Publikation: Helios-Bote Seite 29 von 34

Samuel von Turlach und Ildari von Ossiaris geben Geburt ihres Sohnes bekannt

Hiermit sei feierlich die Geburt unseres Sohnes, Andaryn von Turlach und Ossiaris, am Gwontag, dem 11. Tag im 2. Xurl, 46 n.A.III, bekanntgegeben. Der Stammhalter unserer Familien Turlach und Ossiaris hat gesund und kräftig das Licht der Welt erblickt. Es ist unser Ansinnen, ihn im Geiste der Freundschaft zwischen Drachenhain und Ossiaris sowohl im ogedischen wie im ossiarischen Glauben aufzuziehen, auf dass er sich mit Erreichen des Mannesalters selbst bekennen möge.

Öffentliche Verlautbarungen der Kanzlei der Antrutzen

Lehrlinge und Gesellen gesucht
Die Antrutzer Zunftmeister berichten übereinstimmend über einen allgemeinen Mangel an Lehrlingen und Gesellen im Antrutzer Handwerk. Besonders eklatant ist der Mangel bei Tischlern, Zimmerleuten, Fuhrleuten, Küfnern, Wachsziehern und Gerbern.
Bewerber – gerne auch von außerhalb der Antrutzen – werden gebeten, sich beim Zunftmeister der jeweiligen Zunft zu melden.


Neue Silberader bei Nebelhorn gefunden

Nach einer jahrzehntelangen Durststrecke im Antrutzer Bergbau gibt es endlich einen Silberstreif am Horizont: Bei Probegrabungen wurde in einem Seitental in der Nähe von Nebelhorn eine neue Silberader entdeckt. Noch ist nicht klar, wie ergiebig das neue Vorkommen ist, aber das Erz ist von guter Qualität und die Stimmung in der vom Unglück gezeichneten Gemeinde ist nach langer Zeit endlich wieder vorsichtig optimistisch.


Einbruch im Jagdhaus des Kanzlers

Zwischen dem 12. und dem 14. Tag des II. Helios wurde im Jagdhaus von Kanzler Eduardo Franpani vom Rad ein Einbruch verübt. Der oder die Täter hebelten einen Fensterladen aus den Angeln und verschafften sich so Zutritt in das Gebäude, das zwischen Nebelhorn und Apfelstett liegt. Da der Kanzler nach eigenen Angaben „nichts für Prunk übrig“ habe, fiel die Beute eher mager aus. Es wurde vor allem Jagdbekleidung gestohlen. Einziger vermisster Gegenstand von höherem Wert war ein hochwertiger Jagdbogen mit dazugehörigen Pfeilen. Für Hinweise die direkt zur Ergreifung des Täters oder der Täter hat der Herr vom Rad eine Belohnung von 10 Dukaten ausgelobt. Sollte der Täter bereuen und sich selbst mit der Beute stellen, so wird ihm eine verhältnismäßig milde Strafe zugesichert.

Xurls Wille?

Zur causa Erdrutsch auf der Straße nach Schwarzsee (der Bote berichtete).

Laut tönten die Schwarzsee(h)er und allen voran ihr Xurlgeweihter schon vor dem Bau der Straße über den Bocksbergrücken nach Schwarzsee: Man solle das sein lassen, das würde Unglück bringen, Xurl sei dagegen und so weiter und so weiter…
Auch in Glefenbach hörte man kritische Stimmen über den Bau: Zu teuer sei das Vorhaben, nur um eine rückständige Gemeinde mit seltsamen Traditionen, die doch schon immer lieber für sich bleiben wollte, besser an die Zivilisation anzubinden.
Nun, da ein Erdrutsch ein langes Wegstück unter sich begraben hat, fühlen sich die Warner und Mahner bestätigt.
Da ich immer im Auftrag der Wahrheit unterwegs bin, habe ich mir die Mühe gemacht, den Unglücksort kurz nach dem Bekanntwerden des Erdrutsches zu besichtigen. Spannend ist dabei nicht die verschüttete Straße, sondern der Bereich oberhalb, wo der Hang abgerutscht ist. Hier sieht man, dass sich ein großes Stück Fels von einer Felswand gelöst hat. Doch die Abbruchkante war geschwärzt von Ruß. Hat hier ein Blitz eingeschlagen und dem Willen Xurls Nachdruck verliehen? Eher nein würde ich sagen, das ganze sah mir eher danach aus, als habe ein Alchimist hier seine Spuren hinterlassen.

Ist das Abstürzen des Hangs also wirklich Xurls Wille? Ich sage nein!
Es war der Wille des Xurlgeweihten von Schwarzsee und der Schwarzmüllers aus dem Schwarzbachtal, unterstützt von einem Unbekannten mit einer großen Menge Schwarzpulver.
Sollte man die Straße wieder aufbauen? Ich sage wiederum nein! Lasst die rückständigen Schwarzseeer sich in ihrer selbstverschuldeten Rückständigkeit suhlen, bis sie schwarz werden!
Sollte man das Ganze also auf sich beruhen lassen? Ein drittes Nein! Die wahren Schuldigen müssen gefunden und bestraft werden! Hier wurde etwas zerstört, das von unserem Zehnt bezahlt wurde. Lasst die Verursacher dafür bezahlen und mit dem Geld etwas Sinnvolleres tun, etwa die Straße nach Nebelhorn ausbessern oder den Bau einer Stadtmauer in Glefenbach beginnen!

Edle Damen und Herren, Freunde und Wohlgesonnene, Einwohnerschaft der heligonischen Lande,

einige unter Euch mögen sich an mich Adelina von Hohenfeld erinnern, als Gastgeberin gemeinsam mit meinem Gemahl Eberhard von Bornhausen beim Rebenhainer Eberswaldfest. Einige mögen sich auch wundern über meinen neu erworbenen Titel einer Gräfin. Dies ist eine lange Geschichte, die ich kurz aufzeichnen möchte.
Das Licht der Welt erblickte ich auf der Insel Felsenstolz auf dem Gut Hohenfeld, nach dem zu Ehren meiner werten Mutter, die naheliegende Ansiedelung benannt wurde, im Freien Hohenfeld-Dillenstein. Als erstgeborenes Kind meiner werten Eltern Freiherr Ludewig von Dillenstein und Freifrau Klara von Hohenfeld genoss ich eine meinem Stand gemäße Ausbildung um später die Güter meiner werten Eltern zu übernehmen und zu führen. Zu meinem Gemahl haben meine werten Eltern Pipin von Bornhausen auserwählt.
Die Verträge waren bereits vorbereitet, als das Schicksal mit seiner ganzen Allgewalt zuschlug. Bei den Vorbereitungen der Hochzeitsfeierlichkeiten lernte ich den jüngeren Bruder, meinen Gemahl Eberhard von Bornhausen kennen und lieben. Da ich die Verfügungen meiner werten Eltern missachtete und den nicht erbberechtigten jüngeren Bruder ehelichte, verlor ich die mir durch Geburt zustehenden Rechte.
In unseren jungen Jahren führten wir ein unstetes Leben. Wir durchstreiften viele Länder, immer auf der Suche nach Abenteuern. Da meine Ausbildung auch die Handhabe der Waffen einschloss konnte ich meinem Gemahl bei mach einem Scharmützel und bei vielen seiner ihm aufgetragenen Aufgaben zur Seite stehen.
Seit der Geburt unserer prächtigen Kinder fiel mir das unruhige Leben zunehmend schwerer. Das Schicksal meinte es gut mit uns. Krator von Rebenhain überlies uns Burg und Ländereien Eberswald als Lehen. Dort verbrachten wir glückliche Jahre und wir konnten uns um die Erziehung und Ausbildung unserer Kinder bemühen.
Dann hat das Schicksal nochmals mit all seiner Allgewalt zugeschlagen. Den Oheim meines Gemahls, Peter von Bornhausen mussten wir zu Grabe tragen. Da er ohne Nachkommen geblieben war, wurde er von meinem Gemahl beerbt. Mein Gemahl erbte nicht nur die Ländereien und Güter, sondern auch den Titel des Grafen. Nach geltendem Recht auf Felsenstolz wurde ich zur Gräfin.
Durch diese Wendung des Schicksals wurden meine werten Eltern milde gestimmt. Sie verziehen mir meinen einstigen Ungehorsam, da ich nun nicht mehr unter Stande verheiratet war. Sie gaben mir alle meine mir durch Geburt zustehenden Rechte und Pflichten zurück. Zur Besiegelung unserer Verehelichung erhielten wir Edelsteine aus den Minen meines werten Vaters gefasst in Silber aus den Höhlen des Steinbärengebirges zu edlen Ringen verarbeitet.
Durch die Erbschaft meines Gemahls und meine wieder erworbenen Rechte sind wir in der glücklichen Lage unserem Dank Ausdruck zu verleihen, für die uns entgegen gebrachte wohlgesonnene Aufnahme im sonnigen Rebenhain. Bereits bei der Herrscherbegegnung haben wir mit Krator von Rebenhain einen Vertrag besiegelt über die Errichtung eines Waisen- und Witwenhauses. Es ist uns durchaus möglich dieses Vorhaben durch Baumeister und Handwerker aus unserer Heimat errichten zu lassen. Wir würden es jedoch begrüßen, wenn dies durch ortsansässige Baumeister und Handwerker geschehen würde. Wir haben grobe Zeichnungen anfertigen lassen, die wir gerne zur weiteren Bearbeitung interessierten Baumeistern zur Verfügung stellen.

An alle dem hohen Stande angehörenden wohl vornehmen Damen und Herren Heligonias und all jenen, welche Heligonia freundschaftlich verbunden sind möchte ich,

Eberhard von Bornhausen
Graf von Borntal
Ritter zu Rebenhain

in freundschaftlicher Verbundenheit zum Wissen aller, meinen Weg bis zum jetzigen Tage kundtun.

Als zweitgeborener Sohn meines Vaters Friedrich von Bornhausen und meiner Mutter Edelfriede von Ausigsburg wurde ich in eine Zeit der Befriedung nach einem unerbittlichen Krieg um die Verteilung der Ländereien auf der Insel Felsenstolz geboren. Die politische Ordnung ließ eine lange Zeit des Friedens erhoffen.

Mein Oheim Peter von Bornhausen, Graf von Borntal unterrichtete mich in der Führung sämtlicher Waffen und in der Einhaltung und Ausführung der höfischen Etikette. Mein Bruder, Pipin der Mutige, erbte nach geltendem Recht nach dem Tode der Eltern Westborn. Ich blieb noch einige Jahre bei meinem Oheim um mit ihm so manche Nacht über die Welt und deren Werdegang zu philosophieren.

Mit einem scharfen Schwert und einem noch schärferen Geist ging mein Weg hinaus in die Welt um keinem Streit für die gute Sache aus dem Wege zu gehen. Abenteuer kamen mir zumeist im rechten Augenblick entgegen. Kam ich zu einem Fest, so nahm ich auch hier den Kampf mit Wein, Bier, Schweinen, Hühnern, Ochsen und Wild furchtlos auf.

Bei einem Besuch auf meiner Heimatinsel Felsenstolz lernte ich meine Gemahlin Adelina von Hohenfeld kennen und lieben. Gemeinsam zogen wir durch viele Stürme, fochten so manchen Strauß und gingen für die Gerechtigkeit so manches Mal knapp an der Endlichkeit vorbei.

Nach erfolgreich bestandenen Abenteuern schlug mich Krator von Rebenhain zum Ritter. Als wir nach der Geburt unserer prachtvollen Kinder uns nach einem ruhigeren Leben sehnten, überlies uns Krator von Rebenhain die Burg Eberswald als Lehen.

Mein Oheim Peter von Bornhausen ließ vor Jahresfrist nach mir rufen. Ich folgte seiner Bitte und saß so manche Nacht im Schlafgemach Peters, in der er mir sein Geschäft mit dem Salz erklärte und immer wieder meine Meinung wissen wollte, wie mit Bediensteten und abhängigen Untertanen zu geschirren wäre.

An einem Abend an dem der Wind kühl von den Bergen strich, die ersten braunen Blätter von den Bäumen ins Ungewisse segelten, die Schatten der flackernden Kerzenflamme an der Wand bizarre Bilder hinterließen, rief mich mein Oheim zu sich. Er teilte mir mit, da er nie verheiratet und kinderlos geblieben, sollte ich an Stelle eines Erben treten. Er habe alles von seinem Advokaten festlegen lassen. Somit seien alle möglichen Streitigkeiten aus dem Wege. Ich würde Land und Titel erben. Wenige Tage nach diesem kurzen aber bestimmten Gespräch bekam ich die Nachricht, dass es mit ihm zu Ende gehe. Ich eilte an sein Sterbebett und sah ihn in Ruhe gehen!

Fürstentum Drachenhain, das sind Deine Herrscher

Fast vergessen, doch nicht minder wichtig, sollen unter diesem Titel und mit den folgenden Zeilen namhafte Noble des Landes in ihrem Wirken und Sein portraitiert und damit dem Leser näher vorgestellt werden.
Im Folgenden stellen sich die Lehnsnehmer von Eberswald, in der Baronie Rebenhain gelegen, selbst vor.

Erstes diplomatisches Treffen zwischen Sedomee und Terravino

Am 08. und 09. Tag des 1. Poena im Jahr 46 n.A.III fand ein erstes diplomatisches Treffen zwischen der Gräfin Abigale Charlotte Grace von Greyshire nebst Gefolge und der Freigräfin Amira Kaela von Sedomee und Apurien in Jalamanra statt. Begleitet wurde die Gräfin von Greyshire von Ihren elorischen Verbündeten Malina zu Wechlin, Markgräfin von Merseburg und ihrem Verlobten Baron Julius Caspar von Rampf, die sich im Moment auf Ihrer Verlobungsreise befinden.

Im Clanhaus des Sedomee Clans fand in behaglicher Atmosphäre ein reger Austausch der Kulturen statt. Waren die werten Gäste sehr von der Fülle der sedomeesischen Speisen beeindruckt, so erfuhren die sedomeesischen Gastgeber von einer ganz besonderen Art, Stammesfehden untereinander zu klären. In Eloria ist es Sitte, bei Streitigkeiten eine sogenannte „Klatschete“ auszurufen. Dabei treffen sich die Kontrahenten mit einem Fisch ihrer Wahl auf einem Baumstamm, um sich diesen dann möglichst kräftig gegenseitig ins Gesicht zu schlagen. Ob und wie weit so ein Brauch in Sedomee Anwendung finden könnte, bleibt allerdings ungewiss.

Am frühen Nachmittag des zweiten Tages drohte die bis dahin angenehme Atmosphäre kurzfristig zu kippen, nachdem in den Räumlichkeiten aus bisher noch nicht geklärter Quelle das sedomeesische Schmierblatt, „Sedomee ungeschminkt“ gefunden wurde.
Zu aller Entsetzen fand sich darin ein Artikel, in dem über die werten Gäste aus Eloria sehr in beleidigender Art und Weise zu lesen war.
Es war der besonnenen Reaktion der Freigräfin Amira Kaela von Sedomee und Apurien zu verdanken, dass die bis dahin vorsichtig geknüpften neuen Bande nicht jäh zerrissen wurden. Sie konnte den Gästen glaubhaft versichern, dass selbst sie regelmäßig Opfer spöttischer Artikel dieses Schmierblatts wird und sie nun alles daran setzt, die Übeltäter dingfest zu machen.

Am Nachmittag wurden dann verschiedenste Waren aus Sedomee und Greyshire vorgestellt und sowohl die Gräfin Abigale Charlotte Grace von Greyshire als auch ihre Hochgeboren Amira Kaela von Sedomee und Apurien äußerten den Wunsch nach weiteren Handelsbeziehungen beider Länder. Genauere Informationen zu den Einzelheiten der Handelsbeziehungen folgen in einem nächsten Bericht.

Seltsame Erscheinungen in der Wüste Apuriens

Einige Mitglieder des Mohabi Clans berichteten über seltsame Erscheinungen in der Wüste Apuriens, nahe einer Oase. Es sollen dort „plötzlich“ fremdländische Pflanzen aufgetaucht sein.
Außerdem kam es an jener Oase zu einem tragischen Unglück, als 10 Ziegen des besagten Clans aus einem Wasserloch getrunken hatten, welches aus bisher unerklärlichen Gründen mit Salzwasser verschmutzt war.

Ihre Hochgeboren, die Freigräfin Amira Kaela von Sedomee und Apurien hat nun zum Schutz der Bevölkerung Folgendes angeordnet.
1. Truppen der Rakesh Akademie werden das betroffene Gebiet weiträumig absichern. Ihren Anweisungen ist in jedem Falle Folge zu leisten.
2. Die Wasserquellen sämtlicher Oasen sollen künftig streng bewacht und mehrmals täglich sorgfältig auf Verschmutzungen jeglicher Art überprüft werden. Ungewöhnliche Vorkommnisse sind sofort der Staatskanzlei in Marola zu melden.
3. Die Clanmitglieder des Mohabi Clans werden für ihren Verlust entschädigt und vorerst an einer neuen Oase untergebracht, bis die Ereignisse lückenlos aufgeklärt sind.
4. Gelehrte der Universität von Marola sind bereits seit einiger Zeit vor Ort und werden die Ereignisse genauer untersuchen.

Nach Rücksprache mit den Gelehrten der Universität von Marola geht ihre Hochgeboren Amira Kaela von Sedomee und Apurien davon aus, dass es sich zwar um ungewöhnliche, jedoch nicht unbekannte Phänomene handelt. Offensichtlich hat die Verschmutzung der Wasserquelle etwas mit alten Salzkristallablagerungen in tieferen Bodenschichten zu tun. Freigräfin Amira ist sich sicher, dass die Vorkommisse aufgeklärt und die Bewohner bald wieder in ihr angestammtes Gebiet zurücksiedeln können.

Klatschgazette geht zu weit – Ermittlungen laufen

Nachdem der Handelsgipfel zu Beginn des 1. Poëna im Jahre 46 n.A.III zwischen den Vertreterinnen der Grafschaft Greyshire in Terravino, der Grafschaft Eloria und Sedomee durch einen schockierenden Artikel in der neuesten Ausgabe der Klatschgazette “Sedomee Ungeschminkt – Tavernenklatsch aus Marola” in angespannte Stimmung zu kippen drohte, ließen die Freigräfin und ihre Tochter höchst ungehalten verlautbaren, dass dieses Schmierblatt ab sofort nicht mehr geduldet werde. Es wurden Ermittlungen eingeleitet, um die Verfasserinnen und Verbreiterinnen so schnell wie möglich dingfest zu machen. Mehrere Spuren werden derzeit in Marola verfolgt.
Zitat der Freigräfin: “Der Artikel, in dem scheckliche Gerüchte über einen unserer geschätzten Gäste verbreitet wurden, verletzt die Grundfesten der sedomeesischen Gastfreundschaft. Wir hofften zunächst, über den hiesigen Klatsch Nachricht von ungewöhnlichen Geschehnissen in Sedomee zu erhalten, aber das geht zu weit!”
Unklar bleibt, was mit der kürzlich erstmals aufgetauchten Veröffentlichung “DARIAN EXTREM!” geschehen soll, die eindeutig in dieselbe Kerbe schlägt.
Wem eine Ausgabe von “Sedomee Ungeschminkt” in die Hände fällt, der hat sie umgehend der Staatskanzlei in Marola zukommen zu lassen, und so die weitere Verbreitung zu unterbinden. Zur besseren Identifizierung wird hier das aktuelle Titelblatt der Ausgabe mit dem kontroversen Artikel angehängt.

Einsatz in Corenia

31. Tag 3. Helios 46, abends
Nach Einbruch der Nacht erreiche ich die Karawanserei „Zur großen Linde“. Ich will gerade nach einer Übernachtungsmöglichkeit fragen, da ist von draußen Geschrei und Geklirr zu hören. Unmittelbar darauf stürmen mehrere Söldner in die Taverne, entwaffnen und durchsuchen alle Anwesenden, dann werden sämtliche Gäste aus dem Außenbereich in die Taverne getrieben und ebenfalls festgesetzt. Die Söldner tragen schwarze Kleidung und das neue Wappen Arobens: Links den beridhanischen Bär auf rotem Grund, rechts den schwarzen Raben auf weißem Grund. Ein Hauptmann namens Valerian erklärt die Taverne zu seinem neuen Hauptquartier. Auf einen Zwischenruf, was das alles bedeute, antwortet er: „Der Herr will prüfen, ob man ihm hier ergeben ist.“ Ein Magus in schwarzgoldener Robe betritt den Raum, fuchtelt mit einem Dolch herum und macht einen eher hysterischen Eindruck, als würde er unter großem Druck oder auch einer Portion Rauschkraut stehen. Der Hauptmann erklärt, der Herr hier würde sich nun umsehen, ob jemand von uns nützliche Fähigkeiten habe. Ist also mit „Herr“ nicht Aroben, sondern dieser Magier gemeint? Der legt dem Nächstbesten die Hand auf die Schulter und sieht ihm in die Augen. Ist er ein Mentalist? Es muß bei dem Verdacht bleiben, da ich zum Glück unbehelligt bleibe.

Nach etwa einer halben Stunde ist plötzlich Lärm zu hören. Offensichtlich gibt es draußen Schwierigkeiten! Wir nutzen die Ablenkung für ein kleines Handgemenge und öffnen die Tavernentür: Zu meiner großen Verblüffung ist soeben ein heligonischer Truppenverband eingetroffen! Neben den O’Brians, den Magistern Quendan und Mira Mabignon und einigen anderen Bekannten ist zu meiner großen Freude auch der Orden des Lichts unter Martin Dorn dabei. Angeführt wird die ganze Gruppe von Ritter Ewald von Hüttstatt aus Tlamana, den allerdings ein vergifteter Dolch (des Magiers?) schwer verletzt hat. Magister Quendan erzählt mir, dass sie über ein magisches Tor im angrenzenden Wald angereist seien, allerdings wären die auf der Vjoshavener Seite stationierten Magister verschwunden, und alles habe wie eine magische Explosion ausgesehen. Es sei zweifelhaft, ob man von hier aus durch dieses Tor zurückkehren könne.

Kurz darauf trifft eine weitere Söldnergruppe ein, deren Befehl lautet, sich hier mit Hauptmann Valerian zu treffen. Sie haben eine zerlegte Ballista und mehrere Korbflaschen bei sich. Schnell entsteht ein weiteres Scharmützel, bei dem eine der Flaschen eingesetzt wird: Zerbrochen verbreitet sie einen furchtbaren Gestank, der die Kämpfer zu starkem Husten reizt und so außer Gefecht setzt. Als wirksames Gegenmittel stellt sich Pfefferminztee oder –öl heraus. Der Kampf ist zum Glück schnell zu unseren Gunsten entschieden. Von einem gefangenen Söldner erfahre ich, dass er vor kurzem von diesen „Rabentruppen“ angeheuert worden war, wie viele andere in den Dörfern, und man sich hier und heute sammeln solle. Versprochen waren ordentlicher Sold, Verpflegung, Stiefel und alles, was so dazugehört. Der Herr hätte Geld und habe in letzter Zeit bei den Nachbarn ordentlich eingekauft. Er will in sein Land zurück und seine rechtmäßigen Ländereien zurückerobern. Und jetzt geht es eben endlich los. Morgen sei er da. Mehr wußte er nicht zu sagen. Aroben also doch im Anmarsch! Da die Länder östlich und westlich von Corenia kaum Bedeutung haben, kann es sich bei den „Nachbarn“ eigentlich nur um den Süden handeln, das sogenannte Reich der Mitte. Dies deckt sich auch mit Arobens Ausruf beim Adelstreffen „Der Feind meines Feindes ist mein Freund.“ Gut vorstellbar, dass das Reich der Mitte jede Gelegenheit wahrnimmt, reichsfremde Unruhestifter zu unterstützen, um in Heligonia Chaos zu verbreiten. Von meinem Kontaktmann erfahre ich noch am Abend, dass das Tor im Wald bis gestern nur ein „Riß“ gewesen sei, Valerians Truppen aber heute erst Stelen zur Stabilisierung aufgestellt hatten. Es scheint, dass dieser Riß von Aroben erst vor kurzem entdeckt worden ist, und nun hier das Hauptquartier errichtet werden soll, von dem aus seine Truppen nach Heligonia übergesetzt werden sollen. Dies gilt es nun zu verhindern.

01. Tag 1. Xurl 46, vormittags

Nach einer erstaunlich ruhigen Nacht tauchen immer wieder einzelne Gruppen von Söldnern auf, die sich mehr oder weniger einfach abwehren lassen.

Mehrere Leute im Lager erzählen von ähnlichen Träumen: Sie sahen drei Personen um eine Art Liege mit einem Gefangenen. An ihm wurde ein Apparatus angebracht, der ihm unter Schmerzen die Lebensenergie oder Seele entzog. Sie wurde darauf einem neuen Körper eingegeben. Einige sprachen auch von Totenerweckung, jedenfalls erinnerte die Schilderung stark an den Essenzapparat von Aroben. Keine der drei Personen sah allerdings wie Aroben auf meinem Steckbrief aus!

NB. Aus einigen Wassergefäßen und Muscheln ist Rauschen und Flüstern zu hören, das einige Leute als Gebet an Xurl verifizieren. Die Meinung der Geweihten und Schamanen geht dahin, dass das Wasser des Ortes durch irgend etwas unrein geworden ist und gereinigt werden müsse.
Auch ein anwesender Barde hatte vor einiger Zeit eine Eingebung für ein Lied, das ich mir anhöre: Es handelt von den Wasserwesen Alalusa, die ein friedliches Volk waren, bis sie eines Tages vom Reich der Mitte überrannt wurden. In ihrer Not taten sich die Schamanen mit ihrer Kraft zusammen, und der große Alalusa kam vom Himmel herab. Er brachte drei Lanzen, mit deren Hilfe das Reich der Mitte zurückgedrängt werden konnte. Als ich kurz danach mit dem Wirt rede, spricht dieser plötzlich mit anderer Stimme zu mir: ‚Dass der große Alalusa von seinem Meer oben auf das Meer herunten sah, und etwas ist aus dem Gleichgewicht geraten, ein gefiedertes Wesen ist hier und verbreitet Chaos (Rabe?). Und unsere Kinder haben die Ahnen vergessen.‘ Ich frage nach diesen Kindern, und er beschreibt die Corenier. Magistra Mira bestätigt mir darauf, dass aus diesen Menschen offenbar gerade alte Alalusa sprechen. Magister Quendan äußert auch die Vermutung, dass diese drei Lanzen oder Artefakte bis heute einen Schutz vor dem Reich aufrecht erhalten, dieser aber nun irgendwie geschwächt wurde. Wie auch immer, hier ist in der Tat etwas aus den Fugen!

Die Apparatus-Träume bestätigen sich, als ein Mann auftaucht, in dessen Körper offenbar zwei Seelen stecken: Die eine bekämpft panisch jede Erinnerung an „das Ding“, an das der Körper angeschlossen war, die andere gibt sich arrogant und überheblich. Auch als einige gefangene Söldner verhört werden, stellt sich eine gewisse Verstocktheit heraus: Sie haben keinerlei Angst vor dem Tod, da sie „der Herr“ jederzeit wieder in einen neuen Körper stecken kann. Entsprechend nutzlos ist auch der Versuch einer Abwerbung: Das Versprechen der Unsterblichkeit ist weitaus interessanter als mehr Sold.

In der Tat wird bei einem weiteren Angriff vom Orden des Lichts ein Apparatus erbeutet, der schnell als „Absauger“ bezeichnet wird. Nach einer Untersuchung von Herrn Quendan ist klar, dass keine Seelen enthalten sind, es muß also einen weiteren Apparatus geben. Kann er über Resonanz gefunden werden? Eine interessante Analyse von Magister Quendan: Der Apparatus hat sowohl magische als auch religiöse Komponenten. „Jemand, der sich damit auskennt, hat von Allem etwas Nützliches genommen und zu einem unguten Mischmasch zusammengestöpselt.“
Dieser Jemand erhält bald einen Namen: Magister Exordus Brechnuss! Dieser Magus lebte zu Zeiten Arobens und wurde offenbar ebenfalls von Rabe aus der Vergangenheit ins Leben zurückgeholt. Auf Wunsch Arobens? Er scheint für seine Pläne Spezialisten für Apparati, magische Tore und dergleichen zu benötigen und greift dafür auf alte Bekannte zurück…

Mittags:
Nun soll endlich das Tor im Wald erforscht werden. Natürlich wird es gut verteidigt, und letztendlich wird die Stele, die die Stabilisierung gewährleistet hat, vom Feind selbst zerstört. Es handelte sich auch hier um eine Mischung aus arkaner und religiöser Macht. Das Tor beginnt sich hierauf wieder zu einem Riß zu verschließen und wird äußerst instabil. Magister Quendan rät von einem Durchschreiten dringend ab. Immerhin ist es nun für beide Parteien eine Patt-Situation: Keiner kommt jetzt durch das Tor nach Heligonia.
Als wir zurückkehren, waren inzwischen drei Geweihte im Lager, die darüber klagten, dass ihnen vor einiger Zeit drei Artefakte aus ihren Schreinen gestohlen wurden. Einige erinnern sich, im Traum auf dem Apparatus eine leuchtende Kugel gesehen zu haben. Dies bestätigt unsere Vermutung, dass von Arobens Spezialisten gezielt Artefakte mit göttlicher Macht „besorgt“ und mit arkaner Magie verbunden werden. ( Anm.: Gibt es hier einen Zusammenhang zu der ungeklärten Diebstahlserie einiger religiöser Gegenstände vor etlichen Jahren in Heligonia?)

Nachmittags:
Unmittelbar darauf werden wir von einer großen Gruppe Rabensöldner attackiert. Brechnuss und ein truhengroßer Apparatus sind ebenfalls vor Ort, auf ihm die leuchtende Kugel! Trotz mehrerer tapferer Angriffe scheint eine Eroberung des Apparatus aussichtslos, wir müssen uns notgedrungen auf eine Verteidigungsstellung zurückziehen. Dennoch war Brechnuss offenbar gezwungen, seine zahlreichen Toten zu schnell wiederzubeleben, so dass der Apparatus zunehmend überhitzt: Schließlich gibt es einen lauten Knall, eine Explosion, und alle verlieren das Bewußtsein.
Das Gefühl, aufzustehen und seinen Körper weiterhin liegen zu sehen, ist schwer zu beschreiben. Sind wir tot? Während wir einem inneren Zwang folgen, zur Taverne zurückzukehren, ziehen sich die Geister der Feinde maulend ebenfalls zurück: ‚Nicht schon wieder!‘ oder ‚Er hat uns versprochen, dass das nicht mehr passiert!‘ ist zu hören. Scheint so, als ob Apparatus-Magie nicht Brechnuss‘ Stärke wäre.

Obwohl Herr Evertun, Geweihter des Helios, ein Gebet an Gwon spricht, müssen wir nach einiger Zeit feststellen, dass dieser auf sich warten läßt. Weil hier Rabe noch an der Macht ist? Oder passiert hier etwas ganz anderes? Im Laufe mehrerer Stunden erleben alle „Toten“ eine Reihe von teils verwirrenden, teils skurrilen Aufgaben, die sich aus verschiedenen Jenseitsvorstellungen zusammensetzen, überwiegend jedoch ogedischen Glaubens. Das Ganze kommt einer „Seelenreise“ recht nahe: Empfang, Prüfung des Lebens, Beurteilung, Sendung. Tatsächlich mündet der Bewußtseinszustand nach erfolgter Prüfung wieder in der Wirklichkeit, in die man (wenigstens körperlich) unversehrt zurückkehrt.
Zuvor aber begleitet mich ein Alalusa einige Schritte. Er entschuldigt sich vielmals für das, was geschehen ist, aber sie hätten keine andere Möglichkeit gesehen, mit uns in Kontakt zu treten. Es tut ihnen leid, dass sie diese Bilder wählen mußten, aber sie glauben, dass sie dadurch am besten mit uns reden konnten und wir verstehen. Sie hätten damals die Drei Lanzen nicht zurückgegeben, das sei ein Fehler gewesen. Und ihre Kinder hätten nun ihre Ahnen vergessen und so vieles andere. Als Wiedergutmachung gibt er mir eine Frage frei, die ich den Alalusa bei Bedarf stellen könne.
Außerdem sei der Aroben, den ich suche, tatsächlich hier im Land Corenia, aber nicht in der Nähe. Aber derjenige, der mit den Artefakten herumgespielt habe, sie nun nicht mehr hier.
Schließlich wache ich auf. Der vermeintliche Tod war, wie sich später herausstellt, eine tiefe Bewußtlosigkeit.

Abends:
Im Lager erfahre ich, dass offenbar alle zurückgekehrt sind und eine Frage frei bekommen haben. Allerdings hatten wohl nur Herr Evertun und ich die Ehre, vom „Hauptmann der Alalusa“ persönlich zurückbegleitet zu werden, wofür ich leider keinen befriedigenden Grund weiß.

Während der Zeit unserer Bewusstlosigkeit sorgten die wenigen Frauen des Lagers, die die Explosion nicht erreicht hatte, dafür, dass die drei gestohlenen Artefakte den Geweihten zurückgegeben wurden. Die Reinheit des Ortes kann also wieder hergestellt werden.

Nach einiger Beratung beschließt der Orden des Lichts, die Suche nach Aroben in Corenia noch einige Zeit fortzuführen, während ich in wenigen Tagen zu den Schiffen zurückkehren muß. Da sich Ritter Ewald zunehmend erholt, wird es sicher in den nächsten Tagen eine Entscheidung zu Verbleib oder Rückkehr geben. Hier in Walgenhain wurde der Beginn einer Invasion jedenfalls verhindert; Aroben muß nun erst einen neuen, brauchbaren Riß finden. Für dessen Stabilisierung benötigt er einen fähigen Magus, was nach dem Verschwinden bzw. Tod von Brechnuss zumindest zu einem zeitlichen Aufschub führen könnte. Die Gefahr eines Einmarsches ist aber leider nicht gebannt, sei es durch ein weiteres Tor oder – ganz profan – mithilfe einer Flotte.

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