Publikation: Helios-Bote Seite 25 von 34

Das neue Lehen in Luchnar – endlich offiziell!

Die offizielle Ausrufung des neuen Lehens in der Baronie Luchnar hat endlich stattgefunden. Wie angekündigt wurde von Seiten der Druidh und Sagai des Landes das Erntedankfest Arán als passender Anlass auserkoren. Der Zeitpunkt dieses Festes ist allerdings vom Ablauf der Ernte abhängig. Ein festes Datum konnte deshalb nicht festgelegt werden.

Die Feier wurde deshalb aufgeteilt in eine offizielle Verkündung durch die Verantwortlichen in Luchnar am letzten Tage dreitägiger Feierlichkeiten, so dass jeder Bewohner des Landes, der die Wegstrecke zurückzulegen vermag, daran teilhaben kann. Im Frühjahr wird es einen weiteren Festakt geben mit Gästen aus ganz Drachenhain und anderen Teilen Heligonias, bei der voraussichtlich auch Fürst Leomar von Drachenhain, Foranan McDonough, Baron von Flaitney und Cailleen McGodfrey, Baronin von Gaeltacht anwesend sein werden.

Als Tag der letzten Ernte wurde der 27. Tag des 1. Xurl bestimmt. Maßgeblich war natürlich die Ernte im neuen Lehen, diese wurde aber so eingeholt, dass auch die Ernte in den anderen Teilen Luchnars abgeschlossen war.

So begannen sich am 28.Tag die Bewohner des Lehens und nach und nach immer mehr Gäste aus den Clangebieten in Kastelmond / Caistlmond, dem Hauptort des Lehens zu sammeln. Auf dem Dorfanger wurde ein großes Feuer entzündet. Speisen und Getränken standen auf Tafeln rund um den Anger und im Saal des Landhauses der Freifrau. In und um Kastelmond gab es aber viele weitere Möglichkeiten sich an kleineren Lagern aus Strohballen oder Fellen zusammenzufinden.

Die ersten beiden Tage des Erntedankes waren weitgehend frei von offiziellem Programm. Man aß und trank miteinander, unterhielt sich, sang alte und neuere, luchnische und tiefländische Lieder. An manchen Tischen wurde gespielt, auf freien Flächen kleinere Wettkämpfe und freundschaftliche Gefechte durchgeführt und vor dem Dorfe mehrere Utzganpartien bestritten, bei den die Mannschaften unabhängig von Zugehörigkeit und Herkunft bunt zusammenfanden. Abends rückte man am Feuer zusammen, erzählte sich Geschichten und Trivialitäten und sang und zechte bis tief in die Nacht.

Die zukünftige Freifrau oder Ceart Caraid des Lehens, Eylwine von Esclarmond hatte sich bis um den Mittag des zweiten Tages zwanglos unter den Feiernden bewegt und die neuen Gäste begrüßt, die auch an diesem Tag zahlreich eintrafen, sogar einzelne aus den naheliegenden Nachbargebieten, vor allem von der Drachentrutz, aus Flaitney und aus Wolfenfeld. Nun trat sie vor die Menge und verkündete, allen Interessierten das neue Lehen noch etwa näher zu zeigen. Drei Wanderungen waren organisiert – je nach Lust und Fußfertigkeit rund um Kastelmond, bis Rotmark und durch die Ausläufer der Moorgebiete oder bis nach Braunfriedensmoor tief im Lehen. Eine große Zahl der Gäste nutzte eine der Möglicheiten und bis die letzten wieder in Castelmond anlangten, brach schon die Nacht herein.

An diesem Abend wurde verkostet, was das Jahr an edlen Tropfen beschert hatte – Bier, Brände und Or-Ban aus den verschiedenen Gegenden Luchnars. Manch einer bereute am nächsten Morgen, nicht doch die eine oder andere Runde ausgelassen zu haben.

Um die Mittagszeit des dritten Tages versammelten sich Druidh und Sagai an einem Ort, der ein gutes Wegstück von Kastelmond entfernt war, auf einer Weide, die an die äußersten Ausläufer des Moores und an einen Wald grenzte. An diesem Grenzpunkt lag ein Cairn, eine Verbindung zur Anderwelt und die Druidh hatten die Weide für geeignet befunden. Natürlich waren sämtliche Druidh und Sagai des neuen Lehens anwesend, dazu manche aus den Clangebieten und einige Geweihte aus dem Osten Flaitneys, der an das neue Lehen grenzt. Sie bereiteten das Land auf den Wandel vor, der klein, aber weit mehr als politisch war.

In den folgenden beiden Stunden sammelte sich nach und nach auch die Festgesellschaft am Rande der Weide und gegen die zweite Stunde war auch der letzte größere Schwung an Gästen eingetroffen. Nur wenige waren in Kastelmond zurückgeblieben, die für den Weg zu gebrechlich waren oder die sich in den beiden vorherigen Nächten zu sehr verausgabt hatten.
Der dem Cairn zugehörige Druidh sprach zunächst einen Segen über den Ort, dann die anderen Druidh und Sagai über das Lehen, Luchnar, das Hochland, Drachenhain und ganz Heligonia. Schließlich wurden gute Botschaften zu den Sternen und mit Behutsamkeit in die Anderswelt gesandt. Die Stunde der Ausrufung war gekommen. Die Festgesellschaft betrat die Weide.

Als erstes sprach der Baron des Landes, Koldewaiht von Hautzensteyn. Er schlug den geschichtlichen Bogen zurück zum Dòrchiu, dem Bruderkrieg im Hochland vor bald hundert Jahren, der die Tiefländer letztlich erst nach Luchnar gebracht hatte, schilderte die wechselhafte Geschichte des Clans- und Vogtswesens über die Jahrzehnte und wie das System, das einst den Zwist überwunden hatte, neuen Zwist hervorrief und letztlich in etwas Neues münden musste.

Als nächstes sprachen nacheinander die Clansoberhäupter Gwarra Tekindra MadGlas, Gallory Lland MadRuadh und Flarn Flirhan MadUaine. Sie schilderten in teils sehr persönlichen Worten das Verhältnis der Clans und der Tiefländer zueinander während ihrer Zeit als Ceann und Ceanna Cuath, die jeweils mehr als 20 Jahre umspannte. Gwarra Tekindra brachte es in ihren Schlusssätzen wohl auf den Punkt: Sie konnte die Tieflandstämmigen als Hochlandbewohner annehmen, als sie begriff, dass das Land selbst sie angenommen hatte.

Zuletzt sprach Eylwine von Esclarmond, die neue Ceart Caraid. Die bittere Vorgeschichte von Teilen ihrer Familie mit den Clans streifte sie nur kurz und schilderte ihre Liebe zu dieser Gegend und wie das Lehen in den letzten Jahren mit Hilfe vieler aufgebaut worden war. Sie schloss mit den Worten: Und so rufe ich Dich, unser Land und Teil unseres Landes, bei Deinem neuen Namen: Artir!

Viermal rief sie den Namen und viermal wiederholte ihn die Menge. Kurz herrschte Stille. Dann strich plötzlich ein Wind über die Weide, im Wald rauschte es in den Wipfeln, aus dem Moor stieg Nebel empor und in der Ferne war ein Ächzen zu vernehmen.

Druidh und Sagai, die um die Weide gesessen hatten, erhoben sich und schritten langsam davon, in Richtung ihrer Cairns, ihrer Haine und Wohnstätten, um die enge, intensive Verbindung mit dem Land, die sie zuvor gewoben hatten, wieder zu lösen. Der Wind legte sich, die Menge fand zur Sprache zurück und begab sich, plaudernd oder sinnierend, in kleinen und großen Gruppen zurück nach Kastelmond. Er herrschte Einigkeit, dass ein guter Name gefunden war – Artir, übersetzt „Unser Land“.

Die Alten, die zurückgeblieben waren, hatten den vorbereiteten Holzstoß auf dem Anger angefeuert und mehrere Ballen auf einer Tafel geöffnet. In ihnen lagerte der Großteil der Jahresernte an Eithill, dem seltenen und kostbaren luchnischen Pfeifentabak, der nun unter den Gästen verteilt wurde. Etliche steckten sich eine Pfeife an oder labten sich an den neuen Speisen und Getränke, die vom Sitz der Ceart Caraid herbeigetragen wurden. Mancher nutzte aber auch die Gelegenheit, sich zu bedanken und zu verabschieden, insbesondere diejenigen, die noch einen weiten Weg vor sich hatten.

So schrumpfte die Menge über den Rest des Tages allmählich wieder, wie sie zuvor gewachsen war, bei Schmaus und Trank, Sang und Spiel, am Feuer und auf den Lagern. Die Stimmung war heiter, etwas ruhiger und besinnlicher als zuvor, doch wieder wurde für die, die geblieben waren, der erste Abend und die erste Nacht in Artir fröhlich und lang, unter guten Sternen und mit dem Segen aus anderen Welten.


Als Chronistin dieses geschichtsträchtigen Erntedankfests möchte ich mir einige Anmerkungen erlauben. Es war mir seit langem klar, dass ich vermutlich für den Heliosboten und ganz sicher für mich an der Ausrufung des Lehens teilnehmen würde und ich habe mich ebenso lange mit der Problematik dieser Gründung beschäftigt. In manchem Jahr rief allein die Erwähnung des Themas nur Desinteresse, Spott oder genervtes Kopfschütteln hervor.
Aus heutiger Sicht ist es aber hervorragend, dass es so lange gedauert hat. In der Vergangenheit hätte dies eine gespaltene Feier sein können, mit Anspannung auf beiden Seiten und dem Risiko, dass irgendein Vogtsbengel oder Clansbock, vielleicht auch eine Clanszibbe einen Eklat anzettelt, eine Rauferei provoziert oder Schlimmeres.

Mittlerweile ist das Lehen ohne eine offiziellen Ausrufung oder einen Namen fast vollständig aufgebaut. Viele Clansangehörige haben es besucht, Handelsverbindungen sind entstanden, Freundschaften. Die mittlere Generation beider Teile spricht die Sprache des anderen fließend, die jüngere in der Regel sogar akzentfrei. Es muss nicht mehr zusammengezwungen werden, was nicht recht zusammen will – es ist tatsächlich etwas zum Gutteil zusammengewachsen und wird dies weiter tun. Das Land ist ganz und heil.
Es war außerdem richtig, zwei Feiern zu planen. Die Luchner mussten diese Wunde zunächst für sich selbst schließen, sich auf sich konzentrieren, um erst in einem zweiten Schritt sich nach außen zu öffnen, auf hochrangige und der Hochlandsprachen unkundige Gäste zu achten und ein auch heligonisches Fest zu feiern. Hier, an Arán mussten keine Rücksichten genommen werden. In ihren Reden wechselten Baron und Freifrau je nach Thematik zwischen den Sprachen, die Clansoberhäupter und Druidh sprachen ausschließlich Luchnisch, die anderen Geweihten nur selten Heligonisch oder das Flaitneyer Idiom – alles eine Unhöflichkeit bei einer Vielzahl an tiefländischen Gästen, hier eine Selbstverständlichkeit.

Aber die heligonische Feier wird kommen. Auch Drachenhain, auch ganz Heligonia möge ganz und heil bleiben oder werden.
Auf Artir!

„Nicht zu scherzen!“

Für gewöhnlich interessierten sich die DarborerInnen eher weniger für die amtlichen Aushänge am Redonsbrunnen. Doch dieses Mal sorgte der in großen Lettern geschriebene Aufruf für Diskussionsstoff. Ein überraschtes Murmeln und zustimmendes Nicken war zu vernehmen, denn der Appell des Großwesirs rannte offene Türen ein:

„Werte BürgerInnen Darbors – Wir brauchen Euch! In den letzten Monden verschwand ein vertrauter Anblick aus den Gassen unserer geliebten Stadt. Das Bettelvolk hat sich gänzlich zurückgezogen. Dies kann nur darauf zurückgeführt werden, dass so viel für alle da ist, dass keiner mehr gewillt ist, seinen Lebensunterhalt zu erbetteln. Erst jetzt begreifen wir, was wir verloren haben. Wohin mit unserer Mildtätigkeit? Der Verlust von sozialen Kontakten, wenn wir einsam durch das Hafenviertel streifen, ohne ausgeraubt zu werden. Die exzellente Unterhaltung, wenn uns ein Gestrandeter eine traurige Geschichte erzählte. Die körperliche Nähe, wenn sich Krüppel an unsere Beine festklammerten, um ein Stück Brot zu ergattern.

Jeder ist aufgerufen, diesem Missstand ein Ende zu bereiten. Daher bieten Wir euch die Gelegenheit ein Stück darianer Kultur uns unsere Stadt zurückzubringen. Ein jeder, der sich der Tradition der Bettler und Schnorrer verpflichtet fühlt, kann für einige Stunden diese Rolle übernehmen. Entsprechende Kleidung, ein rostiges Messer und eine Bettelschale werden gestellt, ebenso erfolgt eine kurze Einweisung in das Gewerbe.

Nach erfolgreich erledigtem Einsatz wird eine Aufwandsentschädigung ausbezahlt. So zögert nicht, liebe BürgerInnen und meldet euch zum freiwilligen Dienst beim Hintereingang des Palastes, linke Tür mit der Aufschrift „Kulturamt“.

Möge sich das Volk am Segen des „Füllhorns“ laben – Imposante Rede Graf Dedekiens an sein Volk

Am heutigen Tage pulsiert das Leben mehr denn je in der schönsten Stadt des Königreichs. Im Hafen herrscht emsiges Treiben, müssen doch die reich beladenen Schiffe aus den Südlanden gelöscht werden. Doch noch ein weiteres aufregendes Ereignis führt dazu, dass sich die Menschen durch die engen Gassen in Richtung Palast drängen. Endlich ist der Tag gekommen, den die Darianer stets mit unbändiger Freude herbeisehnen. Heute wird der geliebte Landesherr das Wort an seine Untertanen richten, die sich bereits in beschwingter Erwartung auf dem Platz vor dem Palast eingefunden haben. Schließlich galt es nicht nur die Worte des verehrten Gebieters zu vernehmen, vielmehr möchte jeder noch einen Platz ergattern, der auch einen Blick auf den vergötterten Herrscher gestattet.

Der ohrenbetäubende Lärm der Menschenmasse erstarb augenblicklich, als Graf Dedekien auf seinen Balkon trat. Doch dann zerriss der Sturm der Begeisterung die nur kurz anhaltende Stille.

Sichtlich gerührt ließ der Landesvater seine Kinder für eine Weile gewähren, bis er seine Hand erhob, um Schweigen zu gebieten.

„Mein geliebtes Volk!
Die Götter sind Uns wohlgesonnen. Nach vielen Monden auf rauer See sind unsere Schiffe aus den Südlanden reich beladen zurückgekehrt. Noch viele Tage wird es dauern, bis Wir alle Schätze gesichtet haben und Uns ein Bild vom Umfang der Reichtums machen können. Doch soviel sei gesagt: ein jeder Unserer geliebten Untertanen soll teilhaben am Überfluss.“

Noch bevor die Menge erneut in rasende Begeisterung ausbrechen konnte, erhob Graf Dedekien seine Stimme:

„Wir haben beschlossen, dass ihr alle an den edlen Speisen und erlesenen Getränken Unserer Tafel teilhaben sollt, denn es ist mehr als genug für alle da. In der eigens für Unser Vorhaben eingerichteten Taverne „Zum Füllhorn“ werden fortan an jedem Abend die Überschüsse Unseres Mahles gereicht. Ein von Uns berufener Beamter wird dafür sorgen, dass die Verteilung über alle Maßen gerecht wird und sich alle an Unserem Segen laben können.“

Nur mit Mühe konnte der Landesvater seine Rede fortführen, da die Woge der Ergriffenheit ihn sichtlich rührte:

„In anderen Ländereien sind Armenspeisungen üblich. Diese sind eines Darianers nicht würdig. Unsere geliebten Untertanen erhalten keine Almosen, sie nehmen Platz an Unserer Tafel.“

Die Menge applaudierte, bis die Handflächen zu schmerzen begannen.

Diese Worte tragen nun die Omus in alle Winkel des Reiches, damit die Großzügigkeit des verehrten Herrschers an alle DarianerInnen verkündet wird.

Explosion in Idyllie

Am 11. Tag des 1. Xurl konnte ein lauter Knall in Tlamana vernommen werden. Unter der Landbevölkerung brach zeitweise Panik aus. „Bei Helios! Sind die Götter uns böse?“, „Oh weh! Ist Crelldinor vom Himmel gefallen?“, „Ach herrje, steigen die Trolle vom Schlangenkamm herab?“ und ähnliche Schreie konnten vernommen werden.
Baronin Leabell ahnte, woher der Knall gekommen sein mochte und ließ schnell einige Boten zur Universität Idyllie schicken. Dort erhielten diese die nun offiziell verkündete Nachricht, dass bei dem Versuch, ein neues und köstliches alkoholisches Getränk zu brauen, der Kessel explodiert sei. Die Universität habe alles unter Kontrolle, die Außenmauern würden bereits wieder erneuert werden.
Einige Bauern, deren Land rund um die Universität liegt, haben berichtet, dass tatsächlich nach dem Knall ein großes Loch in der Mauer zu sehen war, aus dem Qualm aufstieg. Unter den Bauern wird gemunkelt, dass hier vielmehr wieder mit irgendwelchem Fitzzeug experimentiert wurde. Nun hoffen sie, dass ihre Felder im nächsten Jahr nicht von irgendwelchen sonderbaren Pflanzen überwuchert werden.
Nach Angaben eines Informanten des Boten soll Baronin Leabell kurz nach dem Ereignis einen Besuch an der Universität abgehalten haben, um sich zu vergewissern, dass nichts von den kostbaren Büchern und Gegenständen, die in der Universität gelagert werden, durch die Explosion zerstört wurde. Auf Anfrage des Boten erhielten wir keine Angaben.

Spektakulärer Zwischenfall an der Ringlesmühle

– Fürstentochter wurde entführt –

Als im letzen Helios-Mond Baron Leomar von Tatzelfels seine Verlobte, Prinzessin Celia, heimführen wollte, machte er mit seinem Gefolge an der Ringlesmühle Rast. Diese Gelegenheit nutzte sein Vertrauter und Hofgelehrter die Prinzessin entführen zu lassen. Obgleich sich die Prinzessin in der Obhut der Niederwerrner Garde befand, gelang es dem Verräter die Prinzessin in eine Höhle zu verschleppen. Mit Hilfe eines Heeres von merkwürdigen Kreaturen bewachte er die Unglückliche. Dennoch gelang es einigen tapferen Recken unter großen Verlusten den Gelehrten zu töten und die Prinzessin unbeschadet an den Baron zurückzubringen.

Gelehrte, Geweihte und Alchimisten aufgepaßt

Baron Leomar von Tatzelfels sorgt sich um seine Zukunft. Wie schon seit langer Zeit bekannt ist, liegt ein Fluch über ihm, der es unmöglich macht seine Heimat zu betreten. Da seiner Hoheit viel daran liegt den Fluch zu brechen, wendet er sich hiermit an alle fähigen Gelehrten, um deren Hilfe zu erbitten. Sollte dies gelingen, so wird der Baron sich sehr erkenntlich zeigen

Cedric of Darkenwood zu Gast auf Burg Tatzelfels

Der Sohn von Earl Arthur of Darkenwood verweilt derzeit auf Burg Tatzelfels. Gerüchten zufolge versuchen die beiden Herrscherhäuser Handelsbeziehungen aufzubauen. Der genaue Inhalt dieser Gespräche konnte jedoch nicht in Erfahrung gebracht werden.

Asgrimm Goldschild als neuer Kämmerer eingesetzt

Aufgrund der galoppierenden Inflation des alten Thaler-Gulden wurde dieser abgeschafft. An seiner Stelle wird nun der Dukaten eingeführt. Damit diese schwierige Aufgabe zur Zufriedenheit aller erfüllt werden kann, bekleidet Asgrimm Goldschild den Posten des Reichskämmerers. Bei ihm können auch fremde Währungen eingetauscht werden

Ein blutroter Streifen am Horizont über der Wüste im Westen war alles, was noch an den brütend heißen Tag erinnerte. Die Dämmerung war kurz in Darbor, der alten Hafenstadt Darians, und wie immer um diese Zeit kam vom Meer her eine frische Brise auf.
Nach der allmonatlichen (und wie gewohnt herausragend einzigartigen) Rede ihres geliebten Herrschers Graf Dedekien waren die Straßen noch immer gefüllt von glücklichen Menschenmassen, deren Euphorie sich langsam in wohlige Zufriedenheit wandelte, als man die kühlen Dachterrassen aufsuchte, um dort das müde Haupt zu betten. Leise Stimmen erfüllten die von Saarkas Sichelmond erhellte Nacht, sporadisch durchmischt von einem Lachen, einer zirpenden Grille, einer quietschenden Tür oder einem bellenden Hund.
Auch der uralte Onkel Faisal saß zurückgelehnt auf dem Dach seines Hauses auf einem riesigen Kissen, die Wasserpfeife in der einen Hand, einen Becher Wein in der anderen und zahlreiche Familienmitglieder um sich herum. Wieder einmal hatten sie darum gebeten, seine Geschichte vom Nech-Burai zu hören, dem sagenhaften, geflügelten weißen Burai, das er vor sehr langer Zeit einmal gesehen hatte. Wieder einmal erzählte er sie geduldig.
Als er geendet hatte, verabschiedeten sich seine Zuhörer nach und nach, um sich schlafen zu legen. Nur die kleine Nuha saß noch auf seinem Schoß.
Sie war den Sommer über bei Faisals Familie einquartiert. Wie viele Darianer waren auch Nuhas Eltern seit ein paar Jahren gezwungen, geschäftlich ins Ausland zu gehen. Während sie die Saison über in der Grenzgegend von Thal und Tlamana im Norden arbeiteten, erlebte Nuha eine großartige Zeit in Darbor.
„Onkel, diese Geschichte von dem geflügelten weißen Burai erzählst du so oft… ich weiß, alle mögen sie gerne, aber ich würde lieber etwas ganz neues hören… etwas, das du noch nie erzählt hast!“
„Etwas neues, ja?“ Nachdenklich strich sich Faisal durch den Bart. „Was möchtest du denn hören? Gibt es etwas, das dich besonders interessiert?“
Nuha überlegte nicht lange. „Ja, so etwas gibt es! Ich würde gerne wissen, warum deine Frau Salimah so jung ist, obwohl du doch schon so alt bist. So alt, dass die Leute sagen, niemand sei so alt wie du.“
Faisal schmunzelte. „Ja, so sagt man wohl… da ist dir eine gute Frage eingefallen und ich könnte dir erzählen, warum das so ist. Aber es ist ein Geheimnis, und wenn du es kennst, darfst du es nur weitererzählen, wenn Salimah oder ich es dir erlaubt haben.“
Nuha nickte eifrig. „Versprochen!“ flüsterte sie.
„Alles begann vor sehr langer Zeit. Damals waren Salimah und ich jung. Genau gleich jung! Und wir hatten uns sehr gern.“
„Wirklich? Gleich jung?“
Faisal nickte.
„Nein!“
„Doch.“
Faisal schloss für einen Moment andächtig oder vielleicht auch müde die Augen und fuhr fort. „Zu unserem Glück konnten sich unsere Eltern einigen und wir heirateten, sobald wir alt genug waren. Wir hatten ein großes Zelt, eine stattliche Buraiherde und im Handumdrehen viele Kinder, und wir alle lebten glücklich, bis eines Tages Salimah sehr schwer krank wurde. Du hast vielleicht gehört, dass sie lange fort war?“
„Oh ja! Sie war fort, das habe ich gehört.“
„So kann man es sagen, doch war sie wirklich unvorstellbar weit fort. Sie ist damals nämlich immer schlimmer krank geworden, und in einer dunklen Nacht hat sie die Welt der Lebenden verlassen.“
„Wirklich? Sie ist gestorben?“
Faisal nickte.
„Nein!“
„Doch.“
Faisal seufzte und blickte aufs Meer. „Wir alle waren sehr, sehr traurig. Und ich habe nicht glauben können, dass ich sie nie wiedersehen sollte. Ich hatte Angst, ohne sie alt werden zu müssen. Doch dann begegnete ich dem Nech-Burai… und ich hatte das Gefühl, dass ich warten musste. Bis sie wiederkommt.“
„Und vor ein paar Jahren ist sie tatsächlich wiedergekommen?“
„Ja. Und sie hat etwas ganz und gar Unglaubliches erlebt! Sie hat Gwon getroffen, den Götterfalken, der sie zu den Sternen ins Reich der Toten nehmen wollte. Er machte sich auf mit ihr, doch auf halbem Weg kamen sie an einen Ort, der Salimah an eine Karawanserei erinnerte. Dort wurde sie abgesetzt. Es gab dort auch andere Seelen, und es war für alle gesorgt. Manche waren schon länger dort, manche erst kurz. Hin und wieder, so schien es, bringt Gwon die Toten nur bis an jenen Ort und nicht bis zu den Sternen. Warum das so ist, hat Salimah nicht herausgefunden. Normalerweise, so sagte sie, werden die Seelen nach einem mehr oder weniger langen Aufenthalt abgeholt, um endgültig zu den Sternen zu reisen. Doch manche dürfen auch zurück.“
„Wirklich? Und sie durfte zurück?“
Faisal nickte.
„Nein!“
„Doch.“
Faisal schürzte die Lippen. „Es war aber nicht einfach. Von Zeit zu Zeit wird dort, in der Karawanserei zwischen den Welten, ein sehr kompliziertes Spiel gespielt. Wer es gewinnt, darf wieder zurück zu den Lebenden. Doch das gelingt nur selten.“
„Aber sag, Faisal, warum hat es denn so lange gedauert, bis sie wieder hier war?“
„Das weiß ich nicht. Für sie schien es aber nicht ganz so… lang wie für mich gewesen zu sein, wie man an unserem Altersunterschied sehen kann.“ Faisal seufzte schwer. „Jedenfalls weißt du jetzt, warum Salimah und ich gleich alt sind und ich trotzdem viel älter.“ Faisal lächelte. „Doch nun gehen wir schlafen.“
Die beiden gingen hinüber zum Nachtlager, wo die anderen Familienmitglieder schon schliefen. Eigentlich, dachte Faisal, hatte er großes Glück gehabt. Denn schöner hätte der Abend seines langen Lebens nicht kommen können.
„Gute Nacht, kleine Nuha.“
„Gute Nacht, Onkel Faisal!“

Was passiert jenseits des Jolborn?

Auszug aus dem Tagebuch von Hannes Stielklauber, Thaler Söldner
16. Tag im 3. Saarkamond im Jahre 39 n.A.III.
„Endlich geht es los! Nach Wochen der Vorbereitung brechen wir auf. Mit der Kriegsbarkasse ‚Roter Lynx‘ schiffen wir uns nach Süden ein. Ich bin schon gespannt, welche Abenteuer uns erwarten. Unser Anführer Kasimir Eckberger hat uns kurz vor dem Ablegen noch einmal eingeschworen. ‚Ich weiß nicht, wie lange wir von Zuhause weg sein werden,‘ hat er gesagt. ‚Aber seid versichert: Unser Erfolg sichert die Zukunft des Fürstentums. Und solange das Fürstentum besteht, solange besteht auch unsere Heimat!“
2. Tag im 1. Poënamond im Jahre 39 n.A.III.
„Den Schutz der Wälder haben wir hinter uns gelassen. Vorsichtig bewegen wir uns durch das Borngarter Hinterland auf Fliranstedt zu. Kontakt zur hiesigen Bevölkerung haben wir bislang vermieden. Wir ernähren uns von dem, was wir selbst erjagen oder sammeln.“
17. Tag im 3. Poënamond im Jahre 39 n.A.III
„Graufeld. Unser neues Zuhause. In einem verlassenen Gehöft haben wir uns einquartiert und die Identität von Bauersleuten angenommen. Kasimir hat uns in Gruppen eingeteilt, die zum Spähen ausgesandt werden. Der Rest verrichtet sein eintöniges Tageswerk. Was mit den ursprünglichen Bewohnern passiert ist habe ich nie gefragt.“
5. Tag im 2. Heliosmond im Jahre 40 n.A.III
„Die Menschen von Borngart bauen wirklich seltsame Gebäude wie ich sie in Thal noch nie gesehen habe. Nobart, der gerade vom Spähen zurückgekehrt ist, erzählte mir von Türmen, an deren Spitze metallisch glänzende Schalen platziert sind. Er selbst kann sich keinen Reim darauf machen und auch Kasimir scheint ratlos.“
8. Tag im 3. Heliosmond im Jahre 40 n.A.III
„Ich habe sie jetzt selbst gesehen, die Türme mit den seltsamen Schalen an der Spitze. Sie sind wohl wichtig, denn sie sind sehr gut bewacht. Kasimir ist vor allem darüber besorgt, dass die Schalen alle in Richtung Heligonia zeigen.“
11. Tag im 1. Xurlmond im Jahre 40 n.A.III
„Der Informationsfluss innerhalb Borngarts scheint recht gut zu sein. Wir erfahren Neuigkeiten aus dem Königreich schneller als über unsere eigenen Meldeläufer.“
19. Tag im 1. Xurlmond im Jahre 40 n.A.III
„Gerüchte über einen neuen Heligonischen Gott machen die Runde. Die bäuerlichen Bewohner haben großes Interesse an dem jungen Gott namens Arden, der sich den Heligoniern scheinbar sehr oft in menschlicher Gestalt zeigt. Das gab es hier in Borngart schon lange nicht mehr.“
23. Tag im 2. Saarkamond im Jahre 40 n.A.III
„Ich soll Leutnant Roger nach Fliranstedt begleiten. Kasimir hat ihm einen Beutel zugesteckt – wahrscheinlich Geld.“
4. Tag im 1. Poënamond im Jahre 40 n.A.III
„Zurück in Graufeld. Das Glücksgefühl über die gewonnenen Erkenntnisse überwiegt die unendliche Müdigkeit. Roger konnte herausfinden, dass … das habe ich nicht ganz verstanden. Irgendetwas mit passiv-schwingender Obserbtion oder so ähnlich.“
29. Tag im 2. Poënamond im Jahre 40 n.A.III
„Saarka hat sich zurückgezogen und Helios strahlt über uns. Kasimir hat erneut Spähtrupps ausgesandt.“
14. Tag im 3. Poënamond im Jahre 40 n.A.III
„Die ersten Spähtrupps sind zurück. Es werden immer mehr solcher Schalen-Türme gebaut. Leutnant Roger zeigt sich zunehmend besorgt. Er redet häufig von sfärischen – schreibt man das so? – Schwingungen, die aufgefangen werden. Für mich ist das alles zu kompliziert.“
7. Tag im 2. Heliosmond im Jahre 41 n.A.III
„Es ist uns gelungen, Kontakt zu einer hiesigen Schmuggler-Truppe aufzunehmen. Die transportieren nicht nur Ware über den Jolborn hinüber nach Heligonia sondern nehmen auch Passagiere mit. Kasimir vermutet, dass es sich um Mitglieder des EOM handelt.“
21. Tag im 3. Heliosmond im Jahre 41 n.A.III
„Es handelt sich in der Tat um Mitglieder des EOM. Gunther konnte sich an die Fersen eines der Passagiere heften und ihm unbemerkt bis nach Fliranstedt folgen.“
9. Tag im 2. Xurlmond im Jahre 41 n.A.III
„Kasimir hat den Rückmarsch befohlen. Er will noch vor Einbruch der Saarkamonde zurück in Wulfenstein sein.“
27. Tag im 3. Xurlmond im Jahre 41 n.A.III
„Zurück in der Heimat! Während meine Kameraden und ich ausschifften ging Kasimir umgehend zu einer Audienz in die Feste Wulfenstein um Bericht zu erstatten. Ich freue mich schon darauf, in Kürze wieder daheim zu sein.“

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