Was die Heligonier am liebsten hören
1 (-) W.A. Mordshart – „Angilbert! Angilbert!”
2 (3) Die Medici – „Viergespaltene Seele“
3 (2) Raimondo Altongo – „Oh! Ah! Bella!“
4 (-) Die letzten Fernwanderer – „500 Meilen“
5 (5) W.A. Mordshart und Pavo Rothner – „Der Buraitreiber“
6 (1) Brutus Springstein – „Tod meiner Heimatstadt”
7 (4) Die Wüstenlärchen – „Sedomeesische Tänze“
8 (7) Sie könnten Giganten sein – „Die Dame und der Tiger“
9 (10) Die Medici – „Bursche“
10 (-) Sie könnten Giganten sein – „Menschen gegen Affen!“
Publikation: Helios-Bote Seite 28 von 34
Tageskurse
Der Aurazithpreis legt leicht zu. Der Cidre-Preis steigt erheblich, was an der hohen Nachfrage aufgrund des sommerlichen Wetters und vielfältig stattfindender Feierlichkeiten festgemacht wird. Der Preis für Seidenstoff und andere hochwertige Tuche ist weiterhin im Steigen begriffen. Auch dies scheint der Nachfrage vor allem im Kontext von Festen und Feierlichkeiten geschuldet zu sein. Ganz besonders betrifft diese hohe Nachfrage den edelsten aller Stoffe: Chison. Da dieser Stoff allerdings extrem selten ist, musste der Handel zwischenzeitlich aufgrund mangelnden Angebots sogar vollständig ausgesetzt werden.
Was sich schickt:
Jubiläen
Amtsübergaben
Schiffsparaden
Und was nicht:
Saboteure
Chison-Knappheit
Am Abend des Pretoriustags, 22. Tag im Saatmond, 109 n.d.E., wurde in der Kapelle zu Kolkweiler in Celvar auf schändlichste Weise eine Reliquie entwendet. Bei der Reliquie handelte es sich um den seit etwa 50 Jahren im Keller der Kapelle aufbewahrten Schädel des heiligen Idonäus. Glücklicherweise konnte der Dieb von Bruder Severus, Optio der heiligen Miliz, am darauffolgenden Gessiustag entlarvt und gestellt werden. Die Reliquie, die der Dieb in der Nähe der Kapelle gut versteckt hatte, wurde am späten Nachmittag offensichtlich unversehrt aufgefunden.
Einen besonderen Dank möchte Primus Pacellus in diesem Zusammenhang der anwesenden Ogedenschaft aussprechen, die sich vor Ort an der Suche nach der Reliquie beteiligt hatten, im Besonderen an den Sohn des Xurl, Baron Foranan McDonough, der die Reliquie schlussendlich gefunden hat und sicher an die anwesenden Brüder im ceridischen Glauben, den edlen Ritter Normund von Lodenburg und Bruder Severus übergeben konnte.
Die Reliquie befindet sich momentan zur Untersuchung in der Abtei Gunara und wird, nachdem ihre Unversehrtheit gewährleistet ist, in der Kapelle zu Kolkweiler neu eingesegnet.
Sollte der werte Leser sich auf eine der beliebten Reden des Landesvaters freuen, so muss dieser auf die nächste Ausgabe vertröstet werden. Vielmehr sprach der Wesir des gräflichen Hauses, Makbul Ibn Ben Feysal, eine dringende Warnung aus, die unverzüglich von jedem Omu des Landes von den Türmen über das Land schallen soll.
„Geliebtes Volk unseres großen Herrschers!
Besorgniserregende Ereignisse suchen landesweit die Märkte heim. Tomaten, groß wie Buraihoden überschwemmen die Warenumschlagsplätze unserer Stadt zu lächerlich niedrigen Preisen. Optisch eine Augenweide, doch von fadem Geschmack, geradezu wässrig. Verzehrt man sie nicht sofort, dann wird über Nacht das ganze Ausmaß der Katastrophe gegenwärtig. Binnen weniger Stunden ändert sich der Aggregatzustand von fest zu flüssig – aus der beim Einkauf noch festen, knackigen Frucht wird übel riechender Tomatensaft.
Auf niederträchtige Art und Weise getäuscht wendet sich der arme, geprellte Darianer von den einstmals so geliebten Tomaten ab. Die Frauen weinen über das Unglück, wenn sie ihren Familien statt leckerer Tomaten nur eine verdorbene Tomatenbrühe servieren können. Ob der Dringlichkeit der Angelegenheit hat sich der Dekan der renommierten Academica Rocorion höchstpersönlich um Klärung des Missstandes gekümmert. Ein endgültiges Ergebnis wird im nächsten Mond verkündet, doch es konnte bereits zweifelsfrei geklärt werden, dass es sich um unnatürliches Wachstum handelt. Die Gelehrten konnten sogar Rückstände magischer Strahlung feststellen. Es ist also anzunehmen, dass Tomaten mittels Magie vergrößert wurden. Diese entwich jedoch nach dem Kauf, was dazu führte, dass die Verwandlung von der prallen Frucht zum schleimigen Brei nicht lange auf sich warten lässt.
Es versteht sich von selbst, dass kein Darianer es jemals in Betracht ziehen würde, einen solchen Frevel zu begehen, daher sei der Ursprung dieses Betrugs außerhalb der Landesgrenzen zu suchen. Unser geliebter Herrscher rät dazu keine ausländischen Tomaten mehr zu kaufen und ein Einfuhrverbot werde gerade geplant.“
Jammernd und wehklagend verließ die enttäuschte Menschenmenge den Platz vor dem gräflichen Palast, um die Tavernen aufzusuchen. Dort ertränkten sie ihren Kummer, jedoch nicht ohne die Gläser auf den verehrten Grafen zu erheben.
Als Resolution der letzten Herrscherbegegnung erließ Seine Allerdurchlauchtigste Majestät, König Aximistilius III. verschiedene Edikte, um das Königreich zu schützen.
ines der Edikte fordert die Sicherung der in jüngsten Jahren entstandenen, unnatürliche Übergänge zwischen Heligonia und dem weit entfernten Corenia in den Südlanden. Diese bergen unvorhersehbare Gefahren, da die unkontrollierten Übergänge den Feinden des Reiches offene Passagen für überraschende Angriffe ermöglicht.
Daher ist es von oberster Wichtigkeit, die Portale frühzeitig aufzuspüren und zu sichern. Hierfür ist vor allem der Einsatz von Fernwaffen erforderlich. Daher ist die Verbesserung und Entwicklung derselben voranzutreiben. Hierzu wurden Akademien und Universitäten beauftragt, sowohl das Aufspüren der Portale, als auch die Verbesserung von Fernwaffen zu erforschen, ebenso wie die Ausbildung von Fernkämpfern voranzutreiben.
Die Familie von Celvar lädt hierzu gemeinsam mit dem Kollegium der Freien und Ersten Punischen Akademie der Hohen Magie und des Arcanen Instituts zu Thalwacht interessierten Adel sowie Gelehrte auf das Anwesen Kolkweiler bei Bergwacht ein, um die bisherigen Erkenntnisse auszutauschen und voranzutreiben. Gelehrte seien dazu ermutigt, auch ihre Forschungen und Theorien zu den Portalen sowie Portalreisen kundzutun.
Doch werden auch andere Themen politischer und gesellschaftlicher Natur auf die Traktatenliste genommen, die auf der Zusammenkunft vorgestellt werden.
In die eher kargen und abgelegenen Teile der Lormark zieht es normalerweise nur gelegentlich einen Boten, sonst waren Wanderer in der Vergangenheit die große Ausnahme. Doch nun scheinen etliche Heligonier den Reiz der Landschaft für sich entdeckt zu haben: In Hegardsrast, einem kleinen Weiler mit vielleicht einem Dutzend Häusern, beherbergt inzwischen fast jeder Hof ein paar Gäste aus der Ferne, die es in diesen entlegenen Winkel verschlagen hat. Viele von ihnen sind Barden, Musiker, Künstler und scheinen hier Inspiration zu finden. Zogen einige von ihnen nach ein oder Wochen weiter, soll es auch den ein oder anderen geben, der sich für mehr als einen Monat einquartiert hat. Den Dorfbewohnern gefällt es, haben sie doch neben einem Zubrot nun auch viel Unterhaltung durch so manche Darbietung der Gäste.
Am Rande des Dorfs ließen ogedische Priester ein verfallenes Steinhaus instand setzen. Hier wohnen und wirken nun Priester der Viere und zelebrieren täglich die ogedischen Riten. Ob auch die Priesterschaft hier Kraft aus einer Inspirationsquelle schöpft, ließ sich nicht in Erfahrung bringen – und ob sich die Gegend zu einem Touristenmagnet entwickelt oder etwas anderes hinter der plötzlichen Menge an Besuchern steckt, werden wohl die kommenden Monde zeigen. Der Hofchronist wird wie immer berichten!
Hört, Ihr Reiter Heligonias,
Das Volk der Borharcôner, es steht am Scheideweg.
Die Tage nahen, welche zeitigen Leben oder Untergang!
Atmas Vermächtnis, es ist Wunder und es ist Mysterium:
Das Blut, das heilige Blut der Sorebramorer, es kehrt zurück!
Mit jedem Tag, da ein Kind geboren, weist Yom ihm den Weg.
Der Rote Feind, er hat die Fährte aufgenommen. Blutdürstend bricht er ein in unsere Yurten, rötet die Felle, zertritt Liomnes Feuer, vernichtet das Blut, wenn er es fassen kann.
Die Mächtigsten, sie haben sich aufgemacht, aufzuschweben in die sieben Lande des Himmelreichs und hinabzusteigen in die schwarzfinstren Tiefen der Unterwelten.
ALLES – Licht wie Schatten – ist es, was wir wider den Feind einsetzen werden. Weder Halt noch Gnade wird es geben, weil Fei’na ist, was wir sind.
Das Volk der Borharcôner, es wird alsbald verhasste Ketten sprengen, das Haupt stolz erheben und rufen: „Zarbad Harcôr!“ und endlich wieder Fliegende Falken sein.
Asche und Staub, der goldene Krone;
Sieg oder Untergang!
Der Winter hat gerade die Rebenhainer Gestade verlassen, da verlässt auch der Herr von Rebenhain sein Winterquartier: Es muss nach dem Rechten geschaut werden. Der Tross bewegt sich rasch durch die Baronie, hierhin und dorthin, alle wichtigen Orte, Städte und Heiligtümer werden besucht, um gute Ernte wird gebetet. Trotz einer gewissen Eile müht sich der Baron ein offenes Ohr zu haben, Worte aufzunehmen und Anweisungen zu hinterlassen. Berichtenswert erscheint ein Zwischenfall beim einem Gerichtstag in Pogelsweiler. Dort traten Beschwerde führende Weinhändler und Winzer auf, die sich über die Konkurrenz aus Nurian beschwerten. Noch immer verkaufen Nurianer Händler einen sogenannten Edelrundling der nicht nur dem Namen nach sondern auch im Geschmack dem Rebenhainer Rundedling recht ähnelt. Der Verdacht, dass Traubenstöcke entwendet oder gestohlene Reben auf Nurianer Stöcke aufgepfropft wurden, liegt nahe. Die Angelegenheit konnte nicht letztgültig geklärt werden. Der Baron sagte aber zu, auf diplomatischem Wege tätig zu werden.
Dann ging die Reise in die weiter im Norden gelegene Reichsvogtei. Seine Hochwohlgeboren besuchte die nach etlichen Jahren Bauzeit weit fortgeschrittene Baustelle für die Burg in Kratorpolitanien, ebenso auf der anderen Seite des Flusses die inzwischen wieder weitgehend hergestellte Hadriansblick. In einer Ansprache betonte der Reichsvogt die Wichtigkeit der nördlichen Grenzsicherung gegen die im Norden grassierenden Aufrührereien und das herrschende Chaos. Zuletzt wurde auf ein friedvolles Jahr angestoßen. Was könnte schon den Frieden stören?
Zwei leere Betten fand der Kerzenziehermeister Knev Ullhart vor, als er zum ersten Hahnenschrei des 5. Tages des II Xurlmonds, die beiden scheinbar saumseligen Lehrlinge aus dem Stroh jagen wollte. Zunächst glaubte der landbekannte Meister noch an einen Dummenjungenstreich seiner Schützlinge, doch nachdem sie weder im Laufe des Tages, noch am Abend und auch zwei Tage später immer noch nicht heimkehrten, geriet der Drachentrutzer allmählich in Sorge und verständigte die Burgwache. Emsige Nachforschungen ergaben, dass die Jungen am Abend des 4. Tag – also am Vortag ihres letzten Zusammentreffens – die Feste aufgrund eines nie angeordneten Botengangs durch das Südtor verlassen hatten und seither von keiner Menschenseele mehr gesehen worden waren. Da die beide jungen Drachentrutzer bekanntermaßen zu jenen hitzigen Gemütern zählten, welche den angrenzenden Antrutzern mehr als missgünstig gegenüberstehen, wurde auf Geheiß des Burgvogts Kerstan von Tuachall umgehend eine Abordnung in die Nachbarbaronie entsandt. Allein, die Lehrlingsbuben scheinen in den Antrutzen niemals angekommen, egal mit welchen wirren Vorsätzen sie auch immer losgezogen waren. Ortskundige Augen besahen sich sodann alle möglichen und unmöglichen Wege zwischen dem Fürstensitz und der Wallbaronie, doch waren auch hier – man muss eigentlich sagen, den Vieren sei Dank! – keinerlei Anhalt auf Gewalt oder Flucht zu entdecken. Auf der Feste verdichtete sich unter der Bürgerschaft indessen die Sorge um die Burschen, nebst ins Kraut schießende Befürchtungen, zu allerhand Unmut. Noch während die Burgwache nach dem Verbleib der Vermissten fahndete, rottete sich vor Meister Ullhart Haus eine lautstarke Menschenmenge zusammen, bevor sie sich laut krakelnd – und mit allerlei Handwerkszeug bewaffnet – in Richtung Südtor aufmachte. Derart war die Stimmung der Bürger aufgeheizt, dass die Bemannung des Südturms dem Mob allein durch das Abfeuern von einem halben Dutzend Warnschüssen Einhalt gebot. Missmutig zog hierauf die Menge von dannen, wobei sich der Groll noch in der Demolierung der Taverne Zum Mantelhaken, dem Diebstahl eines großen Weinfasses, sowie von fünf Karnickel und sechs Eiern, entlud.
Burgvogt Kerstan von Tuachall ordnete eine sofortige, für die Dauer von sieben Tagen währende Verstärkung der Wachschaft an und versetzte zudem die gesamte Burgwache der Feste in erhöhte Alarmbereitschaft. Trotz alledem drohte die Lage ganze zehn Tage später erneut zu eskalieren. Ein hier ungenannt bleibender, besorgter Drachentrutzer meldete seine Ehegattin als seit drei Tagen verlustig. Der hierauf eilends ausschwärmenden Burgwacht gelang es glücklicherweise sehr rasch, die Vermisste – friedlich im Bette liegend – ausfindig zu machen. Pikanter Weise befand sich die Ahnungslose zum Zeitpunkt ihres Auffindens jedoch nicht bei sich zu Hause, sondern wurde unsanft in der Bettstatt eines anderen Mannes aus süßem Schlummer erweckt. Der Vorfall machte freilich rasch die Runde, trug zwar in der allgemeinen Erheiterung zur Entspannung der Lage auf der Feste bei, doch muss an dieser Stelle einmal mehr die Obrigkeit zu entschlossenerem Handeln aufgefordert werden, endlich die Zwietracht zwischen An – und Drachentrutzer zu schlichten, bevor irgendwann noch Ärgeres passiert.