hatten die Rechnung ohne den Wirt gemacht. „Das ist noch gar nichts“, sagte er. „Ihr wisst, dass auch ich früher als Fischer zur See gefahren bin?“ Die älteren nickten. „Ist euch in all den Jahren aufgefallen, dass die Rückwand meiner Schenke gebogen ist und dass die Bank, auf der ihr sitzt, genau in diese Biegung passt?“ Alle Köpfe drehten sich, um nach der der gebogenen Wand hinter ihnen zu sehen und manche standen auf und begutachteten die gebogene Bank, die von Wand zu Wand reichte.
Als sich alle wieder beruhigt hatten, fuhr der Wirt fort. „Das ist deswegen so, weil der Dachbalken über euren Köpfen nicht aus dem Wald stammt von einem gerade gewachsenen Baum, sondern der Knochen eines Fisches ist, den wir zwei Monate im eisigen Nordmeer gejagt haben.“
Alle Köpfe ruckten nach oben und bestaunten ehrfurchtsvoll den bleichen Knochen, der das Dach trug und dem die Biegung der Wand folgte, vor der ihre Bank stand.
„Ha!“, sagte der dicke Torleif und schlug mit der Faust auf den Tisch. „Das Rückgrat deines Fisches Wirt, ist genauso lang wie mein Fisch war. Es steht unentschieden.“
Der Wirt schüttelte den Kopf. „Das ist nicht das Rückgrat des Fisches. Was ich als Balken für meine Schenke verwendet habe, ist der linke Unterkiefer und auf der anderen Seite des Hauses ist der rechte Unterkiefer. Deswegen heißt meine Schenke auch ,Zum Fischmaul‘.“
Die Fischer und Fischerinnen grölten vor Lachen und bestellen alle noch mehrere Runden Bier und Ischgi, um die Geschichte des Wirtes zu feiern. So machte der Wirt an diesem Abend wieder einmal einen guten Fang.

Francesca Quintanilla – eine Frau kämpft gegen den Verlust

Francesca Quintanilla, Patrona einer der einflussreichsten Familien Betis, hatte in diesen Tagen einen herben Schicksalsschlag zu bewältigen. Sie beklagte den Verlust des Mopses „Sir Henry“, eines ihrer Lieblingshunde. Niemals zeigte sich die edle Dame ohne ihre Möpse in der Öffentlichkeit – vielmehr stellte sie diese stolz zur Schau. Die gepflegten Rassehunde unterstrichen perfekt das aristokratische Auftreten der Patrizierin und rundeten ihre prachtvolle Garderobe ab.
Stets sorgten ausgewählte Diener für ausreichend Auslauf, um dem Bewegungsbedürfnis gerecht zu werden und so die Vitalität der Möpse zu erhalten. Doch dieser Freimut sollte denjenigen Recht geben, die darin schon immer eine gefährliche Fahrlässigkeit gesehen hatten. So begab es sich, dass Sir Henry auf einem seiner Spaziergänge die Verfolgung einer Ratte aufnahm. Im Eifer des Jagdfiebers stürzte der todesmutige Mops in einen der Kanäle und entzog sich dort den Blicken seiner Diener. Als diese die Leine einholten, war daran weder der Hund, noch das Halsband.
An dem besonders fein gearbeiteten Halsband finden sich die gleichen Zierrate aus edlen Steinen wie im Halscollier der Herrin wieder.
Außer sich vor Wut und Trauer legte Francesca Quintanilla selbst Hand bei der Bestrafung der Diener an. Zwar wurde die Leiche von Sir Henry noch nicht geborgen, doch für die Patrizierin scheint ein Fortleben ihres Mopses ausgeschlossen. Wie könne er ohne sein feines Essen aus erlesenen Zutaten auch nur einen Tag überleben? Die aufwändige Zubereitung der Mahlzeiten, die fürsorgliche Pflege und nicht zuletzt die zärtliche Zuwendung könne der Mops keinesfalls außerhalb der Palastmauern des Anwesens Quintanilla erfahren.
So wird sie von nun an allen Menschen, die ebenfalls den Verlust eines geliebten Lebewesens zu beklagen haben, als leuchtendes Vorbild dienen. Mit hoch erhobenem Haupt zeigte sie Stärke in dieser verzweifelten Lebenslage. Den Tränen nahe, doch voller Selbstbeherrschung, verkündete sie, dass sie nicht eher ruhen möge, bis sie den Leichnam von Sir Henry standesgemäß bestatten könne.

Der Handelsprophet

Tageskurse

Aurazith 1 heligonische Unze       2 Dukaten
Brennholz 1m3                      9 Groschen
Pferd                             50 Dukaten
Pferdewagen                       55 Dukaten

Der Anstieg der Brennholzkosten ist auf die Vorhersagen eines frühen harten Winters zurückzuführen. Allgemein stiegen in letzter Zeit vor allem die Kosten für Lasttiere und Wägen, da viele Lasttiere nach Südnuremburg und Ostdracconia verkauft wurden.

Stadtgeschehen (HB83)

Seit einigen Monden scheinen wieder gehäuft Menschen aus Süd-Nuremburg ihre Hoffnung auf eine Flucht nach Betis zu setzen, indem sie sich über Flöße auf dem Jolborn bis in die freie Reichsstadt treiben lassen. Die armen Seelen wurden anfangs von den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt noch fürsorglich aufgenommen, doch inzwischen häufen sich Stimmen, welche die hohe Anzahl an Bettlern in den Gassen auf ebenjene Flüchtenden zurückführen und vom Stadtrat schnelle Maßnahmen verlangen. Um etwaigen Unruhen vorzubeugen hat dieser deshalb beschlossen, die Tore für Neuankömmlinge aus Süd-Nuremburg bis auf Weiteres geschlossen zu halten, was wiederum von anderer Seite der Bürgerschaft scharf kritisiert wird. Die Flüchtenden aus Süd-Nuremburg scheinen angesichts dieser Maßnahmen nun ihr Glück auf der anderen Seite des Jolborn, in Borngart, zu versuchen.

Die unverzichtbare Liste des guten Geschmacks

Was sich schickt:
• Gemeinsames Zugegensein
• Tiefland-hochländische Lehen
• Düfte von „Die Alte Parfumerie“
• Lehrjahre im Hochland
• Das Herzog-Uriel-II-Atoll!

Und was nicht:
• Fluchten von Hauptverdächtigen
• Bündnisse zwischen Staatsfeinden
• Reliquienentwendungen
• Wohlgeordnete Zustände der Anarchie
• Risse, die durch die Gesellschaft gehen

Politische Korrektheit oder der Begriff Artir

Politische Korrektheit kann eine Qual sein.
Bei Entstehung gewisser Konstellationen im Hochland war klar, dass es für neue Begriffe Doppelbenennungen geben muss, Namen, die in beiden Sprachen unterschiedlich lauten, Dies galt insbesondere für Namen neuer Orte (heligonisch Kastelmond – luchnisch Caistlmond) oder Titel. So wird die Freifrau mit dem bisher nicht existierende Ceart Caraid übertragen, was aber nicht freie Frau, sondern eher aufrechte Freundin bedeutet.. und an dieser Stelle gehen die Ausführungen eigentlich schon zu weit.
Denn das Problem ist in der gesprochenen Sprache gering. Rede ich Luchnisch, sage ich Ruadhmora, spreche ich heligonisch, sage ich Rotmark und verwende Ruadmora allenfalls, wenn ich meinem hochländischen Gesprächspartner gegenüber besonders höflich sein will.
Wenn ich schreibe, kommen aber die Fragen – trete ich meinem luchnischen Leser, den ich nicht kenne, zu nahe, wenn ich in einem Text über sein Land meine Namensgebung benutze? Formal wäre das zwar korrekt, die fremde Form inkorrekt. Aber wie ist es moralisch zu lesen? Soll ich beide Formen verwenden und riskieren, dass ich spätestens nach dem zweiten Satz über Braunfriedensmoor / Holemsithmondh den Leser ganz verliere?
Deshalb sind wir sehr froh darüber, dass, wer auch immer es entschieden hat, dem neuen Lehen Luchnars nur ein Name gegeben wurde, ein kurzer dazu: Artir. Auf Luchnisch hat das eine tiefe Bedeutung: Unser Land (und das können nun Tieflandhochländer und Hochlandhochländer interpretieren, wie sie wollen). Auf Heligonisch klingt es nur nett. Das muss ausreichen, und wir sind sehr froh darüber, dass es offenbar tatsächlich allen Hochländern reicht.
Mit Konflikten im Hochland reicht es nämlich schon lange.
Mit der Länge dieses Artikels vermutlich auch.

Aufruf und Einladung

Verehrte Freunde Luchnar im ganzen Reiche und darüber hinaus,

wie in diesem Boten auch an anderer Stelle bekannt gemacht wird, ist das neue Lehen in Luchnar endlich offiziell ausgerufen worden.
Hierzu wird es weitere Feierlichkeiten geben und zwar am 17. Tage des 1. Poenamondes im kommenden Frühjahr.
Es ist den Einladenden durchaus bewusst, dass sowohl Ausrufung als auch Feierlichkeiten für Luchnar höchstrangig, für das Hochland interessant, für Drachenhain schon nachrangig und für den Rest der Welt weitestgehend irrelevant sind.
Dennoch legen der Baron von Luchnar, Koldewaiht von Hautzensteyn und die neue Freifrau / Ceart Caraid Eylwine von Esclarmond Wert darauf, dass jeder, der teilnehmen möchte, in Kastelmond / Caistlmond willkommen ist.
Adlige und andere höhergestellte Persönlichkeiten – gerne auch alle anderen – bitten wir, ihre Teilnahme formell oder informell anzumelden.

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